Die Räuber vom Liang-Schan-Moor

Der Bösewicht Gao Qiu erschleicht sich beim Cuju-Spiel Prinz Duans Vertrauen, des zukünftigen Kaisers Huizong (Kapitel 2) – Blockdruck aus der Textausgabe von Yu Xiangdou, 1594.[1]

Die Geschichte vom Ufer des Wassers (chinesisch 水滸傳 / 水浒传, Pinyin Shuǐhǔ Zhuàn – „Wasserufer-Überlieferung“), in deutscher Sprache seit der ersten Übersetzung von Franz Kuhn auch unter dem Titel Die Räuber vom Liang-Schan-Moor bekannt, ist ein chinesisches Volksbuch aus dem 14. Jahrhundert. In Form eines spannenden Abenteuerromans erzählt der Roman die Geschichten einer Gruppe legendärer Geächteter.

Die Verfasserschaft wird Shi Nai’an (施耐庵, Shī Nài’ān) und Luo Guanzhong (羅貫中 / 罗贯中, Luó Guànzhōng) zugeschrieben.

Neben dem Traum der roten Kammer, der Reise nach Westen und der Geschichte der Drei Reiche zählt dieses Buch zu den vier klassischen Romanen der chinesischen Literatur. „Die Räuber vom Liang-Schan-Moor“ ist der erste in chinesischer Umgangssprache, Baihua, geschriebene chinesische Roman.

Historischer Kontext

Der Roman spielt zur Zeit der nördlichen Song-Dynastie (960–1126) unter Kaiser Huizong (1082–1135) in einer von inkompetenter Regierung, korrupten Eliten und verarmten Bauern geprägten Gesellschaft.

Historisches Vorbild ist eine Gruppe von Banditen um Song Jiang (宋江, Sòng Jiāng), die am Anfang des 12. Jahrhunderts in den heutigen Provinzen Shandong, Henan und Jiangsu ihr Unwesen trieben. Chinesische Chroniken wie beispielsweise die offizielle Geschichte der Song (宋史, Sòng Shǐ) berichten von einem Aufstand, angeführt von Song Jiang, gegen den 1120 ein kaiserliches Edikt erlassen wurde,[Fn. 1] und der sich schließlich 1121 den kaiserlichen Truppen ergeben habe.[Fn. 2] Auch andere Romanfiguren, wie beispielsweise der Erzbösewicht Gao Qiu (高俅, Gāo Qiú) haben historische Vorbilder: Gao Qiu lebte von etwa 1076 bis 1126 und war ein hochrangiger Beamter am Hof des Kaisers Song Huizong.[2]

Handlung

Großmarschall Hong Xin befreit die 108 Dämonen, – Blockdruck aus der Textausgabe von Yu Xiangdou, 1594
Liangshan (梁山) – im gleichnamigen Kreis – in Shandong

Das Werk handelt von den 108 berühmten Anführern einer Rebellenarmee, die gegen korrupte kaiserliche Beamte und Soldaten für die gute Sache kämpfen. Sie leben in einer Bergfeste mit ca. 30 000 weiteren Anhängern am Liang-Schan-Moor (梁山泊, Liángshān pō – „Liángshān-See“, selten auch 梁山濼 / 梁山泺), Shandong. Unter ihnen finden sich Verfolgte und Geächtete, Bauern, Fischer, Kaufleute, Beamte, ehemalige Offiziere, Landadelige und Mönche sowie auch einige Frauen und Räuber, die sich zu einer Schwurbrüderschaft zusammenschließen. In vielen einzelnen Episoden werden ihre Abenteuer erzählt.

