Obermaier ist Autor des Buches Land am Abgrund – Staatszerfall und Kriegsgefahr in der Republik Jemen.[7] 2009 berichtete er als erster deutscher Autor über den Fall der Jemenitin Nojoud Ali, die sich im Alter von zehn Jahren von ihrem 22 Jahre älteren Mann scheiden ließ.
Für die Süddeutsche Zeitung betreute Obermaier die Recherche in den Offshore-Leaks-Dateien, die im April 2013 weltweit für Schlagzeilen sorgten.[8] Er schrieb unter anderem über die Offshore-Verwicklungen von Gunter Sachs, dem in der Folge zurückgetretenen österreichischen Banker Herbert Stepic, dem georgischen Premier Bidsina Iwanischwili und dem Sohn des DDR-Spionagechefs Markus Wolf.[9][10][11][12]
Zusammen mit Hans Leyendecker und John Goetz enthüllte Obermaier im Juni 2013, dass der britische Geheimdienst GCHQ das Unterseekabel TAT-14 angezapft hatte, das Deutschland mit Großbritannien und den USA verbindet.[13] Das Kabel sei eines von mehr als 200 Glasfaser-Kabeln, die der britische Geheimdienst GCHQ im Rahmen des geheimen Programms Tempora anzapfe und abhöre. Dabei hat der Dienst offensichtlich direkt an Knotenpunkten des Kabels bei Kommunikationsunternehmen angesetzt und musste somit nicht von außen an das Kabel gelangen. Beim Ausspähen sollen dem britischen Abhördienst zwei Telefongesellschaften behilflich gewesen sein, Vodafone und British Telecommunications (BT).
Im April 2022 gaben Obermaier und Obermayer die Gründung ihrer eigenen Investigativfirma paper trail media bekannt, welche eng mit dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel,[4][5][6][19][20] dem ZDF[20][21] und dem Standard[20][22] kooperiert.
Obermaier initiierte und koordinierte zusammen mit Bastian Obermayer die sogenannten Panama-Papers-Enthüllungen. Eine anonyme Quelle, die sich John Doe nannte, hatte den Journalisten 2,6 Terabyte interner Daten des Offshore-Dienstleister Mossack Fonseca zugespielt. Obermaier und Obermayer teilten diese mit dem International Consortium of Investigative Journalists – am Ende arbeiten rund 400 Journalisten weltweit an den Recherchen.[26] Sie zeigen nach Einschätzung der beteiligten Medien legale Strategien der Steuervermeidung, aber auch Steuer- und Geldwäschedelikte, den Bruch von UN-Sanktionen sowie andere Straftaten durch Kunden von Mossack Fonseca.[27] Nach mehr als einem Jahr der Analyse wurden die ersten Nachrichten am 3. April 2016 veröffentlicht. Obermaier und Obermayer veröffentlichten im April 2016 auch den Bestseller „Panama Papers“ über ihre Erfahrungen mit John Doe und die folgenden weltweiten Enthüllungen. Es wurde in mehr als zehn Sprachen übersetzt.[28] 2016 erwarb Netflix die exklusiven Filmrechte an dem Buch.[29]
Nach den Panama Papers initiierte und koordinierte Frederik Obermaier zusammen mit seinem Kollegen Bastian Obermayer ein weiteres internationales Rechercheprojekt: die im November 2017 veröffentlichten Paradise Papers.[32] Die Paradise Papers enthüllten die Offshore-Geschäfte von Konzernen wie Nike, Apple und Sixt sowie von Prominenten wie US-Handelsminister Wilbur Ross, Queen Elisabeth II., Bono und dem FC Arsenal-Besitzer Alischer Usmanow.[33] Die Recherchen basierten auf vertraulichen Dokumenten der Finanzdienstleister Appleby und Asiaciti Trust sowie den Unternehmensregistern von 19 Steueroasen, die der Süddeutschen Zeitung von unbekannter Seite zugespielt worden waren.[34]
Ibiza-Affäre
Im Mai 2019 löste Frederik Obermaier mit Bastian Obermayer, Leila Al-Serori, Oliver Das Gupta und Peter Münch die sogenannte Ibiza-Affäre aus,[35] und damit eine Staatskrise in Österreich. Das SZ-Team veröffentlichte gemeinsam mit dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel die Recherche über ein heimlich aufgenommenes Video, das den damaligen österreichischen Vize-Kanzler Heinz-Christian Strache innerhalb von nicht einmal 24 Stunden zum Rücktritt zwang.[36] Strache war in eine Falle getappt: Er hatte in einer Villa auf Ibiza einer vermeintlichen Nichte eines russischen Oligarchen Staatsaufträge gegen Wahlkampfunterstützung in Aussicht gestellt sowie ein offenbar illegales Parteispendensystem erläutert.[35] Im Laufe der Ibiza-Affäre zerbrach innerhalb von wenigen Tagen die damalige österreichische Regierung von Kanzler Sebastian Kurz. Am 29. September 2019 erfolgten Neuwahlen.
