Bei seinen Anfängen noch wenig beachtet, konnte De Gregori sich spätestens seit seiner Zusammenarbeit mit Fabrizio De André 1974 einen Namen in der römischen Liederdichterszene machen und auch einen beachtlichen Publikumserfolg erzielen. Seit seinem Debüt 1972 erreichte er neunmal die Spitze der italienischen Albumcharts. Besonders erfolgreich war seine mehrmalige Zusammenarbeit mit Lucio Dalla. Wegen seines introvertierten Umgangs mit der Presse erhielt der Cantautore den Spitznamen Il principe („Der Prinz“, „Der Fürst“).[1] In seinen Liedern verbindet De Gregori einen diffusen Hermetismus in den Texten mit leicht zugänglichen Melodien.[2] Als seine musikalischen Vorbilder gelten neben Fabrizio De André Leonard Cohen und vor allem Bob Dylan.[1] De Gregori wurde für sein Werk vielfach ausgezeichnet, etwa mit sechs Targhe Tenco.
De Gregori begann seine musikalische Karriere im Alter von 17 Jahren mit einigen Auftritten im bekannten römischen Lokal Folkstudio, das sich zu einem Treffpunkt junger, aufstrebender Musiker entwickelt hatte. Zusammen mit den Musikerkollegen Giorgio Lo Cascio, Ernesto Bassignano und Edoardo De Angelis trat er außerdem innerhalb der Veranstaltung I giovani del folk auf. Beim Label It veröffentlichte er schließlich 1972 zusammen mit Antonello Venditti das Album Theorius Campus. Während dieses für Venditti ein Sprungbrett zu einem neuen Plattenvertrag und größerem Erfolg wurde, blieb De Gregori die Anerkennung zunächst versagt. Er entwickelte sich jedoch zu einem Geheimtipp innerhalb linker Kulturvereine.
Durchbruch und Rückschläge
Erst 1973 konnte der Musiker mit dem Lied Alice beim Sommerhit-Wettbewerb Un disco per l’estate nachhaltig auf sich aufmerksam machen und erstmals ein Massenpublikum erreichen. Das Lied stieg in die italienischen Singlecharts ein und war auf dem Album Alice non lo sa enthalten. Nach diesem Erfolg wechselte De Gregori zum großen Label RCA, wo er 1974 mit dem Album Francesco De Gregori debütierte. Im selben Jahr arbeitete er zusammen mit Fabrizio De André an dessen Album Vol. 8. 1975 trat er zusammen mit Ron, Renzo Zenobi und Lucio Dalla in Mailand auf und veröffentlichte das Album Rimmel, mit dem ihm der große Durchbruch gelang, eingeleitet durch den Erfolg der gleichnamigen Single. Auf dem Album war auch das Lied Buonanotte fiorellino enthalten, das Konstantin Wecker später (2011) auch auf Deutsch aufnahm. Im Jahr darauf erschien das Album Bufalo Bill, das sich inhaltlich mit mythisch überhöhten menschlichen Vorbildern auseinandersetzte.
In dieser Zeit verhärtete sich der politische Diskurs in der italienischen Öffentlichkeit und besonders Konzerte wurden immer häufiger Schauplatz von Protestaktionen. Einer der Höhepunkte dieser Zusammenstöße ereignete sich am 2. April 1976 bei einem Konzert De Gregoris in Mailand: Aggressive linke Demonstranten warfen dem Musiker seine hohe Gage und seine mangelnde Solidarität mit der Arbeiterbewegung vor[3] und suggerierten, er solle wie Majakowski Suizid begehen (ein Verweis auf den Selbstmord Luigi Tencos 1967).[4] Der Vorfall stürzte De Gregori in eine künstlerische Krise und erst 1978 meldete er sich nach einer Auszeit mit dem Album De Gregori wieder zurück. Ein großer Erfolg gelang ihm mit dem Antikriegslied Generale[5], das auch Dominik Plangger 2024 auf seinem Album Limes veröffentlichte.
