Voigt wurde als Tochter des Chemikers und Fabrikanten Karl Herrmann Voigt (1858–1929) und seiner Frau Marie Luise (geb. Saupe) (1862–1935) geboren. Von 1904 bis 1909 besuchte sie die Servier'sche höhere Mädchenschule (Privatschule) in Leipzig, von 1910 bis 1911 die Morton Mc Michael School/William Penncharter School, Philadelphia, USA.
1927 reiste sie erstmals nach Tirol und Rom, 1929 folgte eine zweite Italienreise, die ermöglicht wurde durch ein Liebermannstipendium, mit dem sie für ihr Ölbild Beweinung am Kreuz 1921 ausgezeichnet wurde.
Seit 1935 lebte und arbeitete sie freischaffend in Berlin. Ab 1936 folgten regelmäßige Sommeraufenthalte in Osttirol, in den Gemeinden Kals und Matrei, wo ihre wichtigsten Bildwerke entstanden. 1945 wurde ihr Atelier in der Berliner Motzstraße zweimal ausgebombt, dabei gingen große Teile ihres bisherigen Schaffens verloren. Elisabeth Voigt entschloss sich daraufhin, nach Leipzig zurückzukehren.
Ihr Leben und Werk wurden geprägt durch Carl Hofer und Käthe Kollwitz sowie durch ihr künstlerisches Schaffen unter zwei Diktaturen. Trotz ihrer ablehnenden Haltung gegenüber deren Ideologien[1] war sie beispielsweise mit einer neunteiligen Holzschnittfolge zu Hermann Löns Roman Der Wehrwolf auf der nationalsozialistischen Großen Deutschen Kunstausstellung 1937 im Haus der Kunst in München, wie auch auf Ausstellungen in der DDR vertreten.[2] 1953 geriet Voigt in den Formalismusstreit der DDR. In dessen Folge verweigerte sie ihre Teilnahme an der 3. Deutschen Kunstausstellung in Dresden, lehnte den Nationalpreis der DDR ab und erwog, ihre Lehrtätigkeit aufzugeben. 1958 trat sie aus dem Verband Bildender Künstler der DDR aus. Auf „die hervorragende Lehrerin“ konnten die Kulturfunktionäre der DDR aber nicht verzichten (Pohl). Sie war außerdem durch ihre künstlerische Vergangenheit und die Beziehungen zu Hofer und Kollwitz geschützt (Gillen). So erfolgte im Jahr 1974 ihre Rehabilitierung mit der Ernennung zum Ehrenmitglied des Verbandes Bildender Künstler der DDR.
Elisabeth Voigts Gesamtwerk besteht vorwiegend aus Holzschnitten, Lithografien und Kreidezeichnungen sowie Aquarellmalerei und 100 Ölgemälden. Thematisch befasste sie sich anfangs vorwiegend mit geschichtlichen und literarischen Motiven. Ab den 1960er Jahren wandte sie sich verstärkt biblischen und religiösen Themen zu.
Die letzten Lebensjahre verbrachte Elisabeth Voigt zurückgezogen in Leipzig-Schleußig. Sie wurde auf dem Leipziger Südfriedhof beerdigt.
Nachlass
Ein Teil ihres schriftlichen Nachlasses befindet sich im Leipziger Stadtarchiv. Ihr bildkünstlerischer Nachlass wird im Museum der bildenden Künste Leipzig aufbewahrt, das Arbeiten von ihr im Rahmen der Ausstellung Kunst in Leipzig seit 1949 vom 4. Oktober 2009 bis 10. Januar 2010 zeigte.
Helmut Scherf: Elisabeth Voigt. Bildnis einer Künstlerin. Union Verlag, Berlin 1962.
Barbara Hentschel: Das ambivalente Werk der Elisabeth Voigt: Zu einigen Graphiken nach literarischen Vorlagen. In: Jahreshefte 1992. Museum für Bildende Künste, Leipzig, ISBN 3-86060-013-3.
Sigrid Ihle, Karl-Heinz Mehnert: Zeichnungen und Aquarelle von Künstlern der Deutschen Demokratischen Republik. Kataloge der Graphischen Sammlung, Band 4, Museum der Bildenden Künste Leipzig 1975, S. 104.
Eva-Maria Bast: Elisabeth Voigt. Die erste Kunstprofessorin – Ein scharfer Blick auf die Welt. In: dies.: Leipziger Frauen. Historische Lebensbilder aus der Bürgerstadt. Bast Medien GmbH, Überlingen 2019, ISBN 978-3-946581-72-7, S. 25–29.
↑Schon im Dritten Reich musste die Familie Voigt wegen ihrer humanistischen Grundhaltung gegen den Antisemitismus Inhaftierung der Schwester und 1942 Vorladung wegen Hochverrats (...) erleben. Zitat: Ausstellungstext Individualität – Humanismus – Unabhängigkeit: Ausstellung zum 120. Geburtstag der Leipziger Künstlerin Elisabeth Voigt. 21. August bis 29. September 2013, Bethanienkirche, Leipzig.
↑Harald Behrendt: Werner Tübkes Panoramabild in Bad Frankenhausen: zwischen staatlichem Prestigeprojekt und künstlerischem Selbstauftrag. Schleswig-Holsteinische Schriften zur Kunstgeschichte, Verlag Ludwig, 2006, ISBN 3-937719-21-0, S. 280.