Das Dokumentationszentrum Alltagskultur der DDR in Eisenhüttenstadt widmet sich der Kultur-, Sozial- und Alltagsgeschichte sowie der Wohn- und Alltagskultur in der DDR.
Das Museum wurde 1993 gegründet, um die materielle Kultur des Alltags in der DDR zu sichern und für Ausstellungen, Forschung und Bildung bereitzustellen. Seitdem wurden etwa 170.000 Gegenstände aus dem ostdeutschen Alltag – von Hausrat über Bekleidung und Möbel bis zu Schallplatten, Büchern, Urkunden und Fotografien – gesammelt. Eine Fachbibliothek ermöglicht Einsichtnahme in Publikationen aus der DDR und der neueren Literatur.
Das Dokumentationszentrum befindet sich in einer denkmalgerecht sanierten ehemaligen Kinderkrippe im Zentrum der seit 1951 erbauten Modellstadt Eisenhüttenstadt. Es zeigt seit 1995 wechselnde Ausstellungen, 2012 wurde die Dauerausstellung grundlegend neu konzipiert. Das Haus wird jährlich von 6.000 bis 10.000 Gästen besucht. Seine Ausstellungen werden auch in anderen Bundesländern gezeigt. Leiter des Museums war von 1993 bis 2012 Andreas Ludwig. Seit Anfang 2018 leitet Florentine Nadolni das Museum sowie das Kunstarchiv Beeskow.[1]
Trägerschaft
Das Dokumentationszentrum war zunächst eine kommunale Einrichtung und wurde von 1998 bis 2012 von einem gemeinnützigen Verein getragen. Gefördert wurde das Dokumentationszentrum vom Land Brandenburg, dem Landkreis Oder-Spree und der Stadt Eisenhüttenstadt. Seit 2013 erhält es finanzielle Unterstützung nur noch vom Land Brandenburg und dem Landkreis Oder-Spree. Der Deutsche Kulturrat hatte es im Sommer 2012 auf die Rote Liste Kultur (Kategorie 1) gesetzt, da es als von Schließung bedroht galt. Von 2013 bis 2015 wurde es wieder von der Stadt Eisenhüttenstadt getragen und erweiterte seither das museumspädagogische Angebot sowie das thematische Spektrum durch Sonderausstellungen. Am 1. Januar 2016 wurde die Trägerschaft der Einrichtung durch den Landkreis Oder-Spree übernommen.[2]
Ausstellungen
Tempolinsen und P 2. Alltagskultur der DDR, 1995/1996 (Katalog).
Ankunft Eisenhüttenstadt. Eine Stadt gegründet von Zuzüglern, 2014/15 (Katalog)
Junge Kunst im Auftrag. FDJ-Hochschule Bogensee 1983–86, 2016 (Booklet)
Alltag Formen! Bauhaus-Moderne in der DDR, 2019/20 (Katalog)
Literatur
Andreas Ludwig: Alltagskultur der DDR in Eisenhüttenstadt. Überlegungen zu einem Museumskonzept. In: Bauwelt. Jahrgang 1994
Tempolinsen und P 2 (Ausstellungskatalog), be.bra Verlag, Berlin
Gerd Kuhn und Andreas Ludwig (Hrsg.): Alltag und Soziales Gedächtnis. Die Objektkultur der DDR und ihre Musealisierung. Ergebnisse Verlag, Hamburg 1997
Fortschritt, Norm und Eigensinn (Ausstellungskatalog). Ch. Links Verlag, Berlin 1999
Franziska Becker, Ina Merkel, Simone Tippach-Schneider (Hrsg.): Das Kollektiv bin ich (Ausstellungskatalog). Böhlau, Köln-Weimar-Wien 2000
Museumsführer durch die Dauerausstellung. Selbstverlag 2001
abc des Ostens. 26 Objektgeschichten. Regia-Verlag, Cottus 2003
1953 – Ein Jahr in Politik und Alltag. Selbstverlag, Eisenhüttenstadt 2003
Andreas Lauber: Wohnkultur in der DDR. Dokumentation ihrer materiellen Sachkultur. Typoskript 2003
Fenster zur Welt. Eine Geschichte des DDR-Verlages Volk & Welt. Ch. Links, Berlin 2003
KONSUM. Konsumgenossenschaften in der DDR (Ausstellungskatalog). Böhlau, Köln / Weimar / Wien 2006
Andreas Ludwig: Preservare ciò che scompare (Übersetzung ins Italienische von Andrea Rota). In: Eva Banchelli: Taste the East. Linguaggi e forme dell’Ostalgie. Sestante Edizioni, Bergamo 2006, S. 59–76.
Andreas Ludwig, Karl-Robert Schütze: Aufgehobene Dinge. Ein Frauenleben in Ost-Berlin. Verlag Karl-Robert-Schütze, Berlin 2011, ISBN 978-3-928589-27-7.
Alltag: DDR. Geschichten, Fotos, Objekte. Ch. Links, Berlin 2012, ISBN 978-3-86153-670-3.
Andreas Ludwig: Alltag: DDR. Ständige Ausstellung. Eigenverlag, Eisenhüttenstadt 2012 (Führer durch die Dauerausstellung, dt. und engl.).
Katja Böhme und Andreas Ludwig (Hrsg.): Alles aus Plaste. Versprechen und Gebrauch in der DDR. Böhlau, Köln / Weimar / Wien 2012.
Plaste. Material-Design-Geschichte. Eigenverlag, Eisenhüttenstadt 2012, (Begleitbroschüre zur Wanderausstellung).