17. Juni 2015 auf SundanceTV (26. Nov. 2015 auf RTL)
Deutschland ist eine deutsche Fernsehserie. Während die erste Staffel mit dem Titel Deutschland 83 (auch als Deutschland83 stilisiert) veröffentlicht wurde, erhielt die Serie mit der zweiten Staffel den Titel Deutschland 86. Die dritte Staffel nennt sich Deutschland 89.
Die Serie hatte 2015 ihre Premiere bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin (Berlinale 2015). Der Kabelsender SundanceTV erwarb die Ausstrahlungsrechte der Serie für die USA,[1] eine Seltenheit im amerikanischen Fernsehen, und zeigte sie dort mit Untertiteln. In Großbritannien wurde die Serie ab Januar 2016 im Fernsehsender Channel 4 übertragen. In Deutschland wurde die Serie vom 26. November bis 17. Dezember 2015 von RTL ausgestrahlt.[2][3][4]
Aufgrund der schlechten Quoten bei der Free-TV-Auswertung der ersten Staffel kam es für die zweite Staffel, die seit dem 19. Oktober 2018 unter dem Titel Deutschland 86 läuft, zu einer geänderten Rechteauswertung. Die Erstausstrahlungsrechte für Deutschland und Österreich besitzt das neu in den Kreis der Verwerter hinzugekommene Amazon Video. RTL besitzt die nachgeordneten Erstausstrahlungsrechte für das lineare Fernsehen.[5][6][7]
Noch vor Veröffentlichung der zweiten Staffel wurde eine dritte Staffel mit dem Titel Deutschland 89 angekündigt, in der der Mauerfall Thema ist.[8] Diese acht Episoden umfassende dritte Staffel wurde am 25. September 2020 bei Amazons StreamingdienstPrime Video veröffentlicht.[9]
Martin Rauch nimmt den Auftrag nur widerwillig an, um seiner schwer kranken Mutter eine Nierentransplantation in der Charité zu ermöglichen. Außerdem muss er seine Freundin zurücklassen, die überdies, wie sich herausstellt, von ihm schwanger ist.
Staffel 2
Martin Rauch fristet in Angola ein einsames Dasein in einem Kinderheim der DDR, bis ihn seine Tante Lenora für einen abenteuerlichen und mafiösen Plan im nahegelegenen Südafrika gewinnt. Seine Identifikation mit dem DDR-Regime schwindet jedoch. Nachdem er auf einem Tennisplatz in Kapstadt eine Affäre mit der westdeutschen Unternehmerfrau Brigitte Winkelmann begonnen hat, die sich als Agentin des westdeutschen BND entpuppt, arbeitet er nach einigen Zwischenstopps in einer Ölraffinerie in Angola, einem Beduinenlager in Libyen und einer konspirativen Unterkunft des Bundesnachrichtendiensts in Paris als Doppelagent für die BRD. Zusammen mit Brigitte Winkelmann möchte er nach seinem Einsatz mit ihr und seinem Sohn Max nach Marrakesch flüchten. Nachdem er von Anschlagsplänen einer libyschen Attentäterin in West-Berlin erfährt, flüchtet er mit einem gestohlenen Pass nach West-Berlin, nachdem er Walter Schweppenstette über den bevorstehenden Anschlag telefonisch in Kenntnis setzte – dieser informierte wiederum die feindlichen Geheimdienste mit einer kodierten Warnung.
Nach einigen Umwegen durch West-Berlin kehrt Martin Rauch nach Ost-Berlin zurück. Nach einem Heimatbesuch erfährt er von den Plänen, dass die DDR von Rostock-Warnemünde aus mit einem als FDGB-Kreuzfahrtschiff („Rosa Luxemburg“, als reale Vorlage dient die Arkona) getarnten Transporter heikle Waren von bundesdeutschen Rüstungsunternehmen, Waffensysteme nach Südafrika verschiffen möchte. Dieser Plan wird durch einen Zwischenfall vereitelt. Am Ende finden sich Martin und Lenora jedoch in Kleinmachnow in der ostdeutschen Heimat wieder. Martin plant zunächst, mithilfe seiner Tante seinen Sohn zu entführen und gemeinsam mit ihr in den Westen zu fliehen, um sie dem Bundesnachrichtendienst auszuliefern. Nachdem sein Sohn ihn jedoch nicht wiedererkennt, ändert er seinen Plan, indem er zwei Schwestern zu ihrer in den Westen ausgelieferten Mutter in Begleitung seiner Tante Lenora ausliefert. Lenora wird daraufhin festgenommen.
