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Diffusion

Modellhafte Darstellung der Durchmischung zweier Stoffe durch Diffusion

Diffusion (lateinisch diffusio, von lateinisch diffundere „ausgießen“, „verstreuen“, „ausbreiten“) ist der ohne äußere Einwirkung eintretende Ausgleich von Konzentrationsunterschieden in Stoffgemischen als natürlich ablaufender physikalischer Prozess aufgrund der Eigenbewegung der beteiligten Teilchen. Er führt mit der Zeit zur vollständigen Durchmischung zweier oder mehrerer Stoffe durch die gleichmäßige Verteilung der beweglichen Teilchen[1] und erhöht damit die Entropie des Systems. Bei den Teilchen kann es sich um Atome, Moleküle, Ladungsträger oder auch um freie Neutronen[2] handeln. Meist ist zumindest einer der Stoffe ein Gas oder eine Flüssigkeit, doch können auch Feststoffe und Plasmen ineinander diffundieren.

Funktionsprinzip

Diffusion beruht auf der ungerichteten Zufallsbewegung von Teilchen aufgrund ihrer thermischen Energie („thermische Bewegung“, s. u.).

Selbstdiffusion findet in Systemen statt, die sich thermodynamisch im Gleichgewicht befinden. Sie ist eine zufällige, translatorische, auf die interne kinetische Energie beruhende Molekülbewegung in einer gasförmigen oder flüssigen Phase. In der Literatur wird sie als Brownsche Molekularbewegung bezeichnet

Als Transportdiffusion oder auch Konvektion wird die Wanderung der Teilchen bezeichnet, die durch einen Gradienten im chemischen Potential hervorgerufen wird, dies ist beispielsweise bei einer ungleichmäßigen Verteilung der Fall, hierbei bewegen sich statistisch mehr Teilchen aus Bereichen hoher in Bereiche geringer Konzentration, als umgekehrt.

Bei der Transportdiffusion wird somit netto ein makroskopischer Stofftransport bewirkt.

Unter Diffusion versteht man in der Regel diesen Netto-Transport. Der Begriff wird aber auch für den zugrundeliegenden mikroskopischen Prozess verwendet.

In einem abgeschlossenen System bewirkt Diffusion den Abbau von Konzentrationsunterschieden bis hin zur vollständigen Durchmischung. Die Zeit, die dafür benötigt wird, wächst im -dimensionalen Raum mit der -ten Potenz des Abstands. Diffusion ist daher vor allem auf Nano- bis Millimeter-Skalen wirksam; auf größeren Skalen dominiert in Flüssigkeiten und Gasen in der Regel Stofftransport durch Strömung. Die Diffusion in Feststoffen wird zudem häufig durch andere chemisch-physikalische Vorgänge wie Absorption, Adsorption, Resorption und Kapillartransport überlagert.

Diffusion ist nicht von der Luftdurchlässigkeit eines Materials abhängig. Bei der Osmose diffundieren kleine Moleküle durch eine geschlossene Membran, die für größere Moleküle undurchlässig ist. Entscheidend ist die Diffusivität des Materials in Bezug auf den diffundierenden Stoff.

Diffusion kann auf verschiedenen Phänomenen beruhen:

  • Kollektive Diffusion ist die Diffusion mehrerer Teilchen entlang eines Konzentrationsgradienten, darunter fallen beispielsweise die Fickschen Gesetze.
  • Bei der Selbstdiffusion werden dagegen einzelne Teilchen betrachtet, deren Verhalten u. a. von der Einsteinrelation beschrieben wird. Der Selbstdiffusionskoeffizient (Subskript S steht für Selbstdiffusion) ist eine Funktion der Zeit.
    • Für extrem kurze Zeiten unterhalb der Brownschen Relaxationszeit spricht man vom ballistischen Regime.
    • Für Zeiten in der Nähe der Brownschen Relaxationszeit herrscht die Kurzzeitdiffusionskonstante vor.
    • Demgegenüber dominiert im Limes großer Zeiten die Langzeitdiffusionskonstante .

Geschichte

Einer der Ersten, die systematisch Diffusionsversuche in größerem Umfang durchführten, war Thomas Graham. Aus seinen Experimenten zur Diffusion von Gasen leitete er das nach ihm benannte Grahamsche Gesetz ab:

“It is evident that the diffusiveness of the gases is inversely as some function of their density – apparently the square root of their density.”

„Es ist offensichtlich, dass die Diffusionsrate der Gase invers zu einer Funktion ihrer Dichte ist – anscheinend zur Quadratwurzel ihrer Dichte.“[3]

“The diffusion or spontaneous intermixture of two gases in contact, is effected by an interchange in position of indefinitely minute volumes of the gases, which volumes are not necessarily of equal magnitude, being, in the case of each gas, inversely proportional to the square root of the density of that gas.”

