Wustmanns Familie zog bereits ein Jahr nach seiner Geburt nach Bad Schandau, 1913 dann nach Ostrau. Nach dem Schulbesuch absolvierte er 1922–25 eine Lehre als Bäcker. 1926 war er Gasthörer in Vorlesungen für Ethnologie und Germanistik an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Zugleich arbeitete er als Schriftleiter eines Dresdner Zeitschriftenverlages und begann mit ersten Fotoarbeiten.
Schon 1927/28 führte ihn eine erste Expedition nach Skandinavien. Mit einem Faltboot legte er über 4.000 Kilometer entlang der norwegischen Küste bis über den Polarkreis nach Narvik zurück und verzeichnete erste Begegnungen mit dem Volk der Sami. 1932 kehrte Wustmann nach Norwegen zurück und überquerte den Jostedalsbreen, den größten europäischen Festlandsgletscher.
1934 heiratete er Hildegard Fischer aus Pirna. Wustmann, der schon seit den 1920er Jahren Mitglied der Sozialistischen Arbeiter-Jugend und entschiedener Gegner des Nationalsozialismus war, emigrierte 1935 mit seiner Frau nach Nordnorwegen. Hier lebte er teilweise bei den Rentier-Nomaden, wirkte als Journalist, produzierte Kultur- und Werbefilme und veröffentlichte ab 1935 seine ersten Bücher. 1936 wurde in Karasjok Wustmanns Tochter Synnöve geboren. Weitere Reisen führten Wustmann nach Finnland (1936), auf die Färöer (1938) und nach Island (1938).
Mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde Wustmann mit seiner Familie 1939 nach Deutschland ausgewiesen. Er kehrte nach Ostrau zurück, wo im gleichen Jahr seine zweite Tochter Ingrid geboren. Wustmann wurde 1941 zur Wehrmacht einberufen und wurde anfangs als ziviler Truppenbetreuer eingesetzt. Als Soldat geriet er mit Kriegsende 1945 kurzzeitig in amerikanische Gefangenschaft.
Wustmann blieb in Ostrau wohnhaft und arbeitete von hier aus freischaffend. Von 1945 bis 1953 wirkte er als Berater am Archiv für deutsche Polarforschung in Kiel. Aufgrund erlittener Erfrierungen nach einer Faltbootfahrt musste er jedoch sein Tätigkeitsfeld in den polaren Gebieten aufgeben. Wustmann wandte sich in der Folge der Erforschung der indigenen Völker in Südamerika, Afrika und Asien zu.
1955/56 absolvierte er eine erste Forschungsreise nach Brasilien und Peru. Es folgten Expeditionen und Forschungsaufenthalte im Amazonasgebiet, Peru und Bolivien (1958/59), in Indien (1961), auf den Kanaren (1961), in Ägypten (1963/64), in Norwegen und Lappland (1967), erneut im Amazonasgebiet und in Kolumbien (1969/70) und in Ecuador (1977). Dabei wurde Wustmann teilweise von seiner Frau und seiner Tochter Ingrid begleitet.
Im Ergebnis seiner Reisen lernte Wustmann 36 indigene Völker kennen, mit denen er teils monatelang zusammenlebte.[2] Seine von den Reisen mitgebrachten ethnografischen Gegenstände stellte er Museen in Dresden und Leipzig zur Verfügung. Die gewonnenen Erkenntnisse publizierte er in zahlreichen Büchern (105 Titel in 23 Verlagen), die in einer Gesamtauflagenhöhe von über 2,2 Millionen Exemplaren in 14 Ländern erschienen. Hinzu kamen zahlreiche Vorträge und Artikel in Fachzeitschriften. Wustmanns schriftliches Wirken zeichnete sich dabei durch eine hohe Authentizität mit einer Mischung aus Fakten und eigenen Erlebnissen aus. 1983 erschienen unter dem Titel Durch Tundra, Wüste und Dschungel seine Memoiren.
1984 moderierte Wustmann die populäre 16-teilige Fernsehserie Unter Indianern, Lappen und Beduinen im DDR-Fernsehen. Kaum ein Jahr später zog er sich aus der Öffentlichkeit zurück und lebte sehr zurückgezogen in Bad Schandau, da ihm eine zunehmende Aphasie (Wortfindungsstörung) mehr und mehr zu schaffen machte.
Im Karl-May-Museum in Radebeul war bis zum 2. November 2008 anlässlich seines 100. Geburtsjahres die Sonderausstellung Erich Wustmann Von der Elbe bis zum Rio Xingu zu sehen.
mit Christa Meyer: Erlebt in Wald und Dschungel. Kinderbuchverlag, Berlin 1982.
Durch Tundra, Wüste und Dschungel. Mitteldeutscher Verlag, Halle; Leipzig 1983.
Die junge Sonne Koata: Eine indianische Liebesgeschichte. Mitteldeutscher Verlag, Halle; Leipzig 1985.
Literatur
Thomas Münzberger: Erich Wustmann – literarische Faltbootfahrten zwischen Elbe und Nordmeer. In: Herbert Kropp (Hrsg.): Binsenbummeln und Meeresrauschen V. (März 2010), Halbjahresschrift für Flußwandern, Salzwasserfahrten, Freiluftleben und Kleinbootsegeln. Faltenreich Verlag, Oldenburg 2010, ISBN 978-3-9811182-6-1, S. 117–127.