Florentina Holzinger studierte Choreografie an der School for New Dance Development (SNDO) der Amsterdamse Hogeschool voor de Kunsten. Ihr Solo-Abschlussstück Silk gewann 2012 beim Wiener Tanz- und Performancefestival ImPulsTanz den Prix Jardin d’Europe. Seit 2011 tritt sie mit eigenen Produktionen auf, die von Soloprojekten bis zu Choreografien für größere Ensembles reichen.
Werk
Holzingers Inszenierungen greifen teils Themen des klassischen Balletts auf, so z. B. Apollon musagète (Igor Strawinsky, 1928) für Apollon und La Sylphide (Jean Schneitzhoeffer, 1832) für Tanz, die sie aber mit Elementen aus Akrobatik, Kampfsport, Stunts, Splatter und Sideshow zwischen Unterhaltung, Trash und Hochkultur positioniert. Ein „Wesenszug von Holzingers Performances“ sei „die umfassende Emanzipation des weiblichen Körpers als Ausdrucksmittel“, so Egbert Tholl von der Süddeutschen Zeitung, stilbildende Elemente sind Nacktheit und körperliche Grenzerfahrungen als Spiegel einer von Frauen durch gesellschaftliche Rahmenbedingungen erfahrenen Gewalt.[2]
Ihre erste Opernproduktion – SANCTA, nach HindemithsSancta Susanna – gelangte am 30. Mai 2024 am Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin zur Premiere. Der Einakter wurde mittels geistlichen Werken und Neukompositionen von Johanna Doderer, Born in Flamez, Stefan Schneider, Nadine Neven Raihani und etlichen anderen[5] zu einem abendfüllenden Werk „in XXL, mit willig-polystilistisch klangauftrumpfendem Orchester und Damenchor unter der nimmermüden Leitung der eisern das lustvolle Durcheinander zusammenhaltenden Marin Strindlund“[6] umgestaltet. Diese Produktion wurde von den Wiener Festwochen, an das Württembergische Staatstheater Stuttgart[7][8], an die Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin sowie zu Festivals in Belgien und den Niederlanden eingeladen. In Schwerin bestand eine Alterbeschränkung ab 18 Jahren, ebenso in Stuttgart.[9] Der Wiener Theologe Jan-Heiner Tück warf dem Stück „auftrumpfende Einfallslosigkeit“ vor,[10] während Egbert Tholl es als „überbordendes Fest“ erlebte, bei dem Holzinger „alle Aspekte des (katholischen) Glaubens“ „mit überlegenem Wissen seziert“ habe.[2]
↑Verena Harzer: Florentina Holzinger in Berlin: Nackt und brachial. In: Die Tageszeitung: taz. 31. August 2023, ISSN0931-9085 (taz.de [abgerufen am 1. September 2023]).