Conches liegt im Pays d’Ouche, 17 Kilometer südwestlich von Évreux über dem Tal des Rouloir zwischen den Wäldern Forêt de Conches und Forêt d’Évreux. Die Départementsstraßen D140, D840 und D830 führen durch das Gemeindegebiet.
Geschichte
Bei Ausgrabungen auf dem Gemeindegebiet wurden Siedlungsspuren aus keltischer Zeit gefunden. Die heutige Ortschaft entstand auf einem Rodungsgebiet des Forêt de Conches und hieß Châtillon. Sie lag in gallo-römischer Zeit (52 v. Chr. bis 486 n. Chr.) an der Römerstraße[1] von Brionne(Breviodurum) nach Dreux(Durocasses).[2] An der Straße befand sich ein Kastell, das Castellis genannt wurde. An seiner Stelle wurde später das Kloster gebaut. In Châtillon stand eine Kirche, die dem heiligen Ouen von Rouen (Saint-Ouen) geweiht war.
1527 wurde Conches zu einer Comté erhoben, 1530 geriet es in den Besitz von Marie de Luxembourg (1462–1546). Nachdem in Rouen 1557 und in Évreux 1559 eine offizielle reformierte Kirche eingerichtet worden war, folgte Conches-en-Ouche diesem Beispiel. Die protestantische Kirche in Conches bestand nicht bis ins 17. Jahrhundert.[3][4] 1569 fiel Conches es an François-Hercule de Valois-Angoulême, duc d’Alençon (1555–1584). 1587 wurden die Burg und das Kloster im Zuge der Hugenottenkriegen erneut in Brand gesteckt. Im 18. Jahrhundert gehörte die Ortschaft der Familie Bouillon.
1789 wurde der Ortsname im Zuge der Französischen Revolution (1789–1799) zu La Montagne-de-Conches geändert.[5] Die Orte Notre-Dame-du-Val-Conches und Le Vieux-Conches schlossen sich 1789 zu einer Ortschaft zusammen, die 1791 mit La Montagne-de-Conches vereinigt wurde.[1] 1793 erhielt Conches-en-Ouche als Conches den Status einer Gemeinde und 1801 das Recht auf kommunale Selbstverwaltung.
Am 24. Oktober 1933 entgleiste bei Conches-en-Ouche ein Schnellzug, der von Cherbourg nach Paris unterwegs war. 36 Menschen starben, 68 wurden darüber hinaus verletzt.
Während der deutschen Besetzung Frankreichs im Zweiten Weltkrieg (1939–1945) entstand zweieinhalb Kilometer südöstlich des Ortes an der Straße nach Nogent-le-Sec zwischen 1941 und 1943 ein Fliegerhorst mit zwei befestigten Start- und Landebahnen für die deutscheLuftwaffe. Nach seiner Fertigstellung wurde er von November 1943 bis Januar 1944 von zwei Staffeln der I. Gruppe des Jagdgeschwaders 2 (I./JG2) genutzt, die mit Fw 190A ausgerüstet war. Später im Jahr, zwischen Ende Juni 1944 und Anfang Juli 1944, lag hier für kurze Zeit dann noch die III. Gruppe des Schlachtgeschwaders 4 (III./SG4) mit ihren Fw 190F/G.
Der Flugplatz wurde nach dem Krieg geschlossen. Die Freiflächen wurden wieder landwirtschaftlich genutzt und Jahrzehnte später ließen sich auf den noch existierenden 80 m breiten Betonpisten einige Gewerbebetriebe nieder. Einige der Gebäude des Flugplatzes sind noch zu sehen. Auf Luftbildern sind sogar die Rollbahnen zu erkennen.[6] Conches-en-Ouche wurde im Sommer 1944 während der Operation Overlord durch die Alliierte Luftwaffe mehrfach bombardiert. Am 23. August 1944 wurde die Stadt um neun Uhr morgens mit Hilfe von Francs-tireurs et partisans befreit.[7]
Anzahl Einwohner
Jahr
1793
1821
1851
1896
1931
1962
1990
2006
2016
Einwohner
2.118
1.725
2.075
2.187
2.432
3.028
4.009
4.982
5.033
Am wenigsten Einwohner hatte Conches 1821 (1725), seitdem wächst die Gemeinde. Das Wachstum verstärkte sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. 2006 hatte die Ortschaft mehr als doppelt so viele Einwohner wie 1793.[8]
Das Glasmuseum (Musée du Verre, de la Pierre et du Livre) zeigt gläserne Objekte von einheimischen und ausländischen Künstlern, Steine und Fossilien, sowie Manuskripte aus dem Mittelalter und der Renaissance.[9]
Grünflächen
Conches-en-Ouche ist mit einer Blume im Conseil national des villes et villages fleuris (Nationalrat der beblümten Städte und Dörfer) vertreten.[10] Die „Blumen“ werden im Zuge eines regionalen Wettbewerbs verliehen, wobei maximal drei Blumen erreicht werden können.