Der Song-Kaiser Song Renzong (1010–1063) hatte seinen Großmarschall Hong Xin ausgesandt, um das Oberhaupt der daoistischen Religionsgemeinschaft, den Himmelsmeister Zhang, in die Hauptstadt Kaifeng einzuladen. Er sollte dort mit mächtigen Riten einer Seuche Einhalt gebieten. Im Kloster auf dem Drachen-und-Tigerberg in der Präfektur Xin-zhou (heute Guanxin), Provinz Jiangxi, lässt Hong Xin entgegen der Warnungen der Mönche aus der „Halle der niedergerungenen Dämonen“ 108 Sterne frei, von den Dao-Meistern einst gebändigte Dämonenkönige 1, nämlich 36 himmlische Geister 2 und 72 irdische Dämonen. 3[3]

「此殿內鎮鎖著三十六員天罡星,七十二座地煞星,共是一百單八個魔君在裏面。上立石碑, 鑿著龍章鳳篆天符,鎮住在此。若還放他出世,必惱下方生靈。」

「Cǐ diàn nèi zhènsuǒ zháo sānshíliù yuán Tiāngāngxīng, qīshí’èr zuò Dìshàxīng, gòng shì yībǎi dān bā gè mójūn zài lǐmiàn. Shàng lì shíbēi, záozhe lóngzhāng fèngzhuàn tiān fú, zhènzhù zài cǐ. Ruò háifàng tā chūshì, bì nǎo xiàfāng shēnglíng.」

„In dieser Halle waren die Sterne der sechsunddreißig Himmlischen Richter und der zweiundsiebzig irdischen Rächer eingeschlossen, zusammen einhundertacht Dämonenkönige. Darüber war eine Stele aus Stein errichtet, in die himmlische Talismane in Drachen- und Phönixsiegelschrift eingemeißelt waren und die die Dämonen gefangen hielt. Sie wieder in die Welt zu entlassen bedeutet zweifellos Unheil für die Lebenden.“

Shuǐhǔ Zhuàn, Kapitel 1[4]

Die verbotene Tat des Großmarschalls bezeichnet den Anfang der Abenteuer von 108 Helden, 4 die sich nun auf den Weg machen, mittels gerechter Taten Verdienste zu sammeln. Sie führen ein Banner mit der Inschrift „Dem Himmel Gerechtigkeit erweisen, das Volk retten 5.“ Erst gegen Ende der Geschichte (Kapitel 71 der Jin-Shengtan-Ausgabe) wird das wahre Wesen der Helden offenbar: Während eines Festmahls erscheint eine zweite Steinplatte, auf der die geheimen Namen aller 108 Geister „in Drachenschrift und Phönixsiegeln, talismanischen Listen in Himmlischer Schrift“ 6 verzeichnet sind, nur ein eingeweihter Daoist kann sie lesen. Die 108 Dämonenseelen bilden als Sternbild 7 eine mächtige Verkörperung des Himmlischen Gesetzes. 8 Jeder einzelne Stern verkörpert einen bestimmten Sternengott und kann angerufen werden, um Falsches wieder richtig zu machen.[5]

Einzeln und in Gruppen bewegen sich die Charaktere durch ihre Abenteuer, begegnen und trennen sich wieder, bis sie schließlich in der „Halle der Treue und Rechtschaffenheit“ der Festung im Liang-Shan-Moor zusammenfinden. Song Jiang ist der unter dem Leitstern 9 Wiedergeborene der Helden und eine der Hauptpersonen des Romans. Mit seiner Ernennung zum Anführer im 60. Kapitel des Romans sind die Hundertacht vollzählig.

Wie die Handlung weitergeht, hängt von der jeweiligen Textausgabe ab: In der weit verbreiteten Ausgabe von Jin Shengtan endet der Roman nach dem Treffen in der Festung mit dem Traum eines Helden, Lu Junyi (盧俊義, Lú Jùnyì) von der Hinrichtung aller Rebellen durch Regierungstruppen, woraufhin ein Banner mit der Aufschrift „Frieden und Wohlstand“ 10 am Himmel erscheint. In anderen Editionen nimmt die Bande eine kaiserliche Amnestie an und kämpft für die Song-Dynastie weiter. Alle Editionen enden gleichermaßen mit der Auflösung der Bande, indem die Helden einzeln ihrer Wege ziehen, krank werden oder in der Schlacht sterben.

