Das Colegio de la Santa Cruz de Tlatelolco war im 16. und 17. Jahrhundert die fĂŒhrende höhere Bildungseinrichtung fĂŒr den aztekischen Adelsnachwuchs. An dem vom Franziskanerorden geleiteten Kolleg lehrte seit dem Jahr 1536 u. a. der Mönch Bernardino de SahagĂșn.
Der Gesamtkomplex ist heute Teil des âPlatzes der drei Kulturenâ (Plaza de las Tres Culturas), der sowohl von Mexikanern als auch von auslĂ€ndischen Touristen gerne besucht wird. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts befand sich auf der Nordseite der Kirche ein Bahnhof, der beim Bau der etwas weiter westlich verlaufenden U-Bahn-Strecke in den 1960er Jahren unter die Erde verlegt wurde.
Die heutige Kirche stammt aus den 1570er Jahren und wurde gĂ€nzlich aus wiederverwendeten, aber unverputzten Tezontle-Bruchsteinen errichtet; lediglich die beiden Renaissance-Portale sind aus Sandstein. Der monumentale Bau wirkt beinahe festungsartig; zu diesem Eindruck tragen sowohl die hochgelegenen Fenster als auch die beiden im unteren Bereich geböschten WesttĂŒrme und zinnenartige Zierelemente an der Dachtraufe bei. Das Innere der Kirche ist einschiffig mit Querhaus; WĂ€nde und Gewölbe â mit Ausnahme der Gurtbögen, der Pilaster und der Apsis â sind verputzt und in einem hellblauen Farbton gestrichen. In den Pendentif-Zwickeln der unbelichteten Kuppel ĂŒber der Vierung finden sich Malereien mit den Darstellungen der vier Evangelisten.
Kloster
Die SĂŒdseite der Kirche wird gĂ€nzlich vom ehemaligen Kloster- und Ausbildungsbereich des Kollegs eingenommen. Die an der AuĂenseite gelbgestrichenen GebĂ€ude stammen gröĂtenteils noch aus dem spĂ€ten 16. und beginnenden 17. Jahrhundert. Besonders hervorzuheben ist die aus unverputzten Tezontle- und Sandsteinen gestaltete Eingangsfassade auf der Ostseite mit ihrer fĂŒnfbogigen AuĂenempore. Im Innern befindet sich ein groĂer doppelgeschossiger Kreuzgang mit angrenzenden GebĂ€uden; im oberen Teil des Kreuzgangs befanden sich die Wohn- und SchlafrĂ€ume der Studenten. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der gesamte Komplex profaniert und zeitweise als MilitĂ€rgefĂ€ngnis genutzt. Erst im Jahr 1944 wurde die Kirche wieder fĂŒr den Gottesdienst geöffnet und unter die Leitung von Franziskanern gestellt.