Roßmäßler war das Älteste von sechs Kindern des Kupferstechers Johann Adolf Rossmäßler (1770–1821) und dessen Frau Amalia, geborene Klug. Sein Vater weckte in ihm das Interesse für die Natur und das Zeichnen. Seine Eltern starben früh; er war auf die Unterstützung von Verwandten und auf einen Zusatzverdienst durch Hilfsarbeiten angewiesen.
1825 begann er an der Universität LeipzigTheologie zu studieren; sein Wunschfach Medizin erschien seinem Onkel und Vormund zu teuer. Während des Studiums beschäftigte er sich nebenher intensiv mit Botanik. Dies war möglich, weil der zuständige Professor ihm die Vorlesungskosten erließ. Er war in diesem Fach so erfolgreich, dass man ihm bereits im zweiten Studienjahr die botanische Ausbildung der Apothekerlehrlinge übertrug.
Nach dem Ende seines Studiums 1827 leitete er botanische Exkursionen junger Apotheker und ging dann als Lehrer an eine Privatschule in Weida (Thüringen). Hier veröffentlichte er in Zeitschriften einige Arbeiten zur Floristik.
Roßmäßler übersiedelte 1830 nach Tharandt und wurde dort Professor für Zoologie an der von Heinrich Cotta geleiteten „Königlichen Akademie für Forst- und Landwirthe“. Zunächst beschäftigte er sich mit dem Fichtenrüsselkäfer, der damals die Wälder in der Umgebung von Tharandt zerstörte. Zwei Jahre später veröffentlichte er seine Systematische Übersicht des Tierreiches mit eigenen Zeichnungen. Er beschäftigte sich auch mit den Land- und Süßwasserweichtieren (besonders Schnecken). Die Ergebnisse seiner Forschungsreisen stellte er in Fachaufsätzen dar.
1845 trat Roßmäßler vom evangelischen zum deutschkatholischen Glauben über. Er nutzte diese freireligiöse Bewegung, um eine an Alexander von Humboldt angelehnte, sogenannte natürliche Weltanschauung populär zu machen.[1]
Roßmäßler war auch politisch aktiv. Im Revolutionsjahr 1848 gehörte er dem Fünfzigerausschuss an. Vom 20. Mai 1848 bis zum Ende des Rumpfparlaments am 18. Juni 1849 war er Abgeordneter für Pirna in der Frankfurter Nationalversammlung. Dort gehörte er den linken Fraktionen an, zuerst dem Deutschen Hof, später dem Nürnberger Hof. Seit Juli 1848 war er Mitglied im Ausschuss für Kirchen- und Schulangelegenheiten. Aus konfessionellen Gründen wurde er heftig kritisiert, was der damaligen Regierung missfiel. Deshalb ließ er sich im Sommer 1849 auf eigenen Wunsch emeritieren. Von einer Anklage wegen Hochverrats wurde er freigesprochen. Später bekam er einen Platz am „Verbrechertisch“ in Leipzig.
1850 kehrte Roßmäßler in seine Heimatstadt Leipzig zurück. Von nun an engagierte er sich als Popularisierer von Wissenschaft und schrieb zahlreiche bedeutende Bücher, so zusammen mit Alfred BrehmDie Tiere des Waldes. Einige seiner Vorträge erschienen in Mikroskopische Blicke. 1854 veröffentlichte er in der populären Familienzeitschrift Die Gartenlaube den Artikel Der Ocean auf dem Tische. Er beschäftigte sich mit der Pflege von Seewassertieren, ein Hobby, das in Großbritannien bereits populär war. Roßmäßlers Ziel bei der Veröffentlichung dieses Artikels lag darin, die Naturwissenschaft im Volk bekannter zu machen. Ihm wurde allerdings bald klar, dass dies durch ein Süßwasseraquarium einfacher zu erzielen war. Deswegen folgte in der Gartenlaube sehr bald der Artikel Der See im Glase, der zu so vielen Rückfragen über diese Form der Tierhaltung führte, dass er 1857 sein Buch Das Süßwasseraquarium veröffentlichte. Er gab darin konkrete Hinweise, wie ein solches Aquarium einzurichten und zu pflegen sei. Neben dem Goldfisch empfahl er vor allem die Elritze und den Schlammpeitzger. 1862 stellte er in seinem Werk Der Wald die wichtigsten Bäume Deutschlands zusammen.
