1820 gründeten sechs Emder Bürger einen Kunstverein, der seit 1823 unter seinem heutigen Namen Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer zu Emden (kurz: Emder Kunst, in lokalen Medien zuweilen auch einfach die Kunst) firmiert. In den 1860er Jahren organisierte der Verein Vorträge zur Geschichte Ostfrieslands. Diese trafen auf ein großes Interesse, so dass ab 1870 eine regelmäßige Reihe organisiert wurde. 1872 gab der Verein daraufhin unter dem Titel Jahrbuch der Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer zu Emden erstmals ein Jahrbuch heraus und veröffentlichte darin die Ergebnisse der historischen und landeskundlichen Forschung Ostfrieslands. Die zweite Ausgabe erschien 1875. Ab 1881 erschien die Zeitschrift bis zum Ende des Ersten Weltkrieges nahezu jährlich in Heften. Die Wirtschaftskrise und die damit einhergehende Inflation führten ab den 1920er Jahren zu einer sehr unregelmäßigen Erscheinungsweise. Die Gesellschaft veröffentlichte ihre Jahrbücher in dieser Zeit lediglich 1920, 1925 und ab 1927 in Bänden. Auf dem Höhepunkt der Wirtschaftskrise konnte der 23. Band im Jahre 1932 nur mit Hilfe einer Spende aus der Schweiz erscheinen. Zur Zeit des Nationalsozialismus erschien die Zeitschrift von 1936 bis 1939 sowie 1942 jährlich unter der Schirmherrschaft des nationalsozialistischen Regierungspräsidenten Refardt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg konzentrierte die Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer zu Emden ihr Engagement auf ihre Sammlungen, die sie ab 1962 im Ostfriesischen Landesmuseum Emden ausstellte. Die Ostfriesische Landschaft übernahm daraufhin mit dem Niedersächsischen Staatsarchiv in Aurich (seit 2014: Niedersächsisches Landesarchiv [Standort Aurich]) die die Herausgeberschaft und sicherte damit den Fortbestand des Periodikums. Die erste Ausgabe nach dem Krieg erschien im Jahre 1950. In ihr wurden erstmals neben den jährlich erscheinenden Berichten der „Emder Kunst“ auch die jährlichen Berichte über die Arbeit des „Aubin-Kreises“[1] und ab 1952 die Berichte über den Arbeitskreis „Wissenschaft und Schrifttum“ der Ostfriesischen Landschaft im Jahrbuch abgedruckt. Daraus entwickelte sich später der jährliche „Bericht über Forschungsvorhaben und Veröffentlichungen der Ostfriesischen Landschaft“.
Seit 1995 sind die Johannes a Lasco Bibliothek sowie die Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer zu Emden Mitherausgeber, seit 2003 auch die Gerhard ten Doornkaat Koolman-Stiftung. Gleichzeitig erhielt die Zeitschrift ab Ausgabe 75 (1995) ein neues Layout sowie den heutigen Titel „Emder Jahrbuch für historische Landeskunde Ostfrieslands“. Leiter der Redaktion sind Michael Hermann und Paul Weßels.
Literatur
Paul Weßels: „Ein Ausdruck geistig kulturellen ostfriesischen Lebens“. Die Herausgabe des ersten Jahrbuchs der Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer zu Emden im Jahr 1872. In: Buch des Monats der Landschaftsbibliothek Aurich. 6, 2011 (PDF; 256 kB)
↑Im so genannten Aubin-Kreis kamen wichtige Persönlichkeiten Ostfrieslands zusammen, „um den geistig-kulturellen und wirtschaftlichen Wiederaufbau der Region voranzubringen“. Siehe dazu: Klaus Klattenhoff, Hans-Dietrich Raapke, Friedrich Wißmann, Paul Weßels (Hrsg.): Beiträge zur Schulgeschichte Ostfrieslands. Folge 3 (= Regionale Schulgeschichte. Band 10.3). BIS-Verlag der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Oldenburg 2007, ISBN 978-3-8142-2083-3, S. 50, urn:nbn:de:gbv:715-oops-8186. Zudem sollte er „eine Isolierung ostfriesischer Geschichtsschreibung von dem allgemeinen Trend der deutschen Geschichtswissenschaften vermeiden“. Benannt ist er nach dem „seit 1946 an ostfriesischen Themen besonders interessierten Hamburger Historiker Hermann Aubin“. Siehe dazu Dietmar von Reeken: Heimatbewegung, Kulturpolitik und Nationalsozialismus. Die Geschichte der Ostfriesischen Landschaft 1918–1949 (= Abhandlungen und Vorträge zur Geschichte Ostfrieslands. Band 75). Ostfriesland-Verlag, Aurich 1995, ISBN 3-925365-93-1, S. 228 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).