Finnentrop liegt an der Nordspitze des Kreises Olpe zwischen den Gebirgszügen des Ebbegebirges im Südwesten und der Homert im Nordosten. Markantester Fluss ist die Lenne, die das Gemeindegebiet von Süd nach Nord auf einer Länge von etwa 11 km durchfließt. Sie gelangt südlich von Bamenohl auf das Gemeindegebiet und verlässt es bei Rönkhausen wieder. Zuvor fließen der Lenne bei Finnentrop die von Südwesten kommende Bigge, bei Lenhausen der von Osten kommende Fretterbach und bei Rönkhausen der von Osten kommende Glingebach zu. Hier liegt der tiefste Punkt im Gemeindegebiet mit 220 m ü. NN.
Die höchsten Erhebungen Finnentrops finden sich im waldreichen nördlichen Gemeindegebiet, der Übergangszone zwischen Lennegebirge und Homert. Der höchste Punkt liegt mit einer Höhe von 651 m ü. NN auf dem Sellenstücke nördlich von Weuspert. Die südliche Gemeindegrenze verläuft weitgehend entlang der Wasserscheide zwischen Fretterbach und Elspebach mit Erhebungen bis zu 519 m ü. NN (Primenekes Kopf).
Ausdehnung des Gemeindegebiets
Das Gemeindegebiet hat nach Angaben der Gemeindeverwaltung eine Nord-Süd-Ausdehnung von 11,97 km und eine West-Ost-Ausdehnung von 12,42 km.[3] Die größte Ausdehnung misst sich von Hollenbock im Südwesten bis Fretterspring im Nordosten mit rund 17 Kilometern.[4]
Von den 104,42 km² Gemeindefläche entfallen 65,07 km² (62 %) auf Waldflächen und 22,32 km² auf Landwirtschaftsflächen (21 %). Auf Siedlungs- und Verkehrsflächen entfallen 15,38 km² (15 %). In den Jahren 2001 und 2002 gingen die Verkehrs- und Siedlungsflächen leicht zurück und nehmen seitdem wie im Landesdurchschnitt zu (Stand: 2015).[2]
Das Gemeindegebiet ist politisch nicht weiter gegliedert. Jedoch wurden für die Bezeichnung in Personenstandsbüchern und -urkunden in der Hauptsatzung folgende Gemeindeteilbezeichnungen festgelegt, denen teilweise weitere Flurbezeichnungen zugeordnet sind:[5]
Die Geschichte einzelner Ortschaften der Gemeinde geht bis in das Mittelalter zurück. In den Quellen werden um 1162 erstmals die Ortsteile Lenhausen und Rönkhausen erwähnt. Auf Grund archäologischer Untersuchungen ist aber gesichert, dass an Stelle der heutigen Pfarrkirche in Schönholthausen ein Vorgängerbau aus dem 11. Jahrhundert bestand. Die Kirche war eine Eigenkirche des Stifts Herford. Daneben waren die Grafen von Arnsberg, die Edelherren zu Bilstein, die Abtei Deutz sowie das Kölner Mariengnadenstift im Gebiet der heutigen Gemeinde begütert. Hinzu kommen Besitzungen des niederen Adels, die als Bauwerke teilweise heute noch erhalten sind. Seit dem 13. Jahrhundert bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts gehörte das Gebiet zum Herzogtum Westfalen. Danach gehörte es zu Hessen-Darmstadt und seit 1816 zu Preußen.
Der Name geht auf den alten Ort Finnentrop zurück, der heute Altfinnentrop heißt und einige hundert Meter biggeaufwärts liegt. Die Endung „trop“ leitet sich aus „trop“ oder „torp“ für „Dorf“ ab und kommt in Nordrhein-Westfalen nicht selten vor (wie etwa bei Bottrop, Castrop, Frintrop oder Waltrop).
