Der Edgar Allan Poe Award (kurz Edgar genannt, auch Mystery Writers of America Award) ist der weltweit populärste und gleichzeitig bedeutendste Preis für kriminalliterarische Werke in den USA. Er wird seit 1946 von den Mystery Writers of America (MWA) beim Edgar Awards Banquet verliehen. Namensgeber ist Edgar Allan Poe, der als Begründer der modernen Kriminalliteratur gilt.
Der Edgar Allan Poe Award wird jährlich in mehreren Kategorien verliehen. 2024 gab es 15 Kategorien; nicht in jeder Kategorie wird unbedingt in jedem Jahr ein Preis verliehen. Für jede Kategorie wird eine eigene Jury eingesetzt. Der General Awards Chair, der Vorsitzende des Edgar-Auswahlprocedere, dem die gesamte Koordination obliegt, bestimmt zu diesem Zweck die Leiter der einzelnen Jurys. Die Leiter wiederum wählen vier weitere Juroren für ihre Jury aus. Nur aktive MWA-Mitglieder kommen als Juroren in Frage. Die große Menge der Romane zwang die MWA zu einer Vergrößerung der Jury in der Kategorie Best Novel: Dort haben acht zusätzliche statt vier Juroren die Sichtung und Auswahl der besten Werke zu bewerkstelligen. Das ganze Jahr über halten die Jury-Mitglieder einer Kategorie engen Kontakt und kommunizieren ständig über ihre bereits gelesenen Werke. Jeder Juror legt dabei eine so genannte Top-Ten-Liste an (Punktvergabe von 10 bis 1 Punkt). Diese Liste wird am Ende des Jahres in einer ersten Abstimmungsrunde der Jury Grundlage für eine gemeinsame Top-Ten-Liste. Danach erhält jedes Mitglied die Möglichkeit, seine eigene Bewertung noch einmal zu überprüfen und zu korrigieren. In einer zweiten Abstimmungsrunde werden dann die endgültigen Nominierungen festgelegt. Zu Beginn des neuen Jahres wählt daraus das MWA National Board die jeweiligen Gewinner einer Kategorie, die während des Edgar Awards Banquet ausgezeichnet werden.
Im Jahr 2024 vergebene Auszeichnungen:
Die Preisträger der mit einem Sternchen versehenen Kategorien sind nachstehend aufgeführt
Piper, München 2019
1 = Verlags- und Erscheinungsdaten beziehen sich auf die Original- bzw. deutschen Erstausgaben
(1949 keine Verleihung der Auszeichnung)
Der Grand Master Award ist die höchste Auszeichnung und der prestigeträchtigste Preis der MWA. Autorinnen und Autoren müssen nicht nur während ihres bisherigen literarischen Lebens besondere Leistungen im Krimi-Genre vollbracht haben, sondern sich auch durch gleichbleibend hohe schriftstellerische Qualität auszeichnen. Und so lesen sich die Namen in der nachfolgenden Liste beinahe auch wie ein Who’s Who in Crime.
In den Jahren 1956–1957, 1960, 1965, 1968 und 1977 wurde der Grand Master Award nicht vergeben. Erst ab 1979 gibt es eine regelmäßige, jährliche Verleihung beim Edgar Awards Banquet. In mehreren Jahren wurden zwei oder drei Preisträger ausgezeichnet.
Der Robert L. Fish Memorial Award ist ein Förderpreis für amerikanische Nachwuchsschriftsteller von Krimikurzgeschichten. Er wird seit 1984 jährlich (Ausnahme: 1992) von den Mystery Writers of America anlässlich der Verleihung der Edgar Allan Poe Awards beim Edgar Awards Banquet verliehen. Benannt ist der Preis nach dem US-Autor Robert L. Fish (1912–1981). Aus dem hinterlassenen Vermögen des Schriftstellers wird ein Geldpreis gestiftet; zusätzlich erhält der Gewinner eine Urkunde der MWA. Dass die Preisträger durchaus auch mit einem „großen Roman“ erfolgreich sein können, zeigte zuletzt der aus Alaska stammende Journalist Mike Doogan, der 2007 mit seinem Erstlingsroman Lost Angel für den bedeutenden Shamus Award in der Kategorie Best First Novel nominiert wurde.