Nachdem eine anonyme Quelle Frederik Obermaier und seinem Kollegen Bastian Obermayer interne Daten der Schweizer Großbank Credit Suisse zugespielt hatten, initiierten die beiden Journalisten zusammen mit dem Organized Crime and Corruption Reporting Project die sogenannten Suisse-Secrets-Enthüllungen.[40] Die Recherchen belegten, dass die Schweizer Großbank korrupte Autokraten, mutmaßliche Kriegsverbrecher sowie Menschenhändler, Drogendealer und andere Kriminelle als Kunden akzeptiert hat.[41] Mehrere Konten wurden von den Leitern von Geheimdiensten oder ihren Verwandten geführt, darunter Personen, die eng mit der Central Intelligence Agency zusammenarbeiteten, und einige, die beschuldigt wurden, Folter und andere Menschenrechtsverletzungen beaufsichtigt zu haben.[42]
Cyprus Confidential
Nachdem Frederik Obermaier und seinen Kollegen und Kolleginnen bei paper trail media vertrauliche Daten mehrerer zyprischer Finanzdienstleister zugespielt worden waren, initiierten sie mit dem ICIJ eine internationale Recherche, die im November 2023 unter dem Titel „Cyprus Confidential“ weltweit veröffentlicht wurde.[43] Sie enthüllten unter anderem, wie der ARD-Journalist, Putin-Biograph und Buchautor Hubert Seipel von einem russischen Oligarchen Hunderttausende Euro erhalten und dies verheimlicht hatte.[44]
mit Christoph Giesen, Bastian Obermayer und Philipp Grüll: Die Jagd auf das chinesische Phantom. Der gefährlichste Waffenhändler der Welt oder: Die Ohnmacht des Westens. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2023, ISBN 978-3-462-00139-6.
mit Bastian Obermayer und Hannes Munzinger: Schweizer Geheimnisse. Wie Banker das Geld von Steuerhinterziehern, Foltergenerälen, Diktatoren und der katholischen Kirche versteckt haben - mit Hilfe der Politik. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2022, ISBN 978-3-462-00383-3.
↑Frederik Obermaier, Bastian Obermayer, Gerard Ryle: Im Tresor der Mächtigen. In: Süddeutsche Zeitung. 9. Februar 2015, abgerufen am 15. September 2019.
↑Michael Forsythe: Paradise Papers Shine Light on Where the Elite Keep Their Money. In: The New York Times. 5. November 2017 (englisch, Online [abgerufen am 16. November 2017]).
↑Süddeutsche Zeitung: Paradise Papers. Abgerufen am 16. November 2017.
↑Frederik Obermaier, Bastian Obermayer: Paradise Papers: Fragen und Antworten zur SZ-Recherche. In: Süddeutsche.de. 5. November 2017 (Online [abgerufen am 16. November 2017]).
↑ abLeila Al-Serori, Oliver Das Gupta, Peter Münch, Frederik Obermaier, Bastian Obermayer: Heimliche Aufnahmen belasten Österreichs Vizekanzler schwer. In: Süddeutsche Zeitung. 17. Mai 2019 (Online [abgerufen am 28. Mai 2019]).
↑Susanne Amann, Sophia Baumann, Sven Becker, Frederik Obermaier, Bastian Obermayer, Anton Rainer, Timo Schober: (S+) Hubert Seipel: Wie der Filmemacher und Putin-Biograf jahrelang Geld aus Russland bekam. In: Der Spiegel. 17. November 2023, ISSN2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 2. April 2024]).
↑Class of 2018. In: harvard.edu. Abgerufen am 10. Januar 2023.
↑Preis für Paradise Papers. In: sueddeutsche.de. 2018, ISSN0174-4917 (sueddeutsche.de [abgerufen am 18. Juli 2019]).
↑Preise für Implant-Files-Artikel. In: sueddeutsche.de. 2019, ISSN0174-4917 (sueddeutsche.de [abgerufen am 18. Juli 2019]).
↑Preise für Implant-Files-Artikel. In: sueddeutsche.de. 2019, ISSN0174-4917 (sueddeutsche.de [abgerufen am 18. Juli 2019]).
↑Recherchen zu Mordfällen prämiert. In: sueddeutsche.de. 12. April 2019, ISSN0174-4917 (sueddeutsche.de [abgerufen am 18. Juli 2019]).
↑dpa: Medien: Reporterpreis für Enthüllungen zur Ibiza-Affäre. In: Die Zeit. 2. Dezember 2019, ISSN0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 16. Dezember 2019]).