Staffel 3
Martin Rauch, der inzwischen für Robotron in Berlin arbeitet, wird von Fritz angeheuert, um zu verhindern, dass weitere liberale Reformen von der DDR-Regierung verabschiedet werden. Seinen eigenen Plan verfolgend, gerät er in eine Kette von Ereignissen, die die Berliner Mauer zu Fall bringen. Anschließend bieten interessierte internationale Geheimdienste Martin die immer gleichen Optionen an: entweder eingesperrt, angeheuert oder getötet zu werden. Schließlich wird er von Brigitte Winkelmann und ihrem US-amerikanischen Kollegen Hector Valdez gezwungen, eine westdeutsche Terrorzelle zu infiltrieren. Schweppenstette wird von Markus Fuchs beauftragt, die Staatsbank der DDR vor feindlichen Übernahmen zu schützen, und bricht nach Frankfurt am Main auf, um dort in einer vorgetäuschten Ehe zu leben. Unterdessen wird Lenora aus einem West-Berliner Gefängnis von Rose Seithathi befreit und konfrontiert anschließend Fuchs. In der Folge begibt sie sich mit dem rumänischen Agenten Grigore ebenfalls nach Frankfurt. Fritz baut sein eigenes Geschäft mit der Vermarktung von Robotron-Computern auf. Schweppenstette arrangiert sich mit Beate und seinem neuen Eheleben in Frankfurt. Martin kommt, nachdem er von seinen Zielpersonen unter Drogeneinfluss gesetzt worden ist, in Frankfurt zu sich, mitten in den Vorbereitungen zu dem Attentat auf Alfred Herrhausen. Verzweifelt versucht er, die Zündung der Bombe zu verhindern, und begegnet dabei seiner Tante Lenora. Fuchs und Dietrich bereiten sich vor, der DDR für immer den Rücken zu kehren, und treffen sich mit Schweppenstette und Beate in Frankfurt, woraufhin sie durch Zufall bei Gesinnungsgenossen in Sorrent Unterschlupf finden. Martin und Nicole folgen Lenora, die mit Grigore in Rumänien Unterschlupf sucht. Schweppenstette setzt HVA-Methoden ein, um eine dogmatische Staatsbankerin auf seine Seite zu ziehen. Lenora bittet Fuchs in Sorrent, dem neuen Zuhause der HVA im Exil, um Hilfe. Fuchs versucht, eine friedliche Lösung zwischen seinen ehemaligen Agenten zu finden, doch Martin und Lenora haben andere Pläne. In der Klimax der Serienhandlung versucht Martin, Lenoras Attentatsversuch zu verhindern, Valdez und Brigitte versuchen mit Roses Hilfe, Lenora zu stoppen. Schweppenstette schließt unterdessen einen Deal auf der Leipziger Messe ab, während Fritz vermeintliche, von Fuchs und Dietrich angeheuerte Investoren gewinnt. Gegen Ende wird Martin von Valdez entführt und muss um sein Leben kämpfen.
Generalmajor der HVA. Er führt alle in der Bundesrepublik und in der NATO eingesetzten Agenten, Inoffiziellen Mitarbeiter und Führungsoffiziere der HVA. In Folge 1.08 wird enthüllt, dass er Martin Rauchs Vater ist
Buchhalterin in der HVA und mit der Devisenbeschaffung betraut, führt eine zunächst heimliche Beziehung mit Markus Fuchs, welche später öffentlich wird
Ärztin; Schwester von Thomas Posimski, führt zu Beginn des Jahres 1986 Medikamententests in der Deutschen Demokratischen Republik durch, wird nach Zweifeln an den Tests entlassen und möchte flüchten. Der Fluchtversuch mit ihrer Familie in einem umgebauten VW Transporter scheitert und sie wird inhaftiert. Durch einen Tausch wird sie ohne ihre beiden Töchter und ihren Mann entlassen. Ihre Kinder werden später von Martin Rauch und Annett Schneider entführt und zu ihr nach West-Berlin gebracht.
Generalmajor in der Bundeswehr; Edel arbeitet eng mit den US-Amerikanern bei der Stationierung der Pershing-II-Raketen in der Bundesrepublik zusammen; wurde nach den Ereignissen im Herbst 1983 in der Folge 1.08, bei dem Versuch, den Selbstmord seines Sohnes Alexander Edel zu verhindern, angeschossen und ist seitdem von der Hüfte abwärts gelähmt.
Tochter von Generalmajor Edel. Sie lehnt jede Form von Gewalt ab und ist eine Sannyasin. Tritt als Background-Sängerin von Udo Lindenberg in Ost-Berlin auf.
