Florian Graf studierte von 1999 bis 2005 Architektur an der ETH Zürich, wo er noch als Student Mitbegründer des Jubiläumsprojektes ETH House of Science in Afghanistan war, anstatt eines ephemeren Pavillons in Zürich, wurde mit dem Wettbewerbsbudget eine Universität in Bamiyan errichtet. Nach seiner Arbeit mit dem Künstler und Regisseur Robert Wilson in New York, absolvierte er einen Master am Edinburgh College of Art, gefolgt von einem Stipendiat an der Royal Drawing School in London und einem Fulbright Fellowship an der School of the Art Institute of Chicago. 2011 lebte er als iaab-Stipendiat in Berlin, von 2012 bis 2013 am Instituto Svizzero in Rom und nach Aufenthalten in Athen 2015 an der Cité Internationale des Arts in Paris. Florian Graf wurde durch Ausstellungen und Kunstprojekte international bekannt und wurde für seine Arbeit mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Er unterrichtete an verschiedenen Kunstschulen, in Form von Workshops unter anderen an der HEAD Genf oder der HKB Bern und von 2016 bis 2017 als Dozent für Kunst und Architektur an der ETH Zürich.
Werk
In seinem Schaffen bewegt sich Florian Graf an der Schwelle von Kunst und Architektur und verknüpft dabei Skulptur, Installation, Zeichnung, Fotografie, und Kurzfilme. Sein Interesse gilt der psychologischen und emotionalen Wirkung von Räumen auf ihre Benutzer. Im Wechselspiel zwischen Imagination, Tatsachen, Träumen und Ängsten vereint er visionäre Kraft mit konzeptueller Logik, Erzählfreude und Humor.[1] Das Zeichnen, das Modellieren und Schaffen von Skulpturen stehen im Zentrum von Grafs künstlerischer Tätigkeit. Er schafft an spezifischen Orten poetische Verdichtung. Beispielsweise thematisiert als fiktive Immobilienagentur die Architekturutopien des 20. Jahrhunderts. Für die Ausstellung Well, Come (2011) transformierte er die Kathedrale des Klosters Bellelay in sein Atelier und baute eine 14 m hohe Skulptur in das Kirchenschiff. Ghost Light Light House (2012) wiederum bestand aus einer leuchtturmartigen Skulptur, die anstatt fest verankert Halt zu geben, auf dem Bodensee als Irrlicht flackerte. Für die Ausstellung Chamber Music (2015) in der Kunst Halle Sankt Gallen schuf er mehrere Skulpturen, die sowohl den öffentlichen Raum, den intimen Wohn- als auch den Naturraum thematisierten.
Seine Fotoarbeiten und Zeichnungen reflektieren das räumliche Schaffen. Aus den Zeichnungsbüchern, die ihren Ursprung angeblich in der Kindheit fänden, resultieren die meisten seiner Werke.
