Die Fenaco (Eigenschreibweise fenaco, kurz für fédération nationale des coopératives agricoles) ist eine Agrargenossenschaft mit Sitz in Bern. Genossenschaftsmitglieder sind 145 landwirtschaftliche Organisationen, die meist unter der Marke Landi auftreten.[3] Indirekt ist daher die Fenaco grossmehrheitlich im Besitz von rund 41.000 Mitgliedern der Landi-Genossenschaften, davon sind rund 23.000 aktive Landwirte.[3]
Bekannte Unternehmen und Marken der Fenaco sind der Getränkehersteller Ramseier Suisse, der Fleischverarbeiter Ernst Sutter AG, die Detailhandelsunternehmen Volg und Landi, die Dünger-Marke Landor, der Futtermittelhersteller UFA sowie der Mineralölkonzern Agrola. Die Fenaco Genossenschaft beschäftigt rund 11.300 Mitarbeitende und erwirtschaftete 2023 einen Umsatz von rund 7,54 Milliarden Franken.[2]
Die Fenaco ist das grösste Unternehmen, das sich de facto im Besitz der Schweizer Landwirte befindet. Die ursprüngliche Idee war, dass die Landwirte gleichzeitig Kunde und Lieferant «ihrer» Landi-Genossenschaft sein sollen, das heisst: einerseits die Produktionsmittel einkaufen und andererseits ihre Produkte verkaufen.
Heute existieren allerdings keine vertraglichen Bindungen mehr. Die Fenaco und ihre Mitgliedgenossenschaften verkaufen den Landwirten Produktionsmittel zur Herstellung von Lebensmitteln, wie etwa Sämereien, Futtermittel, Pflanzennahrung. Im Gegenzug kauft die Fenaco Produkte der Bauern, insbesondere Saatgut, Getreide, Ölsaaten, Kartoffeln, Schlachtvieh, Eier, Mais, Gemüse, Obst und Weintrauben. Die Fenaco vermarktet die Produkte und verarbeitet sie teilweise durch Tochterunternehmen.
Die wichtigsten Tätigkeitsgebiete sind:
Herstellung, Import und Handel mit Produktionsmitteln für die Landwirtschaft
Ankauf, Lagerung, Verarbeitung und Vermarktung von landwirtschaftlichen Erzeugnissen
Handel mit Getreide und Ölsaaten sowie Brenn- und Treibstoffen
Unternehmensstruktur
Die Fenaco hat über 80 Tochterfirmen.
Agrar
Die auf den Handel von Nutztieren spezialisierte Anicom sowie der Futtermittelhersteller UFA. Zudem ist die Fenaco-Tochter Serco Landtechnik der Groupe Serco Exklusivimporteurin der Marke Claas.[4] Anfang 2011 hat Fenaco die Biomill AG (Kleintierfutter) von der Groupe Minoteries übernommen.[5]
Lebensmittelindustrie
Fleisch
Die in der Fleisch- und Fleischwarenherstellung tätige Ernst Sutter AG wurde 2003 von der zur Fenaco gehörenden Carnavi-Holding, in der die bisherigen Fleischaktivitäten von Fenaco zusammengefasst waren, übernommen.
Convenience
Das Nahrungsmittelunternehmen Frigemo mit der im Eiergeschäft tätigen EiCO.
Per 1. April 2022 hat Fenaco Green Pack Swiss und Bio Pack Swiss übernommen und stärkte damit die Bereiche Bio und Demeter.[6]
Frische
2007 wurde die Union-Fruits SA und 2008 die Steffen-Ris AG übernommen. Beide Unternehmen wurden später liquidiert und die Unternehmensnamen als Marken weitergeführt, welche nun Teil der strategischen Geschäftseinheit Inoverde (früher: Fenaco Landesprodukte) sind.[7] Die Infrastrukturen befinden sich an 14 Standorten in den wichtigsten Anbaugebieten der Schweiz:
Die Halag Chemie AG aus Aadorf ist in der Fabrikation und mit dem Handel von chemisch-technischen Produkten wie Reinigungs und Desinfektionsmittel tätig. Sie wurde 1970 durch Heinrich A. Leimbacher gegründet und 1979 vom Verband ostschweizerischer landwirtschaftlicher Genossenschaften (VOLG) übernommen, welcher 1993 zur Fenaco fusionierte.
UFAG Laboratorien
ufamed (Tierarzneimittel)
Getränke
Getränkehersteller Ramseier Suisse. 2020 wurde die Mehrheit (70 %) an Provins übernommen.[8] Die DiVino AG, die bereits mit der Wein AG, der VOLG Weinkellereien AG und der Caves Garnier AG fusionierte, schloss sich 2021 mit der Weinkellerei Rutishauser aus Scherzingen zur Rutishauser-DiVino AG zusammen.[9][10]
Detailhandel
Zum Geschäftsfeld Detailhandel gehören die beiden Detailhandelsketten Volg und Landi sowie die Tankstellenshops TopShop. Der Westschweizer Grossist Cadar ist ebenfalls Teil der Fenaco.
Energie
Unter der Marke Agrola werden Heizöl, Treibstoffe und Energie verkauft.
