Fürstentum Tschernigow

Fürstentum Tschernigow
Karte
Fürstentum Tschernigow (dunkelblau) im 12. Jahrhundert
Wappen
Geschichte
Gegründet: 1024
Gespaltet: 1246
Aufgelöst: 1401
Hauptstadt: Tschernigow
Größere Städte: Nowgorod-Sewerski (bis 1097),
Starodub, Brjansk, Putywl,
Kursk, Gluchow, Gomel

Das Fürstentum Tschernigow (ukrainisch Чернігівське князівство, russisch Черниговское княжество) war ein Teilfürstentum der Kiewer Rus mit der Hauptstadt Tschernigow. Das Fürstentum entstand 1024 in Sewerien und wurde im Folgenden zu einem der politisch und wirtschaftlich bedeutendsten Bestandteile des Reiches. Die Fürsten von Tschernigow kämpften mehrfach um die Kiewer Großfürstenwürde, während die Herrschaft über Tschernigow in der Machthierarchie der Rurikiden lange Zeit die Angesehenste nach Kiew war.

Boris-und-Gleb-Kathedrale, erbaut 1097 bis 1123

Zu Beginn seiner Existenz umfasste das Fürstentum ein weitläufiges Territorium überwiegend östlich des Dneprs. Sein Herrschaftsbereich erstreckte sich bis nach Murom und Rjasan im Nordosten und bis zum „Wilden Feld“ im Südosten. Zu den wichtigen Städten des Fürstentums gehörten Nowgorod-Sewerski, Starodub, Brjansk, Putywl, Kursk, Gluchow und Gomel.

Im Jahre 1097 lösten sich ein eigenständiges Fürstentum Sewerien sowie das Fürstentum Murom-Rjasan aus dem Fürstentum Tschernigow heraus.

Der Niedergang des Fürstentums setzte im Jahr 1239 ein, als es im Zuge der mongolischen Invasion der Rus verwüstet wurde. Nach dem Tod des Fürsten Michail von Tschernigow im Jahr 1246 spaltete es sich in mehrere kleinere Fürstentümer Brjansk, Nowosil, Karatschew und Tarussa. Das von den Mongolen zerstörte Tschernigow, lange Zeit eine der größten Städte in der ganzen Rus, konnte die Funktionen der Hauptstadt nicht mehr erfüllen, so dass diese nach Brjansk verlegt wurde. Im 14. Jahrhundert folgten weitere Spaltungen (siehe Obere-Oka-Fürstentümer). Im Folgenden gelangten die Gebiete des einst einheitlichen Fürstentums Tschernigow in den Einflussbereich des Großfürstentums Litauen. Am Ende des 15. Jahrhunderts liefen viele orthodoxe Adlige mit ihren Ländereien zum Großfürstentum Moskau über, nachdem sie in Litauen immer mehr vom Katholizismus bedrängt worden waren. Dies war die Ursache für die ersten Russisch-Litauischen Kriege. Die vielen Nachfahren der Fürsten von Tschernigow stellten im Russischen Reich einen bedeutenden Teil des Hochadels. Unter ihnen waren Fürstenhäuser Worotynski, Trubezkoi, Obolenski, Wolkonski, Jelezki, Odojewski, Mossalski, Barjatinski, Dolgorukow, Repnin und andere.

Siegel von Fürst Oleg I. von Tschernigow 1094

Fürsten von Tschernigow

Mstislav von Tschernigow 1024–1036
Jaroslaw der Weise
(als Großfürst von Kiew)
1036–1054
Swjatoslaw II. 1054–1073
Wsewolod I. 1073–1076
Wladimir Monomach 1076–1077
Boris Wjatscheslawitsch 1077
Wsewolod I. 1077–1078
Oleg I. von Tschernigow 1078
Wladimir Monomach 1078–1094
Oleg I. von Tschernigow 1094–1097
David Swjatoslawitsch 1097–1123
Konstantin von Murom 1123–1126
Wsewolod II. 1126–1139
Wladimir Dawidowitsch 1139–1151
Isjaslaw III. 1151–1154
Swjatoslaw Olgowitsch 1157–1164
Oleg Swjatoslawitsch 1164
Swjatoslaw III. von Kiew 1164–1177
Jaroslaw II. 1176–1198
Igor Swjatoslawitsch 1198–1201/1202
Oleg III. Swjatoslawitsch 1201/1202–1204
Wsewolod IV. von Kiew 1204–1206/1208
Gleb I. Swjatoslawitsch 1206/1208–
1215/1220
Mstislaw II. Swjatoslawitsch 1215/1220–1223
Michael von Tschernigow 1223–1235
Mstislaw III. Glebowitsch 1235–1239/1241
Rostislaw I. Michailowitsch 1241–1242
Michael von Tschernigow 1242–1246

Siehe auch

Literatur

  • Голубовский Н. История Северской Земли до половины XIV ст. Київ 1882
  • Зайцев А. Черниговское Княжество, древнерусские княжества X — XIII ст. М. 1975