Falscher Freund (oder Fauxami, französischfaux ami)[1] ist ein Begriff aus der Interlinguistik und bezeichnet Wortpaare aus verschiedenen Sprachen, die sich äußerlich stark ähneln, aber in ihren jeweiligen Sprachen eine unterschiedliche Bedeutung haben. Beispiel: englischwarehouse klingt wie Warenhaus, bedeutet aber „Lager(halle), Großmarkt“.
Der Begriff wurde ursprünglich 1928 als faux amis du traducteur von den französischen Sprachwissenschaftlern Maxime Koessler und Jule Derocquiny eingeführt und seitdem als übersetzte Version dieses Ausdrucks in zahlreiche andere Sprachen übernommen, z. B. als false friend ins Englische.[3]
Definitionsversuche und lexikografische Auswahlkriterien
Trotz umfangreicher linguistischer und lexikografischer Forschungsarbeiten zu falschen Freunden in den letzten Jahrzehnten existiert aufgrund unterschiedlicher theoretischer Ansätze weder eine einheitliche fachwissenschaftliche Definition noch eine grundlegende lexikografische Theorie oder Konzeption für wörterbuchkritische Arbeiten.[4]
Zurückgegriffen wird häufig in zum Teil abgewandelter Form auf die Definition von K. H. Gottlieb, die vor allem aus Sicht der Sprachpraxis als hilfreich erscheint:
Falsche Freunde sind demnach „Wörter und Wortverbindungen, zweier oder mehrerer Sprachen, die wegen der Analogie ihres Laut- und/oder Morphembestandes falsche Assoziationen hervorrufen und zu irreführender Aufnahme der fremdsprachlichen Information oder bei der Übersetzung zu mehr oder weniger bedeutenden Entstellung des Inhalts, Ungenauigkeiten in der Wiedergabe der stilistischen Färbung, falschen Wortverbindungen sowie Fehlern im Wortgebrauch führen.“[5]
Für die Auswahl der Lemmata für Sammlungen oder Wörterbücher der falschen Freunde werden in der Regel lexikografische Quellen wie repräsentative einsprachige Wörterbücher beider Sprachen sowie zweisprachige Übersetzungswörterbücher zugrunde gelegt. Teilweise werden jedoch auch sprachdidaktische Kriterien mit einbezogen, um die Schwierigkeiten oder Irrtümer der Lernenden angemessen zu berücksichtigen. Dabei werden Interferenzfehler aus dem Fremdsprachenunterricht gesammelt, die beim Textverstehen, beim freien Sprechen, bei Übersetzungen oder bei Textproduktionen entweder bei Anfängern oder aber bei Fortgeschrittenen auftreten. Die auf dieser Grundlage zusammengestellten Korpora unterscheiden sich dementsprechend aufgrund der unterschiedlichen Basistypologien, wobei zudem entweder von einer eher weiten oder eher engen Auffassung des Terminus des falschen Freundes ausgegangen wird.
So werden nach der weiten Auffassung nicht nur phonetisch oder grafisch gleiche Wortpaare zu den falschen Freunden gezählt, sondern alle Fälle, die potentielle Interferenzfehler hervorrufen können, beispielsweise auch Wörter mit gleicher Wortbildungsstruktur, aber verschiedener phonologisch-grafischer Gestalt und Bedeutung, oder Scheinentlehnungen, d. h. Wörter die mit entlehntem Sprachmaterial gebildet werden, in der Ausgangssprache aber nicht existieren, beispielsweise dt. Showmaster, das aus zwei entlehnten Lexemen gebildet ist, im Englischen in dieser Bedeutung jedoch nicht benutzt wird. Neben lexikalischen falschen Freunden werden in den weiter gefassten Typologien auch Phraseologismen mit ähnlicher Struktur, aber unterschiedlicher Bedeutung zu den falschen Freunden gezählt. Gleichermaßen werden Einschränkungen in der Kombinierbarkeit von Lexemen in der Ausgangs- und Zielsprache von Linguisten wie Hausmann oder John McHardy Sinclair als Kriterien für die Auswahl von falschen Freunden herangezogen, so etwa dt. „einen Nagel in die Wand schlagen“ und engl. „hammer oder drive a nail into the wall“, nicht jedoch „beat a nail into the wall“. Eine sehr weitgehende Definition birgt jedoch die Gefahr in sich, dass bereits bei relativ beliebigen, geringfügigen Unterschieden als hinreichender Bedingung eine übergroße Anzahl von Wortpaaren als falsche Freunde einzustufen sind.