Sekretärin und ehemalige Geliebte des NATO-Chefanalysten Henrik Mayer sowie kurzfristige Geliebte von Martin Rauch. Sie stirbt in Folge 1.04 an einem von Tischbier vorsätzlich herbeigeführten Autounfall.
Roger Drew, Ed Dyson, Lily Idov, Michael Idov & Jörg Winger
25
7
Phase Zwei
25. Sep. 2020
Soleen Yusef & Randa Chahoud
Steve Bailie & Jörg Winger
26
8
The End Of History
25. Sep. 2020
Soleen Yusef & Randa Chahoud
Steve Bailie & Jörg Winger
Produktion
Über die Koproduktionsgesellschaft Fremantle Media International kam der Kontakt zu SundanceTV zustande, die nach der französischen Serie Les Revenants mit Deutschland83 ihre zweite nicht-englischsprachige Serie aus Europa einkaufte. Der dortige Erfolg der Serie wird als weiterer Türöffner für weitere Serieneinkäufe aus Europa gesehen. Auf den Internationalen Filmfestspielen Berlin 2015 (Berlinale 2015), die sich in diesem Jahr mit dem Fernsehmarkt auch dem TV-Geschäft öffnete, lief eine Vorversion, die vom Fachpublikum mit großem Interesse angenommen wurde.[15][16]
Die beiden Showrunner Jörg Winger und Anna Winger sind verheiratet. Er ist ausführender Produzent seitens UFA Fiction und Anna Winger, die die Idee zur Serie hatte, ist leitende Autorin. Laut Jörg Winger war die Erfahrung aus der Serienproduktion von SOKO Leipzig eine gute Vorbereitung auf die umfassende Arbeit des Showrunners bei Deutschland 83.[15] Auch bei der Arbeit am Drehbuch hinsichtlich figurenzentrierter Plotentwicklung und horizontaler Dramaturgie beeinflusste neben der inspirierenden dänischen Serie Borgen die Arbeit an der langlaufenden ZDF-Krimiserie.[17]
Der Vorspann für die internationale Version der Serie wurde von der Titeldesignerin Saskia Marka gestaltet.[18]
Neben der US-Lizenz für SundanceTV und Hulu wurde die Serie auch an Sender in Kanada, Russland und Australien verkauft. In Europa kauften mehrere Länder die Senderechte, u. a. Channel 4 für das Vereinigte Königreich.[15] Im Oktober 2016 teilte Fremantle Media mit, dass die Serie bis dato an 38 TV-Sender und Videoplattformen weltweit verkauft worden sei.[7]
Alle drei Staffeln sind auch auf DVD und auf Blu-ray im Handel erhältlich.
Geschichtliche Hintergründe
Die Figur des Spions „Kolibri“ ist angelehnt an den DDR-Agenten Rainer Rupp (Deckname „Topas“) bei der NATO. Rupp wurde jedoch nicht aus der DDR eingeschleust, sondern als Student aus der 68er-Bewegung im Westen rekrutiert.[19]
Rupp behauptet, im Zusammenhang mit der NATO-Übung „Able Archer 83“ seine Führungsoffiziere in der DDR davon überzeugt zu haben, dass die USA keinen Überfall auf die Sowjetunion planten (siehe RJaN).[19]
Das President’s Foreign Intelligence Advisory Board (PFIAB) kam 1990 zum Ergebnis, dass die USA während „Able Archer 83“ im Herbst 1983 unbeabsichtigt beinahe einen Krieg provoziert hätten.[19]
Die Friedensbewegung in Westeuropa, den USA, aber auch etwa in der DDR, dort aber staatlicherseits selbst in friedlichster Ausprägung repressiv unterdrückt, protestierte seit 1979 gegen den NATO-Doppelbeschluss; die internationale Stimmung zwischen Ost und West war extrem aufgeheizt, es herrschte Kalter Krieg,[20] über vier Millionen Menschen unterzeichneten 1980–1983 den Krefelder Appell gegen die Stationierung amerikanischer Mittelstrecken-Atomwaffen in Europa.
Martin Rauch beginnt als sogenannter „Romeo“ eine Beziehung mit einer NATO-Sekretärin. Die DDR-Auslandsspionage bediente sich häufig dieser Methode.
Die Episodentitel sind an Namen von Großübungen bzw. Manövern angelehnt.