Sprach- und Textentwicklung

Bevor der Roman überhaupt erstmals zu Papier gebracht wurde, ist nach Ansicht des französischen Gelehrten Jacques Dars von einer langen mündlichen Überlieferung auszugehen. Die Kapitellänge und stilistische Eigenschaften, die aus dem mündlichen Vortrag stammen, weisen auf die Tradition der Geschichtenerzähler. Die meisten Episoden beginnen mit der Formel: „話說, huàshuō – „es wird erzählt, dass…““, ähnlich der deutschen Phrase Es war einmal, und schließen nach einem Ausblick auf die Geschehnisse des nächsten Kapitels mit “且聽下回分解, qiě tīng xià huí fēnjiě – „hören Sie im folgenden Kapitel wie es weitergeht“.[6]

Das Shuihu Zhuan ist aus einer gänzlich anderen Tradition heraus entstanden als die epische chinesische Geschichtsschreibung, wie beispielsweise die Frühlings- und Herbstannalen. Die klassischen Werke beschreiben meist Ereignisse aus ferner Vergangenheit. Ihre Personen scheinen eher auf einer Bühne zu agieren als dass sie sprechen. Sie handeln wie es ihrem jeweiligen Rollenmodell entspricht, es finden sich kaum individuelle Züge. Das klassische Chinesisch (Wenyan) in dem diese schriftlich tradierten Werke geschrieben sind, ist bestenfalls noch einer literarischen Elite verständlich.[7]

Im Gegensatz zum klassischen Chinesisch entwickelte sich die chinesische Volkssprache (Baihua) ständig weiter. Dialekte und Sprachgewohnheiten aus allen Volksgruppen und gesellschaftlichen Schichten flossen wie selbstverständlich in die Umgangssprache ein, und somit auch in die darstellende und erzählende Kunst, vor allem der Geschichtenerzähler. Das Publikum schätzte bei dieser dem traditionellen chinesischen Drama eng verwandten Kunst neben dem epischen und lyrischen Gehalt vor allem die Fähigkeit des Erzählers, den verschiedenen Charakteren überzeugend und lebhaft Stimme und Ausdruck zu verleihen – wie man es heute noch erleben kann. Diese Qualität behielten die schriftlich festgehaltenen umgangssprachlichen Geschichten bei.[8]

Spätestens seit der Mingzeit sind Kommentare zum Shuihu Zhuan überliefert. Jin Shengtan (gest. 1661) schreibt lobend (nach Ge, 2001) dass jede einzelne Romanfigur nicht nur dadurch gekennzeichnet sei, was sie sage, sondern auch wie sie etwas sage. Die hundertacht Helden würden als genau so viele Individuen beschrieben, die auf unterschiedlichen Ebenen miteinander in lebhaftem Dialog und Austausch stünden. In ihrer Individualität verkörpern die Romanfiguren unterschiedliche Formen gesellschaftlichen Bewusstseins und verschiedene soziologische, ideologische und geografische Beiklänge.[9]

Manuskripte von Teilen des Werks sind aus dem späten 14. Jahrhundert erhalten. Die ältesten bekannten gedruckten Exemplare stammen aus der Zeit des Ming-Kaisers Jiajing (1507–1567). Sie wurden eher für den Hofstaat als für die breite Öffentlichkeit hergestellt; bekannt, aber nicht erhalten, sind offiziell genehmigte Ausgaben des Zensuramts[10] und des Marquis von Wuding, Guo Xun.[11] Die erste inhaltlich vollständige Ausgabe mit 100 Kapiteln wurde 1589 gedruckt.[12] Während der Qing-Dynastie (1644–1911) war die am weitesten verbreitete Ausgabe die von Jin Shengtan, erstmals erschienen 1641 oder 1644.[13]

