Die größte Ausdehnung des FFH-Gebietes liegt mit einem Kilometer in Nordsüdrichtung. Es wird durch den Dobersdorfer See im Westen und der Landesstraße 211 im Osten begrenzt. Das FFH-Gebiet besteht erdgeschichtlich im Uferbereich des Dobersdorfer Sees aus limnischen Sedimenten, die sich nach der letzten Eiszeit bis heute abgelagert haben und geht dann weiter vom Ufer entfernt in glazialen Geschiebesand über. Nördlich und südlich davon kommt toniger bis sandiger Schluff zutage[3].
Die höchste Erhebung liegt mit 43 Meter über Normalhöhennull (NHN) am Ostrand des FFH-Gebietes an der Landesstraße 211 beim Schlesener Ortsteil Neuenkrug und erreicht den niedrigste Wert mit 18,92 Meter über Normalnull (NN) mit dem Wasserspiegel des Dobersdorfer Sees. Das Gebiet entwässert vollständig in den Dobersdorfer See, die Nord- und Südgrenze bildet je ein namenloses Fließgewässer und in der Mitte durchquert die Hüttener Au auf ihrem Weg zum Dobersdorfer See das FFH-Gebiet.
Das FFH-Gebiet besteht laut NATURA 2000-Standard-Datenbogen (SDB) vom Mai 2017 zu gut einem Drittel aus der Lebensraumklasse „Laubwald“ gefolgt von gut einem Drittel „Anderes Ackerland“. Der Rest besteht zu einem Fünftel aus „Moore, Sümpfe, Uferbewuchs“ und einem Zehntel aus „Feuchtes und MesophilesGrünland“, siehe Diagramm 1. Bei dem Waldgebiet handelt es sich im Kern um einen historischen Wald, der bereits auf der Karte des Deutschen Reiches von 1893 vermerkt ist, siehe Bild 1. Später wurde er bis zum Seeufer und der Landesstraße 211 erweitert. Unmittelbar an der Landesstraße 211 befindet sich eine aufgelassene Kiesgrube. In deren Steilhängen liegt das Biotop-Nr. 325866018-0413 (Lage54.3126510.32728) mit den beiden Biotoptypen (HGy) Sonstiges Feldgehölz und (XHs) Artenreicher Steilhang im Binnenland. Dort findet man Hain-Rispengras, Stiel-Eiche und Scharbockskraut, Daneben befinden sich dort die durch das Eschensterben bedrohte Gemeine Esche, der seltene Ostenfelds Löwenzahn[4] oder die wilde Apfelsorte Malus pumila (Garten-Apfel).[5]
Der NATURA 2000-Standard-Datenbogen (SDB) für dieses FFH-Gebiet wurde im Juni 2004 vom Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR) des Landes Schleswig-Holstein erstellt, im September 2004 als Gebiet von gemeinschaftlicher Bedeutung (GGB) vorgeschlagen, im November 2007 von der EU als GGB bestätigt und im Januar 2010 national nach § 32 Absatz 2 bis 4 BNatSchG in Verbindung mit § 23 LNatSchG als besonderes Erhaltungsgebiet (BEG) bestätigt. Der SDB wurde zuletzt im Mai 2017 aktualisiert.[6] Der Managementvermerk wurde im August 2008 veröffentlicht.[7]
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Laut Standard-Datenbogen vom Mai 2017 sind folgende FFH-Lebensraumtypen (LRT) und Arten als FFH-Erhaltungsgegenstände mit den entsprechenden Beurteilungen zum Erhaltungszustand der Umweltbehörde der Europäischen Union gemeldet worden (Gebräuchliche Kurzbezeichnung (BfN)):[11][12]
FFH-Lebensraumtypen nach Anhang I der EU-Richtlinie:[13]
Das FFH-Gebiet ist zu knapp einem Sechstel als FFH-Lebensraumfläche ausgewiesen, wovon der überwiegende Teil der Wasserfläche des Dobersdorfer Sees zugerechnet wird. Nur 1,5 Prozent der Fläche besteht aus kalkreichem Niedermoor. Es liegt in unmittelbarer Ufernähe.[19] Der überwiegende Teil des FFH-Gebietes ist keinem FFH-Lebensraumtyp zugeordnet, siehe Diagramm 2.
Vom 24. April 2018 bis zum 7. September 2018 wurde eine Nachkartierung der FFH-Lebensraum- und Biotoptypen im FFH-Gebiet durchgeführt. Sie weist große Abweichungen zu den Zahlen des SDB bezüglich der Lebensraumtypen auf. Danach ist der LRT 3150 Natürliche und naturnahe nährstoffreiche Stillgewässer mit Laichkraut oder Froschbiss-Gesellschaften eine Zehnerpotenz kleiner als im SDB an die europäische Umweltagentur berichtet.[20] Daneben wurde eine knapp ein Hektar große Fläche als LRT 91E0* Erlen-Eschen- und Weichholzauenwälder ausgewiesen, die ebenfalls nicht im SDB erwähnt wird.
