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Die FH Joanneum (Eigenschreibweise in Versalien FH JOANNEUM) ist eine Fachhochschule mit drei Standorten Graz, Kapfenberg und Bad Gleichenberg in der Steiermark. Sie hat rund 5000 Studierende, rund 750 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und 1180 Lehrbeauftragte.[4] Sie bietet Studiengänge mit wirtschaftswissenschaftlichem, technischem, gesundheitswissenschaftlichem und sozialwissenschaftlichem Schwerpunkt. Sie ist eine von vier Fachhochschulen in Österreich, die keine Studiengebühren erheben.[5] Die Fachhochschule ist als FH Joanneum Gesellschaft mbHakkreditiert, diese Gesellschaft wird vom Land Steiermark als Mehrheitsgesellschafter gehalten, weitere Anteilseigner sind die LandesgesellschaftenJoanneum Research und Steirische Wirtschaftsförderung. Sie ist Teil des Steirischen Hochschulraumes „Science Space Styria“.[6]
Die FH Joanneum wurde 1994 unter dem Namen TECHNIKUM JOANNEUM GmbH von der Joanneum Research GesmbH und dem Land Steiermark gegründet.[7] 2001 wurde mit den Gesundheitsstudiengängen am Campus Bad Gleichenberg begonnen[8] und 2007 erhielt die FH Joanneum den Status einer Hochschule.[9]
Departments / Studienangebot
Es werden 28 Bachelor- und 25 Master-Studiengänge sowie 16 postgraduale Master-Lehrgänge bzw. akademische Lehrgänge an sechs Departments und 26 Instituten angeboten. Die 6 Departments sind[10]:
Angewandte Informatik
Bauen, Energie & Gesellschaft
Engineering
Gesundheitsstudien
Management
Medien & Design
Die Studiengänge werden in Vollzeit, berufsbegleitender oder berufsermöglichender Organisationsform angeboten. Berufsbegleitende Studiengänge finden entweder einige Wochen im Jahr geblockt oder abends statt und beinhalten zumeist einen hohen E-Learning-Anteil. Berufsermöglichende Studiengänge haben festgelegte Anwesenheitstage (z. B. Mittwoch bis Freitag), an den restlichen Wochentagen kann der Beruf bereits ausgeübt werden. An der FH Joanneum gibt es auch vier Studiengänge, die in Form eines dualen Studiums organisiert sind: „Mobile Software Development“, „Produktionstechnik und Organisation“, „Engineering and Production Management“ sowie „Lebensmittel: Produkt- und Prozessentwicklung“. Das bedeutet, dass Studierende einige Monate an der FH Joanneum studieren und dann einige Monate in einem Unternehmen arbeiten.
Projekte
„joanneum racing graz“: Jedes Jahr konstruieren, bauen und vermarkten Studierende der Studiengänge „Fahrzeugtechnik“, „Industrial Design“, „Informationsdesign“, „Elektronik und Computer Engineering“, „Produktionstechnik & Organisation“, „Journalismus & Public Relations“ und „Physiotherapie“ ein ganzes Auto. Die Infrastruktur wie Werkstatt und Prüffeld gibt es in der FH. Verankert ist das Projekt im Studiengang „Fahrzeugtechnik“ und wird von Sponsoren unterstützt. Mit dem Wagen nehmen sie dann an der „Formula Student“ und anderen FSAE-Wettbewerben teil. Die größten Erfolge sind Gesamtsiege 2006, 2015 und 2021 bei der Formula SAE Italy sowie die 3. Gesamtränge 2007, 2015 und 2016 in Hockenheim, bei der Formula Student UK 2008 in Silverstone sowie 2015 in Michigan.
Das Magazin „blank“, der lokale Weblog „Annenpost“[11] und weitere Kommunikationsprojekte werden jedes Jahr von Studierenden von „Journalismus und PR“ erstellt.[12]
Initiativen
Jedes Jahr nimmt die Fachhochschule an der KinderUni Graz teil, in deren Rahmen Kinder an verschiedenen Workshops und Vorlesungen teilnehmen können.
Im Jahr 2010 wurde der Standort Bad Gleichenberg der Fachhochschule mit dem Sustainability Award des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung sowie des Lebensministeriums ausgezeichnet sowie von der Österreichischen UNESCO zum UN-Dekadenprojekt für Bildung für nachhaltige Entwicklung ernannt.
Seit 2008 finden an der Fachhochschule offene Barcamps zu unterschiedlichen Themengebieten statt.[13][14] Regelmäßig wird vom Studiengang Content Strategy das sogenannte COSCAMP[15] durchgeführt.
