Die Festung Kastels oder Castels (Armeebezeichnung A 6400) war ein Felswerk für die Festungsartillerie der Schweizer Armee auf dem Hügel Castels bei Mels. Das Ende 1943 fertiggestellte Werk wurde mit der Armeereform 95 als Kampfanlage aufgehoben.[1]
Auf Castels gab es bereits in prähistorischer Zeit eine Wehranlage mit einer Festungsmauer rund um das Hügelplateau, an die zwei Wachttürme im Westen ⊙47.05129.40862 und Osten ⊙47.048349.41401 angebaut waren.
Das Werk wurde oberhalb Mels in den Fels gehauen ⊙47.051889.40649. Die Geschütztürme wurden als Felsen und Scheunen getarnt. Der Kriegskommandoposten des ganzen Festungsraumes (später Festungsbrigade 13) befand sich im unteren Stockwerk und wurde erstmals am 12. September 1943 (Landung der Alliierten in Süditalien) bezogen. Im Kriegsfall wäre das Werk von der Festungsartilleriekompanie II/27 (Fest Art Kp II/27) betrieben worden.
Im Januar 1940 wurde Castels Korpssammelplatz für den Stab der Festungsartillerieabteilung 11 sowie die Festungsartilleriekompanien 31 und 32. Die Kompanie 32 war für Castels (345 Mann) und das Werk Passatiwand (130 Mann) zuständig.
Kastels diente als Kaserne für die Rekruten der Festungstruppen der Rekrutenschule Mels und wurde für die Schiessausbildung der Festungsartillerie verwendet. Es war in der Region neben dem Werk Magletsch das einzige, aus welchem mit den 10,5-cm-Turmkanonen scharf geschossen werden konnte.
Bewaffnung
Das Artilleriewerk verfügt über drei 10,5-cm-Turmkanonen als Hauptbewaffnung ⊙47.0492229.411802⊙47.0506229.412687⊙47.0507969.40923. Daneben war das Werk noch mit zwei Bunkerkanonen im Kaliber 7,5 cm armiert. Der Bau begann im Jahr 1939 und die Festung wurde 1942 fertiggestellt.[2]
Zwei Turmkanonen waren Ende Oktober 1940 schussbereit. Eine dritte Turmkanone konnte Ende Juli 1941 in Betrieb genommen werden. Die Bunkerkanonen wurden erst Ende Februar 1943 der Truppe übergeben. Acht 20 mm-Flabkanonen W+F 38 auf Sockellafette übernahmen den Fliegerschutz. Während des Kalten Krieges kamen vier 8,1-cm-Festungsminenwerfer 1956/60 A 6400 dazu ⊙47.052069.40639.
Aussenanlagen des Artilleriewerks Castels
Die Aussenanlagen für die Nahverteidigung inklusive des Kommandopostens bestanden aus Infanteriehindernissen mit Stacheldraht, diversen Infanteriebunkern, permanenten Waffenstellungen und Mannschaftsunterständen. Die Infanteriebunker Runggalina A 6412-6414 ⊙47.052379.41275, der Unterstand A 6415 und der Infanteriebunker Lisbeth A 6416 sind direkt der Sperrstelle Seeztal zugeordnet.
Infanteriebunker Schlings A 6401: zwei Maschinengewehre (Mg)
Infanteriebunker Wiesen A 6402: zwei Mg
Infanteriebunker St. Martin Nord A 6403: zwei Mg ⊙47.0488059.411851
Infanteriebunker St. Martin Ost A 6404: Mg, Leichtmaschinengewehr (Lmg), Beobachter (Beob) ⊙47.0486589.415676
Unterstand A 6405: 20 Mann
Infanteriebunker Rüfe 2 A 6406: Mg, Beob ⊙47.0463969.411697
Infanteriebunker Rüfe 1 A 6407: zwei Mg, Beob ⊙47.0468069.411922
Ik-Schild/Garage Seezbrücke Mels A 6408: mobile Infanteriekanone (Ik) ⊙47.0471819.417873
Infanteriebunker Glashütte A 6409: Mg (abgebaut)
Infanteriebunker Grotte A 6410: zwei Lmg
Infanteriewerk Bödeli A 6411: Mg, Beob ⊙47.049829.41317
Infanteriebunker Bödeli A 6418: Lmg
Infanteriebunker Batterie West A 6419: zwei Lmg
Infanteriebunker Stützmauer A 6420: drei Lmg
Infanteriebunker Rüfe 2 A 6406
Infanteriebunker St. Martin Ost A 6404
Kastels Bödeli
Fliegerabwehrsockel
Unterstandkaverne U8 Kastels A 6421: 12 Mann
Unterstandkaverne U1 Kastels A 6422: 12 Mann
Unterstandkaverne U2 Kastels A 6423: 12 Mann
Unterstandkaverne U3 Kastels A 6424: 12 Mann
Unterstandkaverne U4 Kastels A 6425: 12 Mann
Unterstandkaverne U10 Kastels A 6426: 12 Mann
Unterstandkaverne U11 Kastels A 6427: 12 Mann
Unterstandkaverne U12 Kastels A 6428: 12 Mann
Unterstandkaverne U6 Kastels A 6429: 12 Mann
Unterstandkaverne U13 Kastels A 6430: 12 Mann
Unterstandkaverne U9 Kastels A 6431: 12 Mann
Unterstandkaverne U7 Kastels A 6432: 12 Mann
Unterstandkaverne U5 Kastels 6433: 12 Mann
Unterstandkaverne Flab FU4 Kastels A 6434: 20 Mann
Unterstandkaverne Flab FU5 Kastels A 6435: 20 Mann
Unterstandkaverne Flab FU3 Kastels A 6436: 20 Mann
Unterstandkaverne Flab FU2 Kastels A 6437: 20 Mann
Unterstandkaverne Flab FU6 Kastels A 6438: 20 Mann
Unterstandkaverne Flab FU1 Kastels A 6434: 20 Mann
Heutige Nutzung
Die Geheimhaltung wurde nach dem Ende des Kalten Krieges aufgehoben. Ein Teil der Anlage wird noch gelegentlich als unterirdische Truppenunterkunft benutzt sowie als Führungszentrale für den Schutz des Weltwirtschaftsforums in Davos.[3][4]
Literatur
Walter Gabathuler: Festung Sargans 1944: Sargans-West: Truppen, Abwehrwerke, Kriegs-Kommandoposten, Infrastrukturen und Evakuations-Organisation im Kriegsfall : Teilgebiet der Kampfgruppe «Nordfront»: Seeztal-Ost/Seeztalsperre, Artilleriewerke Kastels und Passatiwand : Gebiet der Kampfgruppe «Westfront»: Seeztal-West und Sperre Nideri, Zentrales Chirurgisches Feldspital in Lochezen. Verlag AFOM, Artillerie-Fort-Magletsch-Verein, Oberschan 2007
Walter Gieringer (Hrsg.): Erinnerung an die Festungsbrigade 13. Bündner Buchvertrieb, Chur 2004.
Weblinks
Commons: Kastels – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien