Tisserand studierte an der École normale supérieureMathematik und Physik. Er wurde 1866 an der Pariser Sternwarte als Adjunkt angestellt und kam 1873 als Direktor der Sternwarte nach Toulouse, wo er auch Professor wurde. 1878 wurde er zum Mitglied der Pariser Akademie der Wissenschaften (Académie des sciences) ernannt. 1883 wurde er der Nachfolger von Victor Puiseux auf dem Lehrstuhl für Himmelsmechanik an der Sorbonne in Paris. 1884 wurde er zum korrespondierenden Mitglied der Göttinger Akademie der Wissenschaften gewählt.[1] 1892 übernahm er die Leitung der Pariser Sternwarte. Dort leitete er unter anderem das Projekt Carte du Ciel im Zuge dessen der gesamte Himmel photographisch kartiert werden sollte. Gleichzeitig initiierte er einen Photoatlas des Mondes, den Atlas photographique de la lune. Dieser wurde erst im Zuge der Mondlandungen als astronomisches Nachschlagewerk abgelöst.
Als Anerkennung wurde der MondkraterTisserand sowie der Asteroid (3663) Tisserand nach ihm benannt. Kurz vor seinem Tod entwickelte er ein Kriterium zur Überprüfung von Kometenbahnen, das Tisserandkriterium. Ihm zu Ehren wurde in seinem Geburtsort 1899 ein Denkmal enthüllt.
Schriften
Traité de mécanique céleste, 4 Bände, 1860
Thèses présentées à la Faculté des sciences de Paris, 1868
Sur l'étoile double 70 p Ophiuchus, 1876
Recueil complémentaire d'exercices sur le calcul infinitésimal, 1877
Mémoire sur les déplacements séculaires du plan de l'orbite du huitième satellite de Saturne, 1877
Discours prononcé au nom de l'Observatoire national de Paris, 1883
William I. McLaughlin, Sylvia L. Miller: Im Schatten von Riesen. In: Spektrum der Wissenschaft. 8, 2005, ISSN0170-2971, S. 86–91 (Artikel über das Leben und das Werk des Astronomen).
↑Holger Krahnke: Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 1751–2001 (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-Historische Klasse. Folge 3, Bd. 246 = Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Mathematisch-Physikalische Klasse. Folge 3, Bd. 50). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-82516-1, S. 241.