Nur sechseinhalb Prozent der Gebietsfläche ist mit FFH-Lebensraumtypen belegt, die zusätzlich den Status eines gesetzlich geschützten Biotopes haben. Weitere knapp zehn Prozent sind gesetzlich geschützte Biotope und der Rest von vierundachtzig Prozent hat keinen der beiden Schutzstati, siehe Diagramm 3.[21]
Tabelle 1ː FFH-Lebensraumtyp (LRT) im FFH-Gebiet Kalkreiche Niedermoorwiese am Ostufer des Dobersdorfer Sees
Fläche gemäß Biotopkartierung April bis September 2018[ha][21]
3150 Natürliche und naturnahe nährstoffreiche Stillgewässer mit Laichkraut oder Froschbiss-Gesellschaften
3,9
4
0,3028
7230 Kalkreiche Niedermoore
0,5
0,4
0,4006
91E0* Erlen-Eschen- und Weichholzauenwälder
0,9879
SUMMEː
4,4
4,4
1,6913
FFH-Erhaltungsziele
Aus den oben aufgeführten FFH-Erhaltungsgegenständen werden als FFH-Erhaltungsziele von besonderer Bedeutung die Erhaltung folgender Lebensraumtypen und Arten im FFH-Gebiet vom Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein erklärt:[22]
3150 Natürliche und naturnahe nährstoffreiche Stillgewässer mit Laichkraut oder Froschbiss-Gesellschaften
7230 Kalkreiche Niedermoore
1393 Firnisglänzendes Sichelmoos
Aus den oben aufgeführten FFH-Erhaltungsgegenständen werden als FFH-Erhaltungsziele von Bedeutung die Erhaltung folgender Lebensraumtypen und Arten im FFH-Gebiet vom Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein erklärt:[22]
1016 Bauchige Windelschnecke
Damit sind alle FFH-Erhaltungsgegenstände als FFH-Erhaltungsziele übernommen worden. Das Firnisglänzende Sichelmoos ist als Zeigerpflanze für kalkreiche Niedermoore von Bedeutung und kommt nur in zwei weiteren FFH-Gebieten in Schleswig-Holstein vor, unter anderem im FFH-Gebiet Kalkflachmoor bei Mucheln.
FFH-Analyse und Bewertung
Diagramm 4: Gesamtbeurteilung der FFH-LRT – Fläche [ha]
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Für dieses FFH-Gebiet wurde bisher (Stand Dezember 2022) nur ein Managementvermerk vom damaligen Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein veröffentlicht. Dieser ist zum Thema FFH-Analyse und Bewertung recht kurz gehalten. Die Eigentümerstruktur ist ebenfalls nicht veröffentlicht. Es geht aus dem Managementvermerk hervor, dass es sieben Eigentümer gibt, wobei sich eine Orchideenwiese im Privatbesitz befindet und kommunale Grünflächen unter Vertragsnaturschutz stehen und im Herbst extensiv beweidet werden. Beides wird schon seit dem Ende des 20. Jahrhunderts von der Arbeitsgemeinschaft heimischer Orchideen (AHO) im Auftrag der Flächeneigentümer durchgeführt. Die 0,4 Hektar des LRT 7230 Kalkreiche Niedermoore haben eine gute Gesamtbewertung im SDB erhalten, siehe auch Diagramm 4.
Wegen seiner Größe besteht im FFH-Gebiet für den Dobersdorfer See gemäß der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) eine Berichtspflicht gegenüber der europäischen Umweltagentur in Kopenhagen. Gemäß der Berichterstattung des Jahres 2022 zum 3. Bewirtschaftungsplan WRRL ist der ökologische Zustand des Passader Sees mit „mäßig“ und der chemische Zustand mit „nicht gut“ bewertet worden.[23] Beide Werte sollen bis zum Jahre 2027 einen guten Wert erreichen. Dies darf bezweifelt werden (Stand November 2022). Zwar hat die Errichtung von Kläranlagen in den umliegende Gemeinden in den neunziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts zu einer Verringerung der Schadstoffeinträge geführt, diese Entwicklung hat sich aber mit dem Beginn des einundzwanzigsten Jahrhunderts durch die Intensivierung der Landwirtschaft mit dem vermehrten Einsatz von Kunstdünger und Pestiziden wieder zum Schlechteren gewendet.
Unter Vertragsnaturschutz stehen aktuell (Stand Dezember 2022) folgende Flächenː
„Vertragsnaturschutz im Wald“ː Hier handelt es sich um das Biotop-Nr. 325866018-0412[24] (Lage54.3113410.32461) mit einer Fläche von einem Hektar, die mit dem Biotoptyp (WQe) Erlen-Eschen-Quellwald in Hanglage bedeckt ist.
