Curit kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem und tritt meist in Form körniger bis massiger bzw. erdiger Mineral-Aggregate oder krustiger Überzüge auf. Selten entwickelt Curit auch durchsichtige Kristalle mit einem prismatischen bis nadeligen Habitus und diamantähnlichen Glanz auf den Oberflächen. Das Mineral ist typischerweise gelb- bis rotorange und hinterlässt auch auf der Strichtafel einen orangefarbenen Strich.
Da der Curit bereits lange vor der Gründung der International Mineralogical Association (IMA) bekannt und als eigenständige Mineralart anerkannt war, wurde dies von ihrer Commission on New Minerals, Nomenclature and Classification (CNMNC) übernommen und bezeichnet den Curit als sogenanntes „grandfathered“ (G) Mineral.[2] Die ebenfalls von der IMA/CNMNC anerkannte Kurzbezeichnung (auch Mineral-Symbol) von Curit lautet „Cui“.[1]
Im zuletzt 2018 überarbeiteten und aktualisierten Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. IV/H.07-050. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Abteilung „Uranyl([UO2]2+)-Hydroxide und -Hydrate“, wo Curit zusammen mit Fourmarierit, Gauthierit, Metavandendriesscheit, Richetit, Sayrit, Shinkolobweit, Spriggit und Vandendriesscheit die unbenannte Gruppe IV/H.07 bildet.[3]
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Curit in die Klasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort in die Abteilung der „Uran- und thoriumhaltige Oxide“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 05.09.03 innerhalb der Unterabteilung „Uran- und thoriumhaltige Oxide mit einer Kationenladung von 6+, die Pb oder Bi und etwas Kristallwasser oder Hydroxygruppen enthalten“ zu finden.
Die Kristallstruktur besteht dabei aus Schichten von kanten- und eckenverknüpften Uranyl-Polyedern, wobei das Uranyl-Kation sowohl pentagonal-bipyramidale als auch quadratisch-bipyramidale (oktaedrische) Koordination aufweist. Die Bleiatome verknüpfen diese Schichten durch Koordination der Uranyl-Sauerstoffatome.[12]
Eigenschaften
Das Mineral ist durch seinen Urangehalt von über 63 % als sehr stark radioaktiv eingestuft. Unter Berücksichtigung der Mengenanteile der radioaktiven Elemente in der idealisierten Summenformel sowie der Folgezerfälle der natürlichen Zerfallsreihen wird für das Mineral eine spezifische Aktivität von etwa 113,4 kBq/g[4] angegeben (zum Vergleich: natürliches Kalium 0,0316 kBq/g, natürliches Radon-222 5.691.000.000.000 kBq/g[13]). Der zitierte Wert kann je nach Mineralgehalt und Zusammensetzung der Stufen deutlich abweichen, auch sind selektive An- oder Abreicherungen der radioaktiven Zerfallsprodukte möglich und ändern die Aktivität.
Auf Grund der starken Radioaktivität des Minerals sollten Mineralproben von Curit nur in staub- und strahlungsdichten Behältern, vor allem aber niemals in Wohn-, Schlaf- und Arbeitsräumen aufbewahrt werden. Ebenso sollte wegen der hohen Toxizität und Radioaktivität von Uranylverbindungen eine Aufnahme in den Körper (Inkorporation, Ingestion) auf jeden Fall verhindert und zur Sicherheit direkter Körperkontakt vermieden sowie beim Umgang mit dem Mineral Mundschutz und Handschuhe getragen werden.
Alfred Schoep: La curite, nouveau minéral radioactif. In: Comptes Rendus Hebdomadaires des Séances de l’Académie des Sciences. Band173, 1921, S.1186–1187 (französisch, rruff.info [PDF; 92kB; abgerufen am 23. März 2023]).
E. T. Wherry, E. Poitevin: New species. In: American Mineralogist. Band7, 1922, S.128–129 (englisch, rruff.info [PDF; 136kB; abgerufen am 23. März 2023]).
John Leslie Jambor, Vladimir A. Kovalenker, Andrew C. Roberts: New mineral names. New Data. In: American Mineralogist. Band86, 2001, S.376–379 (englisch, rruff.info [PDF; 42kB; abgerufen am 23. März 2023]).
Curite search results. In: rruff.info. Database of Raman spectroscopy, X-ray diffraction and chemistry of minerals (RRUFF); abgerufen am 23. März 2023 (englisch).
↑ abcd
Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
↑ abcDavid Barthelmy: Curite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 23. März 2023 (englisch).
↑ abc
Peter C. Burns, Frances C. Hill: Implications of the synthesis and structure of the Sr analogue of curite. In: The Canadian Mineralogist. Band38, 2000, S.175–181 (englisch, rruff.info [PDF; 244kB; abgerufen am 23. März 2023]).
↑ abcd
Curite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 55kB; abgerufen am 23. März 2023]).
↑ abcdefCurite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 23. März 2023 (englisch).
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Alfred Schoep: La curite, nouveau minéral radioactif. In: Comptes Rendus Hebdomadaires des Séances de l’Académie des Sciences. Band173, 1921, S.1186–1187 (französisch, rruff.info [PDF; 92kB; abgerufen am 23. März 2023]).
↑ ab
Y. Li, P. C. Burns: Investigations of crystal-chemical variability in lead uranyl oxide hydrates. I. CURITE. In: The Canadian Mineralogist. Band38, 2000, S.727–735 (englisch, rruff.info [PDF; 363kB; abgerufen am 23. März 2023]).
↑Schutz vor Radon: Vorkommen, Risiko, Regelungen. (PDF 3,8 MB; S. 35) Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg, LUBW Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg, Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg im Regierungspräsidium Stuttgart, August 2019, abgerufen am 23. März 2023.
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Fundortliste für Curit beim Mineralienatlas (deutsch) und bei Mindat (englisch), abgerufen am 23. März 2023.