Erfolge
Danach begann der Cantautore ein gemeinsames Projekt mit Lucio Dalla: Daraus gingen 1979 die erfolgreiche Single Ma come fanno i marinai / Cosa sarà sowie das LivealbumBanana Republic hervor, Frucht einer ausgedehnten Tournee. Banana Republic war für beide Musiker das erste Nummer-eins-Album. Lucio Dalla wirkte auch auf De Gregoris nächstem Studioalbum Viva l’Italia, das im selben Jahr erschien, mit. Der Titelsong daraus war erneut ein großer Erfolg. 1982 folgte das Album Titanic, auf dem De Gregori mit Motiven und Metaphern rund um den Untergang der Titanic spielte. Ein Jahr darauf steuerte der Cantautore für den Soundtrack des Films Flirt von Roberto Russo (mit Monica Vitti) die EPLa donna cannone bei; diese konnte die Spitze der Albumcharts erreichen. Zwei Jahre nach diesem Erfolg veröffentlichte De Gregori das nächste Album Scacchi e tarocchi, das sehr unterschiedlich aufgenommen wurde. 2010 wurde der Asteroid (6114) Dalla-Degregori nach dem erfolgreichen Duo benannt.[6]
Nach dem Wechsel zum Label CBS (Columbia Records, später Sony) erschien 1987 De Gregoris Album Terra di nessuno, mit dem er sich stilistisch stärker an den Folk-RockBob Dylans annäherte. Es wurde mit der Targa Tenco als Album des Jahres ausgezeichnet.[7] 1989 stellte er im Album Miramare 19.4.89 wieder verstärkt sozialkritische Themen aus der italienischen Gegenwart in den Mittelpunkt; auch dieses Album wurde mit der Targa Tenco ausgezeichnet.[7] Zum Ende des Jahrzehnts veröffentlichte De Gregori 1990 eine Trilogie aus drei Livealben, Niente da capire, Catcher in the Sky und Musica leggera. Auch in den 90er-Jahren blieb der Musiker unvermindert aktiv, es erschienen die zwei Studioalben Canzoni d’amore (1992) und Prendere e lasciare (1996; beide Platz eins der Charts) sowie die drei nicht minder erfolgreichen Livealben Il bandito e il campione (1993), Bootleg (1994) und La valigia dell’attore (1997). Das Lied La valigia dell’attore wurde 1998 mit einer Targa Tenco als Lied des Jahres ausgezeichnet.[7]
Im neuen Jahrtausend meldete sich De Gregori 2001 mit dem Studioalbum Amore nel pomeriggio zurück, das ihm zum dritten Mal eine Targa Tenco einbrachte,[7] und ging im Anschluss wieder auf Tournee. Daraus ging das nächste Livealbum Fuoco amico (2002) hervor. Im Sommer 2002 unternahm er zusammen mit Pino Daniele, Fiorella Mannoia und Ron eine weitere Tournee, die ins Album Dal vivo mündete. Noch im selben Jahr legte er außerdem das Studioalbum Il fischio del vapore nach, auf dem er gemeinsam mit Giovanna Marini italienische Volkslieder interpretierte; das Projekt wurde mit einer Targa Tenco für die „Interpreten des Jahres“ ausgezeichnet.[7] Nach dem Live-Best-of Mix (2003; mit einem Cover des Dylan-Songs I Shall Be Released) erschienen in rascher Folge die Studioalben Pezzi (2005), ausgezeichnet mit einer weiteren Targa Tenco,[7] und Calypsos (2006). Von Präsident Carlo Azeglio Ciampi wurde De Gregori 2005 mit dem Verdienstorden der Italienischen Republik (Offizier) ausgezeichnet.[8] 2006 erschien außerdem das dreiteilige Best-of Tra un manifesto e lo specchio, auf dem auch Diamante enthalten war, ein Lied, dessen Text De Gregori 1989 für Zucchero geschrieben hatte. Es folgte ein weiteres Livealbum (Left & Right – Documenti dal vivo, 2007).
Spätere Jahre mit Dalla und Dylan
2008 veröffentlichte De Gregori das Studioalbum Per brevità chiamato artista, dessen Titel auf seinen ersten Plattenvertrag mit RCA verweist. Danach belebte er das Projekt mit Lucio Dalla von 1979 neu und ging zwischen 2010 und 2011 mit diesem auf Tournee. Das neue gemeinsame Livealbum trug den Titel Work in Progress und sollte die letzte Zusammenarbeit der beiden Musiker darstellen (Dalla verstarb Anfang 2012). 2012 war De Gregori am Volkslied-Album Vola vola vola von Ambrogio Sparagna beteiligt und veröffentlichte selbst ein Livealbum sowie das neue Studioalbum Sulla strada (erschienen beim Label Edel), dessen Titel auf Jack KerouacsUnterwegs anspielt. Im selben Jahr präsentierte Regisseur Stefano Pistolini im Rahmen der Internationalen Filmfestspiele von Venedig den Dokumentarfilm Finestre rotte über das Leben De Gregoris.[2] Im Album Vivavoce präsentierte der Cantautore 2014 hingegen neue Versionen einiger seiner bekanntesten Lieder, darunter eine Version von Alice mit der Beteiligung von Ligabue.
