Emil Ressel, Sohn eines gleichnamigen Vaters, wurde im tschechoslowakischen Bílovec (deutsch: Wagstadt) als Sudetendeutscher geboren. Nach Besuch der Volks- und Bürgerschule von 1927 bis 1936 begann er eine kaufmännische Ausbildung bei dem gleichnamigen, aber nicht verwandten Baumeister und Ingenieur Paul Ressel. Von seinem Lohn bezahlte er den Privatunterricht bei einem Kunstmaler. Anfang 1940 wurde er in den Reichsarbeitsdienst und 1941 zur Wehrmacht einberufen, wo er bis in den Rang eines Leutnants befördert wurde. Zeichnungen aus der Kriegszeit sind nicht erhalten geblieben. Zum Kriegsende geriet er in amerikanische Kriegsgefangenschaft, er wurde kurzzeitig in einem englischen Gefangenenlager inhaftiert und hielt sich dann im niedersächsischen Klint auf. Gefertigte Zeichnungen und Bilder dienten ihm in der unmittelbaren Nachkriegszeit für überlebensnotwendige Tauschgeschäfte.
Seine aus Bílovec vertriebene Familie war nach Hof geflüchtet. Ressel wohnte mit Vater und Schwester im Gebäude Wilhelmstraße 23 im Hofer Westend, unweit des Schiller-Gymnasiums. Er erhielt 1948 eine Anstellung als Bürokraft bei der Stadt Hof. Im Mai 1948 heiratete er seine Frau Elfriede, geborene Weiß. Aus der Verbindung sind zwei Töchter und ein Sohn hervorgegangen. Das Paar wohnte dann im Haus Enoch-Widman-Straße 50. Vor seinem Ruhestand 1981 war er Amtsrat und Leiter des Rechnungsprüfungsamtes.
Seine Werke, viele mit Motiven aus Hof und Umgebung, sind hauptsächlich im Besitz der Regierung von Oberfranken und der Städte Hof[6], Bamberg und Bayreuth, aber auch von privaten Kunstsammlungen. Am 17. März 1991 wurde er vom Oberbürgermeister der Stadt Hof Dieter Döhla mit der Johann-Christian-Reinhart-Plakette geehrt.[7] Im Jahr 1996 erfolgte postum eine Gedächtnisausstellung anlässlich seines 75. Geburtstags. Von Oktober 2011 bis Januar 2012 zeigte der KulturKreis Hof e. V. im Johann-Christian-Reinhart-Cabinett Werke von Ressel im Rahmen von Hof im Herbst von Emil Ressel (1921–1991). Aus Hofer Bürgerhäusern und der Kunstsammlung der Stadt Hof.[8][9] Ressels, Rolf Burchards und Erich Leckels Konterfeis und Lebensläufe – alle drei mit „Vertreibungshintergrund“ und in Hof wirkend – sind auf drei hintereinander gestaffelten Stelen in der Dauerausstellung Flüchtlinge und Vertriebene in Hof im Museum Bayerisches Vogtland ausgestellt; jeweils rechts daneben ein für das Wirken des jeweiligen Künstlers typisches Werk. Bei Ressel handelt es sich hierbei um eine aquarellierte Tuschezeichnung der Hofer Michaeliskirche mit der Saale im Vordergrund.[10] In der Sammlung des Museums befinden sich weitere seiner Werke.
In der künstlerischen Frühphase Ressels arbeitete er überwiegend naturalistisch an Aquarellen, Porträts und Aktzeichnungen. Er setzte sich dabei oft mit seiner neuen Heimatstadt Hof auseinander und hielt Eindrücke von der Stadt mit ihren Menschen und der sie umgebenden Landschaft fest. Andererseits ist Ressels Werk von zahlreichen Studienreisen geprägt, die ihn u. a. nach Paris, London, Rom, Spanien (Andalusien) und Griechenland (Santorin) führten und in zahlreichen Bildern ihren künstlerischen Ausdruck gefunden haben. In den 1960er Jahren wurden seine Bilder überwiegend abstrahierend, kubistisch bis konstruktivistisch. In den 1970er und 1980er Jahren kamen kritische Beiträge zum Umweltschutz hinzu, Darstellungen wie der Mensch in die Natur eingreift und für Schäden und Umweltverschmutzung verantwortlich ist. In der Datenbank des Familienarchivs sind 1500 Werke erfasst, dabei handelt es sich um etwa zwei Drittel Tusche- und Kreidezeichnungen und ein Drittel großformatige Bilder (50 × 80 cm o. ä.).
Illustrationsarbeiten (Auswahl)
Hanns Schröder (Text u. Zsstellung.); Emil Ressel (Ill.): Die Jugendherberge Hof/Saale und Umgebung. Heft 16 der Reihe Bayerische Jugendherbergen, Landesverband Bayern für Jugendwandern und Jugendherbergen, 1955.[11]
Max Beisbart (Red.) u. a.; Emil Ressel (Ill.): Hof. Ein Stadtbuch. Städtisches Verkehrsamt Hof, Stadtrat, Hof 1956 (2. neubearb. Aufl.).[12]
Literatur
Ressel, Emil. In: Otto J. Groeg (Hrsg.): Who’s Who in the Arts. A Biographical Encyclopedia Containing Some 13,000 Biographies and Addresses of Prominent Personalities, Organizations, Associations and Institutions Connected with the Arts in the Federal Republic of Germany. Band 2, Who’s Who-Book & Publ., 1978, S. 100, ISBN 978-3-921220-22-1
Dem Maler Emil Ressel zum Gedenken. In: Alte Heimat Kuhländchen Jg. 45, 1992, S. 455.
↑Ressel, Emil. In: Otto J. Groeg (Hrsg.): Who’s Who in the Arts. A Biographical Encyclopedia Containing Some 13,000 Biographies and Addresses of Prominent Personalities, Organizations, Associations and Institutions Connected with the Arts in the Federal Republic of Germany. Band 2, Who’s Who-Book & Publ., 1978, S. 100.
↑Künstler der Gruppe Nordfranken. Die Kleine Galerie zeigt vom 11. Dezember 1971 bis 15. Januar 1972 … Emil Ressel: Aquarelle, Wachskreiden, Zeichnungen; Alfred Richter: Farbige Tuschen, Kohlezeichnungen. 1971.
↑Ellionor Leidolf-Brand: Bilder von Emil Ressel, Wagstadt, in der Freiheitshalle von Hof ausgestellt. In: Alte Heimat Kuhländchen Jg. 39, 1986, S. 235.
↑Stefanie Menke: „Flüchtlinge und Vertriebene in Hof“. Zur neuen Abteilung der Dauerausstellung des Museums Bayerisches Vogtland. In: Jahrbuch für deutsche und osteuropäische Volkskunde. Blickpunkte II – Fotografien als Quelle zur Erforschung der Kultur der Deutschen im und aus dem östlichen Europa. Band 53, Waxmann Verlag, Münster/New York/München/Berlin 2012, S. 192, ISBN 978-3-8309-7722-3.