Die Feuerwehr Tübingen wurde am 12. Mai 1847 gegründet und besteht aus 11 Einsatzabteilungen. Ende 2018 zählten die freiwilligen Einsatzabteilungen 364, die hauptamtliche Abteilung 28 Angehörige; die Gesamtstärke betrug 596 Angehörige.[1]
In Tübingen wurden im Jahr 1723 die ersten Versuche mit Feuerspritzen durchgeführt.[2] Die älteste noch erhaltene Handdruck-Feuerspritze im Landkreis Tübingen ist die Spritze von Lustnau aus der Zeit um 1750.[2]
Gründung
Die Geschichte der Feuerwehr Tübingen geht auf den 12. Mai 1847 zurück, als Julius Haller erster Kommandant des sogenannten Pompier-Corps mit 50 Mann wurde. Es gab damals drei hölzerne Feuerspritzen, vier Hakenleitern und sonstiges Gerät. Die Ausrüstung wie Helm, Beil und Gurt musste jedes Mitglied selbst kaufen.[3]
Auf dem ältesten Bild des Pompier-Corps um das Jahr 1850 sind alle Feuerwehrleute im hellen Drillich der vom Universitäts-Turnlehrer Carl Wüst unterrichteten Turner zu sehen.[4] Er war zusammen mit dem Vorsitzenden des Schwäbischen Turnerbundes Theodor Georgii eines der Gründungsmitglieder des ursprünglich als Turnerfeuerwehr organisierten Tübinger Pompier-Corps.[5][6] Das Bild zeigt links die damals neuangeschaffte, abgeprotzteMetz-Stadtfeuerspritze und rechts den Gerätewagen; im Hintergrund eine Mannschaft mit Messinghelmen und teilweise mit Hakenleitern, links der Signalhornbläser, rechts hinten der dicke Büttel mit Säbel. Die folgenden Feuerwehrleute sind durch kolorierte Messinghelme hervorgehoben (von links): Lenz (mit weißem Busch), W. Dannwolf (mit schwarzem Busch), Julius Haller, der Kommandant (mit rotem Busch), Carl Wüst (mit weißem Busch), Hayes (mit schwarzem Busch).[7]
Einsatzentwicklung
Einsatzentwicklung 1990–1997
Die Einsätze der Feuerwehr Tübingen entwickelten sich laut dem Tübinger Verwaltungsbericht 1991–1998 wie folgt:[8]
Jahr
1990
1991
1992
1993
1994
1995
1996
1997
Einsätze
420
484
612
599
569
453
505
502
Einsatzentwicklung 1999–2008
Die Einsätze der Feuerwehr Tübingen entwickelten sich laut den Jahresberichten wie folgt:[9]
Jahr
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
Brände
102
66
86
86
95
89
92
99
117
96
Technische Hilfeleistungen
485
329
216
669
388
217
213
199
211
256
Sonstige Einsätze
41
38
71
50
22
18
19
13
28
18
Fehlalarme
76
69
73
87
102
77
94
120
137
134
Gesamt
704
502
446
892
607
401
418
431
493
504
Bauliche Ausstattung
Fünf der elf Feuerwehrhäuser in Tübingen sind baulich gut bis sehr gut ausgestattet. Das sind die Feuerwehrhäuser in Bühl, Derendingen, Hagelloch, Hirschau und Weilheim. Bei den drei Feuerwehrhäusern Kilchberg, Stadtmitte und Unterjesingen ist die bauliche Funktion befriedigend bis ausreichend. Die bauliche Ausstattung in Bebenhausen, Lustnau und Pfrondorf entsprach 2010 nicht mehr dem damaligen Stand der Technik und war daher nicht ausreichend. Zum Beispiel waren die Platzverhältnisse in Pfrondorf beengt und Alarmparkplätze fehlten,[10] sodass 2015 beschlossen wurde, einen Neubau zu errichten,[11] der am 27. April 2019 eingeweiht wurde.[12] Der Standort Bebenhausen wurde 2014 aufgelöst.[1]
Bühl: Sengentalstraße 26, Dekontamination Personen
Hagelloch: Hagenloher Str. 1
Hirschau: Wehrstraße 8
Kilchberg: Tessinstraße 17
Pfrondorf: Blaihofstraße 150
Unterjesingen: Jesinger Hauptstraße 67
Weilheim: Alte Landstraße 4
Unglück vom 17. Dezember 2005
Am 17. Dezember 2005 kam es nachts zu einem Brand eines Atelierhauses in der Reutlinger Straße 34/1. Während des Feuerwehreinsatzes, an dem über 80 Feuerwehrleute beteiligt waren, kamen der 34-jährige Oberlöschmeister Kurt Schwägerle und der 24-jährige Truppführer Andreas Mang ums Leben. Der Gemeinderat hat auf den Tag genau zehn Jahre nach dem Unglück entschieden, im neuen Stadtviertel Alter Güterbahnhof zwei Straßen nach den verunglückten Feuerwehrleuten zu benennen.[13][14]
Trivia
Zu einem ungewöhnlichen Einsatz von 22 Feuerwehrleuten kam es am 20. Juni 2014, nachdem ein Austauschstudent aus den Vereinigten Staaten in den Hohlraum der Skulptur Pi Chacán des peruanischen Künstlers Fernando de la Jara aus rotem Veroneser Marmor geklettert war. Er blieb mit den Beinen in der steinernen Vulva stecken. Passanten konnten ihm nicht helfen und riefen die Feuerwehr. Die Rettung sei schnell gelungen, und zwar „händisch ohne Geräteeinsatz“, berichteten die Rettungskräfte. Der Kletterer blieb unverletzt, und auch die Skulptur nahm keinen Schaden.[15][16][17] Das Ereignis erregte überregionales und sogar internationales Aufsehen.[18][19][20]
Literatur
150 Jahre Feuerwehr Tübingen Abt. Hagelloch 1867–2017: Festschrift, 2017
100 Jahre Feuerwehr in Kilchberg, 1986
125 Jahre Feuerwehr in Lustnau: 1860–1985, 1985
Festschrift zum hundert-jährigen Jubiläum der Feuerwehr im Stadtteil Bühl der Universitätsstadt Tübingen: 1886–1987, 1987
Berufsfeuerwehren, Feuerwehren mit hauptamtlichen Kräften, Freiwilligen Feuerwehren, Werkfeuerwehren oder mit internationalem Bezug in Baden-Württemberg