Demgegenüber werden in der engen Fassung nur solche Wörter aus zwei oder mehreren Sprachen als falsche Freunde betrachtet, die sich bei gleicher oder zumindest sehr ähnlicher grafischer und/oder phonemischer Form in ihrem semantischen Gehalt unterscheiden. Allerdings wird durch den Einbezug nicht nur semantischer, sondern auch morphologischer oder prosodischer Merkmale bei gleicher oder ähnlicher Form der Begriff des falschen Freundes in der jüngeren Fachdiskussion tendenziell wieder erweitert.[6]
In der Fachliteratur wird des Weiteren zwischen absoluten (totalen, eigentlichen) und partiellen falschen Freunden unterschieden: Bei den absoluten falschen Freunden gibt es keinerlei gemeinsame Bedeutungsmerkmale und keine Kongruenz der Bedeutungen der beiden Lexeme, d. h. dem ausgangssprachlichen Lexem ist mit einem gänzlich anderen zielsprachlichen Lexem wiederzugeben.[7]
Bislang besteht in der Linguistik oder Sprachwissenschaft auf diesem Hintergrund kein Konsens über die Bedingungen der formalen Ähnlichkeit; ebenso wenig sind bisher eindeutige und unstrittige operationale Kriterien für die Zuordnung zu den faux amis entwickelt worden. Die Verfasser der bestehenden Wörterbücher oder Sammlungen falscher Freunde folgen vor allem ihrer Intuition bei der Lemmaauswahl und stützen sich je nach ihrer Lehr- und Spracherfahrungen auf unterschiedliche sprachliche Korpora, vom fachsprachlichen, literarischen, allgemeinsprachlichen bis hin zum umgangssprachlichen oder populärwissenschaftlichen Gebrauch. Auch Kriterien wie Aktualität, Häufigkeit des Gebrauchs oder mutmaßliche Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Interferenzfehlern bei Fremdsprachenlernern mit durchaus abweichenden Kenntnisständen werden mit erkennbarer Subjektivität in unterschiedlicher Form angewendet.
Dementsprechend sind erhebliche Unterschiede in dem Umfang der verschiedenen Wörterbücher der falschen Freunde festzustellen; so reicht die Anzahl der Wortpaare in den gängigen Wörterbüchern für die deutsch-englischen false friends je nach Adressatengruppe und zugrunde liegenden Auswahlkriterien von ca. 200 bis ca 4000.[8]
Arten falscher Freunde
Normalerweise handelt es sich um interlinguale falsche Freunde. Das sind Paare von Wörtern oder Ausdrücken aus zwei Sprachen, die orthografisch oder phonetisch ähnlich sind, jedoch unterschiedliche Bedeutungen haben.
Daneben existieren noch innerhalb einer Sprache die intralingualen falschen Freunde oder Paronyme, zum Beispiel antiseptisch – aseptisch. Auch Scheinentsprechungen zwischen zwei Dialekten derselben Sprache bzw. zwischen einem Dialekt und der Standardsprache sowie Lexeme mit einer diachronischen Bedeutungsveränderung gelten für diverse Linguisten als falsche Freunde.[9]
Manchmal werden auch Wörter als „falsche Freunde“ bezeichnet, die wie gewöhnliche Fremd- oder Lehnwörter anmuten, aber in der vermeintlichen Herkunftssprache keine oder eine ganz andere Bedeutung haben. Ein bekanntes Beispiel ist die deutsche Bezeichnung „Handy“ für ein Mobiltelefon. Im Englischen bedeutet das Wort handy nicht „Mobiltelefon“, sondern „handlich, geschickt, gewandt“. Solche Wörter werden auch als Pseudoentlehnung bezeichnet (oder Scheinanglizismus, Scheingallizismus und so weiter).
In der bisherigen fachwissenschaftlichen Diskussion sind zahlreiche Klassifizierungs- oder Typisierungsversuche für die Unterscheidung der verschiedenen Arten von falschen Freunden unternommen worden.
