Die Fayoum Light Railways Company (FLR) wurde am 17. Februar 1899 von einer Gruppe von koptischen Investoren gegründet, um ein Netz von Schmalspurbahnen mit einer Spurweite von 750 mm in der Gegend um Fayoum in Ägypten zu bauen und zu betreiben.[3][4]
Der Bau der ersten Bahnstrecke begann 1898. Sie bediente ein künstlich bewässertes Gebiet im Fayyum-Becken südlich von Kairo. Die Eisenbahn hatte sieben, meist entlang von Straßen verlegte Stichstrecken mit einer Gesamtlänge von 168 km.[5]
Der britische Eisenbahningenieur Everard Calthrop diente als Berater bei der Planung, dem Bau und dem Betrieb der Eisenbahn.[6]
Die Eisenbahn wurde vor allem für den Transport von Zuckerrohr und anderen landwirtschaftlichen Produkten genutzt,[8] bot aber für 0,55 Pence pro Meile auch Personentransport an.[9]
Im Jahr 1904 wurden 618.000 Fahrgäste und 145.000 Tonnen Güter transportiert.[10]
Der Regierungsinspekteur berichtete 1904 sehr nachteilhaft über die Fayoum Light Railways Company, die in den ersten fünf Jahren seit ihrer Gründung von S. Sandison de Bilinski geleitet wurden. Die Eisenbahn benötigte zu diesem Zeitpunkt wohl einen kompetenten Manager. Die Angestellten seien vollkommen aus dem Ruder gelaufen und die Verkehrs- und Lokomotivabteilungen seien sich selbst überlassen worden.[5]
1936 war die Gesellschaft im Besitz von 17 Lokomotiven, 2 Triebwagen, 52 Personenwagen und 248 Güterwagen.[14]
Die Schmalspurbahn wurde in den 1920er Jahren vermutlich auch von einer Firma genutzt, die Anthrosol abbaute. Die lokal Sibakh genannte, fruchtbare Komposterde besteht aus verrotteten organischen Überresten des von den alten Ägyptern betriebenen Ackerbaus. Die mit dem Abbau beschäftigten Arbeiter fanden dabei wohlerhaltene Papyrusrollen, die an Sammler und Museen verkauft wurden. Das erregte die Aufmerksamkeit von Archäologen, die mit der italienischen Firma, die den Dünger abbaute, ein Abkommen schloss, laut dem die Archäologen genug Sibakh abbauen mussten, um die Firma und die Eisenbahn auszulasten, während sie von 1928 bis 1935 die Papyrusrollen im Rahmen von Notgrabungen bargen.[16][17]
Aktienmehrheitsübernahme und Fortbestehen
Im Jahr 1906 ging die Aktienmehrheit mit 80 % der Aktien an die Anglo-Belgian Company of Egypt, die 1906 in London für diesen Zweck gegründet worden war. Sie besaß außerdem mehrere Grundstücke im Zentrum von Kairo, u. a. den Garten des Ghezireh Palace Hotels und Grundstücke des French Institutes. Erster Präsident der Gesellschaft war Baron Georges de Reuter, ein Verwandter von Paul Julius Freiherr von Reuter, dem Gründer der Nachrichtenagentur Reuters Telegraphic Co.[18] Laut Jahresbilanzen stieg der Wert des Grundbesitzes unter dem neuen Management von 185.972 £E im Jahr 1907, über 249.075 £E im Jahr 1910 auf 263.850 £E im Jahr 1914 an.[19] Der Umsatz stieg von 23.528 £E im Jahr 1904, über 24.650 £E im Jahr 1905, 25.573 £E im Jahr 1906, 27.013 £E im Jahr 1907 auf 27.032 £E im Jahr 1908, und sank dann auf 24.460 £E im Jahr 1909.[20]
Im Jahr 1939 erwarb Joseph Kfoury, der bereits einige Buslinien in der Fayoum-Provinz betrieb, einen erheblichen Anteil der Fayoum Light Railways Company, deren Hauptverwaltung im al-Immobilia Gebäude untergebracht war. Er wurde daraufhin zu deren Manager ernannt.[21]
Einige Aktien wurden am 1. Mai 1944 mit einem Stempel versehen neu herausgegeben, was zeigt, dass das Eisenbahnunternehmen während des Zweiten Weltkrieges noch existierte, obwohl seit 1938 keine Fahrpläne für den Personenverkehr mehr herausgegeben wurden.[22][23]
In der Nachkriegszeit wurde der Betrieb eingestellt, obwohl die staatliche Konzession ursprünglich für 70 Jahre, d. h. bis zum 15. August 1972 erteilt worden war.[21][24] Die Bahngesellschaft wurde wohl um 1952 aufgegeben.
Weitere ägyptische Schmalspurbahnen
Die Port Said Railway hatte ab 1891 eine ähnliche Konzession, diente aber vor allem dem Personenverkehr entlang des Suezkanals, während Güter mit Kanalbooten transportiert wurden. Als sie nach wenigen Jahren auf Normalspurumgespurt wurde, wurden ihre Schmalspurlokomotiven an die Egyptian Delta Light Railways verkauft.
Neil Robinson: World Rail Atlas and historical summary. Vol. 7: North, East and Central Africa. World Rail Atlas Ltd., 2009. ISBN 978-954-92184-3-5, S. 32–33, Karten 26.
↑World Survey of Foreign Railways. Transportation Division, Bureau of foreign and domestic commerce, Washington D.C., 1936, S.153 (englisch, Google Books).