Am 24. Oktober 1922 wurde er Mitbegründer der NSDAP-Ortsgruppe Coburg, deren Vorsitz er bei ungefähr 800 Mitgliedern Ende Dezember 1923 übernahm.[3] Vorher war Schwede als Gast im Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbund aktiv.[4] Nach der Stadtratswahl im Dezember 1924 erhielt die NS-Freiheitsbewegung als Nachfolgeorganisation der verbotenen NSDAP 14,3 % der Wählerstimmen und war mit drei Stadtratssitzen erstmals im Coburger Stadtparlament vertreten; Schwede wurde Stadtrat.[5] Nach der Neugründung der NSDAP im Februar 1925 trat Schwede der Partei am 30. März 1925 erneut bei (Mitgliedsnummer 1.581).[6]
Im Jahr 1928 begann in der Coburger NSDAP-Parteizeitung Der Weckruf, aus der 1930 die Coburger Nationalzeitung hervorging, eine Hetz- und Verleumdungskampagne gegen Abraham Friedmann, den Generaldirektor des Coburger Fleischwarenunternehmens Großmann AG. Friedmann wehrte sich gegen die Angriffe auf seine Person, indem er dem Arbeitgeber von Schwede, den Städtischen Werken, drohte, die Koks- und Stromabnahmen einzustellen. Da Schwede eine Unterlassungserklärung verweigert hatte, wurde er auf Antrag der Städtischen Werke Coburg nach einem Stadtratsbeschluss mit 14 gegen 10 Stimmen Anfang 1929 entlassen. Auf die von der empörten NSDAP geforderte umgehende Rehabilitierung Schwedes ging die Stadtverwaltung nicht ein. Die NSDAP veranlasste daraufhin ein Volksbegehren zur Auflösung des Stadtrates, das sie am 5. Mai 1929 mit 67 % der Wählerstimmen gewann. Die am 23. Juni durchgeführte Stadtratswahl brachte nach einem Wahlkampf unter anderem mit Adolf Hitler als Redner mit 43,1 % Stimmen und 13 von 25 Stadträten zum ersten Mal die absolute Mehrheit für die NSDAP in einer deutschen Stadt.[7][8] Mit einem ähnlichen Verfahren der Volksabstimmung erfolgte 1931 in Neustadt an der Aisch die „Machtergreifung“ der NSDAP im Stadtrat. Am Vorabend der dortigen Abstimmung trat Schwede als Redner dort auf.[9]
Bei der Eröffnungssitzung des neu gewählten Stadtrates wurde die Wiedereinstellung Schwedes mit Beamtenstatus bei den Städtischen Werken beschlossen. Im folgenden Jahr erreichte Schwede am 28. August 1930 im fünften Versuch die Wahl zum Dritten Bürgermeister. Er war damit der erste Bürgermeister in Deutschland, den die NSDAP stellte. Anfang 1931 wurde er zum Zweiten Bürgermeister gewählt. Am 16. Oktober 1931 wurde er zum Ersten Bürgermeister und 1933 zum Oberbürgermeister von Coburg ernannt. Im März 1933 hatte der Terror unter Führung von Schwede gegen Juden und Gegner der NSDAP in Coburg einen Höhepunkt. Bis Ende April wurden 152 Menschen verhaftet und in „Schutzhaft“ in Anwesenheit von Schwede schwer misshandelt.[10] Ein Höhepunkt des Personenkults um Schwede in Coburg war 1933 die Weihe der neuen Coburger Rathausglocke mit der Inschrift „Zu Adolf Hitler ruf ich dich, Franz Schwede-Glocke heiße ich.“ Schwede war seit Oktober 1930 als Nachrücker Abgeordneter der NSDAP im Bayerischen Landtag geworden und ab November 1933 Mitglied des Reichstags. (Zum Lebensabschnitt in Coburg siehe auch Coburg in der Zeit des Nationalsozialismus)
Schwede war ein Förderer der Deutschen Landsmannschaft, die ihre jährliche Verbandstagung zu Pfingsten stets in Coburg abhielt und die er auch gegen Angriffe des Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbundes verteidigte. Die DL verlieh Schwede 1934 als Erstem das Ehrenband der Deutschen Landsmannschaft und ernannte ihn damit zum Ehrenmitglied der DL.[11]
Aus der Coburger Zeit folgten ihm unter anderem Arno Fischer als Landesbaurat, Kuno Popp als Gaupropagandaleiter und Leiter der Landesstelle Pommern des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda, Alfred Seidler als Gauschatzmeister, Johannes Künzel als Gauobmann der Deutschen Arbeitsfront, Emil Mazuw als Stabsführer des SS-Abschnitts XIII und Werner Faber als Stettiner Oberbürgermeister nach Pommern.[12]
Schwede verhinderte am Ende des Zweiten Weltkrieges eine rechtzeitige und geordnete Flucht der Zivilbevölkerung in Pommern vor der heranstürmenden Roten Armee, setzte sich aber selbst rechtzeitig mit einem Schiff von Saßnitz am 4. Mai in Richtung Schleswig-Holstein ab, wo er am 13. Mai 1945 in englische Kriegsgefangenschaft kam und bis 1947 im Internierungslager Esterwegen inhaftiert war. Nach einer ersten Verurteilung in einem Spruchkammerverfahren wegen Zugehörigkeit zum NS-Führerkorps zu neun Jahren Gefängnis am 25. November 1948 in Bielefeld wurde er durch ein Urteil vom 7. April 1951 in Coburg wegen 52-facher Körperverletzung in Tateinheit mit versuchter Nötigung im Amt während des Terrors im Jahr 1933 zur Höchststrafe von zehn Jahren Gefängnis verurteilt. Am 24. Januar 1956 wurde die Reststrafe zur Bewährung ausgesetzt, 1960 starb Franz Schwede im Alter von 72 Jahren in Coburg.[15]
Joachim Albrecht: Die Avantgarde des „Dritten Reiches“. Die Coburger NSDAP während der Weimarer Republik 1922–1933, Frankfurt: Peter Lang, 2005, ISBN 3-631-53751-4 (Rezension).