EQMM = Ellery Queen’s Mystery Magazine | AHMM = Alfred Hitchcock’s Mystery Magazine
Der Mary Higgins Clark Award ist ein Sonderpreis für Autorinnen, deren Romane sich in der schriftstellerischen Tradition von Mary Higgins Clark bewegen. In Kooperation mit den MWA sponsert der Verlag Simon & Schuster, New York, jährlich einen Roman, der in den Kategorien Best Novel, Best First Novel oder Best Paperback Original für den Edgar Allan Poe Award eingereicht wird. Identisch mit allen Kategorien des Edgar Award wird eine MWA-Jury eingesetzt, die anhand vorgegebener inhaltlicher Kriterien (weibliche Protagonistin bestimmten Alters, keine brutale Gewalt, kein ausgeprägter Sex usw.) die Auswahl vornimmt. Anlass für das auf (ursprünglich) 10 Jahre befristete Sponsoring ist die im Jahre 2001 erreichte 25-jährige erfolgreiche Zusammenarbeit des Verlags mit der Autorin, die 1987 selbst Präsidentin der MWA war und im Jahre 2000 auch den Grand Master Award der Mystery Writers of America erhielt.
Der während des Edgar Awards Banquet verliehene Ellery Queen Award ist bestimmt für Autoren-Teams und andere, außerhalb tätige Persönlichkeiten, wie z. B. Herausgeber, Verleger, Drehbuchautoren etc., die sich besonders um die Mystery Scene (Krimiszene) verdient gemacht haben. Der Preis wird unregelmäßig verliehen.
1 = „Ellery Queen’s Mystery Magazine“
In Erinnerung und Ehrung der bedeutenden amerikanischen Kriminalschriftstellerin Sue Grafton verleihen ihr ehemaliger Verlag G. P. Putnam’s Sons und die Mystery Writers of America seit 2019 einen Sonderpreis an Schriftsteller und Schriftstellerinnen, die sich in der Tradition von Sue Graftons Romanen bewegen.
In Erinnerung an die 2011 verstorbene Kriminalschriftstellerin Lilian Jackson Braun, bekannt für ihre Katzenkrimis, verleihen die Mystery Writers of America seit 2023 diesen Sonderpreis für Romane aus dem Genre des Cosy-Krimi.
Zwischen 1946 und 1960 verliehen die Mystery Writers of America für das beste ausgestrahlte Kriminalhörspiel bzw. Hörspielserien einen Edgar Award. 1956, 1957 und 1959 wurde der Preis nicht vergeben. Die technische Entwicklung und zunehmende Bedeutung des Fernsehens veranlasste die MWA diese Kategorie einzustellen. Gleich zweimal wurden die Autorenteams Robert Arthur / David Kogan (1950 + 1953) und James Moser / Jack Webb (1951 + 1952) in der Kategorie Best Radio Drama ausgezeichnet.
1 = Das Autorenteam Frederic Dannay und Manfred B. Lee wurde unter dem Pseudonym „Ellery Queen“ berühmt
Zwischen 1946 und 1967 verliehen die Mystery Writers of America für die beste Literaturkritik einen Edgar Award. Während dies bis 1955 noch jährlich geschah, gab es danach bis 1967 nur noch vier Preisverleihungen. Mit den meisten Auszeichnungen wurde der Journalist, Übersetzer, Autor und spätere Mitbegründer der Mystery Writers of America und Namensgeber des Anthony Awards, Anthony Boucher, geehrt. Aber auch andere prominente Namen finden sich in der Liste der Kritiker: So etwa Helen McCloy, die 1980 als Autorin für ihren Roman Burn This mit dem Nero Wolfe Award ausgezeichnet wurde.
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