Produzent Jörg Winger leistete in den 1980er Jahren seinen Wehrdienst bei einer westdeutschen Fernmeldekompanie; zu Weihnachten wurde er aus dem Osten mit der Nachricht „Frohe Weihnachten Jörg“ angefunkt, was seinen Verdacht begründete, in seiner Einheit gäbe es einen Ostspion. Diese Erinnerung war die Inspiration für das Drehbuch.
In der Serie gibt es mehrere Fehler bzw. Anachronismen. So sagt ein Sprecher im Radio, dass die Bevölkerung sich mit Hinweisen an die Bundespolizei wenden solle. Diese hieß vor 2005 jedoch Bundesgrenzschutz, sachlich zuständig war und ist allerdings das Bundeskriminalamt. Außerdem wird eine Erklärung der Bundesregierung zum „Antikriegstag“ zitiert. Dieser Begriff wurde aber von der Friedensbewegung und nicht von der Bundesregierung verwendet. Auf der anderen Seite spricht Schweppenstette vom „Mauerbau“, was jedoch in der DDR unvorstellbar gewesen wäre – dort sprachen offizielle Stellen und Medien ausschließlich vom „(Antifaschistischen) Schutzwall“ – im Januar 1989 gebrauchte allerdings Erich Honecker selbst den Ausdruck „die Mauer“. Zum Einbruch in ein Zimmer verwendet der Hauptcharakter eine Säge mit der Aufschrift „Made in Germany“. Solch eine Aufschrift existierte damals nicht, sondern lediglich „Made in West Germany“. In der ersten Staffel ist Martins Handicap für den auszufüllenden Posten im Westen, dass er nicht Klavier spielen kann – ein Grund, ihm die Finger zu brechen. Sein Vorgesetzter Edel bedauert daraufhin, dass er ihm nichts vorspielen kann. Als er später dann keinen Verband mehr trägt, erfolgt natürlich keine Aufforderung zum Klavierspiel mehr. Ab Staffel 2 spielt Martin schließlich Klavier, was er in Angola gelernt hat.
Rezeption
Einschaltquoten
Die Serie startete in Deutschland mit mäßigen Einschaltquoten. Nach einer umfassenden Marketingkampagne von RTL und viel Kritikerlob fiel der Serienstart damit ernüchternd aus. Die erste Folge kam mit 3,19 Millionen Zuschauern auf einen Marktanteil von 9,9 %, die direkt im Anschluss gezeigte Folge auf 9,0 % mit 2,86 Millionen Zuschauern. In der für RTL relevanten Altersgruppe der 14- bis 49-Jährigen konnten die ersten beiden Folgen mit 15,7 % Marktanteil (1,74 Millionen Zuschauer) und 14,1 % (1,60 Millionen) besser abschneiden.[21] Allerdings sanken im Verlauf der ersten Staffel die Einschaltquoten und Marktanteile. So sahen die vorletzte Folge lediglich 1,72 Millionen Zuschauer (5,6 % Marktanteil), die letzte verfolgten 1,63 Millionen (5,3 %). Auch in der sogenannten „werberelevanten Zielgruppe“ konnte Deutschland 83 in den letzten beiden Folgen mit 9,0 bzw. 8,1 % nicht überzeugen.[14]
In Großbritannien stellte die erste Folge einen neuen Rekord für fremdsprachige Serien auf: mit 2,5 Millionen Zuschauern wurde der vorherige, von The Returned seit 2013 gehaltene Bestwert übertroffen.[22]
Fortsetzung der Serie
Der US-Sender SundanceTV äußerte Interesse an einer Fortsetzung.[23] RTL gab die Arbeit an Drehbüchern für eine zweite Staffel unter dem Titel Deutschland 86 in Auftrag. Ufa-Chef Wolf Bauer wies auf die internationalen Erfolge und Lizenzverkäufe hin, die neben der Einschaltquote in Deutschland für eine zweite Staffel sprächen.
2016 kündigte Amazon an, die Serie weiterzuführen. Im Sommer 2017 begannen unter Regisseur Florian Cossen Dreharbeiten in Südafrika für Szenen, die in Angola und Libyen spielen sollen. Regisseur Arne Feldhusen begann im Oktober 2017 mit Dreharbeiten in Berlin. Am 19. Oktober 2018 wurde die zweite Staffel Deutschland 86 bei Amazon Prime veröffentlicht.
Rezeption
Die Fernsehserie Deutschland 83 hatte ihre Premiere mit den ersten beiden Episoden auf der Berlinale 2015, wonach die Kritiker, auch von der New York Times, viel Lob für die Serie fanden.
