Friedel Schirmer beantragte am 1. Februar 1944 die Aufnahme in die NSDAP und wurde zum 20. April desselben Jahres aufgenommen (Mitgliedsnummer 9.788.077).[2][3] Er kam Ende 1945 krank aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft frei.[4] Er war siebenfacher Deutscher Meister, unter anderem Zehnkampfmeister in den Jahren 1951, 1953 und 1954, sowie Fünfkampfmeister 1951. Bei den Olympischen Spielen 1952 in Helsinki war er Fahnenträger der bundesdeutschen Mannschaft und erreichte durch Muskelfaserriss behindert den achten Platz mit 6118 Punkten. (Einzelleistungen: 11,7 s, 6,37 m, 12,69 m, 1,80 m, 50,5 s, 16,0 s, 37,01 m, 3,50 m, 54,00 m und 4:47,6 min.)[5] Er war 1,81 m groß und wog in seiner aktiven Zeit 65 kg.
Nach der Karriere als aktiver Sportler war er von 1960 bis 1969 ehrenamtlicher Honorar-Bundestrainer der deutschen Zehnkämpfer und galt seitdem in dieser Funktion als Begründer der späteren Erfolge (so von Willi Holdorf als Olympiasieger, 1966 von Werner Graf von Moltke als Europameister, 1967 von Kurt Bendlin mit einem Weltrekord von 8319 Punkten und 1968 von Hans-Joachim Walde als Olympiazweiter und Bendlin als Olympiadritter).[6] Zu seinen Trainingsprinzipien gehörte eine breite Grundausbildung in allen zehn Wettbewerben des Zehnkampfes. Niemand solle sich auf einzelne Disziplinen spezialisieren, bevor er nicht in der Lage sei, 7000 Punkte zu erreichen.[7]
„Unter der Regie des späteren SPD-Bundestagsabgeordneten Friedel Schirmer, dem kein Funktionär hineinzureden wagte, gewannen die deutschen Zehnkämpfer von 1962 bis 1968 bei je zwei Olympischen Spielen und Europameisterschaften mit Willi Holdorfs Olympiasieg an der Spitze neun von zwölf möglichen Medaillen!“
Schirmer machte eine Verwaltungslehre bei der Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie. Er verließ die Schule als Sportlehrer mit einem Verwaltungs- und Wirtschaftsdiplom und arbeitete erst als Angestellter und Beamter der Stadt Stadthagen, später als Sportamtsleiter und städtischer Sportdirektor in Osnabrück und Bielefeld (bis 1965)[9] und Köln. Von 1967 bis 1969 war er Sportreferent im Rang eines Ministerialrats von Nordrhein-Westfalen. Außerdem war er von 1964 bis 1976 Leiter des Sportbeirates beim SPD-Parteivorstand. Zwischen 1969 und 1983 gehörte er für die SPD dem Deutschen Bundestag an. Er wurde stets im Wahlkreis Schaumburg direkt gewählt. Er gehörte regelmäßig sowohl der Deutschen Sportkonferenz als auch dem Sportausschuss des Deutschen Bundestages an.[10]
Friedel Schirmer war evangelisch. Seine Mutter war Maria Schirmer, geborene Bock, sein Vater der Arbeiter Heinrich Schirmer. Im Jahr 1952 heiratete Friedel Schirmer Marta Völker. Aus der Ehe ging der Sohn Dietrich Schirmer hervor.[11] Friedel Schirmers Onkel Friedrich Schirmer (1893–1964) war Bürgermeister von Stadthagen und Mitglied des Niedersächsischen Landtages.[12]
Veröffentlichungen
Zehnkämpfer. Training und Wettkampf. W. Limpert, Frankfurt am Main 1965.
als Hrsg.: Ein grosses Ja zum Sport. Limpert-Verlag, Frankfurt am Main 1965.
Literatur
Rudolf Vierhaus, Ludolf Herbst (Hrsg.), Bruno Jahn (Mitarb.): Biographisches Handbuch der Mitglieder des Deutschen Bundestages. 1949–2002. Bd. 2: N–Z. Anhang. K. G. Saur, München 2002, ISBN 3-598-23782-0, S. 742.
↑Der Spiegel: Friedel Schirmer, 88. Nachrufe 50/2014, S. 167.
↑"Die Olympischen Spiele 1952 Oslo und Helsinki" Hrsg. Deutsche Olympische Gesellschaft
↑Vgl. Walter Habel (Hrsg.): Wer ist wer? Das deutsche Who’s who. 24. Ausgabe. Schmidt-Römhild, Lübeck 1985, ISBN 3-7950-2005-0, S. 1076.
↑WH Freeman: An analysis of elite decathlon performances. Paper presented at Anual Meting of the American Aliance for Health, Physical Education, Recreation and Dance (New Orleans, Louisiana, March 1979); http://files.eric.ed.gov/fulltext/ED175821.pdf
↑Schirmer, Friedel. In: Walter Habel (Hrsg.): Wer ist wer? Das deutsche Who’s who. 24. Ausgabe. Schmidt-Römhild, Lübeck 1985, ISBN 3-7950-2005-0, S. 1076.