Gregory (2023) gibt einen Überblick über die bekannten frühesten Druckversionen des Werkes. Er hält es nicht für möglich, eine ursprüngliche Textstufe zu rekonstruieren. Als gegen Ende des 16. Jahrhunderts das Interesse an gedruckten Romanen aufkam, habe jeder Herausgeber/Drucker eine Version des Textes erstellt und veröffentlicht, von der er sich den größten kommerziellen Erfolg versprochen habe. Begriffe wie Autor eines Buches oder Urheberrechte seien – wie auch in Europa – damals unbekannt gewesen. Die Herausgeber hätten sich dabei aus einem Schatz ursprünglich mündlich überlieferter, später als einzelne Geschichten oder Erzählungen um einen bestimmte Heldenfigur im Druck erschienener Geschichten bedienen können.[14]

Zu Beginn der Qing-Dynastie, im Jahr 1644, wurde die Geschichte verboten, weil sie den Autoritäten als umstürzlerisch galt.[15] Das Verbot hatte nicht lange Bestand, denn spätestens im gleichen Jahr erschien die Ausgabe von Jin Shengtan, die über mehr als 150 Jahre weit verbreitet blieb.

Übersetzungen

Mu Chun (japanisch Byotaichu Setsuei), kämpft mit Xue Yong (japanisch Shôsharan Bokushun). Holzschnitt von Utagawa Kuniyoshi, 1827–30
Japanisch

Das Shuihu Zhuan, die japanische Lesart ist Suikoden, wurde in Japan früh populär. Die älteste bekannte Übersetzung entstand 1757.[16]

  • 1773 veröffentlichte Takebe Ayatari Honcho suikoden (Japanisches Suikoden).[16]
  • 1783 erschien Onna suikoden (Suikoden der Frauen).[16]
  • 1801 veröffentlichte Santō Kyōden Chushingura suikoden (Geschichtenschatz des Suikoden).[16]
  • 1805 erschien Shinpen Suikoden (Das neu illustrierte Suikoden) von Kyokutei Bakin mit Illustrationen von Katsushika Hokusai, das so erfolgreich war, dass auch andere berühmte Künstler des Ukiyo-e Illustrationen zum Roman schufen.[16]
  • Der Verleger Kagaya Kichibei veröffentlichte 1827–1830 die Serie Tsuzoku Suikoden goketsu hyakuhachinin no hitori (108 Helden des Suikoden), die den Ruhm Utagawa Kuniyoshis begründete.[16][17]
  • 1866–1867 veröffentlichte Tsukioka Yoshitoshi eine Serie von 50 Holzschnitten.[18]
  • Kōjirō Yoshikawa – 吉川 幸次郎, Shigeru Shimizu – 清水 茂 (Übersetzer): Suikoden: Kanyaku水滸伝: 完訳 (Water Margin: Complete Translation), Iwanami Shoten – 岩波書店, Tokio 1998, ISBN 4-00-320161-2 (japanisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Englisch
Französisch
  • Shi Nai’an, Luo Guanzhong: Au bord de l'eau (Shui-hu-zhuan). Aus dem Chinesischen übersetzt und mit Anmerkungen von Jacques Dars. Band 1. Gallimard (Editions de la Pléiade), Paris 1978, ISBN 2-07-010910-0 (französisch).
  • Shi Nai’an, Luo Guanzhong: Au bord de l'eau (Shui-hu-zhuan). Aus dem Chinesischen übersetzt und mit Anmerkungen von Jacques Dars. Band 2. Gallimard (Editions de la Pléiade), Paris 1978, ISBN 2-07-010911-9 (französisch).
Deutsch
  • Die Räuber vom Liang-Schan-Moor. Übersetzung ins Deutsche von Franz Kuhn. Leipzig 1934, Nachdruck 2003, ISBN 3-458-31891-7.
  • Die Räuber vom Liangschan. 2 Bände. Aus dem Chinesischen übertragen und herausgegeben von Johanna Herzfeldt. Mit 96 Holzschnitten nach alten chinesischen Ausgaben. Insel Verlag, Leipzig 1968.
  • Die Rebellen vom Liangshan-Moor. Übersetzt von Shi Xinyue, 3 Bände mit Anmerkungen. Kindle Direct Publishing, 2022. ISBN 979-8-35234520-7 (1. Band), ISBN 979-8-35234521-4 (2. Band), ISBN 979-8-35234522-1 (3. Band).
  • Vollständige Überlieferung von den Ufern der Flüsse. Aus dem Chinesischen übersetzt, kommentiert und mit einem Nachwort versehen von Rainald Simon. Insel Verlag, Berlin 2024, ISBN 3-458-64384-2.

