Die DRF Luftrettung (vormals Deutsche Rettungsflugwacht e. V.) mit Sitz in Filderstadt ist Teil des deutschen Rettungsdienstes auf dem Gebiet der Luftrettung. In Deutschland ist sie nach der ADAC Luftrettung der zweitgrößte nicht kommerzielle Luftrettungsdienst.
Durch den Unfalltod des Jungen Björn Steiger am 3. Mai 1969 wurde eine Verfügbarkeitslücke in der schnellen medizinischen Soforthilfe offenbar. Seine Eltern, Ute und Siegfried Steiger, gründeten daraufhin die Rettungsdienst-Stiftung Björn Steiger e. V. (heute Björn Steiger Stiftung).
Nach Vorträgen bei den einzelnen Polizeidienststellen im Einsatzradius um Mainz startete Ina von Koenig in Kooperation mit dem Deutschen Roten Kreuz (Generalsekretariat Bonn) und unter der medizinischen Leitung von Rudolf Frey (Universität Mainz) den ersten Pilotversuch, mit einem voll ausgerüsteten Rettungshubschrauber vom Typ Alouette III, der erstmals zusammenhängend über sechs Wochen durchgeführt wurde. Nach einem weiteren Versuch im August 1971 in Stuttgart wurde auf Initiative und Einladung von Ina von Koenig[2] die „Deutsche Rettungsflugwacht German Air-Rescue e. V. (abgekürzt DRF)“[3] gegründet. Am 19. März 1973 kam es zum ersten Rettungseinsatz des in Stuttgart stationierten Hubschraubers der DRF.
Im Jahr 1999 erschütterte ein durch den Spiegel aufgedeckter Skandal sowohl DRF als auch Björn Steiger Stiftung.[4]
2001 wurde mit der ARA Flugrettung eine Tochtergesellschaft für Stationen in Österreich gegründet.[5]
Nach ihrer Umorganisierung 2008 heißt die Organisation heute DRF Luftrettung.[6] Sie besteht aus einem Förderverein, dessen Präsident Rudolf Böhmler ist, und einer Stiftung, die beide gemeinnützig sind. Zusammen betreiben sie die DRF Stiftung Luftrettung gemeinnützige Aktiengesellschaft, die den Betrieb der Rettungsstationen mit deren Hubschraubern durchführt.
Zum 1. Januar 2015 wurde die bisherige Tochtergesellschaft HSD Luftrettung gemeinnützige GmbH in die DRF Stiftung Luftrettung gemeinnützige AG eingebunden und aufgelöst.[7]
Am 15. September 2016 gab die DRF Luftrettung bekannt, dass die bis dahin bestehende Tochtergesellschaft HDM Luftrettung gemeinnützige GmbH rückwirkend zum 1. Januar 2016 in die DRF Stiftung Luftrettung gemeinnützige AG eingegliedert wurde. Damit gingen alle Stationen der HDM Luftrettung an die DRF über und werden auch von ihr betrieben.[8]
Im Dezember 2017 wurde von der DRF Luftrettung, der ARA Flugrettung und der Schweizer Alpine Air Ambulance AG (AAA) die AP³ Luftrettung als gemeinsame Gesellschaft gegründet. Sie betreibt eine Station in Liechtenstein.
Am 23. Januar 2018 kam es zu einem Unglück mit einem Rettungshubschrauber der DRF, nachdem dieser vom Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden aus zu einem Übungsflug gestartet war. Nahe Oberhausen-Rheinhausen (Landkreis Karlsruhe) stieß der Hubschrauber in der Luft mit einem Kleinflugzeug aus ungeklärter Ursache zusammen. Bei dem Unglück gab es vier Tote, in den beiden Luftfahrzeugen befanden sich jeweils zwei Personen. Das Kleinflugzeug kam aus Basel und war unterwegs nach Speyer.[9]
Im April 2019 hat die DRF Luftrettung rückwirkend zum 1. Januar 2019 die Gesellschafteranteile der Northern HeliCopter GmbH (NHC) in Emden von der AG Ems zu 100 % übernommen.[10]
Anfang Oktober 2022 wurde bekannt gegeben, dass die DRF Luftrettung über ihr Tochterunternehmen Northern HeliCopter den Werftbetrieb in Sande und den Seelotsenversatz sowie zwei Hubschrauber vom Typ Airbus Helicopters H145 D-2 der insolventen Wiking Helikopter Service GmbH übernimmt.[11]
Im Jahr 2022 leistete die DRF Luftrettung insgesamt 39.308 Einsätze.[12]
Aufgaben
Das Unternehmen verpflichtet sich seit seiner Gründung am 6. September 1972[13] der schnellen Hilfe von Notfallpatienten. In den Anfängen betrieb die DRF Luftrettung in Deutschland zunächst nur Luftrettung mit Rettungshubschraubern. Seit den 1980er Jahren stellt sie zudem mehrere Intensivtransporthubschrauber, wie z. B. in München, Nürnberg, Regensburg, Halle, Hannover, Berlin, Stuttgart, Mannheim, Freiburg, Dortmund, Bremen, Bad Berka, die zum Teil auch nachts einsatzbereit sind. Insgesamt fliegen Hubschrauber an 35 Stationen in Deutschland, Österreich und Liechtenstein.