„Die Diffusion oder spontane Mischung von zwei sich in Kontakt befindenden Gasen wird beeinflusst durch den Austausch der Position von unbestimmt kleinen Volumina der Gase, die nicht unbedingt von gleicher Größenordnung sein müssen und, im Fall jedes Gases, invers proportional zur Quadratwurzel der Dichte des Gases sind.“[4]

In Hinblick auf Diffusion in Lösungen konnte Graham zeigen, dass die Diffusionsrate proportional zu Konzentrationsdifferenz und abhängig von der Temperatur ist (schnellere Diffusion bei höheren Temperaturen).[5] Weiterhin zeigte Graham die Möglichkeit auf, Mischungen von Lösungen oder Gasen mittels Diffusion zu trennen.[3][5]

Thomas Graham hatte die grundlegenden Gesetze der Diffusion noch nicht ermitteln können. Dies gelang nur wenige Jahre später Adolf Fick. Er postulierte, dass das gesuchte Gesetz analog zu den Gesetzmäßigkeiten der Wärmeleitung, die Jean Baptiste Joseph Fourier ermittelt hatte, sein müsse:

„Die Verbreitung eines gelösten Körpers im Lösungsmittel geht, wofern sie ungestört unter dem ausschließlichen Einfluß der Molekularkräfte stattfindet, nach demselben Gesetze vor sich, welches Fourier für die Verbreitung der Wärme in einem Leiter aufgestellt hat, und welches Ohm bereits mit so glänzendem Erfolge auf die Verbreiterung der Elektrizität (wo es freilich bekanntlich nicht streng richtig ist) übertragen hat.“[6]

Fick führte Experimente durch, deren Ergebnisse die Gültigkeit des später nach ihm benannten Ersten Fickschen Gesetzes belegten. Die Gültigkeit des Zweiten Fickschen Gesetzes konnte er nur aus der Gültigkeit des Ersten herleiten. Der direkte Nachweis scheiterte an seinen begrenzten analytischen und mathematischen Möglichkeiten.

Albert Einstein gelang es Anfang des 20. Jahrhunderts, die Fickschen Gesetze aus den Gesetzen der Thermodynamik abzuleiten und so der Diffusion ein sicheres theoretisches Fundament zu geben.[7] Dabei leitete er auch die Stokes-Einstein-Beziehung zur Berechnung des Diffusionskoeffizienten her:

„Der Diffusionskoeffizient der suspendierten Substanz hängt also außer von universellen Konstanten und der absoluten Temperatur nur vom Reibungskoeffizienten der Flüssigkeit und von der Größe der suspendierten Teilchen ab.“

Einstein zeigte auch, wie man die Bewegung eines einzelnen diffundierenden Teilchens erfassen kann und damit die Brown’sche Molekularbewegung als ein Fluktuationsphänomen verstehen kann. Er berechnete die mittlere quadratische Verschiebung eines Teilchens in der Zeit τ für den eindimensionalen Fall zu . Kurze Zeit nach Einstein kam Smoluchowski auf einem anderen Weg ebenfalls zu praktisch derselben Beziehung, und daher wird diese Gleichung heute als Einstein-Smoluchowski-Gleichung bezeichnet.

Veranschaulichung

Diffusion eines in Wasser gelösten Farbstoffs in ein Gel.

Ein oft genanntes Experiment zur Veranschaulichung der Ausbreitung durch Diffusion ist die allmähliche Einfärbung von lauwarmem Wasser durch einen Tropfen Tinte, den man hineingibt, das Wasser aber weder umrührt noch den Behälter schüttelt. Nach einiger Zeit hat sich die Tintenfarbe im ganzen Wasser gleichmäßig verteilt. Die Ausbreitung der Tinte im Wasser kann allerdings auch durch Dichte- und Temperaturunterschiede begünstigt werden. Diese Einflüsse lassen sich verringern, indem man eine farbige Flüssigkeit mit höherer Dichte mit einer Flüssigkeit mit niedrigerer Dichte überschichtet und sehr viskose Flüssigkeiten verwendet, z. B. farbigen Sirup und Honig. Die dann beobachtete allmähliche Einfärbung des Honigs erklärt sich nahezu ausschließlich durch Diffusion, wobei sowohl Sirup in den Honig als auch Honig in den Sirup diffundiert.

Praktische Beispiele

Physikalische Grundlagen

Die Diffusion bei einer bestimmten konstanten Temperatur erfolgt ohne weitere Energiezufuhr und ist in diesem Sinne passiv; vor allem in der Biologie wird die Diffusion vom aktiven Transport unterschieden.

Theoretisch ist Diffusion ein unendlich lange dauernder Vorgang. Im Rahmen der Messbarkeit kann sie jedoch häufig als in endlicher Zeit abgeschlossen betrachtet werden.

Thermische Bewegung

Thermische Bewegung von fluoreszierenden Latex-Kügelchen (Durchmesser etwa 20 nm) in Wasser, aufgenommen mit einem SPI-Mikroskop

Die thermische Bewegung, auf der die Diffusion beruht, kann je nach betrachtetem System einen sehr unterschiedlichen Charakter haben. In Gasen ist sie geradlinig. unterbrochen von gelegentlichen Stößen. Die schnelle thermische Bewegung von Flüssigkeitsteilchen bewirkt durch häufige Stöße die wesentlich langsamere, unter dem Mikroskop beobachtbare Brownsche Bewegung mesoskopischer Objekte. In Festkörpern erfolgen gelegentliche Ortswechsel, z. B. durch den Platztausch zweier benachbarter Teilchen, oder das „Wandern“ von Leerstellen. Bei Ladungsträgern (z. B. Ionen, Elektronen, Löchern) ist der Wärmebewegung jedoch ein Drift durch die elektrostatischen Kräfte überlagert.

Wahrscheinlichkeit und Entropie

Illustration von Entropie

Die Bewegungsrichtung eines einzelnen Teilchens ist vollkommen zufällig. Aufgrund der Wechselwirkung mit anderen Teilchen erfolgen ständige Richtungsänderungen. Über einen längeren Zeitraum bzw. über viele Teilchen gemittelt kann sich dennoch ein Transport in eine bestimmte Richtung ergeben, z. B. wenn ein Sprung in eine bestimmte Richtung eine, vielleicht nur geringfügig, größere Wahrscheinlichkeit hat. Dies ist der Fall, wenn ein Konzentrationsunterschied (auch Konzentrationsgradient) vorhanden ist. Es entsteht dann ein Nettofluss an Teilchen, bis sich ein stationärer Zustand, das thermodynamische Gleichgewicht, einstellt. Zumeist ist der Gleichgewichtszustand die Gleichverteilung, bei der die Konzentration aller Teilchen an jedem Punkt im Raum gleich hoch ist.