So differenziert der auch international anerkannte polnische Sprachwissenschaftler Ryszard Lipczuk faux amis (FF) nach einer engen und weiten Auffassung. Zu den ersteren rechnet er ausschließlich Wörter zweier oder mehrerer Sprachen, die sich bei gleicher oder ähnlicher (graphischer und/oder phonetischer) Form in ihrem semantischen Gehalt unterscheiden. Solche Lexeme bezeichnet er als Tautonyme.
Nach der weiten Auffassung schlagen Lipczuk sowie auch Wotjak und Herrmann unter anderem eine Differenzierung zwischen folgende Arten von faux amis vor:
Wörter mit gleicher Bedeutung, aber unterschiedlicher Schreibweise (orthographische FF);
Wörter mit bestimmten Unterschieden in der Aussprache (phonetische FF), wie z. B. dt. Realismus und span. realismo;
Wörter mit bestimmten grammatischen Unterschieden, z. B. Genus bei Substantiven: z. B. span. el minuto – dt. die Minute;
Wörter mit bestimmten Unterschieden in der Wortbildungsstruktur oder Angehörigkeit zu verschiedenen Wortarten (morphologische FF), z. B. dt. der Atheist (Substantiv) – span. ateo (Adjektiv);
Wörter mit formal unterschiedlicher Form, die zwar global als semantische Entsprechungen gelten, was jedoch nicht in allen Fällen oder Kollokationen zutrifft, z. B. dt. groß – pol. duży (im Deutschen starke Bewölkung und im Polnischen große Bewölkung);
Wörter mit gleicher Wortbildungsstruktur, aber unterschiedlicher phonologisch-graphischer Gestalt und unterschiedlicher Bedeutung, z. B. dt. überhören (etwas hören, aber darauf nicht reagieren) – eng. to overhear (etwas zufälligerweise hören oder mitbekommen);
Phraseologismen mit ähnlicher Struktur, aber unterschiedlichen Bedeutungen, z. B. dt. den Kopf verlieren [verwirrt sein] (nur in der Bedeutung 1) – pol. tracić głowę [1. verwirrt sein; 2. dem Charme einer Person erliegen];
Wörter einer Sprache, die in einer früheren Zeit eine andere Bedeutung hatten als in der Gegenwartssprache (diachronische FF), z. B. dt. List (früher: Wissen, Fähigkeit, heute: Schlauheit);
bestimmte Äußerungen mit gleicher (ähnlicher) Form, aber verschiedenen kommunikativen Funktionen (pragmatische FF), z. B. dt. Tschüs! (verwendbar beim Abschied) – pol. Cześć! (verwendbar als Begrüßung und beim Abschied);
Einzelwörter (keine Wortpaare), die in einer Sprache gebräuchlich sind, in der anderen aber nicht existieren, z. B. norw. sendemann = dt. Botschafter, Gesandter.[10]
Cartagena/Gauger unterscheiden sechs Typen von falschen Freunden.[11]
Annette Kroschewski legte 2000 einen differenzierten Klassifizierungsvorschlag vor:[12]
Interlinguale falsche Freunde
Orthographische falsche Freunde
Phonologische falsche Freunde
Morphologische falsche Freunde
Semantische falsche Freunde
Halbehrliche (partielle) falsche Freunde
Unehrliche (absolute) falsche Freunde
Falsche Freunde als Pseudo-Anglizismen
Syntaktische falsche Freunde
Idiomatische falsche Freunde
Pragmatische falsche Freunde
Textlinguistische falsche Freunde
Systematisierung nach Referenzbereichen
Intralinguale falsche Freunde
Diachronische falsche Freunde
Synchronische falsche Freunde
Registerbedingte falsche Freunde
British English / American English: Anglo-American false friends[13]
Entstehung und Entwicklung von falschen Freunden
Die beiden Wörter können ursprungsverwandt sein, sich aber verschieden entwickelt haben (etwa durch Pejoration in nur einer der beiden Sprachen), oder eine rein zufällige Ähnlichkeit aufweisen. Bei verwandten Sprachen (z. B. Hochdeutsch und Niederländisch)[14][15] oder solchen, die seit langem engen Kontakt haben oder hatten (z. B. Deutsch und Französisch), sind falsche Freunde wesentlich häufiger als bei nicht verwandten Sprachen (z. B. Deutsch und Japanisch). Bei letzteren sind gleich oder ähnlich lautende Vokabeln in ihrer Bedeutung oder ihrer Funktion so verschieden, dass das Problem im Allgemeinen gar nicht erst entsteht. Verwechslungsgefahren können sich hier hauptsächlich durch Entlehnungen bei gleichzeitiger Bedeutungsverschiebung ergeben oder dadurch, dass zufällig die Wörter nicht nur ähnlich klingen, sondern auch im Satzzusammenhang dieselbe Funktion erfüllen. Ein Beispiel ist das deutsche Zahlwort „sechs“, das dem türkischen Zahlwort sekiz ähnelt, das aber „acht“ bedeutet. In anderen Fällen sind die Bedeutung oder die grammatische Funktion ähnlich klingender Wörter meist so unterschiedlich, dass eine Verwechslungsgefahr gar nicht erst aufkommt.
