Durch ihre Ergebnisse in der Gruppenphase der Fußball-Europameisterschaft in Polen und der Ukraine hatten sich 8 Mannschaften für die Finalrunde qualifiziert:
Anmerkung: Italien spielte mit Trauerflor für einen bei einer Explosion in einem Trainingslager der afghanischen Polizei ums Leben gekommenen Carabiniere.[8]
Obwohl Spanien bei sämtlichen Experten und Wettanbietern schon vor dem Beginn des Turniers als größter Titelfavorit galt und Italiens Finaleinzug als überraschend empfunden wurde, erwartete man allgemein ein offenes Duell. Dies lag nicht nur an den überzeugenden Leistungen der Italiener im Vorrundenspiel gegen die Iberer und in der Finalrunde, sondern auch an den Auftritten der Spanier, deren Spielweise während des Turniers mehrfach kritisiert worden war. Zudem war Italien für die Furia Roja ebenso wie für die deutsche Mannschaft ein Angstgegner, der bisher einzige Pflichtspielsieg Spaniens gegen die Squadra Azzurra datierte aus dem Jahr 1920. In diesem Endspiel zeigte Spanien jedoch eine seiner besten Leistungen der letzten Jahre und nutzte seine Chance, als erste Mannschaft überhaupt den EM-Titel zu verteidigen.
Entscheidend war die individuelle Klasse von Xavi und Iniesta, die sowohl beim FC Barcelona als auch in der spanischen Nationalmannschaft einen großen Anteil an den Erfolgen der letzten Jahre hatten. Beide Spieler leiteten jeweils ein Tor zur vorentscheidenden 2:0-Halbzeitführung ein. Italien hielt gut dagegen, kam jedoch nur durch Standardsituationen und Distanzschüsse zu Möglichkeiten. Die zweite Halbzeit begann mit einem offenen Schlagabtausch; während der ersten Minuten besaßen beide Teams große Chancen auf ein Tor, Buffon und Casillas konnten ihre Klasse beweisen. Allerdings hatte Italien in dieser Phase des Spiels Glück, dass Schiedsrichter Pedro Proença ein Handspiel von Bonucci im Strafraum als unabsichtlich wertete.
Die Entscheidung des Spiels fiel aber nicht durch einen weiteren Treffer, sondern durch die Verletzung von Thiago Motta nur wenige Minuten nach seiner Einwechslung, als das Auswechselkontingent bereits erschöpft war. In Unterzahl hatte Italien den sich in einen Rausch spielenden Spaniern nichts mehr entgegenzusetzen und kam nicht mehr zu nennenswerten Chancen. Stattdessen nutzte der Titelverteidiger die Auflösungserscheinungen der italienischen Defensive in der Schlussphase mit zwei weiteren Toren.
Der 4:0-Erfolg Spaniens gegen Italien war nicht nur Spaniens höchster Sieg gegen den viermaligen Weltmeister überhaupt und neben dem Sieg gegen Irland in der Vorrunde des Turniers der höchste Sieg der Spanier bei einer EM-Endrunde, sondern auch eine Rekordmarke für den gesamten Wettbewerb: Noch nie hatte eine Mannschaft ein EM-Endspiel so klar gewonnen bzw. verloren, die vorherige Bestmarke war der 3:0-Erfolg Deutschlands gegen die Sowjetunion im Endspiel 1972. Außerdem konnte Spanien bei der Anzahl der EM-Titel mit dem zuvor alleinigen Rekordhalter Deutschland gleichziehen.