Franz Lachner wurde in eine musikalische Familie geboren. Sein Vater Anton war Organist, bei ihm erhielt er seinen ersten Unterricht. Seine Brüder Ignaz und Vinzenz sowie sein Stiefbruder Theodor waren ebenfalls Komponisten.
Er besuchte das Gymnasium in Neuburg an der Donau, widmete sich aber daneben unter Eisenhofer dem Studium der Komposition. Nach dem Tod seines Vaters 1822 ging Lachner nach München, setzte sein Studium fort und gab in der Stadt Musikunterricht. Er wurde während dieser Zeit Mitglied im Akademischen Gesangverein München, einer musischen Studentenverbindung. 1823 wurde er Organist an der Lutherischen Stadtkirche in Wien und studierte dort bei Simon Sechter und Maximilian Stadler. Er fand Aufnahme in den Künstlerkreis um Franz Schubert und Moritz von Schwind und wurde ein enger Freund Schwinds. Auch mit Beethoven stand er in Kontakt.
1826 wurde Lachner Vizekapellmeister und 1828 Erster Kapellmeister am Kärntnertortheater in Wien, von 1834 bis 1836 wirkte er als Hofkapellmeister in Mannheim. 1836 kehrte er nach München zurück, wo er Dirigent der Hofoper, der Konzerte der Musikalischen Akademie und der Königlichen Vokalkapelle war. Diese Berufung zum Hofkapellmeister erfolgte aus Anlass seiner Sinfonia passionata, die in Wien 1835 den großen Preis gewann. 1852 wurde er Generalmusikdirektor. Als König Ludwig II.Richard Wagner nach München rief, ging Lachner 1868 in den Ruhestand.
Lachners Beethoven-Interpretationen galten als exemplarisch; er führte auch erfolgreich Wagners Opern auf, obwohl er dessen Musik ablehnend gegenüberstand. Zu seinen Schülern gehörten Josef Gabriel Rheinberger und Franz Wüllner.
Grabstätte
Die Grabstätte von Lachner befindet sich auf dem Alten Südlichen Friedhof in München (Gräberfeld 10, Reihe 6, Platz 55) – Standort48.12844444444411.565.
Familie
Franz Lachner heiratete 1833 in Wien die Kaufmannstochter Julie Royko (* 10. November 1810 in Wien; † 19. April 1864 in München). Aus der Ehe gingen vier Kinder hervor, wobei Lachner seine drei Söhne überlebte: Fritz (* 24. Mai 1834; † 28. Dezember 1842), Rudolph (*/† 1836) und Eugen (* 21. November 1838; † 12. Dezember 1882, Direktor der Kreisirrenanstalt Karthaus-Prüll bei Regensburg). Die Tochter Maria (* 23. März 1844 in München; † 20. August 1915 in Rimsting) heiratete 1870 den Spirituosenfabrikanten Heinrich Riemerschmid (1836–1882).[1]
Seine Geburtsstadt Rain würdigte ihn mit einem Straßennamen, dem Gebrüder-Lachner-Museum, das im Geburtshaus untergebracht ist, sowie der Benennung der Gebrüder-Lachner-Mittelschule.
Stil und Rezeption
Lachner war ein sehr produktiver Komponist. Sein Werkverzeichnis, in dem fast alle wichtigen Musikgattungen vertreten sind, weist fast 200 Opuszahlen auf. Stilistisch war er von Ludwig van Beethoven und Louis Spohr, auch noch von Giacomo Meyerbeer, vor allem aber von Franz Schubert beeinflusst.
Lachners Musik zeichnet sich durch eine gewandte Beherrschung der Form und vor allem des Kontrapunkts aus. Die Stärke des Komponisten zeigte sich daher besonders in den Durchführungen seiner Sonatensätze. Während die Instrumentalwerke stärker zur Kontrapunktik neigen, wird die melodische Begabung Lachners vor allem in seinen Liedern deutlich, in denen die besondere Verbundenheit mit der Musik seines Freundes Schubert hörbar ist. Über ihn soll Lachner einmal selbstbewusst gesagt haben: „Schade, daß Schubert nicht so viel gelernt hat wie ich, sonst wäre bei seinem außerordentlichen Talent auch ein Meister aus ihm geworden.“[4]
Mit der glücklichen Idee, die seit Haydn in Vergessenheit geratene Form der Orchestersuite wiederzubeleben, hatte er auch im vorgerückten Alter noch glänzende Komponistenerfolge. Seine sieben Werke dieser Gattung überragen an Frische der Erfindung und geistvoller Arbeit fast alle seine früheren Werke und machten ihn auch über Deutschlands Grenzen hinaus bekannt.
