Die Gesamtmächtigkeit der Cutler-Formation erreicht im Paradox-Becken 3700 Meter.
Die Cutler-Formation besitzt keine Typlokalität. Sie wurde 1905 von ihren Erstbeschreibern Cross und Howe nach dem Cutler Creek benannt, der etwa 6 Kilometer nördlich von Ouray in den Uncompahgre River fließt. In einer Überarbeitung der Untersuchungsergebnisse von Cross und Howe unterteilten Baker und Reeside im Jahr 1929 die Formation folgendermaßen:
White Rim Sandstone Member
Organ Rock Tongue
Cedar Mesa Sandstone
Halgaito Tongue an der Basis
Im Jahr 1946 kartierten Wood und Northrop die Formation und legten ihre geographische Ausdehnung fest. Wengerd und Matheny erhoben 1958 die Formation zu einer Gruppe, dies wird jedoch vom USGS nicht anerkannt (Stand 2005).
Verbreitung
Die Cutler-Formation tritt in folgenden Sedimentationsräumen auf:
Die unterpermischen Rotsedimente der Cutler-Formation sind eine direkte Folgeerscheinung fortgesetzter tektonischer Unruhen, die im Oberkarbon zur Kollision Laurasias mit Gondwana geführt hatten. Ergebnis war letztendlich das Entstehen des Superkontinents Gondwana. An der Süd- und Ostseite Nordamerikas bildete sich während der Ouachita-Gebirgsbildung das Ouachita-Marathon-Orogen heraus, die kontinentwärts gerichteten Überschiebungsbewegungen dauerten bis ins Unterperm an. Die Subduktion am Westrand Nordamerikas setzte sich währenddessen weiter fort, so dass der Ablagerungsraum der Cutler-Formation beidseitig schweren tektonischen Spannungen ausgesetzt war. Die kontinentale Kruste reagierte spröde und zerbrach in mehrere Großschollen. Es entstanden die Ancestral Rocky Mountains, eine Reihe von herausgehobenen Grundgebirgsblöcken mit dazwischenliegenden Becken und Trögen (siehe die oben erwähnten Sedimentationsräume). Die tektonischen Bewegungen gingen gleichzeitig mit einem generellen Meeresspiegelanstieg einher, der zur Absaroka-Transgression führte.
Zum Zeitpunkt der Ablagerung der Cutler-Formation war der Höhepunkt der Transgression bereits wieder überschritten, marine Sedimente wurden jetzt von kontinentalen Schwemmfächersedimenten abgelöst. Hauptliefergebiet der Cutler-Sedimente war der so genannte Uncompahgre Uplift, der allmählich den Block der Uncompahgre Mountains herausgehoben hatte. Am Südwestrand der Uncompahgre Mountains entstand das Paradox-Becken, das den Abtragungsschutt des sich heraushebenden Grundgebirgsblocks aufnahm – es bildete sich die Cutler-Formation.
Sedimentäre Entwicklung
Die Cutler-Formation erlangt ihre höchste Mächtigkeit im Paradox-Becken – 3700 Meter bei Moab. In unmittelbarer Nähe der Uncompahgre Mountains sind die Sedimente rotgefärbte, eisenhaltige (Hämatit-führende), grobkörnige Arkosen und polymikte Konglomerate, die unter semiariden bis aridenpaläoklimatischen Bedingungen gebildet wurden. Mit zunehmender Entfernung vom Liefergebiet verlieren sie an Korngröße, um schließlich als feinkörnige Sandsteine, Siltsteine und Tonsteine in damaliger Küstennähe südwestlich ihres Ursprunggebietes abgelagert zu werden. Es sind diese feinkörnigeren, distaleren Sedimente, die eine Unterteilung der Cutler-Formation in ihre einzelnen Member ermöglichen, in unmittelbarer Nähe der Uncompahgre Mountains ist dies nicht der Fall, hier bleibt die Formation ungegliedert.
Dennoch lassen sich auch in den ungegliederten Schwemmfächersedimenten bis zu drei Großzyklen ausscheiden, welche das pulsartig erfolgende Herausheben der Uncompahgre Mountains widerspiegeln. So werden in New Mexico die El-Cobre-Canyon-Formation und die jüngere Arroyo-del-Agua-Formation ausgeschieden – beide weltbekannt für ihre reiche Tetrapodenfauna (siehe unten).
Die Cutler-Formation ist insgesamt betrachtet ein sehr komplex aufgebauter Sedimentkörper, dessen Member sich meist mehrfach untereinander verzahnen. Weitere Komplikationen werden durch eine ausgedehnte Salztektonik verursacht, welche sich auf die unterlagernden Evaporite der Paradox-Formation zurückführen lässt.