Wahrscheinlichkeit und Diffusion – ein Erklärungsversuch: Angenommen 1000 Teilchen eines Stoffes wären nur in der rechten Hälfte eines Gefäßes, und 10 Teilchen in der linken Hälfte; außerdem bewegt sich jedes Teilchen durch die Brownsche Molekularbewegung eine bestimmte Strecke in eine völlig zufällige Richtung. Dann folgt: Die Wahrscheinlichkeit, dass sich eines der 1000 Teilchen zufälligerweise von der rechten in die linke Hälfte bewegt ist 100-mal größer als die Wahrscheinlichkeit, dass sich eines der nur 10 Teilchen von links nach rechts bewegt. Also werden nach einer gewissen Zeit mit hoher Wahrscheinlichkeit netto Teilchen von rechts nach links gewandert sein. Sobald die Wahrscheinlichkeit des Wanderns auf beiden Seiten gleich groß ist, sich also rechts und links je 505 Teilchen befinden, wird netto kein Massenfluss mehr stattfinden und die Konzentration bleibt überall (im Rahmen statistischer Schwankungen) gleich groß. Selbstverständlich wandern nach wie vor Teilchen von links nach rechts und umgekehrt; da es aber nun gleich viele Teile sind, lässt sich kein Unterschied in der Konzentration feststellen. Wenn man sich jetzt „rechts“ und „links“ als besonders kleine Teilräume z. B. des Tintenversuches vorstellt und alle diese Teilräume irgendwann alle die gleiche Tintenkonzentration aufweisen, hat sich die Tinte gleichmäßig verteilt.

Systeme, in denen die Teilchen regellos über das ganze Volumen verteilt sind, haben eine höhere Entropie als geordnetere Systeme, in denen sich die Teilchen bevorzugt in bestimmten Bereichen aufhalten. Diffusion führt damit zu einer Entropieerhöhung. Sie ist nach dem Zweiten Hauptsatz der Thermodynamik ein freiwillig ablaufender Prozess, der sich nicht ohne äußere Einwirkung umkehren lässt.

Die größere Entropie bei einer Verteilung über das gesamte Volumen ergibt sich auch aus der größeren Anzahl von Verteilungsmustern (oder Mikrozuständen), die die Teilchen bilden können, wenn sie mehr Platz zur Verfügung haben.[9][10] Die Anzahl der Mikrozustände, die denselben Makrozustand bilden, heißt sein statistisches Gewicht . Damit hat eine großräumige Verteilung auch ein höheres statistisches Gewicht im Vergleich zu einer räumlich konzentrierten Anordnung und ist deshalb auch wahrscheinlicher. Die Entropie () eines Makrozustands ist somit ein Maß für dessen Wahrscheinlichkeit.

Analogie zur Wärmeleitung und Leitung von elektrischem Strom

Die Diffusion folgt Gesetzmäßigkeiten, die denen der Wärmeleitung[11] äquivalent sind. Daher kann man Gleichungen, die den einen Prozess beschreiben, für den anderen übernehmen.

Diffusion gelöster Teilchen

Bei festgelegtem Druck und festgelegter Temperatur ist aus dem Blickwinkel der Thermodynamik der Gradient des chemischen Potentials die treibende Ursache des Stoffstroms. Der Fluss ergibt sich somit zu:

Für einfache Anwendungsfälle kann anstelle des chemischen Potentials die Stoffmengenkonzentration verwendet werden. Diese ist einfacher zugänglich als das chemische Potential eines Stoffes. Für ein ideales Gas ist das chemische Potential gegeben durch

,

Dabei ist das chemische Potential eines sinnvoll zu wählenden Referenzzustandes, bei dem es sich jedoch nicht um einen durch Vorliegen von Standardbedingungen gekennzeichneten Standard- oder Normzustand handeln muss.[12] Für einen nicht-idealen Stoff müssen zusätzliche Excess-Terme berücksichtigt werden, da Teilchenwechselwirkungen vorliegen (siehe Chemisches Potential). Hängt die Temperatur nicht explizit vom Ort ab, so gilt:

Setzt man dieses in die obige Gleichung ein, erhält man das erste Ficksche Gesetz:

Hierbei wurde der Diffusionskoeffizient eingeführt. Der Zusammenhang der Koeffizienten und ist

wobei

Bei sehr geringen Konzentrationen (einzelne Moleküle) ist diese Betrachtung nicht mehr ohne weiteres zulässig, da die klassische Thermodynamik Lösungen als Kontinuum betrachtet. Bei hohen Konzentrationen beeinflussen sich die Teilchen gegenseitig, so dass bei anziehender Wechselwirkung der Konzentrationsausgleich langsamer, bei abstoßender schneller erfolgt. Das chemische Potential ist in diesen Fällen nicht mehr logarithmisch von der Konzentration abhängig.

Erstes Ficksches Gesetz

Nach dem Ersten Fickschen Gesetz ist die Teilchenstromdichte proportional zum Konzentrationsgradienten entgegen der Diffusionsrichtung. Die Proportionalitätskonstante ist der Diffusionskoeffizient .

Die Einheiten sind beispielsweise = mol m−2 s−1, = mol·m−4 und = m2 s−1.