2015 wurde das Lied Sei mai stata sulla luna?, das De Gregori für den Soundtrack des gleichnamigen Films von Paolo Genovese geschrieben hatte, mit einem Nastro d’argento für den besten Filmsong ausgezeichnet.[2] Außerdem erhielt der Musiker in diesem Jahr den Premio Chiara in der Kategorie Le parole della musica.[9] Im Sommer 2015 trat De Gregori als Opening Act für Bob Dylan bei einem Konzert in Lucca auf. Davon ausgehend veröffentlichte er im selben Jahr das CoveralbumDe Gregori canta Bob Dylan – Amore e furto, in dem er italienische Versionen bekannter Lieder seines amerikanischen Vorbilds interpretiert. Das Album erreichte in Italien die Chartspitze. 2017 erschien das nächste Livealbum Sotto il vulcano, 2018 war der Cantautore im Lied Quelli che restano von Elisa zu hören.
Michelangelo Romano, Paolo Giaccio, Riccardo Piferi (Hrsg.): Francesco De Gregori. Un mito. Lato Side, Rom 1980.
Massimo Cavezzali: A ovest di De Gregori. L’Isola Trovata, Bologna 1981, ISBN 88-7225-000-5.
Alberto Stabile: Francesco De Gregori. Gammalibri, Mailand 1987.
Giorgio Lo Cascio: De Gregori. Franco Muzzio, Padua 1990, ISBN 88-7021-500-8.
Mario Bonanno: Francesco De Gregori. Cercando un altro Egitto. Giunti, Florenz 2001, ISBN 88-8185-392-2.
Pino Casamassima: Francesco De Gregori. La valigia del cantante. De Ferrari, Genua 2002, ISBN 88-7172-428-3.
Enrico Deregibus: Francesco De Gregori. Quello che non so, lo so cantare. Giunti, Florenz 2003, ISBN 88-09-03231-4.
Andrea Podestà: Francesco De Gregori. Camminando su pezzi di vetro. Zona, Civitella in Val di Chiana 2003, ISBN 88-87578-54-0.
Vincenzo Mollica: Francesco De Gregori – Parole e Canzoni. Einaudi Stile Libero, 2004, ISBN 978-88-06-17201-5.
Giommaria Monti: Francesco De Gregori. 1972–2004: Dell’amore e di altre canzoni. Editori Riuniti, Rom 2004, ISBN 88-359-5593-9.
Antonio Piccolo: La storia siamo noi. Francesco De Gregori. Bastogi, Foggia 2007, ISBN 88-8185-925-4.
Andrea Podestà: Francesco De Gregori. A piedi nudi lungo la strada. Zona, Civitella in Val di Chiana 2007, ISBN 978-88-89702-83-3.
Paolo Jachia: La donna cannone e l’agnello di Dio. Tracce cristiane in Francesco De Gregori. Con un intervento sui Baustelle. Ancora, Mailand 2009, ISBN 978-88-514-0706-3.
Claudio Fabretti: Francesco De Gregori. Fra le pagine chiare e le pagine scure. Arcana, Rom 2011, ISBN 978-88-6231-148-9.
Silvia Viglietti, Alessandro Arianti: Francesco De Gregori. Guarda che non sono io. SVpress, Turin 2014, ISBN 978-88-909930-0-8.
Enrico Deregibus: Francesco De Gregori. Mi puoi leggere fino a tardi. Giunti, Florenz 2015, ISBN 978-88-09-80572-9.
↑Leonardo Colombati (Hrsg.): La canzone italiana, 1861-2011. Mondadori, Mailand 2011, S.1328, 1477–1479, 1933.
↑Jacopo Tomatis: A Portrait of the Author as an Artist: Ideology, Authenticity, and Stylization in the Canzone d’Autore. In: Franco Fabbri, Goffredo Plastino (Hrsg.): Made in Italy: Studies in Popular Music (= Global Popular Music). Routledge, London 2016, ISBN 978-1-138-21342-5, S.95.
↑ abcdefAlbo d’oro Targhe Tenco. Club Tenco, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. August 2020; abgerufen am 26. Mai 2020 (italienisch).