Durch die Industrialisierung im 19. Jahrhundert kam es in Teilen des bislang überwiegend agrarisch geprägten heutigen Gemeindegebiets zur Ansiedlung von Fabriken und einem damit zusammenhängenden sozialen Wandel. Erste Veränderungen brachte der Straßenbau in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit sich. Der entscheidende Faktor hin zur industriellen Entwicklung war die Eröffnung der Ruhr-Sieg-Bahn im Jahr 1861. Der Bahnhof des Gebiets wurde am Zusammenfluss von Bigge und Lenne ganz in der Nähe einer Brücke und dem erst seit 1828 bestehenden Wohnplatz Neubrücke errichtet. In dieser Gegend siedelten sich seither die ersten Unternehmen an. In diesem Teil des Gemeindegebiets entwickelte sich das heutige Zentrum der Gemeinde.[6]
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs erreichten amerikanische Kampfverbände am 11. April 1945 den Ort und nahmen ihn ein. Während des Krieges starben 68 Männer als Angehörige der Wehrmacht.[7]
Im Jahr 2002 stellte die Deutsche Bahn AG den Fahrkartenverkauf im Finnentroper Bahnhofsgebäude Finnentrop ein. Zwei Jahre später übernahm die Gemeinde das Gebäude. Ende 2007 wurde der alte Bahnhof, trotz Protesten aus der Bevölkerung, abgerissen.[8]
Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen: Bevölkerungsstand und -bewegung (1962–2020), sowie Bevölkerungsvorausberechnung 2021 bis 2050; Daten vor 1977 wurden auf den Gebietsstand vom 1. Juli 1976 umgerechnet[11]
Seit 1999 (18.572 Einwohner) ist der Einwohnertrend in der Gemeinde rückläufig, mit Ausnahme der Jahre 2014 und 2015. Gab es 2003 noch einen Überschuss der Geburten gegenüber den Todesfällen (+7), so überwiegen seitdem die Todesfälle (Saldo 2021: −11). Hinzu kommt, dass die Abwanderung nicht durch die Zuwanderung ausgeglichen werden kann (Saldo 2021: −61).
Die Zahl der Einwohner nichtdeutscher Staatsbürgerschaft lag 1981 bei 895 (5,5 %) und stieg bis 2021 auf 2.175 (13,0 %).[2]
Die Bevölkerungsdichte lag 2021 bei 161 Einwohnern pro km². Dies ist etwas weniger als Durchschnitt des Kreises Olpe (187 Einwohner pro km²) und deutlich niedriger als im Landesdurchschnitt (526 Einwohner pro km²).
Konfessionsstatistik
Der größte Teil der Einwohner (73 %) war katholisch (Stand 2011, Zensus-Ergebnis). Etwa 12 % waren evangelisch und 15 % gehörten anderen Glaubensgemeinschaften an oder waren konfessionslos.[12]
Die Sitzverteilung im Gemeinderat von Finnentrop nach der Kommunalwahl 2020 zeigt das nebenstehende Diagramm. Zum Bürgermeister wurde mit 63,9 Prozent der Diplom-Verwaltungswirt und Erste Polizeihauptkommissar Achim Henkel (CDU) gewählt.[13] Er war zuvor zwölf Jahre CDU-Vorsitzender und stellvertretender Fraktionsvorsitzender in der Gemeinde.[14] Bei der Wahl trat er gegen seinen Amtsvorgänger Dietmar Heß (CDU) an, der von seiner eigenen Partei nach 23 Jahren nicht mehr als Kandidat aufgestellt worden war.[15]
Frühere Bürgermeister waren:
Bürgermeister
Amtszeit
Walter Grauheer (CDU)
1969–1975
Erwin Oberkalkofen (CDU)
1975–1997
Dietmar Heß (CDU)
1997–2020
Gemeindedirektoren bis zur Abschaffung der Doppelspitze in NRW waren:
Gemeindedirektor
Amtszeit
Ernst Vollmer (CDU)
1969–1989
Dietmar Heß (CDU)
1989–1997
Weitere Wahlen
Bei der letzten Landtags- und Bundestagswahl erhielten die Parteien in Finnentrop folgende Stimmenanteile:
Blasonierung: „Das Wappen der Gemeinde zeigt in Grün eine silberne (weiße) Rose unter gekappten silbernen (weißen) Wellensparren.“[20]
Wappenbegründung: Die Rose ist das Sinnbild der Herren von Finnentrop (von Vinnentrop) und aus dem Jahre 1358 überliefert. Der gekappte Wellensparren soll den Zusammenfluss von Bigge und Lenne versinnbildlichen. Die Farbe Grün deutet auf die großen Grünflächen im Gemeindegebiet hin.[21]
Gemeindepartnerschaften
Finnentrop unterhält partnerschaftliche Beziehungen mit der belgischen Stadt Diksmuide (seit 1979) und der sachsen-anhaltischen Gemeinde Helbra (seit 1990).
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Theater
Kulturelle Veranstaltungen verschiedener Art organisiert der Verein Kulturgemeinde Finnentrop. Ein Veranstaltungsort ist die Festhalle Finnentrop. Auch die „Schützenhof Lichtspiele“, ein 2006 komplett renoviertes Kino von 1954 mit 170 Sitzplätzen, wird seit 2007 für Veranstaltungen genutzt. In verschiedenen Gemeindeteilen bestehen Laientheatergruppen, wie die Laienspielgruppe „Ostentroper Scala“ oder die Laienspielgruppe Serkenrode. Zahlreiche Vereine betreiben Chorgesang oder andere Formen von Musik.
