Fußball ist der populärste Sport in der Slowakei. Der erste Fußballverein auf dem Gebiet der heutigen Slowakei wurde 1895 in Prešov gegründet. Im Jahr 1919 entstand noch unter dem ungarischen Namen Szlovenszkói Labdarúgók Szövetsége der erste slowakische Fußballverband. 1922 kam es in den drei slowakischen Verwaltungseinheiten (West, Mittel, Ost) zum ersten Bewerb, wobei der erste slowakische Meister I. ČsŠK Bratislava wurde. Der erste gesamtstaatliche Bewerb begann in der Tschechoslowakei 1925, bei dem die Slowakei von I. ČsŠK Bratislava vertreten wurde, der 1927 als tschechoslowakischer Amateurmeister seinen ersten Titel gewann. Bedeutend war in der Mannschaft vor allem Štefan Čambal, der später als Spieler von Slavia Prag der erste professionelle slowakische Fußballer im tschechischen Landesteil wurde. Als denkwürdig gilt das am 26. Mai 1929 stattgefundene Spiel zwischen I. ČsŠK Bratislava und dem englischen Spitzenteam von Newcastle United, bei welchem die Bratislavianer mit 8:1 siegten.[1]
Der erste slowakische Fußballer in der tschechoslowakischen Nationalmannschaft war Pavol Šoral, der sein Debüt 1929 gegen Jugoslawien hatte. Štefan Čambal war Teil jenes tschechoslowakischen Teams, das bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1934 in Italien die Silbermedaille holte. Von 1939 bis 1945 fungierte in der Slowakei ein eigenständiger slowakischer Fußballverband und eine eigenständige slowakische Liga. Bei ihrem historisch ersten internationalen Spiel besiegte die Slowakei Deutschland mit 2:0. Im Jahr 1945 wurde der tschechoslowakische Verband und die gemeinsame Nationalmannschaft erneuert. Im Jahr 1949 wurde Sokol NV Bratislava (der heutige Verein ŠK Slovan Bratislava) zum ersten Mal tschechoslowakischer Meister. Unter Trainer Leopold Šťastný traten in diesem Team besonders die Spieler Michal Vičan, Emil Pažický, Vlastimil Preis und Božin Laskov hervor. Der Erfolg auf gesamtstaatlicher Ebene konnte 1950 und 1951 wiederholt werden. Seit 1953 war die Slowakei mit drei Mannschaften in der tschechoslowakischen Liga vertreten, 1955 gewann Slovan Bratislava seinen vierten Titel und die Anzahl slowakischer Teams in der gesamtstaatlichen Liga stieg auf sechs. 1959 holte Slovans Rivale Červená hviezda Bratislava den tschechoslowakischen Titel.[1]
1980 führte der slowakische Trainer Jozef Vengloš zusammen mit dem Tschechen Václav Ježek das tschechoslowakische Team zum dritten Platz bei der Europameisterschaft in Italien und zur Goldmedaille bei den Olympischen Sommerspielen in Moskau. Auch hier waren slowakische Spieler beteiligt (Barmoš, Kozák, Jurkemik, Ondruš, Masný in Italien, Seman und Kunzo in Moskau). Im Jahr 1992 erlangte Slovan Bratislava den letzten föderatlen Titel. Nach der Unabhängigkeit der Slowakei 1993 wurde die föderale Liga noch bis zum Sommer des Jahres fertiggespielt, im Herbst 1993 begann die erste Liga der Slowakischen Republik: die Fortuna liga. Sie besteht aus 12 Mannschaften, bekannte Vereine sind neben ŠK Slovan Bratislava (erster slowakischer Meister 1994) und Spartak Trnava auch FK AS Trenčín und MŠK Žilina. Bisher haben drei slowakische Clubs die Gruppenphase der UEFA Champions League erreicht: 1. FC Košice (1997/98), FC Artmedia Bratislava (2005/06) und MŠK Žilina (2010/11). Auf nationaler Ebene wird noch die 2. Liga gespielt, während die 3. Liga in vier Gruppen (Bratislava, West, Mitte und Ost) geteilt ist. Weiter unten in der Fußballhierarchie stehen die 4. Liga mit sieben Gruppen und die 5. Liga mit vierzehn Gruppen. Danach folgen 38 Regionalligen, die von jeweiligen Regionalfußballverbänden organisiert werden.[2]
Die Männernationalmannschaft kam in letzter Zeit in Fahrt und konnte sich als Gruppensieger für die Fußball-Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika qualifizieren. Nachdem die slowakische Mannschaft überraschend gegen den Weltmeister Italien mit 3:2 gewonnen hat, qualifizierten sich die Slowaken auch für das Achtelfinale, wo sie jedoch nach einer 2:1-Niederlage gegen den späteren Finalteilnehmer Niederlande ausschieden. Der derzeitige Nationaltrainer in der Slowakei ist Vladimír Weiss. Die Nationalmannschaft der Frauen wird von Zsolt Paluszta trainiert.