Hubert Habel: Der unaufhaltsame Aufstieg des Maschinisten Franz Schwede. In: Initiative Stadtmuseum Coburg e. V.: Voraus zur Unzeit. Coburg und der Aufstieg des Nationalsozialismus in Deutschland, Coburg 2004, ISBN 3-9808006-3-6.
Joachim Lilla, Martin Döring, Andreas Schulz: Statisten in Uniform: Die Mitglieder des Reichstags 1933–1945. Ein biographisches Handbuch. Unter Einbeziehung der völkischen und nationalsozialistischen Reichstagsabgeordneten ab Mai 1924. Droste, Düsseldorf 2004, ISBN 3-7700-5254-4.
Jan Mittenzwei: Schwede-Coburg, Franz (1888–1960). In: Dirk Alvermann, Nils Jörn (Hrsg.): Biographisches Lexikon für Pommern. Band 2 (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Pommern. Reihe V, Band 48,2). Böhlau Verlag, Köln Weimar Wien 2015, ISBN 978-3-412-22541-4, S. 257–265.
↑Carl-Christian H. Dressel: Anmerkungen zur Justiz in Coburg von der Errichtung des Landgerichts Coburg bis zur Entnazifizierung, in: Jahrbuch der Coburger Landesstiftung 1997, Coburg 1997, S. 73.
↑Wolfgang Mück: NS-Hochburg in Mittelfranken: Das völkische Erwachen in Neustadt an der Aisch 1922–1933 (= Streiflichter aus der Heimatgeschichte. Sonderband 4). Verlag Philipp Schmidt, Neustadt an der Aisch 2016, ISBN 978-3-87707-990-4, S. 102 f. und 266.
↑Hubert Habel: Der unaufhaltsame Aufstieg des Maschinisten Franz Schwede. In: Initiative Stadtmuseum Coburg e. V.: Voraus zur Unzeit. Coburg und der Aufstieg des Nationalsozialismus in Deutschland, Coburg 2004, ISBN 3-9808006-3-6. S. 49.
↑Uwe Lohalm: Völkischer Radikalismus: Die Geschichte des Deutschvölkischen Schutz- und Trutz-Bundes. 1919–1923. Leibniz-Verlag, Hamburg 1970, S. 310. ISBN 3-87473-000-X.
↑Joachim Albrecht: Die Avantgarde des „Dritten Reiches“. Die Coburger NSDAP während der Weimarer Republik 1922–1933, S. 116.
↑Wolfgang Mück: NS-Hochburg in Mittelfranken: Das völkische Erwachen in Neustadt an der Aisch 1922–1933. Verlag Philipp Schmidt, 2016 (= Streiflichter aus der Heimatgeschichte. Sonderband 4); ISBN 978-3-87707-990-4, S. 102 f.
↑Harald Sandner: Coburg im 20. Jahrhundert. Die Chronik über die Stadt Coburg und das Haus Sachsen-Coburg und Gotha vom 1. Januar 1900 bis zum 31. Dezember 1999 – von der „guten alten Zeit“ bis zur Schwelle des 21. Jahrhunderts. Gegen das Vergessen. Verlagsanstalt Neue Presse, Coburg 2000, ISBN 3-00-006732-9, S. 117.
↑Gauleiter Schwede tritt für die studentischen Farben ein. In: Burschenschaftliche Blätter, 49. Jahrgang (Okt. 1934), H. 1, S. 25.
↑Kyra T. Inachin: Der Gau Pommern – eine preußische Provinz als NS-Gau. In: Die NS-Gaue: regionale Mittelinstanzen im zentralistischen „Führerstaat“. Schriftenreihe der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte: Sondernummer, hrsg. von Jürgen John, Horst Möller, Thomas Schaarschmidt, Oldenbourg, München 2007, ISBN 3-486-58086-8, S. 280.
↑Ernst Klee: „Euthanasie“ im NS-Staat. Die „Vernichtung lebensunwerten Lebens“, Frankfurt am Main: S. Fischer Verlag, 1983, ISBN 3-10-039303-1, S. 95–98.