Friederike Westphal

Friederike E. Westphal, auch Friederike Westphal-Hamburg (* 22. Juli 1822 in Schleswig[1]; † 28. Juni 1905 in Hamburg[2]), war eine schleswig-holsteinische PortrĂ€t- und Genremalerin. Sie zĂ€hlt zu den vergessenen KĂŒnstlerinnen des 19. Jh. in DĂ€nemark und Deutschland.

Leben

Friederike Westphal wurde als Tochter des Klempners Friedrich Christian Westphal und seiner Frau Margarethe geb. Michelsen in Schleswig geboren. Ihr Talent wurde frĂŒh erkannt, ein Unterricht bei Andreas August Goos (SchĂŒler von Johann Heinrich Wilhelm Tischbein) in Pinneberg ist frĂŒh nachweisbar.[1] Der Schleswiger Genremaler und Illustrator Friedrich Bernhard Westphal (1803–1844) war ihr naher Verwandter.

Ab 1844 war sie in Ausstellungen mit Bildern und PortrĂ€ts vertreten. Auf Vermittlung des Generalsuperintendenten Christian Friedrich Callisen kam sie ĂŒber die Familie des Bildhauers Herman Wilhelm Bissen nach Kopenhagen. Im Jahr 1846 war sie fĂŒr mehrere Monate PrivatschĂŒlerin von Christoffer Wilhelm Eckersberg, den sie portrĂ€tieren durfte.[1]

Durch politische UmstĂ€nde kehrte sie 1848 zurĂŒck zu ihren Eltern in Pinneberg, kehrte jedoch nach Kopenhagen zurĂŒck. 1854–55 war sie Malerin in der Königlichen Porzellanmanufaktur Kopenhagen.[1]

Obwohl sie 1856 wieder bei ihren Eltern in Pinneberg lebte, blieb sie Kopenhagen eng verbunden. Ab 1855 war sie mit Werken in den Kunstausstellungen der Königlichen Akademie Kopenhagen vertreten, was fĂŒr eine Frau in der Zeit nicht selbstverstĂ€ndlich war.[1]

Bereits ab 1857 entstanden umfangreiche Trachtenserien, zunĂ€chst in Aquarell, spĂ€ter in Öl. Die Serien umfassten im Wesentlichen Darstellungen mit schleswig-holsteinischen bzw. Hamburger Trachten.[1]

Im Jahr 1861 erwarb der dĂ€nische König Friedrich VII. Junges MĂ€dchen mit Erdbeeren. Durch seine Vermittlung erhielt sie ein Stipendium der Königlichen Akademie, ebenso vermittelte er sie nach Großbritannien. WĂ€hrend ihres Aufenthalts, zusammen mit ihrer Mutter, durfte sie Königin Viktoria, sowie deren Schwiegertochter Alexandra von DĂ€nemark, portrĂ€tieren.[1][2][3][4]

Nach 1861 fĂŒhrte sie ein eher unstetes Leben. Sie lebte und arbeitete in Dresden, Kassel, Hannover und Schlesien, danach zurĂŒck in Schleswig und Flensburg. In dieser Zeit entstanden eine Vielzahl von PortrĂ€ts von Gutsbesitzern und Familien des Landadels.[1]

Zum Lebensunterhalt erteilte sie auch MĂ€dchen und Frauen Malunterricht. Zuletzt ließ sie sich in Hamburg nieder.[1][2]

In den 1890er Jahren schloss sie sich den Siebenten-Tags-Adventisten an.[2]

Im Jahr 1901 beschickte sie letztmals die Schleswig-Holstein Kunstausstellung mit acht GemÀlden.[1]

Im Jahr 1902 kommt es im Kunstverein in Hamburg, am Neuen Wall, zu einer einzig nachweisbaren als Retrospektive bezeichneten Einzelausstellung ihrer Werke zu ihren Lebzeiten.[3][4] Der Hamburgische Correspondent bemerkt dazu:

