Die Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften für verschiedene Disziplinen der Leichtathletik werden jährlich ausgetragen. In jeder Disziplin wird in der Männer- und in der Frauenklasse ein Deutscher Meister gekürt.
In den meisten Disziplinen werden die Wettkämpfe bei einer Hauptveranstaltung, die sich über ein Wochenende erstreckt, ausgetragen. Davon ausgenommen sind die Disziplinen Sieben- und Zehnkampf, der 10.000-Meter-Lauf, die Langstaffeln, die Straßen- und Crossläufe, die Wettbewerbe im Gehen sowie ab 2019 die vom Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) ins Programm aufgenommenen Ultraläufe, die gesondert ausgetragen werden.
Die ersten deutschen Leichtathletik-Meisterschaften fanden 1898 in Hamburg statt. Sie bestanden aus drei Laufdisziplinen (100, 200 und 1500 Meter), die an zwei Tagen im Abstand von drei Wochen ausgetragen wurden. In den nächsten Jahren erweiterte sich zwar allmählich das Wettkampfprogramm, jedoch blieb es zunächst bei der Aufspaltung der Meisterschaften auf mehrere Termine und Orte. 1906 gab es die ersten Meisterschaften an einem Ort und einem Termin. Dies blieb bis heute weitgehend erhalten. Allerdings gab und gibt es immer wieder Auslagerungen von Teilwettbewerben aus organisatorischen oder zeitlichen Gründen, da die Meisterschaften in der Regel nur an einem Wochenende stattfinden. Schon immer ausgelagert war der erstmals 1913 ausgetragene Wald- oder Crosslauf, da dieser nicht in einem Stadion durchgeführt werden kann. Ebenso ist es mit dem Berglauf, der aber erst ab 1985 zum Wettkampfprogramm des DLV gehört. Auch die Wettbewerbe in den Mehrkämpfen sind meist ausgelagert, um so den Athleten auch den Start bei Einzeldisziplinen zu ermöglichen. Dies führte aber in den letzten Jahren dazu, dass die besten deutschen Mehrkämpfer oft nicht an den deutschen Mehrkampfmeisterschaften teilnehmen, weil diese zeitlich zu nah an Europa- oder Weltmeisterschaften, bzw. Olympischen Spielen lagen. Die auf der Straße ausgetragenen Wettbewerbe der Läufer und Geher werden ebenfalls meist nicht im Rahmen der deutschen Meisterschaften veranstaltet.
Frauen nahmen erstmals 1920 an den deutschen Meisterschaften teil, wenn auch zuerst nur mit vier Disziplinen (100 Meter, 4-mal-100-Meter-Staffel, Weitsprung und Kugelstoßen). Zwischen 1925 und 1933 wurden ihre Wettbewerbe getrennt von den Männern durchgeführt.
Die deutschen Leichtathletik-Meisterschaften fielen nur in drei Jahren aus: Im Jahr 1914, als gleichzeitig die Mobilmachung für den Ersten Weltkrieg lief, im letzten Kriegsjahr des Zweiten Weltkriegs 1944 und unmittelbar nach Kriegsende 1945. Die Meisterschaften des Jahres 1946 fanden in stark reduziertem Rahmen statt, bei denen des Jahres 1947 handelte es sich um Meisterschaften der drei westlichen Besatzungszonen. Während der deutschen Teilung fanden in der DDR von 1948 bis 1990 eigene Meisterschaften statt.
Seit den ersten Meisterschaften 1898, die in nur drei Disziplinen ausgetragen wurde, hat sich die Zahl der Disziplinen bis heute stark erhöht. Allerdings ist das Wettkampfprogramm nicht nur von weiteren Ergänzungen geprägt. Es gab und gibt Disziplinen der Leichtathletik, die nur für einige Jahre in das Wettkampfprogramm aufgenommen wurden, z. B. der Schleuderballwurf oder der Hürdensprint über 200 Meter. Auch der lange Jahre zusätzlich zum Zehnkampf ausgetragene Fünfkampf der Männer gehört dazu. Bei anderen Disziplinen wurden die Distanzen verändert, so z. B. bei der längsten Bahnlaufstrecke, die ab 1919 von 7500 Meter auf 10.000 Meter verlängert wurde. Wieder andere Disziplinen waren bis heute noch nie Teil des Meisterschaftsprogramms, z. B. der Stundenlauf oder die olympische Staffel. Die Nichtberücksichtigung bei den deutschen Meisterschaften führt meist dazu, dass auch bei anderen Sportfesten oder regionalen Meisterschaften diese Disziplinen nicht oder nur sehr selten angeboten werden, selbst wenn darin Rekordlisten geführt werden.
Das jeweils ausgetragene Wettkampfprogramm findet sich im Artikel über die Meisterschaften des entsprechenden Jahres.
Mannschaftswertungen und Mannschaftsmeisterschaften
In einigen Disziplinen (z. B. Crosslauf, Marathonlauf, Mehrkämpfe) werden zusätzlich zum Meistertitel in der jeweiligen Einzeldisziplin auch Meistertitel in der Mannschaftswertung verliehen. Dabei werden die Ergebnisse der drei besten Athleten eines Vereins addiert.