Moderne Umsetzungen

  • Der Maler und Graphiker Otto Pankok fertigte eine Serie von 40 schwarz-weißen Holzschnitten zu Motiven des Romans, die 1958 in Gelsenkirchen-Buer in einer Ausstellung gezeigt wurden und 1960 als Druckgraphiken in einem Band des Progress-Verlages in Darmstadt erschienen.
  • Von 1973 bis 1974 wurde um die Geschichten der Räuber vom Liang-Schan-Moor eine Fernsehserie von 26 Folgen à 50 Minuten als japanisch-chinesische Co-Produktion ausgestrahlt (The Water Margin), die unter dem Titel Die Rebellen vom Liang Shan Po von der ARD ausgestrahlt und auf DVD veröffentlicht wurde.
  • 1983/1986, 1998 und 2011 erschienen weitere in China produzierte Fernsehserien mit einem Umfang von 40, 43 und 86 Folgen.
  • 1989 erschien von Koei, einer japanischen Computerspiele-Firma, das Spiel Bandit Kings of Ancient China, das die Situation der Rebellenräuber und den Sturz des Ministers Gao Qiu zum Thema hat. Bemerkenswert an diesem Spiel ist das Vorkommen aller im Roman genannten Personen, mit teilweise sehr treffender Grafik.
  • Die Videospielreihe Suikoden von Konami basiert lose auf den Räubern vom Liang-Schan-Moor.
  • 2003 produzierte der WDR eine vierteilige Hörspielreihe unter dem Titel Die Räuber vom Liang Schan Moor[19]
Wikisource: 水滸傳 – Die Räuber vom Liang-Schan-Moor – Quellen und Volltexte (chinesisch)

