Die Furocumarine leiten sich strukturell von Cumarin durch Anellierung mit einem Furanring ab. Cumarin besitzt vier Bindungen (c, f, g und h) über die eine Anellierung eines Furanrings möglich ist und ein Furanring lässt sich über seine Bindung zwischen C2 und C3 in zwei unterschiedlichen Orientierungen mit jeder dieser Bindungen verknüpfen. Daraus ergeben sich im Prinzip 8 Grundtypen der Furocumarine, von denen vor allem die vier Stammverbindungen Furo[3,2-g]cumarin (Psoralen) 6, Furo[2,3-h]cumarin (Angelicin) 3, Furo[2,3-f]cumarin (Allopsoralen)[S 1]7 und Furo[3,2-c]cumarin[S 2]1 bzw. deren Derivate natürlich vorkommen.[1]
Struktur der 8 möglichen Furocumarine
Beim Psoralen-Typ ist der Furanring mit g-Bindung des Cumarins verknüpft, wobei sich eine lineare Anordnung der drei Ringe ergibt und beim Angelicin-Typ ist der Furanring mit der h-Bindung des Cumarins verknüpft, so dass sich eine gewinkelte Anordnung der drei Ringe ergibt. In beiden Fällen ist das Sauerstoffatom des Furanrings an C7 des Cumarins gebunden, was auf die Biosynthese beider Furocumarine ausgehend von Umbelliferon (7-Hydroxycumarin) zurückgeht.[2]
Biosynthese
Die Biosynthese von Psoralen und Angelicin erfolgt ausgehend von Umbelliferon (7-Hydroxycumarin) in analogen Schritten. Der erste Schritt ist die Isoprenylierung con C6, bei der Biosynthese von Psoralen unter Bildung von Demethylsuberosin bzw. von C8 bei der Biosynthese von Angelicin unter Bildung von Osthenol. Anschließend erfolgt Ringschluss zu (+)-Marmesin bzw. (+)-Columbianetin und danach die Bildung der C–C-Doppelbindung des Furanrings durch oxidative Eliminierung unter Bildung von Aceton und Wasser.[2]
Eigenschaften
Wie die meisten α,β-ungesättigten Carbonylverbindungen sind Furocumarine sehr reaktiv. Unter Einwirkung von Sonnenlicht (UVA- und UVB-Strahlung) werden Furocumarine photoaktiviert. Prominentes Beispiel ist der giftige Saft des Riesen-Bärenklaus (Herkulesstaude). Die darin enthaltenen Furocumarine schädigen den menschlichen Organismus auf zweierlei Weise:
Photosensibilisierend/Phototoxisch: Gelangen Furocumarine auf die Haut und werden anschließend dem Sonnenlicht (UV-Strahlung) ausgesetzt, kommt es je nach Schwere zu verbrennungsähnlichen Symptomen (Hautrötung, Schwellung, Blasenbildung, Läsionen, Photopigmentierung, Narbenbildung).[3][4] Siehe auch Berloque-Dermatitis, Photodermatitis.
Die Furocumarine vom Psoralen-Typ sind stärker verbreitet als die vom Angelicin-Typ. Furocumarine vom Angelicin-Typ kommen in den unten genannten Furocumarin-haltigen Pflanzen, die in der menschlichen Ernährung eine Rolle spielen, insbesondere in der Pastinake vor.[11]
Grapefruit
Orange
Zitrone
Arznei-Engelwurz (Angelica archangelica)
Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum)
Wiesen-Bärenklau (Heracleum sphondylium)
Vorkommen in Früchten, Gemüse und Gewürzen
Typische Lebensmittel, in denen Furocumarine vorkommen sind:[12][11]
↑L. Santana, E. Uriarte, F. Roleira, N. Milhazes, F. Borges: Furocoumarins in Medicinal Chemistry. Synthesis, Natural Occurrence and Biological Activity. In: Current Medicinal Chemistry. Band11, Nr.24, S.3239–3261, doi:10.2174/0929867043363721.
↑ abBourgaud, F., Hehn, A., Larbat, R., Doerper, S., Gontier, E., Kellner, S., Matern, U.: Biosynthesis of coumarins in plants: a major pathway still to be unravelled for cytochrome P450 enzymes, Phytochemistry Reviews, 2006, 5, S. 293–308
↑Eintrag zu Furocumarine. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 19. Mai 2015.
↑R. M. Brooker, J. N. Eble, N. A. Starkovsky: Chalepensin, chalepin and chalepin acetate, three novel furocoumarins from Ruta chalepensis. In: Lloydia. Band 30, 1967, S. 73.
↑Nahar, L., Al-Majmaie, S., Al-Groshi, A., Rasul, A., Sarker, S. D.: Chalepin and chalepensin: Occurrence, biosynthesis and therapeutic potential, Molecules, 2021, 26(6), S. 1609
↑ abMelough, M. M., Cho, E., Chun, O. K.: Furocoumarins: A review of biochemical activities, dietary sources and intake, and potential health risks, Food and chemical toxicology, 2018, 113, S. 99–107
↑Melough, M. M. et al.: Identification and quantitation of furocoumarins in popularly consumed foods in the US using QuEChERS extraction coupled with UPLC-MS/MS analysis, Journal of agricultural and food chemistry, 2017 65(24), S. 5049–5055