Elstal ist mit 5775 Einwohnern (Stand: 31. Mai 2024) der größte Ortsteil der havelländischen Gemeinde Wustermark, nördlich von Potsdam und westlich von Berlin.
Anfang des 20. Jahrhunderts wurde auf freier Flur der Verschiebebahnhof Wustermark angelegt. 1909 ging der Bahnhof in Betrieb. Er wurde zu einem der größten Rangierbahnhöfe in Deutschland. Der Bau von Wohnungen (nach Vorbild des Ortes Gieschewald) für die Bahnmitarbeiter verzögerte sich durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Am 1. November 1918 wurde aus Teilen der Gemarkungen Dyrotz, Hoppenrade, Buchow-Karpzow und Ferbitz der Gutsbezirk Elstal mit einer Fläche von etwa 184 Hektar gebildet, worauf in den folgenden Jahren die Eisenbahnersiedlung Elstal entstand. 1920 konnten die ersten Wohnungen bezogen werden. Im selben Jahr wurde in der Siedlung eine Schule erbaut. Auch das Bahnbetriebswerk Wustermark neben dem Rangierbahnhof entstand im selben Zeitraum. Zum Bahnbetriebswerk Wustermark gehörten zwei Ring-Lokschuppen, zwei Drehscheiben, vier Bekohlungsanlagen und ein 56 Meter hoher Wasserturm, der zum Wahrzeichen der Ortschaft wurde.
Am 30. September 1928 wurde der Gutsbezirk Elstal aufgelöst und eine eigenständige Gemeinde Elstal gegründet. Aus dem Gutsbezirk Dyrotz wurde ihr zusätzlich eine Fläche von 40 Hektar zugeordnet. 1930 erhielt die junge Kommune, die zu diesem Zeitpunkt aus 86 Häuserblöcken mit insgesamt 376 Haushalten bestand, einen Marktplatz mit einem größeren Geschäftskomplex, in dem eine Fleischerei, eine Bäckerei und weitere Geschäfte untergebracht waren. 1936 wurde auf dem Marktplatz eine evangelische Kirche errichtet.
1936 fanden in Berlin die XI. Olympischen Sommerspiele statt. Für die Sportler wurde ab 1934 in Dallgow an der Grenze zu Elstal ein Wohnkomplex als Olympisches Dorf erbaut. Nach den Olympischen Spielen wurde das Olympische Dorf militärisch genutzt, daneben ließen die Nationalsozialisten weitere Kasernen und einen Fliegerhorst errichten.
1945 bis heute
Ab 1945 wurden der stark zerbombte Bahnhof sowie die Siedlung wieder aufgebaut, das Olympische Dorf diente als Heimstätte des Sowjetischen Armeesportklubs Elstal (SASK Elstal). Der Verschiebebahnhof Wustermark wurde 1963 in Wustermark Rangierbahnhof umbenannt. Der zum Bahnhof gehörende Personenhaltepunkt heißt seit 1996 Elstal.
1992 richtete die Gemeinde den sogenannten DEMEX-Park ein, ein 350.000 m² großes Gewerbegebiet, auf dem 2009 das 10.300 m² große Einkaufsdorf Designer Outlet Berlin eröffnet wurde. Durch das 6. Gemeinde-Neugliederungs-Gesetz im Oktober 1996 wurde das Olympische Dorf, das vorher auf dem Gebiet der Nachbargemeinde Dallgow lag, Elstal zugeschlagen.
Im Jahr 1997 verlegte das Theologische Seminar des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (heute: Theologische Hochschule Elstal) seinen Sitz von Hamburg-Horn nach Elstal. Auf dem Gelände des Bildungszentrums befinden sich neben der Hochschule weitere Bildungseinrichtungen sowie unter anderem die Verwaltungszentrale des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden und der Europäisch-Baptistischen Mission. Das Oncken-Archiv, das ebenfalls auf dem Gelände des Bildungszentrums liegt, beherbergt neben umfangreichen Sammlungen zur Geschichte des Baptismus und der Freikirchen auch den Nachlass des Wuppertaler Soziologieprofessors Peter Dienel. Er gilt als Erfinder des Bürgerbeteiligungsverfahrens Planungszelle.
Am 31. Dezember 2002 wurde die Gemeinde Elstal nach Wustermark eingegliedert. Ein Teil des bereits erwähnten Rangierbahnhofs wurde 2008 vom Rail & Logistik Center Wustermark (RLCW) übernommen. Von 2002 bis 2019 fand auf dem Bahnhofsgelände jährlich ein Eisenbahnfest durch den Verein Historia Elstal statt.