Seit 1934 werden auch Mannschaftsmeisterschaften (heute Team-DM genannt) ausgetragen. Dabei handelt es sich um einen Mehrkampf, bei dem die unterschiedlichen Disziplinen von jeweils anderen Athleten desselben Vereins bestritten werden. Mit einer Punktewertung wird die beste Mannschaft ermittelt. Da sich viele Leichtathletikvereine auf einige Disziplinbereiche spezialisierten und zudem viele Spitzenathleten den Start als weitgehend überflüssige Belastung empfinden, ist die Teilnehmerzahl stark zurückgegangen. Das hat mit dazu geführt, dass dieser Wettbewerb trotz einiger Veränderungen (z. B. gemeinsame Wertung von Frauen und Männern eines Vereins) weitestgehend aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit verschwunden ist. Im Schüler- und Jugendbereich auf Ebene der Landesverbände erfreuen sich diese Meisterschaften – als DJMM (= Deutsche Jugend-Mannschaftsmeisterschaft) bezeichnet – jedoch nach wie vor hoher Teilnehmerzahlen.
Teilnahmebedingungen
In den meisten Disziplinen wird einige Monate vorher eine Mindestleistung als Qualifikationsnorm festgelegt. Diese Bedingung entfällt bei den meisten Straßenläufen, da dort hohe Teilnehmerzahlen kein Hindernis für die Auswertung darstellen. Auf Antrag kann der DLV trotz nicht erbrachter Qualifikationsleistung den Start zulassen. Dies geschieht beispielsweise bei Spitzenathleten der letzten Jahre, die aufgrund von Krankheit oder anderen Gründen keine Möglichkeit hatten, die Norm zu erfüllen.
Teilnahmeberechtigt sind alle deutschen Leichtathleten, die Mitglied eines dem DLV angeschlossenen Sportvereins sind. Im November 2016 verkündete der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV), obwohl schon im Sommer beschlossen, dass ab 2017 Ausländer ohne deutsche Staatsbürgerschaft nicht mehr an Deutschen Meisterschaften teilnehmen dürfen.[2][3]
Laut DLV-Präsident Clemens Prokop soll die Regelungsänderung in erster Linie bezwecken „sicherzustellen, dass die deutschen Meisterschaften zur Ermittlung des besten deutschen Staatsangehörigen dienen“, und es wird neben der Deutschen Meisterschaft kein Wettbewerb betroffen sein.[2] Der DLV begründete die Regeländerung auch damit, den Missstand beseitigt zu haben, dass sich etwa (finanzstarke) Vereine einen regelwidrigen Vorteil durch aus dem Ausland kurzfristig eingekaufte Athleten verschafften, bei denen das Eintrittsdatum in den Verein vordatiert war, um die vorgeschriebene einjährige Mitgliedschaft vorzutäuschen, oder erhebliche Zweifel am Alter von Athleten nicht überprüft werden konnten.[2][3]
Da die Aufnahme in die DLV-Bestenlisten an das DM-Teilnahmerecht gekoppelt ist, werden nun Sportler, die zwar eine Startlizenz für einen DLV-Verein haben, aber keine deutsche Staatsbürgerschaft, unter der Fußnote „kein Teilnahmerecht an DM“ in der jeweiligen Bestenliste geführt.[3] In den Landes-Bestenlisten werden sie weiterhin geführt, wenn sie das Teilnahmerecht an Landesmeisterschaften haben. Staffeln und Mannschaftswertungen (Straßenwettbewerbe, Mehrkampf), in denen ein nicht an Deutschen Meisterschaften teilnahmeberechtigter Athlet eingesetzt bzw. gewertet wurde, werden ebenfalls nur als Fußnote zur DLV-Bestenliste gesetzt bzw. haben in dieser Besetzung nicht die Qualifikationsnorm für die DM erreicht.[3]
Klaus Amrhein: Biographisches Handbuch zur Geschichte der Deutschen Leichtathletik 1898–2005. 2 Bände. Darmstadt 2005 publiziert über Deutsche Leichtathletik Promotion- und Projektgesellschaft.
↑Athletik. In: Hamburger Nachrichten. 24. September 1900, S. 5
↑Athletik. In: Hamburger Nachrichten. Zweite Beilage, Abendausgabe, 24. September 1901, S. 21
↑Athletik. In: Neue Hamburger Zeitung. 1. September 1902, S. 10
↑Sport-Nachrichten. Athletik. In: Hamburger Nachrichten. 2. September 1902, Abend-Ausgabe, S. [14–15]
↑Sport-Nachrichten. (Athletischer Sport). In: Hamburgischer Correspondent und neue hamburgische Börsen-Halle. 12. August 1908, Beilage, Abendausgabe, S. 4 [30]
↑Sport-Nachrichten. (Athletischer Sport). In: Hamburgischer Correspondent und neue hamburgische Börsen-Halle. 26. August 1910, Beilage, Abendausgabe, S. 4 [30]