Fußnoten

  1. Geschichte der Song (Sòng Shǐ), 22: [宣和三年二月] […] 淮南盜宋江等犯淮陽軍,遣將討捕,又犯京東、河北,入楚、海州界,命知州張叔夜招降之。, [Xuānhé sān nián èr yuè] […] Huáinán dào Sòng Jiāng děng fàn Huáiyáng jūn, qiǎn jiàng tǎo bǔ, yòu fàn Jīngdōng, Héběi, rù Chǔ, Hǎizhōu jiè, mìng zhīzhōu Zhāng Shūyè zhāoxiáng zhī. – „[Februar des dritten Jahres von Xuanhe] […] Song Jiang, ein Dieb aus Huainan beging ein Verbrechen gegen die Huaiyang-Armee. Man schickte Generäle, um ihn zu verhaften. Er trieb sein Unwesen auch in Jingdong und Hebei und überschritt die Grenze nach Chu und Haizhou. Man befahl Gouverneur Zhang Shuye, ihn aufzufordern, sich zu ergeben.“
  2. Geschichte der Song (Song Shi), 353, 6: Biographie von Zhang Shuye. 宋江起河朔,轉略十郡,官軍莫敢嬰其鋒。聲言將至,叔夜使間者覘所向,賊徑趨海瀕,劫鉅舟十餘,載鹵獲。於是募死士得千人,設伏近城,而出輕兵距海,誘之戰。先匿壯卒海旁,伺兵合,舉火焚其舟。賊聞之,皆無鬥志,伏兵乘之,擒其副賊,江乃降。, Sòng Jiāng qǐ hé shuò, zhuǎn lüè shí jùn, guānjūn mò gǎn yīng qí fēng. Shēngyán jiāng zhì, Shūyè shǐ jiānzhě chān suǒ xiàng, zéi jìng qū hǎi bīn, jié jù zhōu shí yú, zài lǔhuò. Yúshì mù sǐ shì dé qiān rén, shèfú jìn chéng, ér chū qīng bīng jù hǎi, yòu zhī zhàn. Xiān nì zhuàng zú hǎi páng, cì bīng hé, jǔ huǒ fén qí zhōu. Zéi wén zhī, jiē wú dòuzhì, fúbīng chéng zhī, qín qí fù zéi, Jiāng nǎi xiáng. – „Song Jiang zettelte in Heshuo einen Aufstand an, der auf zehn weitere Bezirke übergriff. Niemand in der Regierungsarmee wagte, sich ihm entgegenzustellen. Als Zhang Shuye erfuhr, dass er sich nähere, schickte er Kundschafter aus um zu erfahren, wohin er marschieren würde. Die Räuber zogen zum Meer, stahlen mehr als zehn Boote und beluden sie mit ihrer Beute. Darauf nahm er tausend erfahrene Kämpfer und legte in der Nähe der Stadt einen Hinterhalt. Dann schickte er Leichtbewaffnete aus um die Banditen, die sich in einiger Entfernung zum Meer aufhielten, zum Angriff zu verlocken. Vorher versteckte er noch einige kampferprobte Soldaten am Meeresufer. Als der Kampf ausgebrochen war, schlichen sich diese zu den Schiffen der Rebellen und setzten sie in Brand. Als sie das bemerkten, verloren die Rebellen den Mut weiterzukämpfen. Das nutzten die im Hinterhalt liegenden Truppen aus und nahmen den Unteranführer gefangen. Daraufhin ergab sich Song Jiang“
Chinesische Begriffe im Original
1 
魔君, Mójūn oder 魔王, Mówáng – „Dämonenkönig“
2 
三十六天罡, Sānshíliù tiāngāng – „36 Himmelsrichter“
3 
七十二地煞, Qīshí’èr dìshà – „72 irdische Unholde“
4 
一百單八將 / 百单八将, Yībǎi dān bā jiāng – „108 Helden“
5 
替天行道, 除暴安良, Tìtiān xíngdào, chúbào’ānliáng – „Dem Himmel Gerechtigkeit erweisen, das Volk retten“
6 
龍章鳳篆, 天書符籙, Lóngzhāng fèngzhuàn, tiānshū fúlù – „Drachensiegel, Phönixsiegelschrift, himmlische Schrift und Talisman“
7 
宿星, Sùxīng – „Sternbild; genauer: Stern eines chinesischen Sternbilds; Verkörperung einer Person als Stern“
8 
天律, tiānlǜ – „himmlisches Gesetz; himmlische Ordnung“
9 
天魁星, Tiānkuíxīng – „Leitstern, auch: Schicksalsgott“
10 
天下太平, Tiānxià tàipíng – „Frieden und Wohlstand; Frieden auf der ganzen Welt herrschen“

