1955 erhielt der Brüsseler Flughafen erstmals eine Bahnanbindung durch eine kurze Stichstrecke von der Bahnstrecke Brüssel – Löwen – Lüttich aus.[1] Vierzig Jahre später wurde der heutige unterirdische Bahnhof mit drei Gleisen in Betrieb genommen.[2] Seit 2005 ist es auch möglich, vom Bahnhof Leuven (Löwen) umsteigefrei zum Flughafen zu reisen, hierfür wurde eine Verbindungskurve bei Nossegem angelegt.[3]Antwerpen, die zweitgrößte Agglomeration des Landes, war weiterhin nur über einen Umweg über den Brüsseler Nordbahnhof zu erreichen, die Fahrt dauerte gut eine Stunde,[4] und unter anderem diese Situation wurde dafür ausgemacht, dass Einwohner aus Antwerpen nur zu 10 % am Marktanteil des Flughafens beitrugen.[3]
Realisierung
Finanzierung
Im September 2007 ist der Public-Private-Partnership-Vertrag zwischen dem Projektpartner Northern Diabolo, bestehend aus HSH Nordbank und Babcock & Brown, und Infrabel, dem belgischen Schienennetzbetreiber, unterzeichnet worden. Das Konsortium THV DIALINK aus CEI-De Meyer (BAM), MBG, Wayss & Freytag, VINCI Construction Grands Projets und Smet Tunnelling führte den Bau aus.[5]Northern Diabolo finanzierte die nördliche Anbindung und den Tunnelbau an sich, Infrabel die neu gebaute Bahnstrecke 25N, die zwischen Mechelen und Machelen auf dem Mittelstreifen der Autobahn 1/E19 verläuft. Die Gesamtkosten beliefen sich auf 540 Millionen Euro, von denen 250 Millionen Infrabel selbst zu tragen hatte.[6]Northern Diabolo wird seine Kosten über eine Laufzeit von 35 Jahren aus einem Zuschlag decken, den jeder Bahnreisende zum und vom Flughafen pro Fahrt zu entrichten hat, der sog. Diabolo-Zuschlag von 5,50 € (August 2021) pro Fahrt.[7] Außerdem erhält das Unternehmen von Infrabel eine jährliche, der Inflation angepasste Zahlung in Höhe von 9 Millionen Euro (Stand 2007). Als dritte Finanzierungskomponente werden 0,5 % der inländischen Fahrkarteneinnahmen von den Bahnunternehmen überwiesen.[5]
Projektübersicht
Der bisherige Kopfbahnhof unter dem Terminal ist durch zwei gebohrte Tunnelröhren von jeweils 1,1 Kilometer Länge[1] in einen Durchgangsbahnhof umgewandelt worden. Außerdem ließ der Bauherr die bestehenden Bahnsteige um 100 Meter auf 425 Meter verlängern.[1] Ein weiterer Tunnel unterführt den Frachtbereich Brucargo des Flughafens,[5] wonach die Strecke im Bereich der Autobahn-Anschlussstelle Vilvoorde auf die ebenfalls neu gebaute Strecke 25N trifft.[8]
Zweiter Bestandteil des Projektes ist die von Infrabel selbst finanzierte Neubaustrecke (Linie 25N) vom Bahnhof Mechelen bis zum Bahnhof Schaerbeek/Schaarbeek, die größtenteils auf dem Mittelstreifen der A1/E19 verläuft. Dieser stellte bis dahin eine ungenutzte Investitionsruine dar. Die Strecke 25N zweigt südlich vom Bahnhof Mechelen von der bestehenden Strecke Brüssel – Antwerpen ab und folgt der A1/E19 bis zu ihrem Ende am äußeren Autobahnring Brüssels. Kurz vorher befinden sich die Abzweigstellen Machelen-Noord und Machelen-Zuid, die sowohl Fahrten vom Flughafen nach Mechelen als auch nach Schaerbeek/Schaarbeek (und jeweils umgekehrt) ermöglichen. Im Gleisvorfeld des Bahnhofs Schaerbeek/Schaarbeek wird schließlich wieder die Bestandsstrecke erreicht.[8] Die Neubaustrecke ermöglicht Geschwindigkeiten von bis zu 220 km/h und ist mit den ZugbeeinflussungssystemenTBL1+ und ETCS Level 1 ausgestattet.[3]
Mit der Eröffnung der Strecken am 10. Juni 2012 hat sich die Reisezeit von Mechelen zum Flughafen von 40 auf acht Minuten verkürzt,[6] von Antwerpen aus etwa halbiert.[4]