Der Kunstkritiker und Theoretiker Michael Newman schrieb über Graf: “Seine Kunst ist utopisch, nicht in dem Sinn, dass sie eine der Gegenwart entgegengesetzte Zukunft projiziert, sondern indem sie die Gegenwart sich selber entgegensetzt.”[2]
2018: Out & About, Hofgut Mapprach, Zeglingen/Basel
2016: Stultitia II - Floating Folly, skulpturale Performance auf dem Rhein, von Basel bis Rotterdam in Zusammenarbeit mit dem HMB Basel and CBK Rotterdam
2015: Chamber Music, Kunst Halle Sankt Gallen, St. Gallen[4]
2009: Camera Infinita, Art Institute Shibukawa, Japan
2008: CloseUp, Edinburgh Art Festival
2008: Oslo Kino UFO, Moscow Biennale for Young Art, Moscow Museum of Modern Art
2008: We, Gatherers, Caledonian Hall in Collaboration with Inverleith House
2007: Wall Painting with Franz Graf, National Gallery of Modern Art, Edinburgh
2006: [arhitektura|2006], Zagrebacki_Salon, Zagreb
2005: Jubiläum 150 Jahre ETH Zürich, Platzspitz Landesmuseum, Zürich
Auszeichnungen (Auswahl)
2019: Residency Schwarz Foundation
2018: Stipendium Künstlerhaus Schloss Balmoral
2017: Prix Visarte, Förderpreis der UBS-Kulturstiftung, Werkbeitrag Ausserrhodische Kulturstiftung
2015: Kulturförderpreis der Alexander Clavel Stiftung, Atelier Mondial, Cité Internationale des Arts, Paris
2014: Werkbeitrag Kunstkredit Basel
2013: Swiss Art Award und Patronagefonds, Kunsthalle Basel
2012: Fellow Sommerakademie im Zentrum Paul Klee, DAM International Architectural Book Award / Membro ISR, Rom
2011: Stipendium der ZF Kunststiftung und IAAB-Stipendium Berlin
2010: Collection Cahiers d’Artistes, Serie X
2009: Fulbright Fellowship / Diploma with Distinction University of Edinburgh
2008: DAAD Scholarship
2007: Scholarship Ikea Foundation
2006: Rewarded in „Die 100 wichtigsten Schweizer“, Schweizer Illustrierte
2005: ETH Medal & Willi-Studer-Prize for the best Degree in Architecture
2004: First Prize Holcim Next Generation Award for Sustainable Construction, First Prize Competition «Luftschloss» 150 Jubelee of ETH
Literatur (Auswahl)
Florian Graf, Bio Diversity, Text von Felicity Lunn, Verlag für Moderne Kunst, 2019; ISBN 978-3-903269-95-8
Florian Graf, Out & About mit Texten von Ines Goldbach, Markus Krajewski und Daniela Settelen-Trees; Christoph Merian Verlag 2018; ISBN 978-3-85616-877-3
Duett mit KünstlerIn. Partizipation als künstlerisches Prinzip; Verlag moderne Kunst, Nürnberg 2017; ISBN 978-3-903153-34-9
Mechtild Widrich und Markus Krajewski: Florian Graf, Ghost Light Light House; Friedrichshafen 2012; ISBN 978-3-86136-174-9
Florian Graf Well, Come, Exhibition Catalogue Abbatiale de Bellelay; Texts by Tenzing Barshee, Caroline Nicod and Reto Thüring; Edition Clandestin 2011; ISBN 978-3-905297-36-2
Michael Newman and Reto Geiser: Florian Graf, Collection Cahiers d’Artistes 2011; Edizioni Periferia 2011; ISBN 978-3-907474-90-7
Ivica Brnić, Florian Graf, Wolfgang Rossbauer, Christina Lenart (Hg.): Venturing Permanence, The ETH House of Science in Bamiyan; gta Verlag 2012; ISBN 978-3-85676-210-0
Perpetually Transient; Ambivalence Revisited in a Constellational Assembly of Works by Anahita Razmi, Basim Magdy, Florian Graf, Bernd Behr; Schwabe Verlag 2015; ISBN 978-3-7965-3409-6
Macht. Wahn. Vision. Der Turm in der Skulptur; Ausstellungskatalog Städtische Museen Heilbronn, Arp Museum Bahnhof Rolandseck; Kerber Verlag 2013; ISBN 978-3-86678-908-1
Joseph Kosuth, Dan Peterman, Marc Camille Chaimowicz, Alan Johnston, Sanna Marander, Tim Ingold, Eelco Hooftman, Florian Graf, Erin Gleason, Naomi Hennig, Ronald Boer, Jacob Bee, Melissa MacRobert, Martin Parker, Julia Martin, Christine Wylie: Fieldwork; ASN Mutual Press, Edinburgh 2009; ISBN 978-1-904443-34-6
Nele Dechmann, Nicola Ruffo (Hg.): Architektur im Würgegriff der Kunst. gta Verlag, Zürich 2013, ISBN 978-3-85676-318-3.
Boesner GmbH holding + innovations (Hrsg.) mit Textbeiträgen von Stefan Koldehoff und Noemi Smolik: Kunstwelten.Witten 2012. ISBN 978-3-928003-01-8, S. 168–173.