„Weidewirtschaft Moor ohne Düngung“ː[25] Diese Fläche ist mit den Biotoptypen (GFf) Artenreicher Flutrasen, (RHm) Ruderale Stauenflur frischer Standorte und (RHf) Feuchte Hochstaudenflur mit einem Saum aus (WG) Sonstiges Gebüsch und (WB) Bruchwald bedeckt.[26]
„Wertgrünland“ː[27] Biotop-Nr. 325866018-0403 (Lage54.314210.32502) mit dem Biotoptyp GWf Artenreiches mesophiles Grünland feuchter Standorte.[28]
FFH-Maßnahmenkatalog
Ein Maßnahmenkatalog, wie er in den Managementplänen von FFH-Gebieten in Schleswig-Holstein üblich ist, wurde bisher nicht veröffentlicht (Stand Dezember 2022). Es kann hier nur auf die bestehenden Vertragsnaturschutzmaßnahmen, wie im Kapitel „FFH-Analyse und Bewertung“ beschrieben, verwiesen werden.
FFH-Erfolgskontrolle und Monitoring der Maßnahmen
Eine FFH-Erfolgskontrolle und Monitoring der Maßnahmen findet in Schleswig-Holstein alle sechs Jahre statt. Die Ergebnisse des letzten Monitorings wurden am 18. Juli 2008 veröffentlicht.[29]
↑Garten-Apfel. In: iFlora. Dr. Oliver Tackenberg, abgerufen am 13. Dezember 2022.
↑Amtsblatt der Europäischen Union STANDARD-DATENBOGEN. (PDF; 46 kB) DE1627-391 Kalkreiche Niedermoorwiese am Ostufer des Dobersdorfer Sees. In: Landesportal Schleswig-Holstein. Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein, Mai 2017, abgerufen am 11. Dezember 2022.
↑Andrea Kühl: Betreuung geschützter Gebiete in Schleswig-Holstein gem. § 20 LNatSchG. (PDF) 1.17 Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, Landesverband Schleswig-Holstein e.V. In: Landesportal Schleswig-Holstein. Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein (LLUR), Dezember 2019, abgerufen am 10. August 2022.
↑ abAmtsblatt der Europäischen Union STANDARD-DATENBOGEN. (PDF; 46 kB) DE1627391 - 3.1. Im Gebiet vorkommende Lebensraumtypen und diesbezügliche Beurteilung des Gebiets. In: Umweltportal Schleswig-Holstein. Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein, Mai 2017, S. 3, abgerufen am 11. Dezember 2022.
↑Amtsblatt der Europäischen Union STANDARD-DATENBOGEN DE1627391. (PDF; 46 kB) 3.2. Arten gemäß Artikel 4 der Richtlinie 2009/147/EG und Anhang II der Richtlinie 92/43/EWG und diesbezügliche Beurteilung des Gebiets. In: Umweltportal Schleswig-Holstein. Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein, Mai 2017, S. 4, abgerufen am 11. Dezember 2022.
↑FFH-Folgemonitoring Berichtsperiode 2007-2012. (PDF; 1732 kB) Karte 1 von 1 - FFH-Lebensraumtypen (LRT) im FFH-Gebiet Kalkreiche Niedermoorwiese am Ostufer des Dobersdorfer Sees. In: umweltanwendungen.schleswig-holstein.de. Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein, 25. März 2010, abgerufen am 11. Dezember 2022.
↑ abErhaltungsziele für das gesetzlich geschützte Gebiet von gemeinschaftlicher Bedeutung DE-1627-391 „Kalkreiche Niedermoorwiese am Ostufer des Dobersdorfer Sees“. (PDF; 87 kB) Auszug aus: Gebietsspezifische Erhaltungsziele (gEHZ) für die gesetzlich geschützten Gebiete von gemeinschaftlicher Bedeutung und flächengleiche Europäische Vogelschutzgebiete Bekanntmachung des Ministeriums für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume vom 11. Juli 2016 Fundstelle: Amtsblatt für Schleswig Holstein. - Ausgabe Nr. 47, Seite 1033. In: umweltanwendungen.schleswig-holstein.de. Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein, 11. Juli 2016, abgerufen am 11. Dezember 2022.
↑FFH-Folgemonitoring Berichtsperiode 2007-2012. Kalkreiche Niedermoorwiese am Ostufer des Dobersdorfer Sees - Biotoptypen - Karte 1 von 1. In: umweltanwendungen.schleswig-holstein.de. Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein (LLUR), 25. März 2010, abgerufen am 15. Dezember 2022.
↑Vertragsnaturschutz Erläuterung zum Vertragsmuster „Wertgrünland“. In: transparenz.schleswig-holstein.de. Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung
des Landes Schleswig-Holstein, 21. September 2020, abgerufen am 6. Dezember 2022.