Außerdem werden mit Ambulanzflugzeugen Rückholungsflüge aus dem Ausland durchgeführt. Diese Leistung wird den Fördermitgliedern des DRF e. V. gewährt, die für ihre Mitgliedschaft jährliche Beiträge leisten und im Rahmen dieser Fördermitgliedschaft entsprechend versichert sind. Auch Urlauber, Geschäftsleute und andere können diese Leistung gegen entsprechende Bezahlung in Anspruch nehmen. Koordiniert werden die Einsätze von der DRF-eigenen Einsatzzentrale, die am Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden beheimatet ist.[14][15]
Tag der Luftretter
Der Tag der Luftretter[16] fand erstmals am 19. März 2020 statt. Er wurde von der DRF Luftrettung ins Leben gerufen, um über die Arbeit der Luftretter aufzuklären und zu informieren.
Der jährlich stattfindende Aktionstag soll Fragen rund um den Alltag, den Ablauf von Einsätzen und zu Erlebnissen der Luftretter beantworten und Interessierten einen Blick hinter die Kulissen gewähren. Aufgrund der Maßnahmen zur Bewältigung der COVID-19-Pandemie fand er im ersten Jahr ausschließlich online auf den Social-Media-Kanälen statt: mit Videos, Storys und Interviews von und mit den Crewmitgliedern der einzelnen Stationen.
Ausstattung
Es gibt über 60 Hubschrauber im In- und Ausland, die in den Farben Rot und Weiß gehalten sind.
Zum Einsatz kommen Hubschrauber der Typen H145 D-2 / H145 D-3, EC 135 / H135. Die Hubschrauber des Musters Bell 412 wurden Ende 2015 ausgemustert. Die DRF Luftrettung übernahm 2014 als weltweit erster Betreiber eine Maschine des Types Airbus Helicopters H145 die an der Station in München in Betrieb ging. Im Jahr 2020 übernahm die DRF Luftrettung die erste von vier auf fünf Rotorblätter umgerüstete Maschine.[17] Im Laufe des Jahres 2021 kamen noch fünf fabriksneue H145 D-3 dazu. Des Weiteren wurde u. a. die D-HDSL von den Technikern der DRF Luftrettung selbständig von vier auf fünf Rotorblätter umgerüstet.[18] Seit 2022 werden jährlich weitere H145 D-3 an die DRF Luftrettung geliefert. Die Umstellung der BK117 sowie der EC145 Flotte auf H145 ist zwischenzeitlich abgeschlossen.[19]
Für weltweite Repatriierungen von erkrankten und verletzten Personen werden außerdem zwei Flugzeuge des Typs Learjet 35A und eine Cessna Citation Sovereign+ eingesetzt. Die Maschinen wurden hierfür speziell umgebaut und mit intensivmedizinischer Ausstattung aufgerüstet. Beide Jets sind am Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden stationiert. Weiterhin befindet sich am Flughafen das Operations-Center, von dem aus die Ambulanzflüge koordiniert sowie die Hubschrauberflotte überwacht wird. Ebenfalls befindet sich in unmittelbarer Nähe die 2013 eröffnete Hubschrauberwerft, in der an elf Helikoptern gleichzeitig Wartungsarbeiten durchgeführt werden können.
Stationen
Standorte Primäreinsatz, Sekundäreinsatz, Dual Use, Mehrere Rot: DRF Luftrettung, Blau: Northern HeliCopter, Grün: ARA Flugrettung, Violett: AP³ Luftrettung
Einsatz: Das Magazin der Deutschen Rettungsflugwacht e. V. Deutsche Rettungsflugwacht e. V., Filderstadt. Erscheinungsdatum 1979–2006. ISSN0172-3766, DNB013347322.
Peter Dürner (Red.): 10 Jahre Deutsche Rettungsflugwacht e. V., Deutsche Zentrale für Luftrettung. (= Schriftenreihe der Deutschen Rettungsflugwacht e. V. Band 3). Filderstadt (Bernhausen) 1982, DNB890341710.
Hans-Ulrich Suckert, Marco Quinzio: Luftrettung in Deutschland. Medizin, Technologie und Menschlichkeit – im Einsatz für das Leben. Hrsg. Deutsche Rettungsflugwacht e. V., German Air Rescue, Deutsche Zentrale für Luftrettung (Filderstadt). W. Wolfsfellner MedizinVerlag, München 1996, ISBN 3-9802271-5-4.
Stefan Hans Bosch: Analyse und Evaluierung der Primäreinsätze des Rettungshubschraubers „Christoph 41“ bei chirurgischen, internistischen und neurologischen Notfällen. (= Schriftenreihe der Deutschen Rettungsflugwacht e. V. Band 6). Wolfsfellner MedizinVerlag, München 1996, ISBN 3-9802271-4-6.
Winfried Mönch: Von vorgestern nach übermorgen. 25 Jahre Deutsche Rettungsflugwacht e. V. Hrsg. Deutsche Rettungsflugwacht e. V. DRF. Filderstadt 1998, DNB955780306.
Winfried Mönch: Bibliographie zur Geschichte der Rettungsdienst-Stiftung Björn Steiger e. V. und der Deutschen Rettungsflugwacht e. V. (DRF). 1969 bis 1999. Björn-Steiger-Stiftung, Winnenden 1999, DNB958591296.
Tassilo Schumacher: Medizinisches Wörterbuch für den Rettungsdienst, Notfallmedizin, Auslandsrückholdienst, englisch-deutsch / deutsch-englisch. (= DRF-Schriftenreihe. Band 7). Deutsche Rettungsflugwacht e. V., Filderstadt 2000, DNB95886277X.
Rescue: Magazin für weltweites Notfall-Management und europäische Luftrettung. Deutsche Rettungsflugwacht e. V., Filderstadt, Erscheinungsdatum 2002–2004, DNB023722924.