Die Teilchenstromdichte macht eine quantitative Aussage über die (im statistischen Mittel) gerichtete Bewegung von Teilchen, d. h. wie viele Teilchen einer Stoffmenge sich pro Zeit durch eine Fläche, die senkrecht zur Diffusionsrichtung liegt, netto bewegen. Die angegebene Gleichung gilt auch für den allgemeinen Fall, dass der Diffusionskoeffizient nicht konstant ist, sondern von der Konzentration abhängt (das ist aber streng genommen nicht mehr die Aussage des Ersten Fickschen Gesetzes).

Als Erweiterung des Fickschen Gesetzes kann die Nernst-Planck-Gleichung angesehen werden.

Messgeräte für die Teilchenstromdichte in Gasen und Flüssigkeiten basieren in der Regel auf der Anwendung des ersten Fickschen Gesetzes. Zwei Sensoren messen dabei die Konzentration des Stoffes an zwei räumlich benachbarten Punkten. Die Differenz der beiden Messwerte dient als Näherungswert von und der räumliche Abstand ist . Bei bekanntem Diffusionskoeffizienten kann daraus die Teilchenstromdichte berechnet werden. Eine beispielhafte Anwendung ist die Messung des transepidermalen Wasserverlusts.

Zweites Ficksches Gesetz (Diffusionsgleichung)

Kontinuitätsgleichung und Differentialgleichung für den eindimensionalen Fall

Lösung des 2. Fickschen Gesetzes für D=1, die Anfangsbedingung c(x>0,0)=0 und Randbedingungen c(x=0,t)=10 und dc(x=l,t)/dt=0. Auf der vertikalen Achse ist die Entfernung und auf der horizontalen Achse die Zeit aufgetragen. Ebenfalls dargestellt sind Isokonzen.

Mit Hilfe der Kontinuitätsgleichung (Massenerhaltung)

ergibt sich aus dem Ersten Fickschen Gesetz die Diffusionsgleichung

für konstante Diffusionskoeffizienten ergibt sich hieraus

.

Sie stellt eine Beziehung zwischen zeitlichen und örtlichen Konzentrationsunterschieden dar und eignet sich somit zur Darstellung instationärer Diffusion, im Gegensatz zum 1. Fickschen Gesetz, das einen zeitlich konstanten Diffusionsfluss beschreibt. Es existieren für diese Differentialgleichung zahlreiche analytische und numerische Lösungsansätze, die jedoch stark von den Anfangs- und Randbedingungen abhängen.

Mathematisch gesehen ist die Diffusionsgleichung identisch mit der Wärmeleitungsgleichung, ihre mathematischen Eigenschaften und Lösungsansätze werden im dortigen Artikel behandelt.

Differentialgleichung für den dreidimensionalen Fall

Der Fall der dreidimensionalen Diffusion lässt sich mit dem Zweiten Fickschen Gesetz in seiner allgemeinsten Form beschreiben:

mit dem Nabla-Operator . Mathematisch gesehen ist auch diese Diffusionsgleichung identisch mit der (dreidimensionalen) Wärmeleitungsgleichung, ihre mathematischen Eigenschaften und Lösungsansätze werden im dortigen Artikel behandelt. Die Lösung dieser Gleichung ist in der Regel aufwändig und je nach betrachtetem Gebiet nur numerisch möglich.

Im stationären Fall, d. h. für

ergibt sich die elliptische partielle Differentialgleichung

Wenn nun zusätzlich der Diffusionskoeffizient isotrop ist, erhält man eine Differentialgleichung vom Laplace-Typ.

Ist neben der Diffusion auch ein gerichteter Transport beteiligt, so wird die Konzentrationsdynamik durch die Konvektions-Diffusions-Gleichung beschrieben.

Arten von Diffusion

Es ist üblich, vier Arten der Diffusion zu unterscheiden.[13] Die Diffusionskoeffizienten unterscheiden sich bei unterschiedlichen Diffusionsarten, auch wenn gleiche Teilchen unter Standardbedingungen diffundieren.

Selbstdiffusion

Wenn in einem Gas, einer reinen Flüssigkeit oder einer Lösung kein makroskopischer Gradient existiert, findet ausschließlich echte Selbstdiffusion (engl.: self diffusion) statt. Selbstdiffusion (oft auch als Intradiffusion bezeichnet) ist der Transport von Teilchen innerhalb derselben Substanz, beispielsweise Wassermoleküle in reinem Wasser oder Natriumionen in einer NaCl-Lösung. Da dieses wegen der schwierigen Unterscheidbarkeit physikalisch und chemisch gleicher Teilchen allenfalls mit großem Aufwand zu beobachten ist, nähert man Selbstdiffusion oft mit isotopischen Tracern desselben Stoffes an, beispielsweise 22Na+ für Natriumionen. Dabei geht man davon aus, dass der Gradient, der durch Zugabe des Tracers entsteht, vernachlässigbar klein ist. Selbstdiffusion ist ein Modell zur Beschreibung der Brownschen Molekularbewegung. Die gemessenen Diffusionskoeffizienten lassen sich über in die mittlere quadratische Verschiebung eines Teilchens pro Zeitspanne umrechnen.[7]