Nach seinem Tod ging das Interesse an Lachners Musik schnell zurück. Sein sehr konservativer, eher handwerklicher Stil erschien bald nicht mehr zeitgemäß. Außerdem geriet er aufgrund seiner Ablehnung der Musik Richard Wagners ins Abseits. Der Beginn einer eingehenderen Beschäftigung mit Lachner ist erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts auszumachen. Zwar steht in seinem umfangreichen Werkverzeichnis nicht jedes Werk auf der gleichen Höhe, aber die besten Kompositionen zeigen ihn als stilsicheren Vokal- und Instrumentalkomponisten. Einige seiner Werke weisen sogar schon auf das Frühwerk Anton Bruckners hin, mit dem er den Lehrer (Sechter) gemeinsam hatte.
M. Charles [i. e. Max Chop]: Franz Lachner. In: M. Charles [i. e. Max Chop]: Zeitgenössische Tondichter. Studien und Skizzen. Neue Folge. Roßberg, Leipzig 1890, S. 56–99. Digitalisat.
Ferdinand Pfohl: Franz Lachner. In: Velhagen & Klasings Neue Monatshefte. Jg. 4 (1889/90), Bd. 2, Heft 9, Mai 1890, S. 345–349.
E. Fritsche: Drei deutsche Musiker, in: Die Gartenlaube. Illustrirtes Familienblatt. Jahrgang 1891, S. 491–492. Mit Bildnissen Vincenz, Franz und Ignaz Lachner als Holzstich, nach einer Fotografie, S. 485.
Otto Kronseder: Franz Lachner. Sonderdruck der Altbayerischen Monatsschrift, Leipzig 1903.
Eugen Schmitz: Zum hundertjährigen Geburtstag Franz Lachner’s. Münchener Zeitung vom 2. April 1903.
Ludwig Karl Mayer: Franz Lachner als Instrumental-Komponist, Dissertation Universität München 1922.
Anton Würz: Franz Lachner als dramatischer Komponist. Dissertation München 1927.
Ulrich Konrad, Der Wiener Kompositionswettbewerb 1835 und Franz Lachners Sinfonia passionata. Ein Beitrag zur Geschichte der Sinfonie nach Beethoven. In: Augsburger Jahrbuch für Musikwissenschaft 3 (1986), S. 209–239
Stephan Hörner, Hartmut Schick (Hrsg.): Franz Lachner und seine Brüder. Hofkapellmeister zwischen Schubert und Wagner (= Münchner Veröffentlichungen zur Musikgeschichte. Bd. 63). Bericht über das Musikwissenschaftliche Symposium anlässlich des 200. Geburtstages von Franz Lachner, veranstaltet von der Gesellschaft für Bayerische Musikgeschichte und dem Institut für Musikwissenschaft der Universität München, München, 24.–26. Oktober 2003. Schneider, Tutzing 2006, ISBN 3-7952-1215-4.
Clarissa Höschel: Franz Lachner in seiner Zeit. In: Literatur in Bayern. Heft 74, Dezember 2003, ISSN0178-6857, S. 50–63.
Harald Johannes Mann: Die Musikerfamilie Lachner und die Stadt Rain. Deibl, Rain 1989 (mit umfangreicher Biographie von Franz Lachner).
Jürgen Wulf: Die geistliche Vokalmusik Franz Lachners. Biographische und stilistische Untersuchungen mit thematischem Verzeichnis (= Studien und Materialien zur Musikwissenschaft. Bd. 18). Olms, Hildesheim u. a. 1999, ISBN 3-487-10863-1 (Zugleich: Münster, Univ., Diss., 1995).
↑Harald Johannes Mann: Die Musikerfamilie Lachner und die Stadt Rain, S. 56 und 66
↑Académicien décédé: Franz Lachner. Académie royale des Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique, abgerufen am 7. Oktober 2023 (französisch).
↑Verzeichnis der mit Großherzoglich Hessischen Orden und Ehrenzeichen decorirten Personen, Darmstadt 1857, S. 40
↑Max Friedlaender: Franz Schubert: Skizze seines Lebens und Wirkens. Leipzig 1928, S. 17