Der Park der Kleinstadt ist ganzjährig geöffnet. Seine Bäume sind in langen Reihen gepflanzt. Am Eingang steht ein Denkmal des Malers Maurice Quentin de La Tour (1704–1788).[11]
Bauwerke
Die gotische Kirche Sainte-Foy stammt aus dem 13. Jahrhundert, wurde jedoch im 16. Jahrhundert komplett im gotischen Stil umgebaut. Sie wurde 1840 als Monument historique klassifiziert.
Le Saint-Jacques ist der Name einer Gruppe von Fachwerkhäusern in der Innenstadt, die aus dem 15. Jahrhundert stammen und an denen noch Elemente aus dem 11. und 12. Jahrhundert erhalten sind.
Die ehemalige Abtei wurde 1034 gegründet. Sie wurde im Hundertjährigen Krieg (1337–1453) verwüstet. Im 17. Jahrhundert übernahmen die Mauriner die Abtei. 1790 wurden die Mauriner von der Konstituante im Zuge der Französischen Revolution aufgelöst und viele Gebäude der Abtei zerstört. Erhalten geblieben sind ein altes Wohngebäude, das Kelterhaus, die Vorratskeller und ein Teil der umgebenden Mauer. Beim Umbau der Abtei in ein Krankenhaus wurden Teile der Umgebungsmauer zerstört. Die Abtei wurde 2002 in das Zusatzverzeichnis der Monuments historiques eingetragen.
Der Donjon wurde 1035 von Roger I. de Tosny gebaut und 1591 in den Hugenottenkriegen zerstört. Er wurde 1886 als Monument historique klassifiziert.[12]
Robert von Courtenay (1168–1239) war ein Großmundschenk von Frankreich (Grand-Bouteiller de France) sowie Herr u. a. von Conches-en-Ouche und Mehun-sur-Yèvre.
Pierre de Courtenay (* um 1218; † 1249 oder 1250) war ein französischer Ritter sowie Herr von Conches-en-Ouche und Mehun-sur-Yèvre
Philippe d’Artois (1269–1298) war Herr von Conches-en-Ouche, Mehun-sur-Yèvre, Nonancourt und Domfront.
Louis Marie Turreau (* 1756 in Évreux; † 1816 in Conches), war ein französischer General. Er begann seine Karriere in der Garde Nationale von Conches, kaufte während der Revolution das Kloster von Conches und verstarb auch dort. Nach der Revolution wurde er in den Adelstand erhoben, zum Baron ernannt und war als Botschafter tätig.[1]
François Décorchemont (1880–1971), war ein Glaskünstler, der in Conches geboren und auch dort verstorben ist.
↑Laurence Riviale: Le vitrail en Normandie entre Renaissance et Réforme (1517–1596). In: Corpus Vitrearum. Band7. Presses Universitaires de Rennes, Rennes 2007, ISBN 978-2-7535-0525-4, S.28f. (französisch).
↑Bernard Bodinier (Hrsg.): L’Eure de la Préhistoire à nos jours. Jean-Michel Bordessoules, Saint-Jean-d’Angély 2001, ISBN 2-913471-28-5, S.248 (französisch).
↑Roger de Figuères: Les noms révolutionnaires des communes de France. listes par départments et liste générale alphabétique. Au siège de la Société, Paris 1901, LCCN31-005093, S.21 (französisch, online).
↑Jean-Noël Le Borgne, Véronique Le Borgne, Pascale Eudier, Annie Etienne: Archéologie Aérienne dans l’Eure. Hrsg.: Association Archéo 27. Page de Garde, Caudebec-les-Elbeuf 2002, ISBN 2-84340-230-1, S.78.
↑A.-V. de Walle: Évreux et l’Eure pendant la guerre. Charles Herissey, Évreux 2000, ISBN 2-914417-05-5, S.175+178 (französisch, Erstausgabe: 1946).
↑Musée du Verre, de la Pierre et du Livre. In: Musées en Haute-Normandie. Association Générale des Conservateurs de Collections Publiques de France, archiviert vom Original am 23. Dezember 2008; abgerufen am 9. Februar 2024 (französisch).