Die religiöse Malerei benutzt auch Allegorien oder Darstellungen von Klostergärten (z. B. mit Maria) und des Paradieses. Spezielle Blumen dienen als Symbole, z. B. die Lilie für die Keuschheit bzw. die Jungfräulichkeit, die Rose für die Liebe und die Dornen für Blut und Leid. Die Akelei gilt seit dem 14. Jahrhundert in der Buchmalerei als Zeichen der Demut und Bescheidenheit. Das Albrecht Dürer zugeschriebene Aquarell lässt diesen Zusammenhang nicht mehr unmittelbar erkennen. Nach dem 16. Jahrhundert weicht die religiöse Symbolik dieser Pflanze einer profanen.[3] Wandteppiche der Spätgotik zeigen ein Millefleurs genanntes Streublumenmotiv.
In der Bildhauerei kommen florale Motive nur selten vor. Eine Ausnahme sind die Bildhauer und Schnitzer der Gotik: sie umrahmten viele Altäre und biblische Szenen mit Astwerk und andere Kunstwerke mit Blattwerk.
Florale Motive finden sich bei der Gestaltung von Wasserzeichen alter handgeschöpfter Papiere[7] u. a. in der Form von Ecknelkenpapier, bei der Gestaltung von Buntpapier (Brokatpapier[8], Modeldruckpapier, Lithografie) und von Tapeten[9], z. B. bei französischen Manufakturen[10] oder in England bei William Morris.
Das Kunstgewerbemuseum in Leipzig widmete der dekorativen Umsetzung pflanzlicher Formen im Februar und März 1903 eine Sonderausstellung, in der vor allem die Aktivitäten bedeutender Kunstgewerbe- und Handwerkerschulen präsentiert wurden.[11] Im Programm der Ausstellung wurde zwischen natürlichen Pflanzen in künstlerischen Darstellungen (Blumenmalerei), naturalistischen Pflanzenornamenten und stilisierten modernen Pflanzenornamenten unterschieden.[12]
Quellen und Weblinks
José Pijoan (Hrsg.): Die Kunstgeschichte der Welt. ARTE Band 3, Grammont-Verlag, Lausanne 1979
Der neue Brockhaus, 3. Auflage (v. a. Band III zu Malerei), Wiesbaden 1960
Malte Jaeger: Florale Motive in serieller Umsetzung des Hochdrucks. Gien-Verlag 2009 online
Daniel Uchtmann: Blumenpracht in der Kunst. Brandstätter Verlag, Wien 2011
Lottlisa Behling: Die Pflanzenwelt der mittelalterlichen Kathedralen. Böhlau, Köln u. Graz 1964.
Frank Richter: Die Pflanzenwelt der gotischen Kathedralen. Michael Imhof Verlag, Petersberg 2019 (Studien zur internationalen Architektur- und Kunstgeschichte. 168). ISBN 978-3-7319-0853-1.
Eduard Metzger: Ornamente aus deutschen Gewächsen zum Gebrauch für Plastik und Malerei etc. Hft. 1–5. Literar. art. Anstalt, München 1841–1842.
Carl Friedrich Krumbholz: Das vegetabile Ornament. Eine Sammlung neuer Verzierungen entworfen auf Grundlage natürlicher Pflanzenformen und bestimmt zur kunstindustriellen Verwertung für flache und malerische Dekoration. Gilbers'sche Verlagsbuchhandlung, Dresden 1880.
Franz Woenig: Pflanzenformen im Dienste der bildenden Künste. Ein Beitrag zur Ästhetik der Botanik, zugleich ein Leitfaden durch das Pflanzenornament aller Stilperioden der Kunst. Ehrlich, Leipzig 1881.[3]
Anton Seder: Die Pflanze in Kunst und Gewerbe. Darstellung der schönsten und formenreichsten Pflanzen in Natur und Styl zur praktischen Verwerthung für das gesammte Gebiet der Kunst und des Kunstgewerbes in reichem Gold- und Farbendruck. Unter Mitwirkung hervorragender Künstler herausgegeben von Martin Gerlach. Vorrede von Albert Ilg. 2 Bände. Gerlach & Schenk, Wien 1886.[4][5]
Moritz Meurer: Pflanzenformen. Vorbildliche Beispiele zur Einführung in das ornamentale Studium der Pflanze.Kühtmann, Dresden 1895.
Dritte Fachausstellung: Die Pflanze in ihrer dekorativen Verwertung. Februar und März 1903. Kunstgewerbe-Museum, Leipzig 1903. Online-Ausgabe[6].
Richard Graul: Die Pflanze in ihrer dekorativen Verwertung. Aus Anlass der Ausstellung im Kunstgewerbe-Museum zu Leipzig. J. J. Weber, Leipzig 1904.
Einzelnachweise
↑Lottlisa Behling: Die Pflanze in der mittelalterlichen Tafelmalerei. 2., durchges. Aufl. Böhlau, Köln u. Graz 1967.
↑Lucia Impelluso: Gärten, Parks und Labyrinthe. Parthas, Berlin 2006 (Bildlexikon der Kunst, Bd. 11), S. 217.
↑U. Braun: Art. „Akelei“. In: Lexikon der christlichen Ikonographie. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt. Sonderausgabe 2015. Bd. 1, S. 90.
↑„Herbarium. Wilhelm Weimar. Die Sammlung Fotografie im Kontext“[1].
↑Wilhelm Weimar: Über photographische Aufnahmen von Pflanzen und Blättern mit durchfallendem Tageslicht; Silhouetten von Blättern, blühenden Pflanzen und Porträts, (32. Sitzung am 27. November [1907]), in: Verhandlungen des Naturwissenschaftlichen Vereins in Hamburg, 3. Folge XV, L. Friedrichsen & Co., Hamburg 1908, S. LXXXIX–XCI.
↑Gertraude Spoer: Rosen, Tulpen, Nelken ... Aus der Formenwelt der Wasserzeichenkunst. Deutsche Bücherei, Leipzig 1987
↑Adelheid Schönborn; Michael Rothe (Hrsg.): Die phantastische Welt der Brokatpapiere. Die Sammlung Adelheid Schönborn. Haupt Verlag, Bern 2020. ISBN 978-3-258-08208-0.
↑Sabine Thümmler: Die Flora auf Tapete. Naturalismus und Pflanzenstilisierung im 19. Jahrhundert. In: Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen (Hg.): Papiertapeten. Bestände, Erhaltung und Restaurierung. Sandstein, Dresden 2005, S. 41–49.
↑Sabine Thümmler: Tapetenkunst. Französische Raumgestaltung und Innendekoration von 1730–1960. Sammlung Bernard Poteau. Edition Minerva, Wolfratshausen 2000, ISBN 3-932353-37-4.
↑Albrecht Kurzwelly: Die Pflanze in ihrer dekorativen Verwertung. Ausstellung im Leipziger Kunstgewerbemuseum. In: Kunstgewerbeblatt 1903 (7), S. 135–146.[2]
↑Dritte Fachausstellung: Die Pflanze in ihrer dekorativen Verwertung. Februar und März 1903. Kunstgewerbe-Museum, Leipzig 1903, S. 3.