Museen
Land- und Forstwirtschaft, dörfliches Handwerk und heimisches Brauchtum werden im Museum Heimatstube in Finnentrop-Schönholthausen gezeigt. Zu diesem Zweck wurden im Museum unter anderem eine Schusterwerkstatt, eine Schreinerei, eine Schmiede mit Blasebalg, eine Schulstube, eine Arztpraxis und ein Schlafzimmer aus der Zeit um 1900 eingerichtet. Neben Exponaten zur Milchverarbeitung und aus der Hausschlachtung sind eine Vielzahl von Küchengerätschaften ausgestellt. Zudem gibt es eine Ausstellung zum Thema Auswanderung aus dem Kirchspiel Schönholthausen.
Bauwerke
Zu den bedeutenden sakralen Bauwerken gehört die Pfarrkirche St. Mariä Himmelfahrt in Schönholthausen. Der heutige Bau wurde etwa von 1733 bis 1736 im gotisierenden Stil des Barock errichtet, wobei der Westturm über romanische Elemente verfügt und noch von einem Vorgängerbau stammt. Die Pfarrkirche St. Georg in Schliprüthen ist eine romanische Hallenkirche. Die Innenausstattung stammt teilweise aus dem 17. Jahrhundert. Aus dem Jahr 1383 stammt die Matthiaskapelle in Altfinnentrop. Sakrale Bauwerke im Ort Finnentrop sind die Katholische Pfarrkirche St. Johannes Nepomuk und die Evangelische Christuskirche.
Von Bedeutung sind drei aus ehemaligen Wasserburgen hervorgegangene Adelssitze. Das Schloss Ahausen bei Heggen stammt in der heutigen Form aus dem 18. Jahrhundert. Das Schloss Lenhausen entstand im heutigen Zustand im Wesentlichen im 16. Jahrhundert. Das Haus Bamenohl stammt in der jetzigen Form aus dem Barock.
In den Bereich der technischen Kulturdenkmale gehören verschiedene Wassermühlen. Die „Alte Mühle“ in Frettermühle hat eine 600 Jahre zurückreichende Tradition aufzuweisen. Die sogenannte „Knochenmühle“ stammt aus der Zeit um 1900. Beide Mühlen lassen sich besichtigen. Aus den 1920er/1930er Jahren stammen einige Wasserkraftanlagen. Dazu gehören das Laufwasserkraftwerk Lenhausen und das Laufwasserkraftwerk Bamenohl.
Prägend für den Ort waren lange Zeit die Eisenbahnanlagen. Das 1896 an einem Eisenbahnknotenpunkt erbaute Empfangsgebäude des Bahnhofs an der Ruhr-Sieg-Strecke wurde 2007 abgerissen. Außerdem sind drei stillgelegte, historische Stellwerke vorhanden. Der 1874 am Lenneufer erbaute Ringlokschuppen wurde 1944 teilweise zerstört und 1982 stillgelegt. Das historische Gebäude wurde abgebrochen, nachdem 2010 das Dach unter Schneelast einbrach.[22]
Im Sauerländer Dorf des LWL-Freilichtmuseums Detmold befinden sich folgende Bauwerke aus der Gemeinde: das Hofhaus Kayser-Henke aus Ostentrop von 1770 und der Hof Remberg aus Fretter von 1877. Darüber hinaus wurden die Brücken im Dorf nach Vorbildern aus der Gemeinde Finnentrop errichtet.
Im Gemeindegebiet befinden sich auch vier geschützte Landschaftsbestandteile (LB).[25] Dabei handelt es sich um den Bigge-Steilhang an der Attendorner Straße (1,47 ha), Feldgehölz Haardt (0,95 ha), Lüdenstein (1,07 ha) und Ökozelle im Biggetal (1,11 ha). Es gibt außerdem zahlreiche gesetzlich geschützte Biotope.
