Der Begriff Diwan (arabisch, persisch, osmanisch دیوان, DMGDīwān ‚Gedichtsammlung; Ratsversammlung, Regierungsbüro, Gerichtshof, Kanzlei, Behörde, Büro‘;[1] im Deutschen in der Bedeutung Gedichtsammlung seit Goethe, 1819, geläufig)[2] steht für eine Sammlung von Poesie und Prosa in der Literatur der islamischen Welt.[3]
Diwane sind meist Gedichtsammlungen, gelegentlich sind Prosatexte eingefügt. Traditionell bedeutende Gedichtformen sind die Ghasele, Qasīda (türkischKaside), oder Versromanzen (arabisch-persisch مثنوى Masnawī, DMGmas̱nawī ‚Zweizeiler‘) wie die klassische Erzählung von Madschnūn Lailā (arabisch مـجنون ليلى ‚Der von Laila Besessene‘) oder das Hüsn ü Aşk (von arabisch-persisch حسن و عشق, DMGḤusn-u ‘išq ‚Schönheit und Liebe‘) von Şeyh Galip.
Sprache und Bilder
Die Sprache der Diwandichtung ist stark ritualisiert und symbolisch. Die Symbole und ihre Beziehung zueinander sind in der Tradition festgelegt und waren allgemein verständlich. Ähnliche (persisch مراعات نظير, DMGmorā‘āt-e naẓīr; osmanisch تناسب İAtenâsüb) oder gegensätzliche (persisch تضاد, DMGteżād) Bedeutungen spielen miteinander.
Die Bildpaare entstanden unter dem Einfluss der sufistischen Mystik. Das Bild von Nachtigall (osmanisch بلبل İAbülbül, von persisch bolbol) und Rose (osmanisch ﮔل İAgül, von persisch gol) behandelt Aspekte der leidenschaftlichen Liebe zu Gott als höchster Quelle der Liebe und zum Geliebten zugleich, kann aber auch die profane und erotische Liebe eines Menschenpaars beschreiben.[4]
In gleicher Weise kann das Bild von Welt (osmanisch جهان İAcihân, von persisch جهان, DMGǧihān; osmanisch عالم İA‘âlem, von arabisch عالَم, DMG‘ālam) und Rosengarten (persisch ﮔﻠﺴﺘﺎن, DMGgolestān, wörtlich: „Ort der Rosen“; osmanisch ﮔﻠﺸﻦ İAgülşen, von persisch گلشن, DMGgolšan, ‚Rosengarten‘) symbolisch für Leid und Unbeständigkeit der Welt gelten, der der Rosengarten als Paradies gegenübersteht. Mit ähnlichen Sinnzusammenhängen spielt das Bild von Asket (arabisch زاهد, DMGzāhid) und Derwisch (persisch درویش, DMGdarwīš, ‚auf der Türschwelle Stehender‘, osmanisch درويش İAderviş).[4]
↑ abWalter G. Andrews, Mehmet Kalpaklı: The age of beloveds: Love and the beloved in early-modern Ottoman and European culture and society. Durham, N.C. 2005, ISBN 0-8223-3424-0.
↑Vgl. H. Wehr: Arabisches Wörterbuch, Wiesbaden 1968, S. 465.
↑İskender Pala (Hrsg.): Divân Şiiri Antolojisi: Dîvânü'd-Devâvîn. Akçağ Yayınları, Kızılay, Ankara 1995, ISBN 975-338-081-X, S.425.
↑Johann Wolfgang von Goethe: West-östlicher Divan (ersch. 1819/27). Manesse, Zürich 2000, ISBN 3-7175-1156-4, S.10.