„Zwei Hähne lebten still; eine Henne kam dazu,
und gleich hat sich ein Krieg entsponnen.
Amor, du trägst die Schuld: Troja zerstörtest du,
um dich hat jener Streit begonnen,
der durch den Xantus färbte sich mit Götterblut.
Ausdauernd war im Kampf der beiden Hähne Wut.
Bald ward es rings bekannt; herbei zum Schauspiel eilte
das kammgeschmückte Volk, und manche Helena
mit prächtigem Gefieder teilte
als Preis man jenem zu, den man als Sieger sah.
Der andre schlich davon, um einsam zu beklagen
schmählich verlorne Ehr’ und Liebeslust,
woran der Gegner sich, stolz, dass er ihn geschlagen,
vor seinen Augen freut. Täglich von neuem musst’
der Anblick seinen Hass und seinen Mut entflammen;
er wetzt den Schnabel, und mit seinen Flügeln schlägt
die Luft er und rafft wuterregt
zu neuem Kampfe sich zusammen.
Nicht nötig! Frech auf Dächer setzt’ der Sieger sich, im Ruhme sich zu sonnen.
Ein Geier nahm ihn wahr, und jetzt
vorbei sind Ehr’ und Liebeswonnen!
Des Geiers Kralle setzt’ ein End’ dem kecken Tun.
Des Schicksals Tücke wollte nun
den Überlebenden erneut der Henne paaren,
und wieder macht er ihr den Hof –
für das Geklatsche, welch ein Stoff!
Denn Weiber hatte er bereits in Scharen.
So spielt das Schicksal gern mit uns im Übermut:
Mit Hochmut hat schon oft des Siegers Fall begonnen.
Misstrauen wir dem Glück, und sei’n wir auf der Hut,
besonders, wenn wir eine Schlacht gewonnen!“