Ernst Schönwiese begann früh, sich mit Literatur zu beschäftigen und auch selbst zu schreiben. 1935 gab er eine Anthologie zwölf österreichischer Lyriker mit dem Titel Patmos heraus (u. a. mit Texten von Robert Musil, Hermann Broch, Ernst Waldinger, Erika Mitterer und Heinz Politzer), der auch Schönwieses eigene Texte enthielt. Schönwiese schloss sich der seit Beginn des 20. Jahrhunderts im bürgerlichen Lager geübten Rationalismusskepsis und der These vom Niedergang der abendländischen Kulturtradition an. Bis zum „Anschluss Österreichs“ im Jahr 1938 war Schönwiese nach Jus- und Germanistikstudien an der Wiener Universität v. a. als Publizist und ab 1929 als Dozent an der Volkshochschule Wien-Leopoldstadt tätig. Zu Beginn der dreißiger Jahre gehörte Schönwiese dem Kreis um Franz Blei im Wiener Café Herrenhof an.[1] Er lud Musil, Gütersloh, Brod, Csokor und Liegler zu Lesungen ein, von den jüngeren Autoren waren Theodor Kramer, Erika Mitterer, Ernst Waldinger und Heinz Politzer zu Gast. Diese Veranstaltungen bildeten die Vorstufe des silberboots, an dem die meisten der genannten Autoren später mitwirkten.
Die Zeit von 1938 bis 1945 verbrachte Schönwiese als Korrespondent einer Presseagentur in Ungarn. In dieser Zeit begann auch seine Beschäftigung mit der deutschen und wie auch fernöstlichen Mystik, welche für sein weiteres Schaffen entscheidend werden sollte. 1945 floh er vor den sowjetischen Truppen nach Salzburg und wurde dort 1945 Leiter der Literaturabteilung des Senders Rot-Weiß-Rot, danach war er 1954 bis 1971 Programmdirektor für Literatur, Hörspiel und Wissenschaft beim Österreichischen Rundfunk (ORF) in Wien. Zwischen 1947 und 1957 erschienen die meisten seiner eigenen Gedichtbände.
Als Schriftsteller war Schönwiese vorwiegend Essayist und Lyriker. Beeinflusst von der Kulturphilosophie Hermann Brochs und der Mystik (sowohl Europas wie auch des Fernen Ostens), wirkte er auch als Übersetzer zahlreicher Werke dieser Richtung. Als Herausgeber der Literaturzeitschrift das silberboot (1935/36, 1946–1952), setzte er sich neben den Autoren der „klassischen Moderne“ besonders für Exilschriftsteller ein.
Ab 1971 war Schönwiese Schüler von Garma C. C. Chang, einem bedeutenden chinesischen buddhistischen Gelehrten und Meditationslehrer, der an der Pennsylvania State University buddhistische Philosophie lehrte. In den Folgejahren übersetzte und veröffentlichte Schönwiese einige wichtige Werke von Prof. Chang: Mahamudra-Fibel (1979), Die Praxis des Zen (1982), Die buddhistische Lehre von der Ganzheit des Seins (1989).
Joseph P. Strelka: Ernst Schönwiese. Werk und Leben. Lang, Frankfurt am Main u. a. 2005, ISBN 3-631-53221-0. (= New Yorker Beiträge zur Literaturwissenschaft. 6.)
↑Literarisches Leben im Wien der dreißiger Jahre. Erinnerungen an den Blei - Musil - Tisch im Café Herrenhof in: Ernst Schönwiese, Literatur in Wien zwischen 1930 - 1980, Almathea-Verlag Wien, München 1980, S. 71–90. ISBN 3-85 002-116-5