Ebene Kreisgeometrien oder Benz-Ebenen ist ein Sammelbegriff für die drei hier beschriebenen Geometrien:
Möbius-Ebene, Laguerre-Ebene und Minkowski-Ebene. Grundlegende Arbeiten stammen von dem deutschen Mathematiker
Walter Benz.[1][2]
Wir gehen von der reellen euklidischen Ebene aus und fassen die Menge der Geraden
und die Menge der Kreise zu einer Blockmenge zusammen. Diese Konstruktion liefert eine
sehr inhomogene Inzidenzstruktur. Denn durch je zwei Punkte gehen genau eine Gerade
und beliebig viele Kreise. Der Trick, mit dem man diese Inzidenzstruktur in eine
homogene Geometrie einbettet, ist die folgende Idee: Man füge der Punktmenge einen
weiteren Punkt hinzu, der mit jeder Gerade inzidieren soll. Jetzt ist ein Block durch genau drei Punkte eindeutig
bestimmt. Diese "homogenisierte" Geometrie nennt man
klassische Möbius-Ebene (nach August Ferdinand Möbius). Die noch bestehende Inhomogenität der Beschreibung
(Geraden, Kreise) lässt sich durch ein räumliches Modell beseitigen. Denn mittels
einer stereografischen Projektion zeigt man, dass die klassische Möbius-Ebene zur Geometrie der ebenen Schnitte (Kreise) einer Kugel (im 3-dimensionalen Raum) isomorph ist.
Analog zu den axiomatischen projektiven Ebenen nennt man eine Inzidenzstruktur,
die im Wesentlichen dasselbe Inzidenzverhalten hat wie die klassische Möbius-Ebene,
(axiomatische) Möbius-Ebene. Wie zu erwarten, gibt es sehr viele Möbius-Ebenen,
die von dem klassischen Modell verschieden sind.
Geht man wieder von aus und nimmt zunächst die Kurven der
Form (Parabeln und Geraden) als Blöcke, so erweist sich
folgende Homogenisierung als nützlich: Man nimmt zur Kurve
den neuen Punkt hinzu,
d. h. die Punktmenge besteht jetzt aus .
Diese Geometrie der Parabeln nennt man klassische Laguerre-Ebene (nach Edmond Laguerre). (Sie wurde
ursprünglich als die Geometrie der gerichteten Geraden und Kreise formuliert. Beide
Geometrien sind zueinander isomorph.)
Wie bei der klassischen Möbius-Ebene gibt es auch hier ein räumliches Modell:
Die klassische Laguerre-Ebene ist zur Geometrie der ebenen Schnitte auf einem senkrechten
Kreiszylinder (im ) isomorph.
Eine Abstraktion wie bei der Möbius-Ebene führt zur (axiomatischen) Laguerre-Ebene.
Geht man schließlich von aus und nimmt zu den Geraden
noch die Hyperbeln
als Blöcke hinzu, so führt die folgende Idee zu einer homogenen Inzidenzstruktur:
Man füge jeder Gerade den Punkt und zu jeder
Hyperbel die Punkte
hinzu, d. h. die Punktmenge besteht in diesem Fall aus .
Diese Geometrie der Hyperbeln nennt man die klassische Minkowski-Ebene (nach Hermann Minkowski).
Wie bei den klassischen Möbius- und Laguerre-Ebenen gibt es auch hier
ein räumliches Modell: Die klassische Minkowski-Ebene ist zur Geometrie
der Ebenenschnitte auf einem einschaligen Hyperboloid (nicht ausgeartete Quadrik vom Index 2)
im 3-dimensionalen reellen projektiven Raum isomorph. Wie bei Möbius- und Laguerre-Ebene
gelangt man durch Abstraktion zur (axiomatischen) Minkowski-Ebene.
Ebene Kreisgeometrien
Da die Blöcke in jedem der drei Fälle projektiv Kreise (nicht ausgeartete Kegelschnitte)
sind, benutzt man die Sammelbezeichnung ebene Kreisgeometrien. Das Wort eben soll
andeuten, dass es auch höherdimensionale Möbius-, Laguerre- und Minkowski-Geometrien
gibt. In der englischen Literatur werden die ebenen Kreisgeometrien auch Benz-Ebenen
(Benz planes) nach dem deutschen Mathematiker Walter Benz genannt.