Beispiel für Selbstdiffusion
Beispiel für Selbstdiffusion

Eine besonders geeignete Methode zur Messung von Selbstdiffusionskoeffizienten stellt die Feldgradienten-NMR dar. Hier werden keine isotopischen Tracer benötigt, da physikalisch und chemisch gleiche Teilchen mittels der Kernspin-Präzessionsphase eines im Teilchen befindlichen Atomkerns unterscheidbar werden. Mit dieser NMR-Technik können sowohl Selbstdiffusionskoeffizienten in reinen Flüssigkeiten, wie auch in komplexen, fluiden Gemischen sehr präzise ermittelt werden.[14] Der Selbstdiffusionskoeffizient des reinen Wassers wurde äußerst genau gemessen und dient daher häufig als Referenzwert. Er beträgt 2,299·10−9 m²·s−1 bei 25 °C und 1,261·10−9 m²·s−1 bei 4 °C.[15]

Tracerdiffusion

Tracerdiffusion ist die Diffusion geringer Konzentrationen eines Stoffes in einer Lösung einer zweiten Substanz. Tracerdiffusion unterscheidet sich von der Selbstdiffusion dahingehend, dass ein markiertes Teilchen eines anderen Stoffes als Tracer benutzt wird, z. B. 42K+ in NaCl-Lösung. Häufig werden radioaktiv oder fluoreszenzmarkierte Tracer verwendet, da man diese sehr gut detektieren kann. Bei unendlicher Verdünnung sind die Diffusionskoeffizienten von Selbst- und Tracerdiffusion identisch.

Beispiel für Tracerdiffusion
Beispiel für Tracerdiffusion

Klassische Ficksche Diffusion

Dies bezeichnet die Diffusion entlang eines relativ starken Gradienten. Bei dieser Art der Diffusion ist eine Approximation des Diffusionskoeffizienten am besten möglich.

Beispiel für klassische Ficksche Diffusion
Beispiel für klassische Ficksche Diffusion

Gegendiffusion

Gegendiffusion (engl.: counter diffusion) tritt auf, wenn entgegengesetzte Gradienten vorhanden sind, so dass Teilchen in entgegengesetzte Richtungen diffundieren.

Beispiel für Gegendiffusion
Beispiel für Gegendiffusion

Diffusion von Gasen

Prinzipiell unterscheidet sich die Diffusion von Teilchen in Gasen hinsichtlich ihrer Gesetzmäßigkeiten nicht von der Diffusion gelöster Teilchen in Flüssigkeiten. Allerdings ist die Geschwindigkeit der Diffusion (bei vergleichbaren Gradienten) hier um Größenordnungen höher, da auch die Bewegung einzelner Teilchen in Gasen erheblich schneller ist. Die Diffusion verdünnter Gase in Multikomponentensystemen lässt sich mit dem Modell der Maxwell-Stefan-Diffusion beschreiben.

Diffusion in Festkörpern

In einem perfekten Kristallgitter schwingt jedes Gitterteilchen um seinen festen Gitterplatz und kann diesen nicht verlassen. Eine notwendige Voraussetzung für Diffusion in einem kristallinen Festkörper ist daher das Vorliegen von Gitterfehlstellen. Nur durch diese Bedingung können Platzwechsel von Atomen oder Ionen, und damit ein Stofftransport stattfinden. Es sind verschiedene Mechanismen denkbar:[16]

  • Die Teilchen „springen“ in Leerstellen des Gitters, sodass sich Leerstellen durch das Gitter bewegen und ein Nettofluss von Teilchen stattfindet. Dieser Mechanismus wurde durch den Kirkendall-Effekt nachgewiesen.
  • Kleinere Teilchen bewegen sich durch die Gitterzwischenräume. Er führt im Vergleich zur Diffusion über Leerstellen zu sehr hohen Diffusionskoeffizienten. Auch dieser Mechanismus wurde experimentell nachgewiesen.
  • Zwei Teilchen tauschen die Plätze oder es finden Ringtausche zwischen mehreren Teilchen statt. Dieser hypothetische Mechanismus konnte experimentell bisher nicht bestätigt werden.
  • Falls freie Ladungsträger in Halbleitern hinreichend viel Streuung erfahren (z. B. an Phononen, Elektronen und Störstellen), propagieren sie ebenfalls diffusiv.

Auch die Diffusion in Kristallen lässt sich durch die Fickschen Gesetze beschreiben. Allerdings können Diffusionskoeffizienten hier von der Raumrichtung abhängen (Anisotropie). Die im isotropen Fall skalaren Diffusionskoeffizienten werden dann zu einem Tensor zweiter Stufe, genannt Diffusionstensor. Deshalb ist der Diffusionsweg eine wichtige Größe zur Beschreibung von Diffusionsvorgängen in Festkörpern.

Im Falle von Anisotropie schreibt sich beispielsweise das erste Ficksche Gesetz wie folgt:

in dem nun

eine 3×3-Matrix ist, die als Diffusions-Tensor (oder Diffusionsmatrix) bezeichnet wird. Diese Matrix ist symmetrisch und hat daher jedoch nur sechs unabhängige Komponenten.

Die Diffusion in nichtkristallinen (amorphen) Festkörpern ähnelt in mechanistischer Hinsicht der in Kristallen, wobei allerdings die Unterscheidung zwischen regulären und irregulären Gitterplätzen entfällt. Mathematisch können solche Prozesse gut wie die Diffusion in Flüssigkeiten beschrieben werden.

Fokker-Planck-Gleichung

Eine zusätzliche treibende Größe durch ein vorhandenes Potential führt dazu, dass die Gleichverteilung nicht mehr dem stationären Zustand entspricht. Die Theorie dazu liefert die Fokker-Planck-Gleichung.