Manchmal sind die Bedeutungen nicht eindeutig voneinander abzugrenzen. So bedeutet englisch serious normalerweise nicht „seriös“, sondern „ernst“ oder „erheblich“. Manchmal bedeutet aber auch seriös so viel wie „ernst“. In diesem Überschneidungsbereich entsprechen sich die falschen Freunde tatsächlich. Ein weiteres Beispiel ist englisch tip, das meistens „Spitze“ bedeutet und eine Reihe weiterer Bedeutungen hat, darunter auch „Tipp“. Die Abbildung am Artikelanfang zeigt ebenfalls ein Beispiel dieser Art.
Falsche Freunde können auch zur Bedeutungsverschiebung von Wörtern führen. Bei häufiger und dauerhaft falscher Verwendung kann ein Wort die ihm unterstellte Bedeutung annehmen, und die Falscher-Freund-Übersetzung wird zum Standard. Zum Beispiel hatte realisieren bis vor einiger Zeit nur die Bedeutung „verwirklichen, umsetzen“. Durch den dauerhaften Einfluss des englischen falschen Freundes to realize/realise wird realisieren heute auch im Sinne von „erkennen, bemerken“ verwendet. Diese Bedeutung ist mittlerweile auch von Wörterbüchern anerkannt.
im britischen Englisch ist first floor der erste Stock, im amerikanischen Englisch ist first floor das Erdgeschoss; im britischen Englisch heißt das Erdgeschoss ground floor.
Guinea pig
Guinea-Schwein
Meerschweinchen, Versuchskaninchen
Das Guinea-Schwein ist eine kleinwüchsige Schweinerasse aus Afrika (= Guinea hog). „Guinea pig“ wird gern in der Bedeutung Versuchskaninchen, Proband genutzt.
eine weiterführende Schule (Sekundarstufe nach der 6. Klasse)
Für diese Schulform gibt es keine exakte Entsprechung, daher belässt man es am besten bei der englischen Bezeichnung.
shortly
kürzlich
in Kürze, demnächst, sehr bald (also zeitlich gesehen das Gegenteil)
recently
Sunday baby / Sunday child
Sonntagskind
uneheliches Kind
Das deutsche Wort Sonntagskind bezeichnet eine Person, die als Glückskind zur Welt gekommen ist, und wird korrekt als Sunday’s child übersetzt.[17]
Niederländische falsche Freunde
Durch die enge Verwandtschaft mit dem Deutschen hat die niederländische Sprache besonders viele und auffallende falsche Freunde.