Zusammen mit Otto Ule und Karl Müller gab er drei Jahre lang die Zeitschrift Die Natur heraus. 1859 gründete er eine eigene populärwissenschaftliche Zeitschrift (Aus der Heimath) und initiierte Humboldt-Feiern und Humboldt-Vereine im Andenken an Alexander von Humboldt.[2]
Am 8. April 1867 starb Roßmäßler in Leipzig. Er hinterließ vier Kinder, von denen, zumindest zeitweise, ein Sohn in Russland und der andere in Nordamerika lebten.
Zur Erinnerung an Roßmäßler sind die (Prof.-)Roßmäßler-Straßen in Tharandt, Berlin, Dresden, Freital, Leipzig und Pirna nach ihm benannt.
Nach dem Hochwasser von 2002 wurde ein alter „Roßmäßler-Bau“ in Tharandt abgerissen; ein 2004/05 neu errichtetes Bibliotheks- und Mensa-Gebäude für die Fachrichtung Forstwissenschaften der TU Dresden an der Pienner Straße in Tharandt trägt nun den Namen „Roßmäßler-Bau“.
Andreas W. Daum: Wissenschaftspopularisierung im 19. Jahrhundert. Bürgerliche Kultur, naturwissenschaftliche Bildung und die deutsche Öffentlichkeit, 1848–1914. Oldenbourg, München 1998, ISBN 978-3-486-56337-5.
Andreas W. Daum, Emil Adolf Roßmäßler als Professor in Tharandt von 1830 bis 1848. Ein kritischer Beitrag zur Biographie und Akademiegeschichte unter Auswertung unveröffentlichter Quellen. In: Wissenschaftliche Zeitschrift der Technischen Universität Dresden 42 (1993), 59–66.
Karl Friedel, Reimar Gilsenbach (Hrsg.): Das Roßmäßlerbüchlein. Herausgegeben zur 150. Wiederkehr des Geburtstages von Emil Adolf Roßmäßler am 3. März 1956. Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands, Zentrale Kommission Natur- und Heimatfreunde, Berlin 1956.
Karl-Heinz Günther: Bürgerlich-demokratische Pädagogen in Deutschland während der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Diesterweg, Roßmäßler, Dittes, Sack. VEB Verlag Volk und Wissen, Berlin 1963.
Joachim Heimannsberg: Brehms Reiseleben. Zwischen Eismeer und Äquator. Mit dem großen Tierforscher unterwegs. Bibliographisches Institut, Mannheim 2010 (darin S. 188–193 das Kapitel „Auf Nordlandfahrt“ auch zum deutlichen Einfluss Roßmäßlers auf die publizistische Arbeit Alfred Brehms), ISBN 978-3-411-08390-9.
Ernst Ulrich Köpf: Emil Adolf Roßmäßler (1806–1867). In: Sächsische Heimatblätter. Bd. 51 (2006), Heft 3, S. 234–244.
A. Schmidt: Nekrolog, Malakozoologische Blätter, Band 14, 1867, S. 183–190
Barbara Weiß (Hrsg.): Das Stuttgarter Rumpfparlament 1849. Das Tagebuch von Emil Adolph Roßmäßler und das Selbstverständnis der Abgeordneten (= Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Stuttgart. Band 80). Klett-Cotta, Stuttgart 1999, ISBN 3-608-94191-6.
Rudolf Schlatter: Zur 200. Wiederkehr seines Geburtstages: Emil Adolf Roßmäßler (1806–1867), o. O. und J. (Leipzig 2006).
Günther Hans Wenzel Sterba: Emil Adolf Roßmäßler: Zum 200. Geburtstag vom 3. März 2006, in: Jubiläen 2006, hrsg. vom Rektor der Universität Leipzig, Leipzig 2006, S. 39–44.
Gottfried Zirnstein: Emil Adolf Roßmäßler (1806–1867), in: Sächsische Lebensbilder, Bd. 6 (Quellen und Forschungen zur sächsischen Geschichte Bd. 33), hrsg. von Gerald Wiemers, Stuttgart 2009, S. 605–635.
↑Andreas W. Daum: Wissenschaftspopularisierung im 19. Jahrhundert. Bürgerliche Kultur, naturwissenschaftliche Bildung und die deutsche Öffentlichkeit, 1848-1914. Oldenbourg, München 1998, ISBN 978-3-486-56337-5, S.203–209.
↑A. Daum: Wissenschaftspopularisierung in Deutschland. 1998, S.138–151, 355–356.