Sonderfall: Anomale Diffusion

Bei den vorstehend beschriebenen Diffusionsprozessen, die durch die Ficksche Diffusionsgleichung beschrieben werden können, steigt die mittlere quadratische Auslenkung der diffundierenden Teilchen (also der mittlere Abstand der Teilchen zu ihrem Startpunkt nach der Zeit ) proportional zur Zeit an:

Diese Gesetzmäßigkeit folgt aus der Theorie der Brown’schen Molekularbewegung. In Zellen können aber auch andere Gesetzmäßigkeiten beobachtet werden, beispielsweise bei der Bewegung von Makromolekülen durch das Cytoplasma der Zelle. Dieses mit Organellen und (Makro)molekülen dicht besetzte Medium führt zu einer gebremsten Diffusionsbewegung, die einem Potenzgesetz folgt. Es gilt dann:

Für diese gebremste Bewegung, die Subdiffusion genannt wird, gilt .[17] Es existieren auch Diffusionsprozesse, bei denen ist, die also beschleunigt sind. Diese werden als Superdiffusion bezeichnet.

Sonderfall: Erleichterte Diffusion (Biologie)

Die erleichterte Diffusion oder Permeabilität beschreibt in der Biologie die Möglichkeit für bestimmte Stoffe, eine Biomembran leichter zu durchdringen, als dies eigentlich aufgrund ihrer Größe, Ladung, Polarität etc. möglich wäre. Bestimmte Proteine, sogenannte Tunnelproteine, bilden einen Tunnel durch die Zellmembran, der durch seinen Durchmesser und/oder seine Ladungsverteilung bestimmte Stoffe leichter passieren lässt als durch die „geschlossene“ Membran (etwa Ionenkanäle).

Falsche Wortanwendung von Diffusion

Die Begriffe Diffusion und Diffusivität werden auf dem Gebiet der Akustik häufig statt des deutschen Wortes Diffusität verwendet. Die falsche Übersetzung aus dem Englischen trägt dazu bei.

Siehe auch

Literatur

  • Peter W. Atkins, Charles A. Trapp: Physikalische Chemie. 3., korrigierte Auflage. Wiley-VCH, Weinheim u. a. 2001, ISBN 3-527-30236-0.
  • H. Klopfer: Wassertransport durch Diffusion in Feststoffen. Bauverlag, Wiesbaden 1974 (Abstract).
  • E. L. Cussler: Diffusion. Mass Transfer in Fluid Systems. 2. Auflage. Cambridge University Press, Cambridge u. a. 1997, ISBN 0-521-56477-8.
  • J. Crank: The Mathematics of Diffusion. 2., verb. Auflage. Oxford University Press, Oxford u. a. 1980, ISBN 0-19-853411-6.
  • Paul Heitjans, Jörg Kärger (Hrsg.): Diffusion in Condensed Matter. Methods, Materials, Models. Greatly enlarged and completely revised edition. Springer, Berlin u. a. 2005, ISBN 3-540-20043-6.
  • Jörg Kärger (Hrsg.): Leipzig, Einstein, Diffusion. Leipziger Universitätsverlag, Leipzig 2007, ISBN 978-3-86583-176-7. (3. Auflage 2014)
  • Wilhelm Jost: Diffusion in solids, liquids, gases (= Physical chemistry. 1). 6. Druck. Academic Press, New York NY 1970.
  • H. J. V. Tyrrell, K. R. Harris: Diffusion in Liquids. A theoretical and experimental Study. Butterworth, London 1984, ISBN 0-408-17591-5.
Commons: Diffusion – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Diffusion – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Def: Römpps chemisches Wörterbuch. Franckhsche Verlagsbuchhandlung 1969 und Arnold Arni: Verständliche Chemie. Wiley-VCH 1998, ISBN 3-527-29542-9, S. 224.
  2. siehe z. B.: K. H. Beckurts, K. Wirtz: Neutron Physics. Springer 1964, ISBN 978-3-642-87616-5.
  3. a b Thomas Graham: A short Account of Experimental Researches on the Diffusion of Gases through each other, and their Separation by mechanical means. In: Quarterly Journal of Science, Literature and Art. Band 27, 1829, S. 74–83.
  4. Thomas Graham: On the Law of the Diffusion of Gases. In: Philosophical Magazine. Band 2, 1833, S. 175–190.
  5. a b Thomas Graham: The Bakerian Lecture – On the Diffusion of Liquids. In: Philosophical Transactions of the Royal Society of London-. Band 140, 1850, S. 1–46.
  6. Adolf Fick: Über Diffusion. In: Poggendorff’s Annalen der Physik. Band 94, 1855, S. 59–86 (doi:10.1002/andp.18551700105).
  7. a b Albert Einstein: Über die von der molekularkinetischen Theorie der Wärme geforderte Bewegung von in ruhenden Flüssigkeiten suspendierten Teilchen. In: Annalen der Physik. Band 322, Nr. 8, 11. Mai 1905, S. 549–560 (archive.org [abgerufen am 22. Juni 2016]).
  8. R. Neufeld, D. Stalke: Accurate Molecular Weight Determination of Small Molecules via DOSY-NMR by Using External Calibration Curves with Normalized Diffusion Coefficients. In: Chem. Sci. Nr. 6, 2015, S. 3354–3364, doi:10.1039/C5SC00670H.
  9. Gerd Wedler: Lehrbuch der Physikalischen Chemie. Verlag Chemie, Weinheim, 1982, ISBN 3-527-25880-9, S. 95.
  10. W. A. Kreiner: Entropie – was ist das? Ein Überblick. doi:10.18725/OPARU-2609
  11. H. S. Carslaw, J. C. Jaeger: Conduction of heat in solids. 2. Ed. Oxford University Press, London, 1959, ISBN 0-19-853368-3, S. 28.
  12. Georg Job, Regina Rüffler: Physikalische Chemie: Eine Einführung nach neuem Konzept mit zahlreichen Experimenten (= Studienbücher Chemie). 2. Auflage. Springer Fachmedien Wiesbaden, Wiesbaden 2021, ISBN 978-3-658-32935-8, S. 120, doi:10.1007/978-3-658-32936-5 (springer.com [abgerufen am 3. Juni 2021]).
  13. Yuan-Hui Li, Sandra Gregory: Diffusion of ions in sea water and in deep-sea sediments. In: Geochimica et Cosmochimica Acta. Band 38, 1974, S. 703–714.
  14. H. Weingärtner, M. Holz: NMR Studies of self-diffusion in liquids. In: Annu. Rep. Prog. Chem., Sect. C. Band 98, 2002, S. 121–155.
  15. M. Holz, S. R. Heil, A. Sacco: Temperature-dependent self-diffusion coefficients of water and six selected molecular liquids for calibration in accurate 1H NMR PFG Measurements. In: Phys. Chem. Chem. Phys. Band 2, 2000, S. 4740–4742.
  16. E. Bruce Watson, Ethan F. Baxter: Diffusion in solid-Earth systems. In: Earth and Planetary Science Letters. Band 253, 2007, S. 307–327.
  17. M. Weiss, M. Elsner, F. Kartberg, T. Nilsson: Anomalous Subdiffusion Is a Measure for Cytoplasmic Crowding in Living Cells. In: Biophysical Journal. Band 87, Nr. 5, 2004, S. 3518–3524, doi:10.1529/biophysj.104.044263, PMC 1304817 (freier Volltext).

