Das Dresdner Amen ist eine vierstimmige liturgische Chor-Akklamation aus dem 18. Jahrhundert, die im 19. Jahrhundert in bedeutenden Musikwerken der Romantik als religiöse Assoziationen hervorrufende Formel verwendet wurde.
Das Dresdner Amen wurde seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in der Messliturgie der Katholischen Hofkirche in Dresden gesungen. Der Chor antwortete so, stellvertretend für die anwesende Gemeinde, mit dem Amen, aber auch mit „et cum spiritu tuo“ und „Deo gratias“. Als Komponist gilt Johann Gottlieb Naumann, der ab 1764 den Titel Kirchencompositeur am Dresdner Hof innehatte.
Eigenart
Die Melodie steigt in schlichter diatonischer Linie um eine Quinte auf, beginnend auf der Quintstufe des Ausgangsakkords und endend auf der Quintstufe des Zielakkords. Dabei wird eine Modulation um eine Stufe des Quintenzirkels aufwärts vollzogen. Diese einfachen Mittel erzeugen eine einprägsame musikalische Geste von „Erhebung“.
Liturgische Rezeption
Die Liturgie des königlich-kurfürstlichen Hofs war eine Attraktion für Dresdenbesucher aller Konfessionen, und das prägnante Amen wurde rasch in den lutherischen Kirchen der Stadt und des Landes heimisch, wobei seine „katholische“ Herkunft in Vergessenheit geriet.[1][2]
↑Matthias Herrmann: Die Dresdner Kirchenmusik im 19. und 20. Jahrhundert. (= Band 3 von Musik in Dresden), Laaber, 1998, ISBN 978-3-89-007331-6
↑Oskar Wermann (Hrsg.): Melodien zur Gottesdienstordnung (Ausgabe für Chor und Schule). Leipzig 1888
↑Martin Witte: Zur Programmgebundenheit der Sinfonien Mendelsohns. In: Carl Dahlhaus (Hrsg.): Das Problem Mendelssohn. Bosse, Regensburg 1974, S. 121 f.
↑Liliana-Emilia Dumitriu: Der Gral bei Wolfram von Eschenbach und Richard Wagner. Metamorphosen eines Motivs. Books on Demand, Norderstedt 2014, ISBN 978-3-93-808839-5, S. 180