Die untergliederte Cutler-Formation setzt mit einer von Nordwesten erfolgenden Transgression ein, welche die karbonathaltigen Sedimente des Elephant-Canyon-Members ablagerte. Anhand von Fusuliniden kann dem Elephant-Canyon-Member ein oberkarbonisches Alter (Gzhelium) zugewiesen werden. Gegen Südosten verzahnt es sich mit den siliziklastischen, fluviatilen Rotsedimenten und Lössablagerungen des Halgaito-Shale-Members. Überlagert werden diese beiden basalen Member sodann von dem Cedar-Mesa-Sandstone-Member, einem relativ feinkörnigen, weißen Sandstein, der markante Steilwände bildet. Das Cedar-Mesa-Sandstone-Member enthält zum Teil fossilisierte Sandbänke mitsamt Barriereinsel (Nordwestabschnitt), besteht aber im Wesentlichen aus den äolischen Ablagerungen eines küstennahen Ergs (Hauptwindrichtung Nordwest) und untergeordneten Sabchasedimenten (Südostabschnitt). Es verzahnt sich seinerseits gegen Ost und Südost mit den fluviatilen Rotsedimenten des Organ-Rock-Shale-Members, relativ feinkörnigen, erosionsanfälligen Arkosen aus den Uncompahgre Mountains. Da nur noch feinkörnige Sedimente aus den Uncompahgre Mountains geliefert wurden, lässt dies auf eine bereits weitgehende Einebnung des Grundgebirgblocks schließen. Das Cedar-Mesa-Sandstone-Member geht dann allmählich in das White-Rim-Sandstone-Member über, einem weißen, schräggeschichteten, sehr kompakten Sandstein äolischen Ursprungs (küstennahe Sanddünenfazies, Hauptwindrichtung ebenfalls Nordwest). Auch das White-Rim-Sandstone-Member verzahnt sich in östlicher Richtung mit dem rotgefärbten Organ-Rock-Shale-Member, wobei sehr beeindruckende Farbkontraste entstehen. Die Cutler-Formation schließt mit dem De-Chelly-Sandstone-Member, das nur unwesentlich jünger als das White-Rim-Sandstone-Member ist. Es handelt sich hier um orangerote, schräggeschichtete Sandsteine, die im Südwestteil des Ablagerungsraumes ebenfalls einen sehr großen Erg bildeten. Die Ausrichtung der Dünenfelder lässt auf nördliche bis nordöstliche Winde schließen, welche die Sandfraktion aus dem Gebiet der mittlerweile nahezu eingeebneten Uncopahgre Mountains in Richtung Flachmeer herausbliesen.
Bodenschätze
Neben Hämatit enthält die Cutler-Formation Uran, Vanadium, Kupfer, Barium und Seltene Erden. Das Uran findet sich als intraformationelle Anreicherungen in fluviatilen Sandsteinen, kann aber auch an Spaltenfüllungen laramischen Alters (zirka 60 Millionen Jahre) gebunden sein. Fundort des letzteren Typus ist Kane Creek in Utah.
Die in New Mexico gemachten Tetrapodenfunde ermöglichten es Lucas[4], drei Landwirbeltier-Biozonen (engl.LVF – «Land-vertebrate faunachron») zu unterscheiden, die zur globalen Korrelation terrestrischer Ablagerungen herangezogen werden können (von jung nach alt):
↑Lucas, S.G. 2005d. Permian tetrapod faunachrons. In: Lucas, S.G. & Zeigler, K.E. (eds) The Nonmarine Permian. New Mexico Museum of Natural History and Science Bulletin, 30, 192-196.
Quellen
Baars, D.L. (2000) The Colorado Plateau. University of New Mexico Press. ISBN 978-0-8263-2301-9
Baker, A.A. and Reeside, J.B., Jr., 1929, "Correlation of the Permian of southern Utah, northern Arizona, northwestern New Mexico, and southwestern Colorado", American Association of Petroleum Geologists Bulletin, v. 13, no. 11, p. 1413–1448
Baldridge, W.S. (2004) Geology of the American Southwest. Cambridge University Press. ISBN 0-521-01666-5
Cross, C.W. and Howe, Ernest, 1905, "Geography and general geology of the quadrangle, In: Description of the Silverton quadrangle [Colorado]", U.S. Geological Survey Geologic Atlas of the United States, Silverton folio, no. 120, 34 p.
Lucas, S.G. (2006) Global Permian tetrapod biostratigraphy and biochronology. In: Lucas, S.G., Cassinis, G., Schneider, J.W. Non-marine Permian biostratigraphy and biochronology. Geological Society of London. Special Publication N° 265.
Wengerd, S.A. and Matheny, M.L., 1958, "Pennsylvanian system of the Four Corners region", American Association of Petroleum Geologists Bulletin, v. 42, no. 9, p. 2048–2106
Wood, G.H. and Northrop, S.A., 1946, "Geology of Nacimiento Mountains, San Pedro Mountain, and adjacent plateaus in parts of Sandoval and Rio Arriba Counties, New Mexico", U.S. Geological Survey Oil and Gas Investigations Map, OM-57, 1 sheet, scale 1:95,040