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Міллард ФіллморMillard Fillmore англ. Millard Fillmore Міллард ФіллморMillard Fillmore13-тий Президент США 9 червня 1850 — 4 березня 1853Віцепрезидент не булоПопередник Закарі ТейлорНаступник Франклін Пірс12-й Віцепрезидент США 4 березня 1849 — 9 червня 1850Попередник Джордж ДалласНаступник

Ріверв'ю Координати 46°03′40″ пн. ш. 64°48′18″ зх. д. / 46.06120000002777459° пн. ш. 64.80520000002778147° зх. д. / 46.06120000002777459; -64.80520000002778147Координати: 46°03′40″ пн. ш. 64°48′18″ зх. д. / 46.06120000002777459° пн. ш. 64.80520000002778147° зх. д. / 46.06120000002777459; -64.…

У Вікіпедії є статті про інші значення цього терміна: Хаджидер. Хаджидер45°53′48″ пн. ш. 29°59′08″ сх. д. / 45.89685500002777729° пн. ш. 29.985825000027777065° сх. д. / 45.89685500002777729; 29.985825000027777065Витік на схід від м. Штефан-ВодеГирло лиман Хаджидер• координати 45°53′48″ …

Peta dunia (dengan Amerika Serikat ditampilkan dalam warna biru  ) menandai tujuh negara dengan warna hijau yang dilabeli sebagai pos terdepan tirani oleh pemerintah Amerika Serikat pada 2005:   – Belarus,  Kuba,  Iran, Myanmar,  Korea Utara dan  Zimbabwe. Pos terdepan tirani adalah sebuah istilah yang dipakai pada 2005 oleh Menteri Luar Negeri Amerika Serikat Condoleezza Rice dan kemudian oleh pihak lainnya dalam pemerintahan AS yang mencap pemerintahan negara te…

Pour les articles homonymes, voir Moll. Geneviève MollGeneviève Moll au Festival international de géographie en 2003.BiographieNaissance 1er février 1942Département d'Alger (Algérie française, France)Décès 27 décembre 2011 (à 69 ans)Verneuil-sur-Avre (Eure, France)Sépulture EureNom de naissance Geneviève Marie-Thérèse MollNationalité françaiseActivités Journaliste, biographe, écrivainemodifier - modifier le code - modifier Wikidata Geneviève Moll, née à Ménerville, en…

Untuk kegunaan lain, lihat Nusa Penida (disambiguasi). Noesa Penida (Pelangi Kasih Pandansari)Sutradara Galeb Husein Produser Budiyati Abiyoga Ditulis oleh Asrul Sani PemeranRay SahetapyGusti RandaIda Ayu DiastiniMuni CaderSutopo HSRita ZaharaPitrajaya BurnamaSoendjoto AdibrotoKadek SuardanePenata musikIdris SardiSinematograferW.A. CokrowardoyoPenyuntingSyamsuriDistributorPrasidi Tera FilmMelur Film ProductionsTanggal rilis1988Durasi.. menitNegara IndonesiaBahasa Indonesia Penghargaan Fest…

King of the Visigoths in Hispania (r. 680–687) ErwigA tremissis minted at Mérida during Erwig's reign shows the face of Christ and precedes this type of representation in Byzantine coinage, which first occurred under Justinian IIKing of the VisigothsReign31 October 680 – 14 November 687PredecessorWambaSuccessorEgicaBornc. 645Visigothic KingdomDied687Visigothic KingdomSpouseLiuvigotoIssueCixilo Erwig[1] (Latin: Flavius Ervigius;[2] after 642 – 687) was a king of the Visigot…

Political party in Ukraine For Ukraine! За Україну!LeaderVyacheslav Kyrylenko[1]FoundedOctober 9, 1999 (Party of Social Protection); February 21, 2009 (For Ukraine!)HeadquartersKyivIdeologyConservatismPolitical positionCentre-rightColours  Blue  YellowPolitics of UkrainePolitical partiesElections For Ukraine! (Ukrainian: За Україну!) is a political party in Ukraine, headed by Vyacheslav Kyrylenko. Legally it is the successor of Party of Social Protect…

