Nach Kriegsdienst und Kriegsgefangenschaft (1944–47) studierte er an der Technischen Hochschule (jetzt Technische Universität) München Chemie und wurde 1956 bei Walter Hieber zum Dr. rer. nat.promoviert. Seine Experimentalarbeit Zur Strukturchemie von Metallcarbonylverbindungen und Aromatenkomplexen enthielt auch den röntgenographischen Kristallstrukturbeweis für die damals von Walter Hafner und Ernst Otto Fischer (Nobelpreis für Chemie 1973) synthetisierte sensationelle metallorganische Verbindung Bis(benzol)chrom.
1965 folgte er einem Ruf als Professor an die Universität Hamburg, wo er bis zu seiner Emeritierung 1991 am Institut für Anorganische und Angewandte Chemie forschte und lehrte. Seine Forschungsschwerpunkte lagen bei der Synthese und röntgenographischen Strukturaufklärung metallorganischer Verbindungen mit einem weiten Spektrum von Metallen und Liganden, darunter Carbonyl-. Olefin- und andere Kohlenwasserstoff-Gruppen. Dabei wurden auch einige erste Vertreter mit Metall-Hauptgruppenelement-Mehrfachbindungen entdeckt. Bereits in Genf begonnene Untersuchungen der Struktur von Methyllithium als einfachster Organometall-Verbindung wurden systematisch erweitert und u. a. auf weitere Methyle und Organyle von Natrium, Kalium, Rubidium, Caesium, Magnesium und Kupfer ausgedehnt. Damit wurden die vielfältigen Koordinationsmöglichkeiten dieser Substanzklassen erkannt.[4] Die Ermittlung der Präzisionsstrukturen von LiCH3, NaCH3 und KCH3 gelang durch Anwendung von Neutronenstrahlung und Synchrotronstrahlung.
↑R. Dieter Fischer: Erwin Weiss (1926–2019), Nachrichten aus der Chemie 67 (2019), S. 76.
↑Fausto Calderazzo: A celebration of Inorganic Lives. Interview with Erwin Weiss, In: Coordination Chemistry Reviews. 249 (2005), S. 873–881.
↑Erwin Weiss: Structures of Organic Alkali Metal Complexes and Related Compounds. In: Angew. Chem. 1993, 105, S. 1564–1587; auch In: Angew. Chem. Int. Ed. Engl., 1993, 32, S. 1501–1523.