„Ihre feinsinnigen Werke verdienen aber auch jetzt noch Beachtung. Mit Recht rĂŒhmte einst die dĂ€nische Königin Karoline Mathilde [gemeint ist Caroline Charlotte Marianne Herzogin zu Mecklenburg-Strelitz] in einem eigenhĂ€ndigen Brief an die KĂŒnstlerin deren ‚seltenes Talent, den rechten Seelenausdruck wiederzugeben‘. Es bleibt den Kunsthistorikern ĂŒberlassen, den besten Werken dieser Dame in den Annalen der Kunstgeschichte und in den heimischen Galerien den ihr gebĂŒrenden Platz zu ertheilen.“[3]

Hochbetagt starb sie im Juni 1905 in Hamburg und wurde am 2. Juli 1905, nach Trauerfeier in der 5. Kapelle (zerstört 1940), auf dem Friedhof Hamburg-Ohlsdorf bestattet.[2]

WĂŒrdigung

Das Leben und Werk von Friederike Westphal gilt als weitestgehend unerschlossen, z. B. sind Einzelausstellungen oder Retrospektiven in DĂ€nemark oder Deutschland, nach 1902, nicht nachweisbar.

Werke (Auswahl)

  • „Bildnis des Herrn Schadl“, ca. 1844,[1]
  • „Bildnis des Generalsuperindenten Christian Friedrich Callisen“, in Öl, ca. 1845, heute Museum Schloß Frederiksborg in HillerĂžd (DK),[1]
  • „Bildnis des Christoffer Wilhelm Eckersberg vor einen Relief von Bertel Torvaldson“, Kopenhagen 1846,[1]
  • „Bildnis der Elisabeth Eckersberg“ (Tochter von C.W. Eckersberg), Kopenhagen 1846,[1]
  • „Gruppenbildnis meiner Eltern und Geschwister“, 1847[3][4]
  • „Junges MĂ€dchen mit Erdbeeren“ (da. „Ung pige med jordbĂŠr“),[1]
  • „Galeriediener in Kopenhagen“, ca. 1860, heute im StĂ€dtischen Museum Flensburg,[1]
  • „Bildnis von Friedrich VII. König von DĂ€nemark“ (da. „PortrĂŠt Frederik 7. konge af Danmark“),[1]
  • „Bildnis der Königin Viktoria“,[1][2]
  • „VierlĂ€nder BlumenmĂ€dchen“, ca. 1861[1]
  • „HelgolĂ€nderin am Spinnrad“, ca. 1865[1]
  • „NordfrieslĂ€nderin bei der Handarbeit“, ca. 1878[1]
  • „Bildnis Wilhelm Ernst Erbprinz von Sachsen-Weimar-Eisenach“ spĂ€ter Großherzog zu Sachsen,[1]
  • „Meine Mutter“ (zwei Fassungen),[1]
  • „OberbĂŒrgermeister F. C. ToosbĂŒy“, ca. 1898[1]

Literatur

Einzelnachweise

  1. ↑ a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x Jochen Schmidt-Liebich: Lexikon der KĂŒnstlerinnen 1700–1900: Deutschland, Österreich, Schweiz. K G Saur Verlag, MĂŒnchen 2005, ISBN 978-3-598-11694-0, S. 506 f.
  2. ↑ a b c d e f August Pages: Nachruf von Friederike Westphal. In: Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten (Hrsg.): ZionswĂ€chter (Gemeindeblatt der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland). Band 11, Nr. 14. Internationale Traktatgesellschaft, Hamburg-Grindelberg 17. Juli 1905, S. 180.
  3. ↑ a b c d Hermann Dietz: Im Kunstverein. In: Hamburgischer Correspondent. Abendblatt Auflage. 172. [Jahrgang], Nr. 68. Hamburg 10. Februar 1902, S. 4.
  4. ↑ a b c Otto Riecke: Kunstverein. Hrsg.: Hamburger Fremden-Blatt / Hamburger Abend-Zeitung. 74. [Jahrgang], Nr. 40. Gustav Diedrich & Co., Hamburg 16. Februar 1902, S. 25.