هذه المقالة بحاجة لصندوق معلومات. فضلًا ساعد في تحسين هذه المقالة بإضافة صندوق معلومات مخصص إليها. هذه مقالة غير مراجعة. ينبغي أن يزال هذا القالب بعد أن يراجعها محرر مغاير للذي أنشأها؛ إذا لزم الأمر فيجب أن توسم المقالة بقوالب الصيانة المناسبة. يمكن أيضاً تقديم طلب لمراجعة ا

  لمعانٍ أخرى، طالع لاكوتا (توضيح). لاكوتا     الإحداثيات 43°22′41″N 94°05′39″W / 43.378055555556°N 94.094166666667°W / 43.378055555556; -94.094166666667  تاريخ التأسيس 1892  تقسيم إداري  البلد الولايات المتحدة[1][2]  التقسيم الأعلى مقاطعة كوسوث  خصائص جغرافية  المساحة 1…

2007 video gameTraxxpadDeveloper(s)Definitive StudiosPublisher(s)Eidos InteractivePlatform(s)PlayStation PortableReleaseNA: June 26, 2007Genre(s)Music video gameMode(s)Single-player Traxxpad is a music application for Sony's PlayStation Portable developed by American company Definitive Studios and published by Eidos Interactive. It was released June 26, 2007. Traxxpad is a portable music studio featuring a sequencer, drum machine, and keyboard for the creation of music tracks. It features a libr…

This article is about river which joins the St. Lawrence at Beaupré. For river which joins the St. Lawrence at Ste-Anne-de-la-Pérade, see Sainte-Anne River. River in Quebec, CanadaSainte-Anne RiverRivière Sainte-Anne-du-NordSainte-Anne (Beaupré) RiverLocationCountryCanadaProvinceQuebecRegionCapitale-NationaleRegional County MunicipalityCharlevoix Regional County Municipality and La Côte-de-Beaupré Regional County MunicipalityMunicipalitiesLac-Pikauba TNO, Baie-Saint-Paul, Saint-Tite-des-Ca…

Guerra civil italiana Guerra civil de la República Social Italiana contra los partisanos del Comitato di Liberazione Nazionale y el Reino de ItaliaParte de Campaña de Italia Fecha 9 de septiembre de 1943 - 2 de mayo de 1945Lugar Reino de ItaliaCasus belli Después del aprisionamiento de Mussolini, Hitler invade la Italia del norte y del centroResultado Victoria del Reino de Italia y del Comité de Liberación NacionalConsecuencias Liberación de toda Italia de la Alemania nazi. Colapso de la R…

American politician (1921–1989) Denver D. HargisMember of the U.S. House of Representativesfrom Kansas's 3rd districtIn officeJanuary 3, 1959 – January 3, 1961Preceded byMyron V. GeorgeSucceeded byWalter L. McVey Jr.Mayor of Coffeyville, KansasIn office1953–1958Preceded byGus A. EricksonSucceeded byNorton Walters[1] Personal detailsBorn(1921-07-22)July 22, 1921Key West, Florida, U.S.DiedMarch 16, 1989(1989-03-16) (aged 67)Sarasota, Florida, U.S.Political p…

Canadian television host Rick CampanelliCampanelli at the 2011 Toronto International Film FestivalBornRichard Adam Matthew Campanelli (1970-01-05) January 5, 1970 (age 53)St. Catharines, Ontario, CanadaSpouseAngie CampanelliChildren3[1] Rick Campanelli (born January 5, 1970) is a Canadian television and radio personality known for his work as a VJ and host for MuchMusic and for co-hosting ET Canada. He joined Z103.5FM CIDC-FM in November 2021, and was co-host of the morning show unt…

1959 film The Son of the Red CorsairDirected byPrimo ZeglioWritten byFede Arnaud Alberto LiberatiPrimo ZeglioBased onThe Son of the Red Corsair by Emilio Salgari Produced byLuigi Carpentieri Ermanno DonatiStarringLex Barker Sylvia Lopez Vira SilentiCinematographyCarlo CarliniEdited byRoberto CinquiniMusic byRoman VladProductioncompaniesAthena Cinematografica Donati FilmRelease date25 June 1959Running time96 minutesLanguageItalian The Son of the Red Corsair (Italian: Il figlio del corsaro rosso) …

Długość 125 km Mapa Droga ekspresowa SH1 na mapie Albanii Przebieg trasy Legenda w użyciu   projekt, budowa, konieczność modernizacji węzeł drogowy typu WA węzeł drogowy typu WB skrzyżowanie rondo przejście granicznepunkt poboru opłat (PPO) stacja poboru opłat (SPO) most / wiadukt / estakada prom rzeka – brak przeprawy przejazd kolejowo-drogowy tunel parking z bufetem stacja paliw restauracja hotel / motel lub inne miejsce noclegowe drogowy odcinek lotniskowy roboty budowlan…

Asana trong bối cảnh khác nhau. Trái sang phải, từ trên xuống dưới: Eka Pada Chakrasana; Ardha Matsyendrasana; Padmaana; Navasana; Pincha Mayurasana; Dhanurasana; Natarajasana; Vrkshana Asana là một tư thế cơ thể, khởi đầu và cho đến nay vẫn là một thuật ngữ chung cho tư thế ngồi thiền,[1] và sau đó được mở rộng trong hatha yoga và yoga hiện đại như tập thể dục, với bất kỳ tư thế nào, thêm các tư thế…

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