Felix Zwayer ist seit 2004 DFB-Schiedsrichter. Er war Beteiligter im Fußball-Wettskandal 2005 um den damaligen Schiedsrichter Robert Hoyzer. Ab dem Jahr 2007 wurde er als Schiedsrichter in der 2. Fußball-Bundesliga und auch als Schiedsrichter-Assistent in der 1. Bundesliga eingesetzt. Vor Beginn der Saison 2009/10 wurde Zwayer als Schiedsrichter für die Fußball-Bundesliga nominiert.[1] Er debütierte am 15. August 2009 beim Heimspiel von Hannover 96 gegen den 1. FSV Mainz 05.
Zwayer wird neben Marco Fritz seit 2012 als FIFA-Schiedsrichter eingesetzt. Babak Rafati und Peter Sippel wurden im Gegenzug von der Liste genommen.[2] Sein Debüt auf internationalem Parkett gab Zwayer am 25. Mai 2012 bei der Qualifikation zur U-19-EM 2012. Er leitete in Prag die Partie zwischen Tschechien und Frankreich. Bei einem A-Länderspiel kam er erstmals am 1. Juni 2012 zum Einsatz. Er war beim Freundschaftsspiel Österreich gegen die Ukraine in Innsbruck im Einsatz.
Im Mai 2012 trat Zwayer aus seinem bisherigen Verein Hertha BSC aus und kehrte zu seinem Heimatverein SC Charlottenburg zurück.[3]
Im Jahr 2015 wurde Zwayer von der FIFA für sein erstes FIFA-Turnier nominiert, die U-20-Fußball-Weltmeisterschaft 2015 in Neuseeland. Zwei Jahre später nahm er ebenfalls an der U-20-Fußball-Weltmeisterschaft 2017 in Südkorea teil, diesmal allerdings als Video-Assistent. Im Anschluss wurde er von der UEFA in die höchste Schiedsrichter-Kategorie („Elite“) eingestuft und kommt dadurch theoretisch für die Leitung entscheidender Partien in den UEFA-Klubwettbewerben in Frage.[4]
Zwayer wurde von der UEFA als Hauptschiedsrichter für die Heim-Europameisterschaft 2024 in Deutschland berufen. Als Assistenten begleiteten ihn Stefan Lupp und Marco Achmüller.[8] Neben Spielen als 4. Offizieller leitete Zwayer zwei Gruppenspiele und ein Achtelfinalspiel als Schiedsrichter. Er leitete auch das Halbfinale in Dortmund, bei dem England mit Jude Bellingham im Kader auf die Niederlande traf. Wegen seines Konflikts mit Bellingham, bei dem es 2021 Todesdrohungen gegen Zwayer gab, wurde sein Einsatz als unverantwortlich kritisiert.[9] Nach dem Spiel, das England mit 2:1 gewann, kam es zu unterschiedlichen Kritiken. So lobte der kicker seine Leistung als „lange Zeit sicher“, n-tv sprach von einem „souveränen EM-Schiedsrichter“.[10][11] Auch die Frankfurter Rundschau sprach von einer aus „neutraler Sicht“ überzeugenden Leistung. Allerdings erntete Zwayer sowohl aus England als auch aus den Niederlanden Kritik für eine Elfmeterentscheidung, die unter anderem als „skandalös“ betitelt worden ist.[12]
Zwayer war einer von vier Berliner Schiedsrichtern, die den Fußball-Wettskandal 2005 um den damaligen Schiedsrichter Robert Hoyzer ins Rollen brachten. Gleichwohl wurde auch Zwayer im Zuge dieses Skandals für sechs Monate gesperrt, weil er sich „grob sportwidrig“ verhalten habe, die ihm bekannten Spielmanipulationen Hoyzers zunächst nicht gemeldet hatte, und – nach der erst 2014 bekannt gewordenen Entscheidung des DFB-Sportgerichts[13] – vor einem Spiel des Wuppertaler SV Borussia gegen die zweite Mannschaft von Werder Bremen 300 Euro von Hoyzer angenommen habe, um als Linienrichter dabei zu helfen, kritische Situationen für Wuppertal zu vermeiden.[14] Im Jahr 2021 geriet der Sachverhalt erneut in die Öffentlichkeit, als der ehemalige Berliner Schiedsrichterkollege Manuel Gräfe die vom DFB ermöglichte Karrierefortsetzung Zwayers scharf kritisierte.[15] Zwayer selbst bestritt – zuletzt am 2. April 2022 im aktuellen Sportstudio – mehrfach, jemals Geld von Hoyzer angenommen zu haben, vielmehr habe er die kurze Sperre akzeptiert, um sich ein weiteres Verfahren zu ersparen.[16][17] Da die Zeit, in der er wegen des Hoyzer-Prozesses hatte pausieren müssen, auf die sechsmonatige Sperre angerechnet wurde, hatte Zwayer seinerzeit nach dem Urteil sofort wieder pfeifen dürfen.[18]
