Der Flugplatz ist für Maschinen mit einem MTOW bis 14 t zugelassen. Bis zum Abzug der sowjetischen Truppen sind Flugzeuge bis 150 t betrieben worden.[1]
Ambulanzflüge
Durch die schnelle und rund um die Uhr vorhandene Verfügbarkeit des Flugplatzes ist er besonders für kurzfristig durchgeführte Ambulanzflüge attraktiv. Auch für Organtransporte wird der Flugplatz verwendet, da viele Kliniken in der Nähe, und durch die A 11 auch Krankenhäuser in Berlin in Reichweite sind.
Geschäftsreisen
Die Finow Air Service GmbH bietet Charterflüge ab Eberswalde Finow an. Hierfür stehen verschiedene Propeller- und Turboprop-Flugzeuge zur Verfügung.
Luftfahrtmuseum
Auf dem westlichen Teil des Platzes in der Nähe des Ortes Finowfurt befindet sich auf dem Gelände das Luftfahrtmuseum Finowfurt. Dort werden unter anderem ausgemusterte Flugzeuge der militärischen und zivilen Luftfahrt gezeigt. Auch ein Flugsimulator zur Benutzung durch Besucher befindet sich auf dem Areal.
Auf dem Flugplatzgelände, in unmittelbarer Nähe zur Piste, entstand unter dem Generalunternehmer Solarhybrid AG bis Ende 2011 das zum damaligen Zeitpunkt europaweit größte Photovoltaik-Kraftwerk.[2] Es bedeckt eine Fläche von rund 315 Hektar, kostete 178 Mio. € und hat eine Leistung von insgesamt 84,7 MWp.[3]
Ausstattung
Der Flugplatz verfügt über eine Start-/Landebahnbefeuerung sowie in Hauptanflugrichtung eine PAPI.[4] Die Piste wurde 1971 während der militärischen Nutzung auf eine Länge von 2520 m ausgebaut, welche jedoch heute nicht mehr genutzt wird. Im Zuge des Baus des Solarparks Finow wurde die RWY 10/28 auf 1480 Meter verkürzt.
Die Gemeinsame Landesplanung Berlin-Brandenburg prüfte ab 2007 einen Antrag der Betreibergesellschaft, eine Erweiterung für Linienverkehr mit Maschinen bis 85 t zu genehmigen, um z. B. einen durch Studien ermittelten Bedarf für Billigfluglinien in Finow für den Einzugsbereich Berlin abzudecken. Die Entfernung vom Flugplatz Finow zum Stadtzentrum von Berlin beträgt rund 55 Kilometer. Im Mai 2008 wurden die Pläne jedoch abgelehnt, da dies mit den Zielen zur Flughafenplanung und dem Entwurf des Landesentwicklungsplanes Berlin-Brandenburg nicht zu vereinbaren sei.[9] Im August 2017 brachte sich die Betreibergesellschaft des Flughafens Eberswalde-Finow erneut als Ersatz für den Berliner Flughafen Tegel ins Gespräch und kündigte eine Klage an, sollte dieser über die Eröffnung des Flughafens BER hinaus offengehalten werden.[10]
Wirtschaftliche Bedeutung für die Region
Unternehmen am Flugplatz
Am Flugplatz haben sich mehrere Luftfahrtunternehmen und Gewerbebetriebe, wie die KAPI electronics GmbH, welche Flugdatenschreiber entwickeln und montieren, sowie die Finow Air Service GmbH angesiedelt. In einem Container befindet sich zudem ein Bistro für Piloten und deren Passagiere.[11]
Circa 50 Meter vom Tower entfernt befindet sich ein Schießstand.
Geschichte
1930er Jahre und Zweiter Weltkrieg
Die ersten Landkäufe und Vorbereitungsarbeiten erfolgten 1937, 1938 begann der eigentliche Ausbau, zunächst als mit Grasbahnen ausgestatteter Einsatzflugplatz, im Juli 1939 wurde er dem Luftzeugamt Jüterbog-Altes Lager unterstellt. 1940/1941 wurden zwei befestigte Landebahnen von 1050 bzw. 960 Metern Länge angelegt. Am Nordrand entstanden fünf Werft- und Flugzeughallen, Bahnanschlussgleise und die Nebengebäude wie Unterkunfts- und Lagerbaracken. Im Juni 1941 war die Kernbauphase abgeschlossen. Stationiert waren sowohl Transport- wie auch Schuleinheiten, ab 1943 erfolgten auch Segelfluglehrgänge. Im März 1943 wurde Finow erstmals durch alliierte Bomber angegriffen.
Die ersten Einsatzeinheit der Luftwaffe, die den Platz im Januar 1944 belegte, war die mit Bf 110 und Ju 88 ausgerüstete 2. Staffel der Nachtjagdgruppe 10. Das KG 200, dem die Erprobung alliierter Beuteflugzeuge oblag, richtete am Platz eine Werft zur Wartung US-amerikanischer B-17-Bomber ein. Auch moderne Nachtjäger He 219, geflogen von der 3./Nachtjagdgruppe 10, waren von September 1944 bis Februar 1945 in Finow stationiert. Weitere Einheiten waren unter anderem Teile der Jagdgeschwader 3 und 11 sowie der Schlachtgeschwader 3 und 151. Am 26. April 1945 wurde der Fliegerhorst von den deutschen Truppen geräumt, wobei die Startbahnen, die Gebäude und nicht mehr startbereite Flugzeuge gesprengt wurden. Kurz darauf besetzten sowjetische Truppen das Gelände.