Schützenfeste in Finnentrop und den größeren Gemeindeteilen
Prunksitzung des Lenhauser Carnevalsclubs (Samstag vor Altweiber)
Kinder-Jugendgardetreff des FFK (Sonntag vor Altweiber)
Waldfest „Im Schee“ Finnentrop (Wochenende nach Pfingsten)
Spritzenfest der Löschgruppe Bamenohl (zweites Wochenende im August)
Jazz-Frühschoppen am Haus Bamenohl (drittes Wochenende im August)
Traditionelles Reibekuchenbacken der Löschgruppe Lenhausen (erstes Wochenende im September)
Bürgerfest der Löschgruppe Finnentrop (Samstag vor dem Tag der Deutschen Einheit)
Weihnachtsmarkt am Rathaus (zweites Adventswochenende)
Wirtschaft und Infrastruktur
Wirtschaft
Bis in das 19. Jahrhundert hinein war die Landwirtschaft der Haupterwerbszweig. Das vorindustrielle Montangewerbe oder der Bergbau spielten nur eine begrenzte Rolle. Mit dem Straßen- und vor allem dem Bau der Ruhr-Sieg-Bahn seit den 1860er Jahren begannen sich vermehrt gewerbliche Betriebe anzusiedeln. Der Trend wurde durch die Eröffnung der Biggetalbahn nach Attendorn noch verstärkt. Es entstanden eine Reihe von Industriebetrieben.
Heute ist neben der metallverarbeitenden Industrie auch das holzbe- und verarbeitende Gewerbe sowie die Kunststoffverarbeitung von Bedeutung. Ende Juni 2017 wurden 5.266 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte gezählt. Von diesen waren 73 % (Landesdurchschnitt 26,9 %) im produzierenden bzw. verarbeitenden Gewerbe beschäftigt. Es folgten der Handel und das Gastgewerbe u. a. mit einem Anteil von 12,9 % (Land 22,4 %) der Beschäftigten.[26]
Ein beachtlicher Teil der Kaufkraft fließt nach auswärts ab. Nach den von der Industrie- und Handelskammer Siegen ausgewerteten Daten zur Handelszentralität (= Verhältnis von Einzelhandelsumsatz je Einwohner zur Einzelhandelskaufkraft je Einwohner) beläuft sich die Kennziffer für Finnentrop im Jahr 2018 auf 75,3. Nutznießer dieser unbefriedigenden Situation dürften unter anderem die nahe gelegenen Orte Lennestadt und Olpe mit Handelszentralitäten von 107,5 bzw.133,7 für 2018 sein.[27]
Bitter, Franz: Finnentrop Sauerland. Das Pfarrdorf, seine Industrie, der Eisenbahnknotenpunkt und seine Bewohner. Finnentrop 1955. Bearbeitet von Sasse, R., 2005. (PDF)
Feldmann, Thomas: Die Finnentroper Chronik. Finnentrop 1994.
Pickert’sche Sammlung, aufgeschrieben von Voss, W., bearbeitet von Sasse, R., 2005, PDF
weitere Literatursammlung des „Arbeitskreises für Geschichte und Heimatpflege in der Gemeinde Finnentrop e. V.“ online, seit 6. Mai 2010 „Heimatbund Gemeinde Finnentrop“
Die Ortschroniken und weitere Literatur sind unter den einzelnen Ortschaften der Gemeinde zu finden.
Christian Linder: Der Bahnhof von Finnentrop – Eine Reise ins Carl Schmitt Land. Matthes & Seitz, 2008, ISBN 3-88221-704-9.
Finnentrop eine Gemeinde im Sauerland, Strobel, 1989, ISBN 3-87793-026-3.
Kreis Olpe: Landschaftsplan Attendorn-Heggen-Helden Nr. 3. Olpe 2006.
↑Zensus 2011. Bevölkerung nach Geschlecht/Nationalität und Religionszugehörigkeit – Gemeinden. In: Landesdatenbank NRW. Statistisches Landesamt Nordrhein-Westfalen, 9. Mai 2011, abgerufen am 13. Januar 2020.
↑Gemeinde Finnentrop – Gesamtergebnis. Wahl des/der Bürgermeisters/in 13.09.2020. Kommunale Datenverarbeitungszentrale Rhein-Erft-Rur, 13. September 2020, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 13. September 2020; abgerufen am 14. September 2020.
↑Achim Henkel. CDU Finnentrop, abgerufen am 14. September 2020.
↑Gemeinde Finnentrop – Gesamtergebnis. Wahl zum Deutschen Bundestag 24.09.2017 – Zweitstimmen. Kommunale Datenverarbeitungszentrale Rhein-Erft-Rur, 24. September 2017, abgerufen am 25. September 2017.
↑Gemeinde Finnentrop – Gesamtergebnis. Wahl zum Deutschen Bundestag 26.09.2021 – Zweitstimmen. Kommunale Datenverarbeitungszentrale Rhein-Erft-Rur, 27. September 2021, abgerufen am 27. September 2021.