Das Branchenportal Serienjunkies.de vergab für die Auftaktepisode die Wertung von 4,5 von 5 Sternen. Deutschland 83 sei clever, modern und spannend erzählt. Die Serie habe einen starken fortlaufenden Bogen und viele Bälle drumherum, mit denen sie jongliere. Als Beispiel nannte Christian Junklewitz die Frage, „wie es Martin und seine Freundin mit der Treue halten werden“. Die Serie sei „komplex, ohne dabei aber auf Teufel komm raus düster zu sein“.[24]
Claudia Voigt schrieb im Spiegel, die Serie nehme sich viel Zeit, „um Produkte, Musik und Phänomene der frühen Achtzigerjahre mit Leichtigkeit und Ironie in die Handlung zu integrieren“ – von der Bhagwan-Bewegung bis zur Floppy-Disk. Man könne dies abgedroschen finden, doch „für alle, die damals jung waren, die Generation der Babyboomer, ist die Serie eine Zeitreise in die eigenen Erinnerungen“.[25]
Als „tolle neue Serie“ bezeichnete Meike Laaff bei taz online die Produktion, kritisierte jedoch, dass der ausstrahlende Sender sie mit einer Dokumentation garniere. Es schlage ins Peinliche um, „wenn Inka Bause den 1983 noch nicht einmal geborenen Jonas Nay zu seiner Liebe zu 80er-Jahre Musik interviewt, Nena nochmal die 99-Luftballons-Story aufwärmen lässt und eine Aerobic-Lehrerin zum damaligen Trend befragt“.[26]
„Verkaufstechnisch“ sei die Serie geschickt entworfen, meinte Matthias Dell im Freitag. Sie verpasse jedoch das epische Erzählen, nehme die Regeln des Genres nicht ernst, „oder schlimmer, sie kennt diese Regeln gar nicht“.[27]
Die ganz große Stärke von Deutschland83 sei die „Leichtigkeit, mit der Anna Winger ihre frei erfundene Geschichte auf die Folie der deutsch-deutschen Geschichte gepinselt“ habe, schrieb Katharina Riehl in der Online-Ausgabe der Süddeutschen Zeitung. Die historische Folie sei nicht ganz unkompliziert, trotzdem sei die Story „immer orientiert an ihrem Zielpublikum bei RTL“.[28]
Von der Last der Vorschusslorbeeren schrieb Jochen Hieber in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Die Serie biete zwar viel Schauspielerschweiß, jede Menge Gewissensmalaisen und sei bisweilen unterhaltsam. Doch übernehme sie sich „permanent in Sachen innerer Evidenz, beim psychologischen Plausibilisieren des handelnden Personals und beim Beglaubigen des Plots“.[29]
In den USA, wo die Erstausstrahlung der Serie stattfand, wurde die Serie von den Kritikern sehr wohlwollend aufgenommen. Die Seite Metacritic ermittelte aus 11 Kritiken eine Durchschnittsbewertung von 79/100. Auch Rotten Tomatoes bestätigt dieses positive Bild. Danach beschrieben alle 30 Kritiken die Serie positiv, im Durchschnitt mit einer Bewertung von 8,1/10. Als Konsens der Kritiken wird dort festgehalten, die Serie sei ein fesselndes Drama mit lustigem 80er Soundtrack, Deutschland 83 erzählt eine starke Spionagegeschichte, die den Zuschauer ungemütlich nah an den Eisernen Vorhang bringt.
Andrew Collins bezeichnete im Guardian die erste Staffel als „ernsthaften Thriller, vorangetrieben von Gefahr und schrägem Humor“, „abgefahrene Übung in Pop-Nostalgie, die durch tatsächliche Ereignisse untermauert wird“ und als „fast perfekt“.[30]
Der Vorspann für Deutschland 83[31] von Saskia Marka wurde von der US-amerikanischen Website Vulture.com mit zu den zehn besten Vorspännen des Jahres 2015 („The 10 Best TV Opening Credits of 2015“) gekürt.[32]
Deutschland 83 (RTL) bzw. Anna Winger (Idee), Jörg Winger (Produktion), Edward Berger (Regie), Samira Radsi (Regie), Lars Lange (Szenenbild), Reinhold Heil (Komposition und Musikarrangement) und Jonas Nay (Darstellung)
↑Karl-Wilhelm Gellissen: Der Krefelder Appell (Memento vom 20. November 2012 im Internet Archive). In: Die Heimat. Band 77, 2006, S. 161. Umfassende bebilderte Dokumentation (PDF-Datei; 235 kB), abgerufen am 28. Dezember 2016.