Nachdem er einige Zeit auf einem Finanzbüro in Luzern gearbeitet hatte, widmete er sich ab 1810 ganz der Musik und studierte diese zunächst in Zürich. Im Dezember 1811 kam er nach Wien und fand in dem KapellmeisterJohann Christoph Kienlen (1783–1829) einen weiteren Lehrer. Ursprünglich wollte er gern Schüler von Ludwig van Beethoven werden, der damals jedoch prinzipiell keinen Unterricht mehr erteilte – mit Ausnahme von Erzherzog Rudolph von Österreich. Schnyder ist dennoch mehrfach mit Beethoven zusammengetroffen und hat umfangreiche Erinnerungen an den Komponisten hinterlassen, in denen er ungeschönt das widersprüchliche, sehr wechselhafte Wesen des Komponisten schildert.[1] Den Sommer 1812 verlebte Schnyder teilweise in Baden bei Wien, wo er beim schweren Brandunglück, das am 26. Juli Teile der Stadt vernichtete, seinen gesamten Besitz inkl. zahlreicher Manuskripte verlor.
Nachdem er 1815 den Feldzug gegen die Franzosen mitgemacht hatte, erhielt er eine Anstellung in Johann Heinrich Pestalozzis Erziehungsanstalt in Yverdon, siedelte aber schon 1817 nach Frankfurt am Main über und wohnte und wirkte dort mit kurzen Unterbrechungen bis zu seinem Tod.
Schnyder gründete 1847 die „Stiftung Schnyder von Wartensee“ zur Förderung künstlerischer und wissenschaftlicher Arbeiten, die heute von der Zentralbibliothek Zürich verwaltet wird.
Werk
Von seinen durch Melodienreichtum, Klarheit und Korrektheit ausgezeichneten Kompositionen sind zu erwähnen: die OperFortunat, das OratoriumZeit und Ewigkeit, die Ouvertüre in c-Moll sowie zahlreiche Kantaten und Lieder heiteren und ernsten Inhalts, z. B. Vertonungen von Johann Martin Miller, Ludwig Uhland oder Johann Nikolaus Götz. Nach seinem Tod erschienen seine Gedichte (Leipzig 1869) und Lebenserinnerungen (Zürich 1888).
Hermann Hesse (Hrsg.): Ein Luzerner Junker vor hundert Jahren: aus den Lebenserinnerungen von Xaver Schnyder von Wartensee. Bern 1920.
Einzelnachweise
↑Vgl. Klaus Martin Kopitz, Rainer Cadenbach (Hrsg.) u. a.: Beethoven aus der Sicht seiner Zeitgenossen in Tagebüchern, Briefen, Gedichten und Erinnerungen. Band 2: Lachner – Zmeskall. Hrsg. von der Beethoven-Forschungsstelle an der Universität der Künste Berlin. Henle, München 2009, ISBN 978-3-87328-120-2, S. 839–848.