Niederländisches Wort
bedeutet auf Deutsch
Deutsches Wort
heißt auf Niederländisch
aandacht
Aufmerksamkeit, Beachtung
Andacht
devotie
bekwaam
fähig, geeignet
bequem
gemakzuchtig, gerieflijk
belangeloos
uneigennützig
belanglos
onbelangrijk
beleefd
höflich
belebt
levendig, druk
bellen
klingeln, telefonieren
bellen
blaffen
bezig
beschäftigt
bissig
bijterig
deftig
vornehm
deftig
stevig
deugniet
Bengel
Taugenichts
nietsnut, onbenul
doof
taub
doof
dom, stom
drogen
trocknen
Drogen
drugs
durven
wagen
dürfen
mogen
eng
beängstigend, gruselig
eng
nauw
herstellen
wiederherstellen
herstellen
vervaardigen
huren
mieten
Huren
hoeren
kachel
Ofen
Kachel
tegel
kleinkind
Enkelkind
Kleinkind
kleuter
klaar
fertig, bereit
klar
helder
klaarkomen
kommen (sexuell)
klarkommen
bolwerken, klaarspelen
lekker
lecker, schön
lecker
nicht nur bei Geschmack/Geruch: lekker weer (schönes Wetter), lekkere stoel (bequemer Stuhl)
liegen
lügen
liegen
liggen
meer
See (Binnengewässer)
Meer
zee
mist
Nebel
Mist
mest
mogen
dürfen
mögen
leuk vinden
mond
Mund
Mond
maan
openbaar
öffentlich
offenbar
duidelijk, blijkbaar
ouderdom
Alter
Altertum
oudheid
overlast
Belästigung
Überlast
overbelasting
overvloedig
üppig, reichlich
überflüssig
overbodig
rustig
ruhig
rüstig
stoer, energiek
schattig
niedlich/süß
schattig
schaduwrijk
schoon
sauber
schön
lekker, mooi, fijn
slim
klug
schlimm
erg
smerig
dreckig
schmierig
vettig
straks
bald, später
stracks
onmiddellijk
tafel
Tisch
Tafel
tablet, reep
tot
bis
tot
dood
verrukt
entzückt
verrückt
gek, gestoord
verstandelijk
geistig
verständlich
begrijpelijk
verstoren
stören
zerstören
verwoesten
verzoeken
bitten
versuchen
proberen
voorjaar
Frühling
Vorjahr
het vorige jaar
winkel
Laden
Winkel
hoek
wissen
wischen/löschen
wissen
weten
zeldzaam
selten
seltsam
eigenaardig, zonderling
zuchten
seufzen
suchten
hunkeren
Französische falsche Freunde
1. Wort gleich (oder fast gleich) geschrieben – andere Bedeutung
Französisches Wort
bedeutet auf Deutsch
Deutsches Wort
heißt auf Französisch
adjudant m.
Feldwebel
Adjutant
aide-de-camp m.
académicien m.
Mitglied der Académie Française
Akademiker
universitaire m.
acte m.
Urkunde, Tat
Akte
dossier m.
apparat m.
Prunk, Glanz
Apparat
appareil m.
bredouille f.
Verlegenheit oder Bedrängnis
Bredouille
embarras, détresse
clavier m.
Tastatur, Keyboard
Klavier
piano m.
délicatesse f.
Taktgefühl, Aufmerksamkeit
Delikatesse
friandise f.
gymnase m.
Turnhalle*
Gymnasium
lycée m., collège m.
infusion f.
Kräutertee
Infusion
perfusion f.
milieu m.
Mitte
Milieu
milieu sociaux m.
potence f.
Galgen
Potenz
puissance f.
raquette f.
(Tennis-)Schläger
Rakete
fusée f., missile m.
régisseur m.
Verwalter
Regisseur
metteur en scène m.
serviette f.
Handtuch, Aktentasche
Serviette
serviette de table f.
tablette f.
Brett, Fach
Tablette
comprimé m.
vase f.
Schmutz
Vase
vase m.
veste f.
Jacke, Sakko
Weste
gilet m.
*) Ausnahme französische Schweiz, wo gymnase ebenfalls für Gymnasium steht; Turnhalle = halle de gymnastique
2. Das deutsche Wort klingt französisch; im Französischen gibt es aber kein ähnliches Wort
deutsches Wort
bedeutet auf Französisch
bagatellisieren
minimiser
Balletteuse
ballerine
bravourös
courageux, plein de bravoure
Friseur
coiffeur, figaro
Infanterist
fantassin
parterre
au rez-de-chaussée
Parterre
rez-de-chaussée
3. Wörter mit gleichem Wortstamm, aber verschiedener Endung
Meist handelt es sich hier um Vokabeln, die in beiden Sprachen, deutsch wie französisch, Fremdwörter oder Entlehnungen sind, oder im Deutschen direkt aus dem Lateinischen oder einer anderen romanischen Sprache, etwa Italienisch, entlehnt sind
deutsches Wort
bedeutet auf Französisch
Boykott
boycottage
Chirurg
chirurgien
Zitat
citation
Plantage
plantation
riskant
risqué
Spekulant
spéculateur
katastrophal
catastrophique
emotional
émotif
Deklination
déclinaison
nummerieren
numéroter
drakonisch
draconien
arabisch
arabe
Komponist
compositeur
provokativ
provocant
Historismus
historicisme
4. Wörter mit unterschiedlichem Genus
Hier ist zum einen von Bedeutung, dass das Französische kein Neutrum kennt, zum anderen, dass im Deutschen bestimmte Endsilben mit einem Genus verbunden sind. Der Auslaut -e zeigt z. B. im Deutschen regelmäßig ein feminines Genus an, während der im Französischen meist nicht gesprochene gleiche Auslaut sich aus ganz verschiedenen lateinischen Endungen, nicht nur dem femininen lateinischen -a, herleitet.