Am 18. März 2023 eröffnete das gemeinnützige Café Zwischenhalt in einem ehemaligen Eisenbahnwaggon der ÖBB.[2]
Bevölkerungsentwicklung
Einwohnerzahlen von 1925–2000
Jahr
1925
1928
1929
1931
1939
1947
1956
1974
1987
1988
1989
1990
1991
1993
1995
1998
2000
Einwohnerzahl
1269
1324
1330
1295
1417
3024
1700
1864
1691
1800
1731
1703
1677
1655
1698
1846
2442
Einwohnerzahlen von 2001–2024
Jahr
2001
2002
2003
2005
2006
2008
2011
2013
2014
2015
2016
2017
2018
2019
2020
2021
2022
2023
2024
Einwohnerzahl
2472
2802
3126
3200
3227
3261
3335
3403
3587
3617
3922
4047
4068
5712
5775
Ortsgliederung
Eisenbahnersiedlung
Eulenspiegelsiedlung
Heidesiedlung
Heinzelsiedlung
In den Heideländern
Karl-Marx-Straße
Kiefernsiedlung
Kirschsteinsiedlung
Olympisches Dorf
Radelandberg
Scharnhorstsiedlung
Stahlhaussiedlung
Steinhaussiedlung
Thälmannplatz
Politik
Ortsbeirat
Der aktuelle Ortsbeirat von Elstal besteht aus 7 Mitgliedern. Die Kommunalwahl am 9. Juni 2024 führte zu folgendem Ergebnis:
Der amtierende Ortsvorsteher ist Matthias Kunze. Er wurde auf der konstituierenden Sitzung am 1. Juli 2024 zum Vorsitzenden des Ortsbeirates gewählt.
Bisherige Ortsvorsteher und Bürgermeister
Name
Amtsbezeichnung
Parteizugehörigkeit
von
bis
Besonderheiten
Herr Oertel
Amtsvorsteher
1920
1929
Heinrich Nowack
Gemeindevorsteher
1929
Juli 1933
Herr Lange
Gemeindevorsteher
NSDAP
1933
1945
Richard Frenz
Bürgermeister
KPD
1945
März 1946
durch die sowjetische Kommandantur für Elstal eingesetzt
Herr Rother
Bürgermeister
KPD
1945
März 1946
durch die sowjetische Kommandantur für Elsgrund eingesetzt
Herr Böttge
Bürgermeister
KPD
März 1946
Oktober 1948
Herr Wolter
Bürgermeister
SED
18.11.1948
April 1950
Herr Schönrock
Bürgermeister
SED
Mai 1950
Februar 1952
Herr Kley
Bürgermeister
SED
1952
Dezember 1959
Edith Böttge
Bürgermeisterin
SED
März 1960
März 1975
Ingrid Schönefeld
Bürgermeisterin
SED
April 1975
Februar 1983
Peter Wegener
Bürgermeister
SED
24.02.1983
30.06.1986
Katrin Schiewe
Bürgermeisterin
DFD -parteilos
1986
November 1993
Manfred Schieritz
Bürgermeister
CDU -parteilos
Dezember 1993
16.04.1996
Dietmar Seibt
Bürgermeister
CDU
07.07.1996
Oktober 1998
Erwin Schlüter
Bürgermeister
SPD
Oktober 1998
Januar 2002
Dietmar Seibt
Ortsbürgermeister
CDU
2002
2003
Leon Bucher
Ortsbürgermeister
SPD
19.11.2003
01.07.2006
Lothar Bahnemann
Ortsbürgermeister
PDS
04.07.2006
2008
Sabine Stoll
Ortsvorsteherin
Die Linke
22.10.2008
2014
Matthias Kunze
Ortsvorsteher
SPD
25.5.2014
2019
Oliver Kreuels
Ortsvorsteher
CDU
2019
2023
Fabian Streich
Ortsvorsteher
Die Linke
2023
2024
Sehenswürdigkeiten
Zu den Sehenswürdigkeiten gehört der Rangierbahnhof, der seit 1993 unter Denkmalschutz steht. Besonderes Interesse findet auch das 1936 errichtete Olympische Dorf. Bei beiden Orten werden Führungen angeboten.
Am südlichen Ortsrand befindet sich ein 36 Hektar großes Schaugehege; es wurde 2006 von der Sielmannstiftung als Teil des Projektes Sielmanns Naturlandschaft Döberitzer Heide eröffnet. Die Gesamtgröße der Sielmanns Naturlandschaft beträgt ca. 3.600 Hektar.
Im Mai 2014 eröffnete in Elstal in der Nähe der B 5 Karls Erlebnis-Dorf. Zusätzlich zu diversen Attraktionen gibt es dort auch den Bauernmarkt und die Hofküche von Karls. Auch gibt es dort einen direkten Zugang zum Schaugehege der Sielmanns Naturlandschaften.
Historia Elstal e. V.: 100 Jahre Elstal Vergangenheit – Gegenwart – Zukunft. Wustermark OT Elstal 2018
Christian Bedeschinski, Bernd Neddermeyer: Der Rangierbahnhof Wustermark und die Eisenbahnersiedlung Elstal. VBN Verlag 2004, ISBN 978-3-933254-43-6
Christian Bedeschinski, Bernd Neddermeyer, Jörg Schulze: Vom Rangierbahnhof Wustermark zur Drehscheibe für Schienenverkehr und Bahntechnologie. VBN Verlag 2018, ISBN 978-3-941712-68-3
Peter Koehler, Wolfgang List: Das Bahnbetriebswerk zur Dampflokzeit. Transpress 1987, ISBN 978-3-87094-216-8
Wolfgang Cilleßen: Das Olympische Dorf 1936, Potsdam 1996
Andreas Heinze: Truppenübungsplatz Döberitz. Eigenverlag 2002
Weblinks
Commons: Elstal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien