Bereits 1869 wurde das Mineral von B. Kosmann in der Zeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft (Berlin: 21: 799) beschrieben, allerdings unter dem Namen "Kalkwavellit"[7] im Kapitel „Der Apatit von Offheim und der Kalkwavellit von Ahlbach und Dehrn“[9]. Wissenschaftlich beschrieben unter seinem anerkannten Namen wurde das Mineral aber erst 1917 durch Gerald Francis Loughlin (1880–1946)[10] und Waldemar Theodore Schaller, die es nach dem amerikanischen Ingenieur Milan L. Crandall Jr. benannten.
Bereits in der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Crandallit zur Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort zur Abteilung der „Wasserfreien Phosphate, Arsenate und Vanadate mit fremden Anionen“, wo er als Namensgeber die „Crandallit-Reihe“ mit der System-Nr. VII/B.15 und den weiteren Mitgliedern Dussertit, den hier noch als ein Mineral geltenden Florencit, Gorceixit, Goyazit (Lusungit), Plumbogummit und Waylandit bildete.
Auch die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) bis 2009 aktualisierte[14]9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Crandallit in die Abteilung der „Phosphate usw. mit zusätzlichen Anionen; ohne H2O“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen und dem Stoffmengenverhältnis der zusätzlichen Anionen(OH usw.) zum Phosphat-, Arsenat- bzw. Vanadatkomplex (RO4), so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit mittelgroßen und großen Kationen; (OH usw.) : RO4 = 3 : 1“ zu finden ist, wo es zusammen mit Arsenocrandallit, Arsenogorceixit, Arsenogoyazit, Benauit, Dussertit, Gorceixit, Goyazit, Kintoreit, Philipsbornit, Plumbogummit, Segnitit und Springcreekit ebenfalls die „Crandallitgruppe“ mit der System-Nr. 8.BL.10 bildet.
Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Crandallit ebenfalls in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Wasserhaltige Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen“ ein. Auch hier ist er namensgebend in der „Crandalitgruppe“ mit der System-Nr. 42.07.03 innerhalb der Unterabteilung „Wasserhaltige Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen mit (AB)5(XO4)3Zq × x(H2O)“ zu finden.
Als relativ selten vorkommende Mineralbildung kann Crandallit an verschiedenen Orten zum Teil reichlich vorhanden sein, insgesamt ist er aber wenig verbreitet. Weltweit sind bisher rund 330 Fundstätten für Crandallit dokumentiert (Stand: 2022).[16] Außer an seiner Typlokalität in der Brooklyn Mine bei Silver City trat das Mineral in Utah noch am Utahlite Hill, in den östlichen Tintic Mountains, den Stansbury Mountains und bei Fairfield auf.
In Deutschland konnte Crandallit bisher unter anderem in der Grube Clara bei Oberwolfach und im Bergrevier Neubulach in Baden-Württemberg, an mehreren Stellen im Landkreis Amberg-Sulzbach und in einem Quarzitbruch bei Hemsbach (Mömbris) in Bayern, in den Gruben „Gutglück“ bei Braunfels, „Rotläufchen“ bei Waldgirmes und „Mark“ bei Essershausen im hessischen Bezirk Gießen, im Steinbruch Föckinghausen bei Bestwig, am Hardtkopf bei Linnepe und in der Grube David bei Warstein in Nordrhein-Westfalen, bei Emmerichswalde und in der Gemeinde Muldenhammer in Sachsen sowie in der ehemaligen Absetzerhalde des Uranerzreviers Ronneburg in Thüringen gefunden werden.
Weitere Fundorte liegen unter anderem in Angola, Argentinien, Australien, Belgien, Bolivien, Brasilien, Bulgarien, Burundi, Chile, China, Finnland, Frankreich, Gabun, Griechenland, Guatemala, Irland, Israel, Italien, Japan, Kanada, Kasachstan, Kirgisistan, Demokratische Republik Kongo, Kosovo, Mexiko, Namibia, den Niederlanden, in Nigeria, Peru, Polen, Portugal, Ruanda, Rumänien, Russland, Schweden, Senegal, Serbien, Slowakei, Spanien, Sri Lanka, Sudan, Südafrika, Tadschikistan, Togo, Tschechien, Uganda, Ungarn, Usbekistan, im Vereinigten Königreich (England, Wales) und weiteren Staaten in den USA.[17]
G. F. Loughlin, W. T. Schaller: Crandallite, a new mineral. In: American Journal of Science. Band43, 1917, S.69–74 (englisch, rruff.info [PDF; 307kB]).
S. G. Gordon: New minerals. In: American Mineralogist. Band2, 1917, S.41–42 (englisch, rruff.info [PDF; 140kB]).
Alice M. Blount: The crystal structure of crandallite. In: American Mineralogist. Band59, 1974, S.41–47 (englisch, rruff.info [PDF; 708kB]).
Crandallite search results. In: rruff.info. Database of Raman spectroscopy, X-ray diffraction and chemistry of minerals (RRUFF); abgerufen am 1. Mai 2022 (englisch).
↑ abcde
P. Bayliss, Uwe Kolitsch, Ernest H. Nickel, A. Pring: Alunite supergroup: recommended nomenclature. In: Mineralogical Magazine. Band74, 2010, S.919–927 (englisch, rruff.info [PDF; 216kB; abgerufen am 1. Mai 2022]).
↑ abcdHugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S.462 (englisch).
↑ abcd
Crandallite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 66kB; abgerufen am 1. Mai 2022]).
↑ abcdefgCrandallite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 29. April 2022 (englisch).
↑ abcdStefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. 4. Auflage. Christian Weise Verlag, München 2002, ISBN 3-921656-17-6.
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Fr. Wenckenbach: Uebersicht über die in Nassau aufgefundenen einfachen Mineralien. In: C. L. Kirschbaum (Hrsg.): Jahrbücher des Nassauischen Vereins für Naturkunde. Jahrgang 31 und 32. Julius Niedner, Verlagshandlung, Wiesbaden 1878, S.150 u. 151 (online verfügbar bei archive.org – Internet Archive [abgerufen am 29. April 2022] zitiertes Werk von B. Kosmann: Der Apatit von Offheim und der Kalkwavellit von Ahlbach und Dehrn (1867/68, S. 417–428)).
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Wilbur S. Burbank: Memorial of Gerald Francis Loughlin. In: American Mineralogist. Band32, Nr.3–4, 1947, S.173–180 (englisch, minsocam.org [PDF; 557kB; abgerufen am 1. Mai 2022]).
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Typlokalität Brooklyn Mine beim Mineralienatlas (deutsch) und bei Mindat (englisch), abgerufen am 1. Mai 2022.