deutsch
Französisch
neutrum
femininum
das Aspirin
une aspirine
das Boxen
la boxe
das Diktat
la dictée
neutrum
maskulinum
das System
le système
maskulinum
femininum
der Anker
une ancre
der Citroën
la Citroën
der Jeep
la jeep
der Likör
la liqueur
der Mond
la lune
der Planet
la planète
femininum
maskulinum
die Achse
un axe
die Ananas
un ananas
die Bar
le bar
die Bronze
le bronze
die Büste
le buste
die Episode
un épisode
die Etage
un étage
die Garage
le garage
die Geste
le geste
die Gruppe
le groupe
die Hymne*
l’hymne
die Massage
le massage
die Million
le million
die Montage
le montage
die Sabotage
le sabotage
die Sauna
le sauna
die Sonne
le soleil
*) vergleiche aber, aus demselben Wortstamm direkt aus dem Lateinischen: derHymnus
Anmerkung: Es empfiehlt sich, die faux amis in der Richtung deutsch → französisch zu lernen, denn beim Übersetzen in die Fremdsprache sind die faux amis „verlockender“ als umgekehrt. Alphabetische Liste deutscher Wörter, die im Französischen zu einer Falschübersetzung verleiten:
Ein Beispiel falscher Freunde innerhalb des slawischen Sprachraums ist der Monatsname Listopad: Er bezeichnet im Kroatischen den Monat Oktober, im Polnischen, Tschechischen und Slowenischen dagegen den November. In allen diesen Sprachen bedeutet der Name „Blätterfall“.
Ein weiteres Beispiel falscher Freunde ist das Wort ja, das in vielen slawischen Sprachen „ich“ bedeutet; in der slowenischen Umgangssprache dagegen wird das Wort wie im Deutschen als Zustimmung verwendet, während „ich“ auf Slowenisch mit jaz ausgedrückt wird.
Im Rumänischen bedeutet das Wort prost so viel wie „dumm“ oder „doof“, was beim geselligen Miteinander zu Missverständnissen führen kann.
Das italienische Adjektiv caldo bedeutet das Gegenteil von kalt, nämlich warm.
Während das norwegische frokost und auch das schwedische frukost erwartungsgemäß „Frühkost“ oder „Frühstück“ bedeuten, bezeichnen die Dänen mit frokost jedoch das (kalte) Mittagessen. „Frühstück“ heißt auf Dänisch morgenmad.
In die Irre führen kann auch das bei den Dänen beliebte hyggelig, das unter anderem „gemütlich“ bedeutet, aber nie „hügelig“.
Die beiden schwedischen Worte springa und svimma bedeuten nicht etwa „springen“ und „schwimmen“, sondern laufen und ohnmächtig werden.
Falsche Freunde versus Falsche Kognaten
Im Englischen wird unterschieden zwischen False friends und False cognates. Der Begriff cognates bzw. Kognaten bedeutet ‚verwandte Wörter‘.
Falsche Kognaten sind Wörter, die neben einer ähnlichen Bedeutung auch einen gemeinsamen Ursprung zu haben scheinen, der aber in Wirklichkeit nicht gegeben ist.
So hat das französische feu die gleiche Bedeutung wie das deutsche Worte Feuer. Trotz der übereinstimmenden ersten drei Buchstaben ist das französische Wort jedoch ein Derivat des lateinischen focus, während für das deutsche Wort Feuer der proto-germanische Ursprung *fōr-[19] oder *fun- vermutet wird.[20]
Das deutsche Verb haben stammt vom proto-germanischen habjaną und letztlich vom indogermanischen*keh₂p- ab, während das ganz ähnliche lateinische habere zwar die gleiche Bedeutung hat, aber vom indogermanischen *gʰeh₁bʰ- abstammt.[21]
Literatur
Klaus-Dieter Barnickel: Falsche Freunde: Ein vergleichendes Wörterbuch Deutsch–Englisch. Groos, Heidelberg 1992, ISBN 978-3-87276-674-8.