Kontroverse mit Jude Bellingham
Am 4. Dezember 2021 traf Borussia Dortmund im Bundesliga-Topspiel auf den FC Bayern München (2:3). In diesem Spiel hatte Zwayer nach Ansicht einiger Experten wie Lothar Matthäus, Babak Rafati, Manuel Gräfe und Rudi Völler zumindest fragwürdige Entscheidungen getroffen und die Balance insgesamt vermissen lassen.[19][20] So hatte er etwa bei einem mutmaßlichen Foul an Marco Reus im Strafraum der Münchner keinen Elfmeter gegeben. Umgekehrt sprach Zwayer den Münchenern - nach Eingriff des Video-Assistenten - einen Strafstoß nach einem zweifelhaften Handspiel von Mats Hummels im eigenen Strafraum zu. Nach dem Spiel sagte der Dortmunder Mittelfeldspieler Jude Bellingham im Fernsehinterview zur Leistung des Schiedsrichters: „Du gibst einem Schiedsrichter, der schonmal Spiele verschoben hat, das größte Spiel in Deutschland. Was erwartest du?“.[21] Die Aussage wurde von Funktionären überwiegend als grob unsportlich gewertet, insbesondere aus Dortmunder Fan-Kreisen erntete er jedoch viel Unterstützung.[22][23] Vom DFB wurde Bellingham später zu einer Geldstrafe von 40.000 Euro verurteilt.[24] Der Schiedsrichter-Beobachter Marco Haase stellte außerdem einen Strafantrag wegen Beleidigung.[21] Über den Ausgang dieses Verfahrens ist nichts bekannt, eine Verfahrenseröffnung ist juristisch jedoch unwahrscheinlich, da letztlich nur Zwayer persönlich einen Strafantrag hätte stellen können.[25]
Zwayer selbst erhielt nach dem Spiel Morddrohungen.[26] Die Aussagen von Bellingham bezeichnete er als „verunglimpfend und respektlos“.[27] Im Dezember 2021 wurde entschieden, dass Zwayer bis auf Weiteres keine Spiele des BVB pfeifen wird.[28] Im Januar wurde bekanntgegeben, dass Zwayer aufgrund der anhaltenden Kritik vorerst nicht mehr als Schiedsrichter aktiv sein wird.[29] Am 9. Februar 2022 gab der DFB wiederum bekannt, dass Zwayer ab dem 22. Spieltag am darauffolgenden Wochenende wieder einsatzbereit ist. Er selbst gab an: „Ich fühle mich wieder gut, neu orientiert, gestärkt und sicher.“[30] Vorausgegangen war dem unter anderem ein Gespräch mit den Verantwortlichen von Borussia Dortmund, nach dem die Angelegenheit für beide Seiten als geklärt angesehen wurde.[31] Zu einer persönlichen Aussprache zwischen Bellingham und Zwayer kam es nicht.[32]
Am 22. August 2024 änderte der DFB seine Linie und ließ Zwayer wieder Bundesligaspiele des BVB pfeifen. Er leitete die Partie Borussia Dortmund gegen Eintracht Frankfurt (2:0) am 1. Spieltag der Saison 2024/25. Nach zweieinhalb Jahren war das Zwayers erster Einsatz beim BVB nach dem Eklat.[33] Das Spiel selbst endete – ohne den zwischenzeitlich zu Real Madrid gewechselten Jude Bellingham – ohne besondere Vorkommnisse.
↑Peter Ahrens: (S+) Schiedsrichter Felix Zwayer verteidigt sich im ZDF-»Sportstudio«: »So was macht doch keiner«. In: Der Spiegel. 3. April 2022, ISSN2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 12. August 2022]).
↑Felix Zwayer über Aussage von Jude Bellingham: »Verunglimpfend und respektlos«. In: Der Spiegel. 7. Dezember 2021, ISSN2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 12. August 2022]).
↑Aufregung um Bayern-Elfmeter: Zwayer pfeift vorerst keine Dortmunder Spiele mehr. In: FAZ.NET. ISSN0174-4909 (faz.net [abgerufen am 12. Januar 2022]).
↑Fußball: Felix Zwayer setzt Karriere als Schiedsrichter fort. In: Der Spiegel. 9. Februar 2022, ISSN2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 9. Februar 2022]).