Nutzung durch die sowjetischen Luftstreitkräfte
Ende April 1945 wurde der Flugplatz von sowjetischen Truppen besetzt. Nach der Einnahme landete am 2. Mai 1945 erstmals ein mit Jak-9 und P-40 ausgerüstetes sowjetisches Jagdfliegerregiment in Finow. Im Jahr 1951 wurde es auf MiG-15 und 1954 auf MiG-17 umgerüstet, bevor es 1956 zum Flugplatz Lärz verlegt wurde. Bis 1969 erfolgte eine weitere Zwischennutzung durch das mit Il-28 ausgerüstete 207. Frontbombenfliegerregiment. Vier Jahre nach einer 1965 vollzogenen Umrüstung auf Jak-28 wurde das Regiment in den russischen Fernen Osten verlegt. Die schließlich letzte in Finow stationierte Einheit war das 787. Jagdfliegerregiment, welches im September 1970 vom Flugplatz Groß-Dölln dorthin verlegt wurde. Seine Ausrüstung bestand zunächst aus MiG-21, ab 1975 MiG-23 und ab 1982 auch MiG-25. Im Ergebnis des politischen Entspannungsprozesses zum Ende der achtziger Jahre wurden die MiG-25 1989 in die Sowjetunion zurückgeführt. Als Ersatz, vor allem für die MiG-23, wurden dem Jagdfliegerregiment im selben Jahr MiG-29 zugeführt.
Während der Nutzung durch die sowjetischen/russischen Luftstreitkräfte war dem Flugplatz zuerst der Deckname LEGALNY (ЛЕГАЛЬНЫ, dt.: Legal)[12], in den 1970er Jahren SCHITNAJA (ЖИТНАЯ, dt.: Korn-…) und später in den 1980er Jahren NARSAN (НАРЗАН, Mineralwasserquelle in Kislowodsk) zugeordnet.[13] Ein Neuausbau erfolgte 1983, die Start- und Landebahn wurde mit einer dünnen Asphaltschicht und weiteren 120 mm Beton überzogen. Die Bauarbeiten wurden vom VEB Autobahnbaukombinat, Betriebsteil Straßenbau Weimar (heute Vinci/Eurovia) durchgeführt.
Am 29. Juni 2013 verunglückte ein Kunstflugpilot mit einer Zlín Z-526 AFS-V während einer Flugshow im Rahmen des Roadrunner Festivals am Flugplatz tödlich. Nach jahrelangen Flugunfalluntersuchungen wurde 2017 bekanntgegeben, dass der Pilot aufgrund eines illegal durchgeführten Tiefflugs unterhalb der vorgeschriebenen Höhe von 450 Metern und eines Steuerfehlers bei der Rollbewegung in die Normalfluglage maßgeblich zum Absturz der Maschine beigetragen hat. Außerdem hatte die Maschine einen Kraftstoffmangel und nicht für den Kunstflug zugelassene Reservetanks an den Flügeln. Der Pilot starb als das Flugzeug verkehrt herum in den Solarpark Finow stürzte, und die Maschine, wie man auf Zuschauervideos sieht, explodierte.[15]
Der Fernsehsender Kabel Eins drehte 2017 für seine Dokuserie "Achtung Kontrolle" drei Folgen[17] auf dem Flugplatz Eberswalde Finow. Dabei wird gezeigt, wie ein Ambulanzflug und der Sachsenmarathon 2017 auf dem Flugplatz landet und abgefertigt wird.
Literatur
Jürgen Zapf: Flugplätze der Luftwaffe 1934–1945 – und was davon übrig blieb. Band 1. Berlin & Brandenburg. VDM, Zweibrücken 2001, ISBN 3-925480-52-8.
↑Stefan Büttner: Rote Plätze – Russische Militärflugplätze Deutschland 1945–1994, AeroLit, Berlin, 2007, ISBN 978-3-935525-11-4, S. 78
↑Lutz Freundt: Sowjetische Fliegerkräfte Deutschland 1945–1994. Typenkatalog der Luftfahrzeuge, Flugplatzanlagen und Schutzbauten, Flugplätze A-F (Bd. 1), Freundt Eigenverlag, Diepholz 1998, ISBN 3-00-001493-4, S. 59f.
↑Lutz Freundt: Sowjetische Fliegerkräfte Deutschland 1945–1994. Flugplätze (Teil 2) und Truppenteile (Bd. 2), Freundt Eigenverlag, Diepholz 1998, ISBN 3-00-002665-7, S. 52.
↑Кто командует российской авиацией. aviaport.ru, 29. August 2008, abgerufen am 27. November 2010 (russisch, Titel: „Wer die russischen Luftstreitkräfte befehligt“, Quelle: Kommersant).