Hartmut Breitkreuz: More false friends: Tückische Fallen des deutsch-englischen Wortschatzes. Rowohlt, Reinbek 1992, ISBN 978-3-499-19172-5.
Janos Juhasz: Probleme der Interferenz. Budapest 1970.
Wolfgang Müller: Leicht verwechselbare Wörter. Duden-Taschenbücher, Band 17, 1973.
Walter Fischer: Leicht verwechselbare Wörter der englischen und französischen Sprache. Keimer, 1981, ISBN 978-3-920536-48-4.
Carlo Milan, Rudolf Sünkel: Falsche Freunde auf der Lauer. Dizionario di false analogie e ambigue affinità fra tedesco e italiano. Zanichelli, Bologna 1990, ISBN 88-08-07148-0.
Wolfgang Müller: Das Wörterbuch der falschen Brüder. In: Wörterbücher in der Diskussion III. Niemeyer (= Lexicographica Series Maior 84), Tübingen 1998, ISBN 3-484-30984-9, S. 222–232.
Graham Pascoe, Henriette Pascoe: Sprachfallen Englisch Max Hueber Verlag, Ismaring 1998, ISBN 3-19-002647-5
Ryszard Lipczuk, Pawel Mecner, Werner Westphal: Lexikon der modernen Linguistik. Ausgewählte Begriffe zur Kommunikation und Kognitionswissenschaft. 2., erweiterte Auflage. Wydawnictwo Promocyjne Albatros, Stettin (Szczecin) 2000, ISBN 83-88038-13-3, [S. 77 f.: Falsche Freunde des Übersetzers; S. 166: Paronyme (Falsche Brüder)].
Ageliki Ikonomidis: „Anglizismen auf gut Deutsch: Ein Leitfaden zur Verwendung von Anglizismen in deutschen Texten“. Buske, Hamburg 2009, ISBN 3-87548-560-2.
Annette Kroschewski: „False friends“ und „true friends“. Ein Beitrag zur Klassifizierung des Phänomens der intersprachlich-heterogenen Referenz und zu deren fremdsprachendidaktischen Implikationen. Peter Lang, Frankfurt am Main 2000, ISBN 978-3-631-36453-6.
Salifou Traoré: Interlinguale Interferenzerscheinungen. In ausgewählten Bereichen von Morphosyntax und Text bei afrikanischen frankophonen Germanistikstudierenden mit didaktischen Schlussfolgerungen, Peter Lang, Frankfurt am Main 2000, ISBN 978-3-631-36857-2.
Richard Humphrey: False Friends, Falser Friends, Falsest Friends. A Student’s Workbook on Deceptive Resemblances. English-German/German-English, Klett, Stuttgart 2003, ISBN 978-3-12-939613-1.
Wolfgang Träger: Englisch – Vorsicht: Fallen! Ein Spezialwörterbuch zur Vermeidung möglicher Fehldeutungen englischer Ausdrücke. R. G. Fischer, Frankfurt am Main 2005, ISBN 978-3-8301-0770-5.
Burkhard Dretzke, Margaret Nester: False Friends – A Short Dictionary. Philipp Reclam, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-15-019756-1.
Béatrice Gra-Steiner, Burkhard Dretzke, Margaret Nester: Petit Dictionnaire des Faux Amis. Philipp Reclam, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-15-019778-3.
↑Vgl. etwa Ryszard Lipczuk: Verbale Tautonyme lateinischer Herkunft in deutsch-polnischer Relation. Ein Beitrag zur semantischen Beschreibung nach dem gebrauchstheoretischen Ansatz (= Göppinger Arbeiten zur Germanistik. Band 457). Kümmerle Verlag, Göppingen 1987, ISBN 3-87452-692-5.
↑Artur Dariusz Kubacki: „When will I Become a Schnitzel? – I Hope Never.“ Echte und falsche Freunde des Übersetzers in der Translationsdidaktik. In: Comparative Legilinguistics. Vol. 29/2017, S. 87f. Siehe auch Maxime Koessler, Jule Derocquigny: Les faux amis ou Les trahisons du vocabulaire anglais: Conseils aux traducteurs. Paris 2008.