Die Fachhochschule ist Mitglied der österreichischen Plattform Industrie 4.0 und bringt sich dort unter anderem rund um das Thema „Arbeitsplatz der Zukunft“ ein.[16]
Die FH JOANNEUM ist Mitglied des United Nations Academic Impact (UNAI) Netzwerks von Bildungsinstitutionen, das sich für Themen wie soziale Verantwortung, Umweltschutz, Gleichstellung der Geschlechter, Menschenrechte und interkulturellen Dialog einsetzt.[17]
Zertifizierungen und Labors
Electronic Design Center: Digital Short Range Radio, Embedded Systems, DSP
Das „ZML – Zentrum für innovative Lernszenarien“ entwickelt Lernszenarien, die auf der Unterstützung durch Technik bzw. Web-Anwendungen basieren. Dazu gehören z. B. die Kommunikation in Netzwerken oder 3D-Simulationen.
Im ZML werden aber auch E-Learning-Szenarien erforscht. Dabei beschäftigt sich das ZML z. B. mit der Benutzerfreundlichkeit verschiedener Oberflächen (Usability) oder mit dem „Lernen durch Computerspiele“, bei dem in verschiedenen Projekten die Wirkung von Lernspielen am PC erforscht wird.
Kritik an Approbation von Rassentheorien
Im Jahr 2018 wurde an der FH Joanneum eine Bachelorarbeit im Fach Logopädie approbiert und mit »sehr gut« beurteilt, die pseudowissenschaftliche Rassentheorien vertritt: »nach wissenschaftlichen Kriterien [ist] festzustellen, dass der Intelligenzquotient von Europiden (Europäern) im Durchschnitt höher ist als der von Negriden (Afrikanern) (...) und gleichzeitig niedriger als jener von Mongoliden (Ostasiaten) […] Die Hälfte der mittleren Sprechstimmlagen der Türken gelten, nach deutschen Maßstäben, als pathologisch.«
Der Titel der Arbeit sollte ursprünglich »Rasse und Stimme« lauten, wurde auf Anraten eines externen Gutachters – damals ein Student der Karl-Franzens-Universität in Graz –auf »Innerartliche Variation des menschlichen Vokaltraktes und der Stimme«[20] entschärft.
Ein Mitglied der Prüfungskommission an der FH und Zweitbegutachter der zweiten Bachelorarbeit des Studenten, Ralf Vollmann vom Institut für Sprachwissenschaft der Karl-Franzens-Universität in Graz, hatte mit dem Verfasser gemeinsame Arbeiten publiziert.
Nach internen Hinweisen auf die problematischen Inhalte holte die Fachhochschule eine Stellungnahme des Dokumentationsarchives des österreichischen Widerstandes ein. Darin wurde die Arbeit als skandalös bezeichnet und als »Versuch, pseudowissenschaftlich rassistische Arbeiten auf Grundlage der Rassennomenklatur, die infolge der NS-Zeit als verpönt gilt, zu rehabilitieren« sowie als wissenschaftlich fragwürdig, denn »kommt über das Niveau einander widersprechender Hypothesen nicht hinaus, denen eine naturwissenschaftlich-empirische Untermauerung sowie Beweisführung abgeht«, sie befinde sich jedoch »innerhalb des gesetzlichen Rahmens«; der Autor sei in rechtsradikalen Kreisen bekannt.
Nach Bekanntwerden des Skandals erklärte die Fachhochschule, keine weiteren Schritte gegenüber dem Studierenden einzuleiten, denn die Arbeit sei »rechtlich einwandfrei«. In einem E-Mail an das DÖW schrieb die FH Joanneum auch, keine weiteren Schritte unternehmen zu wollen, weil sie Attacken aus der rechten Szene fürchte, da der Autor »im Falle einer Konsequenz über ein gutes Netzwerk in juristische wie mediale Richtung verfügt und dies möglicherweise noch unangenehmere Folgen hätte als eine stille Akzeptanz der Arbeit«.
Der Erstbegutachter meinte nachträglich, er habe nichts von »rassistischen oder gar verbotenen« Inhalten bemerkt, da er nicht gewusst hatte, dass der Verfasser der rechten Szene zuzuordnen ist. Rudolf Muhr, ebenfalls vom Institut für Sprachwissenschaft der Karl-Franzens-Universität, meinte: »Das kann doch nicht sein, dass an der Universität Rassisten gefördert werden. Diese völlig unwissenschaftliche Arbeit muss aberkannt werden.« Die zuständige Landesrätin für Wissenschaft Barbara Eibinger-Miedl beauftragte eine weitere externe Untersuchung.[21]