2015 wurde die Mehrheit an der Solvatec AG mit Sitz in Basel übernommen, inzwischen wurde Solvatec vollständig in die Agrola integriert.[11][12] Die Fenaco betreibt auch eigene Photovoltaikanlagen. Die mit einer Stromproduktion von rund 1,2 GWh pro Jahr grösste Anlage wurde 2019 am Standort Bätterkinden in Betrieb genommen.[13]
Diverse
Der Fenaco gehört ferner das Transportunternehmen Traveco. Im Oktober 2014 übernahm die Fenaco sämtliche Aktien der im IT-Bereich tätigen Bison.[14] Die Bison Schweiz AG und die interne Dienstleistungseinheit Informatik von Fenaco sollen per 1. Januar 2025 unter einem Dach zusammengeführt werden.[15] Die Fenaco gibt das grösste Schweizer Agrarmagazin, die UFA-Revue, heraus.[16]
Geschichte
Die Schweiz galt bis in die 1880er-Jahre als Getreideland. Mit dem Bau der Eisenbahn in der Schweiz änderte sich dies. Mit Hilfe des neuen Transportmittels konnte günstiges Getreide importiert werden. Aus der Not wurden landwirtschaftliche Genossenschaften als Selbsthilfeorganisation der Landwirte gegründet. Diese schlossen sich Ende des 19. Jahrhunderts zu Verbänden zusammen. Die Fenaco wurde 1993 aus dem Zusammenschluss von sechs dieser landwirtschaftlichen Genossenschaftsverbänden gegründet:[1][17][18]
Union des coopératives agricoles romandes UCAR
Verband landwirtschaftlicher Genossenschaften des Kantons Freiburg (französischFédération des coopératives agricoles du Canton de Fribourg), mit Sitz in Freiburg
Nordwestverband landwirtschaftlicher Genossenschaften NWV/Verband landwirtschaftlicher Genossenschaften der Nordwestschweiz (VLGN), mit Sitz in Solothurn
Verband landwirtschaftlicher Genossenschafter der Zentralschweiz (VLGZ), mit Sitz in Sursee
LAVEBA (ehemals LV St. Gallen) und der Genossenschaftsverband Schaffhausen (GVS) blieben eigenständig.[19]
Wesentlich beteiligt am Zusammenschluss war Willy Gehriger, welcher 2013 mit dem Agro-Star Suisse ausgezeichnet wurde.[20] Gehriger war von 2002 bis 2012 Chef der Fenaco. Zuvor war Mitbegründer Ulrich Schlup[21] erster Vorsitzender der Geschäftsleitung. Seit 2012 hat Martin Keller die Position inne.[17] Per Ende Juni 2025 gab Keller den Rücktritt bekannt.[22] Per 1. Juli 2025 wird Michael Feitknecht Vorsitzender der Geschäftsleitung.[23]
1995 wurde die Cisag S.A. in Cressier NE übernommen.[1] 2001 wurde unter der Marke TopShop der erste Tankstellenladen eröffnet.[18]
Seit 2015 betreibt Fenaco in einem Joint Venture mit der ZG Raiffeisen das deutsch-schweizerische LogistikzentrumLahrLogistics in Lahr.[24] 2018 hat Lonza die Produktion von Stickstoffdünger am Standort Visp aufgegeben. Die Agroline AG, ein Gemeinschaftsunternehmen der Lonza und Fenaco, wurde daraufhin aufgelöst. Auch die Landor AG wurde aufgelöst und Landor dient nun als Eigenmarke für Düngerprodukte.[25][26][27][28] Im gleichen Jahr hat Fenaco die Swiss Grana Group AG übernommen[29] und im Auhafen Muttenz, wo jährlich u. a. 100 bis 200 Tausend Tonnen Dünger gelöscht wird,[30] eine Siloanlage für Getreide in Betrieb genommen, welche auch als Pflichtlager dient.[31] Ein weiteres Getreidelager befindet sich in Olten.[32][33] Im Jahr 2023 übernahm David Käser, welcher bereits seit 2001 bei der Fenaco arbeitet, die Leitung der Division Landi.[34][35]
Mit der Gründung der Fenaco 1993 wurde ein Umsatz von rund 3 Milliarden Franken vereint.[38] Nachfolgend die Umsatzentwicklung in Millionen Schweizer Franken gemäss den Geschäftsberichten 2015, 2016, 2021, 2022 und 2023,[39][40][41][42][2] sowie diversen Medienberichten[43][44][45][46][47][48][49][50][51][52][53] in tabellarischer Form (Werte teilweise stark gerundet).
Jahr
Umsatz in Millionen SFr
2000
3300
2001
3500
2002
3600
2003
3800
2004
4091
2005
5460
2006
4750
2007
4875
2008
5790
2009
5400
2010
5450
2011
5660
2012
5788
2013
6141
2014
6317
2015
6044
2016
5944
2017
6262
2018
6767
2019
7004
2020
6981
2021
7382
2022
8062
2023
7539
Personelles
Von 1996 bis 2015 war der spätere Bundesrat Guy Parmelin Mitglied des Verwaltungsrates der Fenaco, ab 2009 als Vizepräsident.[54] Auch Ueli Maurer war einst im Verwaltungsrat der Fenaco vertreten.[55][56] Der Mitte-Nationalrat Leo Müller ist ein weiterer Politiker, der zu den «bäuerlichen Parlamentariern» des Schweizer Bauernverbands zählt und von 2011 bis 2024 dem Fenaco-Verwaltungsrat angehörte.[57][58]
Die Führungspositionen bei der Fenaco sind mehrheitlich durch Männer belegt. So gibt es im Verwaltungsrat vier Frauen auf 19 Männer[59] und in der Geschäftsleitung zwei Frauen auf 15 Männer (Stand: Januar 2023).[60]
Weblinks
Commons: Fenaco – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
↑ abFenaco Genossenschaft: Organisation. Abgerufen am 15. Mai 2024.
↑Serco Landtechnik AG. In: fenaco.com. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 23. Oktober 2021; abgerufen am 22. September 2021.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.fenaco.com