↑Vgl. Svitlana Kiyko: Metalexikographische Überlegungen zum Wörterbuch der Falschen Freunde. In: Lexicographica, Band 29: Heft 1, 28. November 2013, S. 199ff. Online kostenpflichtig zugänglich bei De Gruyter – Academic Publishing unter [1]. Abgerufen am 9. August 2020.
↑Andrzej Katny: Zu Tautonymen und Internationalismen aus linguistischer und didaktischer Sicht. In: Folia Scandinavica, Band 20, Heft 1, 1. Dezember 2016, S. 143, online zugänglich [2]. Abgerufen am 9. August 2020. Siehe auch Karl Heinrich Gottlieb: Grundprinzipien eines Wörterbuchs der „falschen Freunde des Übersetzers“. Ein Beitrag zur praktischen Lexikographie. In: Herbert Ernst Wiegand (Hrsg.): Studien zur neuhochdeutschen Lexikographie V. Hildesheim / Zürich / New York: Olms, 1984, 103–134.
↑Vgl. Svitlana Kiyko: Metalexikographische Überlegungen zum Wörterbuch der Falschen Freunde. In: Lexicographica, Band 29: Heft 1, 28. November 2013, S. 199–206. Online kostenpflichtig zugänglich bei De Gruyter – Academic Publishing unter [3]. Abgerufen am 9. August 2020. Siehe auch Franz Josef Hausmann: Praktische Einführung in den Gebrauch des „Student’s Dictionary of Collocations“. In: Benson, Morton / Benson, Evelin / Ilson, Robert (Hrsg.): Student’s Dictionary of Collocations. Berlin: Cornelsen, 1999, IV. Vgl. ebenfalls John McHardy Sinclair: Corpus, Concordance, Collocation. Oxford: Univ. Press 1991, S. 110. Vgl. ebenfalls Artur Dariusz Kubacki: „When will I Become a Schnitzel? – I Hope Never.“ Echte und falsche Freunde des Übersetzers in der Translationsdidaktik. In: Comparative Legilinguistics. Vol. 29/2017, S. 90ff.
↑Andrzej Katny: Zu Tautonymen und Internationalismen aus linguistischer und didaktischer Sicht. In: Folia Scandinavica, Band 20, Heft 1, 1. Dezember 2016, S. 143, online zugänglich [4]. Abgerufen am 9. August 2020.
↑Vgl. Svitlana Kiyko: Metalexikographische Überlegungen zum Wörterbuch der Falschen Freunde. In: Lexicographica, Band 29: Heft 1, 28. November 2013, S. 199–206, insbesondere S. 200, 203 und 218. Online kostenpflichtig zugänglich bei De Gruyter – Academic Publishing unter [5]. Abgerufen am 9. August 2020.
↑Vgl. Artur Dariusz Kubacki: „When will I Become a Schnitzel? – I Hope Never.“ Echte und falsche Freunde des Übersetzers in der Translationsdidaktik. In: Comparative Legilinguistics. Vol. 29/2017, S. 91.
↑Vgl. Svitlana Kiyko: Metalexikographische Überlegungen zum Wörterbuch der Falschen Freunde. In: Lexicographica, Band 29: Heft 1, 28. November 2013, S. 202f. Online kostenpflichtig zugänglich bei De Gruyter – Academic Publishing unter [6]. Abgerufen am 9. August 2020. Siehe ebenso Artur Dariusz Kubacki: „When will I Become a Schnitzel? – I Hope Never.“ Echte und falsche Freunde des Übersetzers in der Translationsdidaktik. In: Comparative Legilinguistics. Vol. 29/2017, S. 91 f.
↑Annette Kroschewski: „False friends“ and „true friends“: Ein Beitrag zur Klassifizierung des Phänomens der intersprachlich-heterogenen Referenz und zu den fremdsprachendidaktischen Implikationen. Frankfurt am Main 2000.
↑Beispiele für die Verwechslung: Im James-Bond-Film Im Angesicht des Todes wird von Computerchips aus Silikon gesprochen. Klaus Lage singt in Monopoli: „Deinen Job macht jetzt ein Stück Silikon“.
↑Ähnliche Listen finden sich in zahlreichen Vokabelsammlungen, z. B.: Wolfgang Fischer, Anne-Marie Le Plouhinec: Thematischer Grund- und Aufbauwortschatz Französisch. Klett, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-12-519516-5, S. 569 f.