Meisterschaft
Die slowakische Fußballmeisterschaft für Vereinsmannschaften wird alljährlich in der bis 2014 so genannten Corgoň liga ausgetragen. Sie ist die höchste Spielklasse und wird von der in Nitra beheimateten Brauerei Corgoň gesponsert. Zur Saison 2014/15 wurde die Corgoň Liga in "Fortuna Liga" umbenannt. Die erste slowakische Fußballliga entstand in ihrer heutigen Form im Jahre 1993, als man nach Ende der Föderation mit Tschechien die gemeinsame Spielklasse nicht mehr fortsetzte. Das Zuschauerinteresse ist relativ gering. Es lag 2007/08 bei ca. 3000 Zuschauern/Spiel. Dabei muss allerdings berücksichtigt werden, dass die Slowakei nur 5,5 Mio. Einwohner hat. Die Klubs verkaufen ihre Spieler an finanziell stärkere Klubs in Richtung Westen, neuerdings geht es aber auch in Richtung Ost, Nord und Süd. Beispiele für Spieler, die sich in einen der international bedeutenden Ligen etabliert haben, sind Marek Hamšík, der beim italienischen Verein SSC Neapel unter Vertrag steht oder Peter Pekarík, der aktuell für den BundesligistenHertha BSC unter Vertrag steht und früher für den MŠK Žilina gespielt hat.
Der Rekordmeister ist Slovan Bratislava mit acht Titeln, der nach der Saison 2003/04 in die 2. slowakische Liga abstieg. Der Wiederaufstieg gelang zur Saison 2006/07. Seit 2003 haben sich mit MŠK Žilina, FC Petržalka 1898 und MFK Ružomberok jedoch andere Mannschaften in den Vordergrund gespielt.
Die zweite Spielklasse der Slowakei nennt sich seit der Saison 2006/07 "1. Liga", die dritte Spielklasse ist unterteilt in die 2. Liga West und die 2. Liga Ost. Die 1. Liga spielt wie die Corgoň Liga zurzeit mit 12 Mannschaften, die beiden 2. Ligen spielen mit 16 Mannschaften.
1997 gelang der 1. FC Košice als erster slowakischer Verein die Teilnahme an der Champions League, wo sie jedoch bereits in der Gruppenphase ausschieden.
Pokal
Der Slowakische Fußballpokal (slowakisch Slovenský pohár) ist der Fußball-Pokalwettbewerb für slowakische Vereinsmannschaften. Er wird jährlich vom Slowakischen Fußballverband (slowak. Slovenský futbalový zväz, SFZ) veranstaltet.
Der Pokal wird seit der Saison 1969/70 ausgetragen, der erste Sieger war die Mannschaft von Slovan Bratislava.
Rekordsieger ist Slovan Bratislava mit insgesamt 12 Pokalsiegen.
Teilnahme der Slowakei an der Fußball-Europameisterschaft
2016: im Achtelfinale an Deutschland gescheitert
Teilnahme der Slowakei an der Fußball-Weltmeisterschaft
↑ abAutorenkollektiv: Slovensko A–Ž [= Die Slowakei von A bis Z]. Bratislava 2009, S. 110. (slowakisch)
↑ abAutorenkollektiv: Slovensko A–Ž [= Die Slowakei von A bis Z]. Bratislava 2009, S. 110. (slowakisch); Profil kultúry Slovenska: Sport. Abgerufen am 7. April 2020 (englisch).