Einzelnachweise

  1. Diese Drucke wurden seit der Ming- und frühen Qing- und bis in die heutige Zeit vielfach reproduziert; so beispielsweise in einem Druck um 1610–1640, heute im Metropolitan Museum of Art, New York (Nr. 712497, abgerufen am 5. Januar 2025). Gregory (2023) gibt im Impressum von Bandits in Print. „The Water Margin“ and the transformations of the Chinese novel die Edition von Yu Xiangdou, 1594, als Quelle.
  2. ZHANG Lin Ching: Biographies of Characters in Water Margin. Writers Publishing House, 2009, ISBN 978-7-5063-4478-4 (englisch).
  3. Shi Nai’an, Luo Guanzhong: Au bord de l'eau (Shui-hu-zhuan). Aus dem Chinesischen übersetzt und mit Anmerkungen von Jacques Dars. Band 1. Gallimard (Editions de la Pléiade), Paris 1978, ISBN 2-07-010910-0, Kap. 1 (französisch).
  4. Shi Nai’an, Luo Guanzhong: Vollständige Überlieferung von den Ufern der Flüsse, übersetzt und kommentiert von Rainald Simon. Insel, 2024, ISBN 978-3-458-64384-5, Kap. 1.
  5. Mark Meulenbeld: Vernacular „fiction“ and Celestial Script: A Daoist manual for the use of Water Margin. In: Religions. Band 10, 2019, S. 518, doi:10.3390/rel10090518 (englisch).
  6. Shi Nai’an, Luo Guanzhong: Au bord de l'eau (Shui-hu-zhuan). Aus dem Chinesischen übersetzt und mit Anmerkungen von Jacques Dars. Band 1. Gallimard (Editions de la Pléiade), Paris 1978, ISBN 2-07-010910-0, S. 1091 (französisch).
  7. Liangyan Ge: Out of the margins: The rise of the Chinese vernacular fiction. University of Hawai'i Press, Honolulu 2001, ISBN 978-0-8248-6382-1, S. 184–186, JSTOR:j.ctt6wr0tj.11.
  8. Liangyan Ge: Out of the margins: The rise of the Chinese vernacular fiction. University of Hawai'i Press, Honolulu 2001, ISBN 978-0-8248-6382-1, S. 187–188, JSTOR:j.ctt6wr0tj.11.
  9. Liangyan Ge: Out of the margins: The rise of the Chinese vernacular fiction. University of Hawai'i Press, Honolulu 2001, ISBN 978-0-8248-6382-1, S. 187–188, JSTOR:j.ctt6wr0tj.11.
  10. Scott W. Gregory: Bandits in Print. „The Water Margin“ and the transformations of the Chinese novel. Cornell University Press, Ithaca (NY) 2023, ISBN 978-1-5017-6921-4, S. 42–62 (cloudfront.net [PDF; 12,8 MB; abgerufen am 5. Januar 2025]).
  11. Scott W. Gregory: Bandits in Print. „The Water Margin“ and the transformations of the Chinese novel. Cornell University Press, Ithaca (NY) 2023, ISBN 978-1-5017-6921-4, S. 14–41.
  12. Endymion Porter Wilkinson: Chinese history: A New Manual (= Harvard-Yenching Institute Monograph Series. Band 84). 2. Auflage. Harvard University – Asia Center, Cambridge (MA) 2013, ISBN 978-0-674-06715-8, S. 413 (englisch).
  13. Scott W. Gregory: Bandits in Print. „The Water Margin“ and the transformations of the Chinese novel. Cornell University Press, Ithaca (NY) 2023, ISBN 978-1-5017-6921-4, S. 109–134.
  14. Scott W. Gregory: Bandits in Print. „The Water Margin“ and the transformations of the Chinese novel. Cornell University Press, Ithaca (NY) 2023, ISBN 978-1-5017-6921-4, S. 10–12.
  15. Scott W. Gregory: Bandits in Print. „The Water Margin“ and the transformations of the Chinese novel. Cornell University Press, Ithaca (NY) 2023, ISBN 978-1-5017-6921-4, S. 109–110.
  16. a b c d e f Haruo Shirane: Early modern Japanese literature: an anthology. Columbia University Press, New York 2002, ISBN 978-0-231-10990-1, S. 555–886.
  17. The 108 Heroes of the Popular Suikoden. In: kuniyoshiproject.com. Kuniyoshi Project, abgerufen am 15. Januar 2022 (englisch).
  18. Inge Klompmakers: Of brigands and bravery: Kuniyoshi's heroes of the Suikoden. Brill, Leiden 1998, ISBN 978-90-74822-55-8.
  19. Jürgen Wiebicke: Die Räuber vom Liang Schan Moor – Hörspiel für Kinder. In: WDR 5. 29. Dezember 2022, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 1. April 2023; abgerufen am 26. August 2024 (alternativ online auf archive.org).